In fünf Wochen einmal quer durch Kanada

Reisebericht Kanada Juni/ Juli 2022

Nach drei Jahren Kanada- Abstinenz und vier Jahre nach dem letzten Wohnmobilurlaub geht es dieses Jahr endlich wieder ins Land von Elch und Ahornsirup. Und dieses Mal erfüllen wir uns einen langersehnten Traum: Wir durchqueren Kanada von Ost nach West, von Toronto nach Vancouver, vom Atlantik zum Pazifik. Dieses Jahr sind wir nur zu zweit unterwegs. Das Kind ist mittlerweile so groß geworden, die Schule ist beendet und an der Uni warten Klausuren, da ist keine Zeit für einen langen Sommerurlaub mit den Eltern. Sehr zum Leidwesen vom Kind und auch für mich ist es tatsächlich ein komisches Gefühl. Jetzt ist aber alles gebucht und es gibt kein Zurück mehr. Bereits im Winter hatten wir die Flüge mit Condor gebucht, ebenso die Hotels in Toronto und Vancouver sowie das Wohnmobil über die camperboerse. Anfang des Jahres folgten dann Stück für Stück die 18 Campingplätze quer durch Kanada verteilt. Uns war von Anfang an klar, dass wir auch dieses Mal wieder Abstriche machen müssen und nicht alles mitnehmen und sehen können und so entschieden wir uns für die Natur und gegen die großen Städte. Bei den Campingplätzen entschieden wir uns fast ausschließlich für die in den National- und Provincialparks, denn die Plätze sind dort in der Regel deutlich schöner als die privat geführten Campingplätze. Und dann hieß es irgendwann nur noch warten. Auf Ende Juni und auf 35 Tage Abenteuer in Kanada.

Samstag, 25.06.2022     Anreise nach Toronto

Nach einem gemeinsamen Frühstück zu Hause gehen wir alle zur Tür raus. Das Kind zum Training und Mike und ich machen uns auf den Weg zum Frankfurter Flughafen. Neben uns beiden sitzt auch meine Flugangst mit im Auto, die sich dieses Jahr sehr aufdrängt und bisher nicht abschütteln lässt.

Die Fahrzeit nach Frankfurt ist mit zwei Stunden angegeben. Das kommt gut hin, es gibt keine Staus oder größeren Baustellen und wir kommen gut durch. Pünktlich zur vereinbarten Zeit geben wir unser Auto beim Shuttle-Service am Parkhaus ab.

Im Vorfeld und insbesondere in den letzten Tagen hatte es an den Flughäfen wegen Personalmangels extreme Warteschlangen bei der Passagierabfertigung gegeben, so dass viele Menschen ihre Flüge nicht mehr bekommen hatten oder die Flüge direkt gestrichen wurden. Unser Shuttle-Fahrer ist super nett und kommt direkt auf den Punkt: „Da drinnen erwartet euch das totale Chaos“. Oje, mal sehen, was da auf uns zukommt. Die Menschenmassen in Terminal 1 sind definitiv da, stehen aber zum Glück alle bei Thai- Airways oder der Lufthansa an. Die Schlange bei Condor ist nicht länger als sonst auch. Wir haben heute Glück und können uns beim Business-Class Check-In anstellen. Ursprünglich hatten wir zwei Plätze in der Premium-Economy gebucht, im April hatte uns Condor jedoch fast stillschweigend in die Economy Class umgebucht- zwei Reihen hinter die Toilette. Weil sie einen anderen Flugzeugtyp schicken würden. Zum Glück hatten wir irgendwann nochmal in die Buchung geguckt und da war uns die Umbuchung aufgefallen. Zwei Reihen hinter der Toilette? Echt jetzt? Da stehen die Leute nach spätestens vier Stunden im Gang und man hat immer irgendeinen Hintern im Gesicht und Hände an der Rückenlehne. Außerdem mag ich es, auf Flügen ein bisschen vom Personal betüttelt zu werden. Beruhigt mich und lässt mich die langen Flüge viel besser aushalten. Wir überlegen nun hin und her, beißen dann die Zähne zusammen und buchen uns in die Buisness Class hoch. Jetzt sind vor uns nur drei Personen am Schalter und ruck zuck sind wir unser Gepäck los. Wir haben noch gut zwei Stunden Zeit und gehen Richtung Lufthansa Lounge. Das ist schon nett hier. Ruhig, Essen und Trinken gibt’s umsonst. Duschen? Auch kein Problem. Wir suchen uns zwei bequeme Sessel und bei Tee, Kuchen und einem Teller Schupfnudeln vergeht die Zeit super schnell.

Leider beruhigt das Essen nicht meine Flugangst, die sich unangenehm bemerkbar macht. Warum tu ich mir das eigentlich regelmäßig an? Bin ich ja selbst schuld.

Um 14:10 Uhr wird zum Boarding aufgerufen. Am Schalter angekommen tut sich nichts. Die Maschine steht da, die Passagiere auch. Eine halbe Stunde vergeht, es tut sich immer noch nichts. Irgendwann kommt die Durchsage: „Liebe Passagiere des Condor-Fluges nach Toronto, aufgrund fehlenden Reinigungspersonals kann die Maschine nicht rechtzeitig sauber gemacht werden. Wir müssen also warten.“ Das Warten dauert weitere 30 Minuten, danach beginnt das Boarding. Und siehe da- es gibt ja doch eine Premium-Economy-Class, weil wieder der ursprüngliche Flugzeugtyp geschickt wurde. Liebes Condor-Team, wir müssen reden.

Das Personal empfängt uns sehr nett und freundlich und füllt das Flugzeug zügig.

Mit anderthalb Stunden Verspätung heben wir um 16:25 Uhr in Frankfurt ab. Der Kapitän erklärt uns schnell, dass er Gas geben wird, um die Verspätung halbwegs wieder auszugleichen. 7:45 Stunden Flugzeit hat er angesetzt- und wird sie nachher auch einhalten.

Mike und ich machen es uns in unseren Sitzen bequem und über dem Ärmelkanal bekommen wir ein paar Nüsschen serviert. Passend zu den ersten Getränken wackelt es leicht und wir nehmen unsere Gläser mal lieber in die Hand, bevor alles überschwappt. Südlich von Island kommt das warme Essen auf den Tisch. Es gibt gemischte Vorspeisen, die fast alle sehr lecker sind. Das Pastrami-Törtchen mit Chimichurri ist nicht so meins, das geht leider wieder zurück. Als Hauptgang entscheiden wir uns beide für das Hähnchen in Zitronen-Butter und Risotto und als Nachspeise gibt es Kokos-Törtchen mit Mango. Sehr lecker alles. Dazu gibt es noch Brot, Käse und Trauben. Der Getränkewagen kommt so oft vorbei, soviel kann ich gar nicht trinken.

Nach dem Essen macht Mike sich den ersten von zwei Filmen an und ich spiele Spielchen auf dem Handy. Für mich reicht die Konzentration nie für einen Film, ich versuche mich immer anderweitig abzulenken.

Nach fünf Stunden Flugzeit verstelle ich meinen Sitz zu einem Bett und versuche, etwas zu schlafen. Klappt leider nicht so ganz. Irgendwie ist das Bett unbequem und schräg hinter mir nervt ein Mann. Ständig gibt der irgendwelche Töne von sich, gähnt so laut, dass es jeder andere mitkriegen muss und kann keine halbe Stunde sitzen bleiben.  Andauernd läuft der an meinem Sitz vorbei und nimmt dabei aufgrund seiner Körperfülle mehr Platz ein, als er im schmalen Gang zur Verfügung hätte. Schlafen ist nicht, also gibt’s wieder Handy-Spielchen.

Neben mir ist Mike eingedöst und schläft vor sich hin. Den angebotenen Muffin und die Cracker bekommt er aber mit. Ich passe, bin noch zu satt.

Wir haben mittlerweile den kanadischen Luftraum erreicht und noch zwei Stunden Flugzeit vor uns, als über Labrador und Neufundland wieder ordentliche Turbulenzen losgehen. Es wackelt und reißt am Flugzeug. Wir werden ordentlich durchgeschüttelt. Ich habe noch keinen Flug nach Kanada ohne Turbulenzen an dieser Stelle erlebt. Meine Flugangst und ich sitzen wieder aufrecht im Sitz und warten auf ein Ende des Gewackels. Das dauert leider eine ganze Stunde. Der Service für die letzte Mahlzeit war schon angekündigt, jetzt wird er aber wegen der Ruckelei erstmal ausgesetzt. Als es dann weitergeht ist mir gar nicht mehr nach Currywurst mit Brot und Salat. Mike darf wegen seiner Lebensmittelallergie sowieso nicht an die Currywurst, also setzten wir beide diese Mahlzeit aus. Wir haben heute schon so viel gegessen, das reicht erstmal.

Die letzte Stunde bleibt es dann wieder ruhig und wir setzen um 19 Uhr sanft in Toronto auf. Die Stewardessen bitten wie üblich darum, dass die Passagiere bis zum Stillstand des Flugzeuges angeschnallt auf ihren Sitzen sitzen bleiben und wie üblich reißen beim ersten Bodenkontakt die ersten Passagiere ihr Gepäck aus den oberen Fächern. Die werden nochmal mit böserer Stimme ermahnt. Wahrscheinlich dachte die Stewardess, dass das Mikrofon aus wäre, als laut das Wort „Kindergarten“ durchs Flugzeug hallt. Mike und ich müssen grinsen.

Die Abfertigung in Toronto läuft viel schneller als erwartet. Die Covid-Tests sind ja ausgesetzt und so müssen wir unsere Pässe und die Impfausweise nur kurz einer Dame an der Immigration vorzeigen. Als sie sieht, dass wir Deutsche sind sagt sie „Wie geht’s?“, guckt schnell über unsere Dokumente und winkt uns durch. Das soll jetzt alles gewesen sein? Uns wurde was von bis zu drei Stunden Wartezeit bei der Einreise erzählt. Aufs Gepäck warten wir ein bisschen länger aber irgendwann haben wir unsere Koffer in der Hand. Jetzt ab ins Hotel. Wir haben für die ersten beiden Nächte das element airport Hotel gebucht.  Das Hotel- Shuttle kommt schnell und so checken wir um 20:30 Uhr im Element-Hotel ein. Schnell noch duschen und ab in Bett. Der Tag war lang und mein Körper sagt was von halb vier Uhr morgens.

Sonntag, 26.06.2022     Toronto

Das Bett ist bequem, es ist ruhig und dunkel und doch ist um 3:30 Uhr die Nacht für mich das erste Mal zu Ende. Die Zeitverschiebung macht die Nacht zum Tag. Ich schlafe zum Glück nochmal kurz ein aber um 4:30 Uhr ist wirklich Ende und Mike neben mir ist auch schon wach. Leider wache ich dieses Mal mit Kopfschmerzen auf und schwitze, sobald ich mich drei Schritte bewege. Nicht so gut. Wir vertrödeln die Zeit bis zum Frühstück und sind um 7:00 Uhr die Einzigen, die sich über Pancakes mit Bananen, Blaubeeren, gerösteten Nüssen und Nutella freuen. Dazu gibt es noch etwas Rührei sowie Kaffee und Orangensaft. Die Portion ist lecker, riesig und macht mehr als satt.

Um meinen Kopf ein bisschen zu besänftigen lege ich mich nach dem Frühstück nochmal ins Bett und schlafe tatsächlich bis 9:30 Uhr wieder ein. Jetzt geht’s wieder besser.

Wir wollen heute nach Downtown Toronto und da wir so nah am Flughafen sind, nehmen wir den UP- Express, eine Bahn, die direkt von Terminal 1 mit nur zwei Zwischenstopps nach Downtown fährt. 25 Minuten braucht sie dafür und so sind wir gegen 11:30 Uhr direkt im Herzen Torontos.

Es ist ganz schön heiß und schwül heute und ab dem späten Mittag sind Gewitter angesagt. Zuerst muss ich zu Michaels, einem Laden für Bastelbedarf, Künstlerzubehör und jeglicher Art von Papier. Hier besorge ich mir einen neuen Planer fürs kommende Jahr, das in diesem Planer immer von Juli bis Juli geht.

Ich mag diese eine Sorte Planer sehr und in Deutschland sind sie zum einen schwer zu bekommen und zum anderen extrem teuer, also bringe ich mir immer gerne einen aus Kanada mit. Mit meiner neuen Errungenschaft in der Tasche bummeln wir etwas ziellos durch die Straßen.

Heute ist Pride- Parade in Toronto und so treffen wir auf viele Menschen in bunter Kleidung und mit Regenbogenflaggen. Manche etwas unauffälliger mit Regenbögen nur an den Socken, andere wiederum komplett in Regenbogenfarben gehüllt. Gegen Mittag sind die Terrassen der Restaurants gut mit brunchenden Menschen gefüllt und auch wir könnten etwas Kühles zu Trinken brauchen. Die Hitze hängt in den Straßenschluchten regelrecht fest. Wir gehen Richtung Wasser und bummeln über einen kleinen Bauernmarkt an der Brauerei. Hier werden an mehreren Ständen allerlei hausgemachte Dinge verkauft. Es gibt handgemachte Seifen, Selbstgenähtes und -gestricktes, frisch gebackenes Brot, Honig sowie ein bisschen Gemüse aus dem eigenen Garten. Ist immer ganz schön, über diese kleinen Märkte zu schlendern. Nur zu Trinken finden wir hier nichts, deshalb zieht es uns als Nächstes zu einer Art Biergarten. Hier gibt es leckere hausgemachte Limonaden, genau das Richtige bei der Wärme. Mike und ich setzen uns mit unseren Getränken auf ein bequemes Sofa und versacken hier für die nächste Stunde.

Bei mir fangen im Laufe des Tages Husten und Schnupfen an und ich fühle mich etwas schlapp. Eigentlich wollten wir noch essen gehen aber wir sind noch so unglaublich satt vom Frühstück und zum Essen ist uns eigentlich auch zu warm also beschließen wir, ein paar Teile fürs Abendessen einzukaufen und mit ins Hotel zu nehmen. Wir finden einen Sobey´s und nehmen etwas Salat, geschnittenes Obst und Getränke mit. Damit geht’s zurück zur Bahnstation und mit der Bahn wieder Richtung Flughafen. Leider wird der Husten immer penetranter und ich niese immer wieder. So langsam ahne ich Böses.

Während ich anfange den Reisebericht zu schreiben, geht Mike noch eine Stunde ins hoteleigene Fitnessstudio. Nach der Dusche gibt’s Salat und das Obst nehmen wir uns mit auf die Hotelterrasse. Es ist immer noch warm aber nicht mehr so drückend heiß und jetzt sehr angenehm draußen. Wir genießen noch ein bisschen die warme Luft, dann macht sich auch schon wieder die Müdigkeit breit. Um 20:30 Uhr liegen wir im Bett und machen uns einen Film an. Den kriege ich schon nicht mehr komplett mit, denn ich schlafe schon vor dem Ende ein. Mike geht es genauso und so brechen wir den Film ab und schlafen lieber.

Montag, 27.06.2022      Übernahme Wohnmobil

Heute früh schaffen wir schon eine Stunde mehr und sind erst um 5:15 Uhr wach. Draußen wird es langsam hell und von unserem Bett aus können wir die landenden Maschinen beobachten. Leider sind bei mir weder Husten noch Schnupfen besser geworden und über Nacht ist noch ein Druckgefühl im Brustkorb hinzugekommen. Ich verbarrikadiere mich lieber im Zimmer und gehe nicht mit zum Frühstück. Da es heute keine Pancakes („nur sonntags“) sondern herzhafte Frühstücks-Burritos gibt, bringt mir Mike lieber Joghurt mit Obst und Müsli mit aufs Zimmer. Beides ist richtig lecker.

Um 8 Uhr ruft Mike bei der Vermietstation von Cruise Canada an um zu erfahren, wann wir unser Wohnmobil dort übernehmen können. Direkt um 12 Uhr- das passt ja perfekt, denn bis 12 Uhr müssten wir auch aus dem Hotel raus. Wir haben also noch Zeit und bleiben einfach liegen, packen dann unsere Siebensachen zusammen, checken aus und innerhalb von 5 Minuten kommt auch schon unser Taxi, das uns nach Bolton zu Cruise Canada bringt. Die Übernahme des Campers macht Mike lieber allein, ich warte draußen, denn Husten und Schnupfen braucht drinnen momentan niemand. Die Formalitäten sind schnell erledigt und wir bekommen ein ganz neues Fahrzeug mit nur 3000 Kilometern auf dem Kilometerzähler. Schnell innen und außen drüber gucken, sicherheitshalber ein paar Fotos machen und dann können wir los.

Ach ne, noch nicht ganz. Propan fehlt noch. Der nette Herr, der auch die Übergabe gemacht hat, fährt mit einem Fahrzeug vor uns her und wir folgen ihm zu einer Gas-Tankstelle. Hier stinkt es echt übel aber der Wagen ist schnell voll und wir sind wieder weg. Jetzt kanns losgehen.

Die erste Etappe ist nur kurz, denn ich habe Mike eine Einkaufsliste für den ersten Einkauf geschrieben. Der ist immer etwas größer und so läuft Mike durch Canadian Tire, Walmart und Dollarama, dann haben wir alles von Axt bis Zucker.

Während Mike einkauft, krame ich einen unserer mitgenommenen Covid-19-Schnelltests heraus und teste mich. Ich habe ja schon viele Tests beaufsichtigt aber so schnell habe ich noch nie die beiden Linien entstehen sehen. Es dauert keine Minute und es ist klar: Ich habe Corona. Das Ergebnis wundert mich nicht aber echt jetzt? Seit gut zwei Jahren haben wir nichts abgekriegt und jetzt am ersten Urlaubstag werde ich krank? Das darf echt nicht wahr sein. Ich bin am Samstag noch völlig ohne Symptome eingereist und jetzt zeigt sich hier ein fast schwarzer fetter zweiter Strich. Nach der ersten schlechten Laune geht’s ab auf den Highway Richtung Algonquin Provincial Park. Die 275 Kilometer sind mit 3 Stunden Fahrzeit angegeben. Unterwegs fallen mir natürlich noch Sachen ein, die ich auf der ersten Einkaufsliste vergessen habe und so schicke ich Mike in Huntsville nochmal zu Walmart rein. Daneben ist direkt eine Tankstelle. Dass so ein Wohnmobil einen großen Tank hat wussten wir, dass der hier aber so groß ist… bei 200 Dollar und 100 Liter ist Schluss und der Tank war noch 1/3 voll.

Jetzt aber wirklich ab zum Campingplatz, denn die Zeit rast heute nur so. Es ist schon 19 Uhr und wir haben noch 76 Kilometer vor uns. Um kurz vor 8 kommen wir am Lake-of-Two-Rivers-Campground an. Wir haben für die nächsten drei Nächte einen Stellplatz ohne alles, dafür wunderschön und ruhig im Wald gelegen.

Mittlerweile hat es angefangen zu regnen, daher machen wir uns schnell eine Nudelsuppe, beziehen die Betten und gucken beim Abendessen noch den Film zu Ende, den wir im Hotel angefangen hatten. Um 22 Uhr ist Schluss für heute. Mike hatte mir aus der Apotheke noch irgendein kanadisches Erkältungsmittel gegen scheinbar alles mitgebracht, das hau ich mir jetzt rein und hoffe auf Besserung.

Dienstag, 28.06.2022    Algonquin Provincial Park

Die Nacht war kalt, eiskalt. Draußen waren 8 Grad angesagt und im Wohnmobil ist es glaube ich auch nicht wärmer. Ich friere trotz Bett- und Wolldecke, aber da wir eben keinen Strom haben läuft auch die Heizung nicht. Ich ziehe mir erstmal die Decken bis an die Nasenspitze und versuche mich etwas aufzuwärmen. Auf meinem Handy entdecke ich eine Menge Whats-App-Nachrichten, denn viele liebe Menschen haben an meinen Geburtstag gedacht und die sind in Deutschland eben schon einige Stunden früher in den Tag gestartet. Ich lese meine Glückwunschnachrichten, antworte und bleibe so noch eine ganze Weile im Bett. Irgendwann ziehe ich mich an und mache mich fertig. Da wir wie gesagt ohne Strom sind funktioniert mein Fön im Wohnmobil nicht. Die Haare sind nass und es ist so kalt- ich muss die unbedingt trocken kriegen. Ich ziehe mir eine Maske auf, gehe rüber zum Waschhaus und gucke, ob ich allein bin. Glück gehabt, niemand da und so kann ich mir schnell die Haare fast trockenfönen, bis die Tür aufgeht und eine Frau reinkommt. Ich verschwinde dann lieber wieder zurück ins Wohnmobil.

Wir frühstücken und überlegen, was Mike denn heute so anstellen kann, denn ich werde wohl nur hier sitzen. Bis auf etwas Husten und eine laufende Nase fühle ich mich ganz in Ordnung. Wir entscheiden, zwei am Highway gelegene Wanderwege anzusteuern. Mike ist noch fit und hat nichts, warum soll er den ganzen Tag mit mir im Wagen rumhängen? Ich warte während der Wanderungen jeweils im Wohnmobil, setze mich vorne in die Sonne und döse vor mich hin, denn müde bin ich tatsächlich ordentlich.

Am frühen Nachmittag hat Mike genug von der Wanderei und wir fahren zur Day-Use-Area am Lake of Two Rivers, wo wir Geburtstagskuchen essen wollen. Eigentlich wollten wir das Wohnmobil auf dem Parkplatz mit schöner Sicht auf den See parken und drinnen essen aber außer uns ist weit und breit niemand zu sehen also wagen wir uns auf eine der Bänke in der Nähe des kleinen Sandstrandes. Kaffee, Orangensaft und Kuchen nehmen wir mit. Ich hatte mir zum Geburtstag einen typisch nordamerikanischen Red-Velvet-Cake gewünscht und den hatte Mike gestern von Walmart mitgenommen. Lecker ist er und ordentlich süß. Nach einem Stück hat man einen richtigen Zuckerschock. Das zweite Stück gibt’s morgen. Solange tagsüber die Sonne scheint ist es schön angenehm warm und da die Sonne eben scheint sitzen wir noch eine Weile gemütlich hier rum, bis auch am Strand irgendwann Leute auftauchen. Da gehen wir doch lieber wieder.

Wir fahren zurück zum Campingplatz und setzen uns in unsere Stühlchen, lesen, machen Sudokus und genießen das wunderschöne Licht der sich langsam senkenden Sonne. Am frühen Abend macht Mike den Grill fertig, denn wir wollen Schnitzel, Folienkartoffeln und Salat machen. Leider ist das verkaufte Holz so feucht, dass es kaum anfängt zu brennen. Es qualmt und zischt aber richtig heiß wird das Feuer nicht. Mitten in unseren Versuchen, das Fleisch gar zu kriegen, kommen plötzlich ein Mann und eine Frau mit Fahrrädern bei uns auf den Platz gefahren. Er fragt auf Englisch, woher wir kommen und als wir sagen, dass wir aus Deutschland sind, freut er sich: „Oh, dann können wir ja auch auf Deutsch weiterreden“. Bei dem Leih-Wohnmobil hatte er sich schon gedacht, dass wir aus Europa kommen und Touristen wären länger nicht hier gewesen also wollte er uns einfach mal ansprechen. Es stellt sich heraus, dass die Dame bei ihm seine Schwester ist und der ältere Herr vor vielen Jahren nach dem Krieg von Deutschland nach Kanada gegangen und dort geblieben ist. Seine Schwester besuche ihn immer im Sommer. Wir reden noch etwas, ich natürlich immer auf Abstand, und auch er beschwert sich über das viel zu nasse Feuerholz. Nach fast einer Stunde verabschieden sich die beiden und drehen weiter ihre abendliche Runde über den Campingplatz. Unser Essen auf dem Grill fertig zu kriegen haben wir mittlerweile aufgegeben. Ich schneide die Schnitzel in Streifen und brate sie in der Pfanne an. Immerhin sind die Kartoffeln in der Glut gar geworden.  So kommen wir doch noch zu unserem geplanten Abendessen, draußen, im Wald.

Als es dunkel wird sind wir beide auch schon wieder müde, der Jetlag lässt auch nach drei Tagen immer noch grüßen. Wir spülen schnell ab, machen uns bettfertig und verschwinden unter der Decke.

Mittwoch, 29.06.2022  Algonquin Provincial Park

Diese Nacht war etwas wärmer. Es hat angefangen zu regnen und als wir morgens aufwachen ist alles nass. Wir haben tatsächlich bis 8 Uhr geschlafen, danach geht’s erstmal duschen. Die Duschen sind zum Glück einzelne, nicht miteinander verbundene Kabinen, so dass ich auch dort allein bin und danach gut durchlüften kann. Bei dem Regen scheint niemand sein Dach über dem Kopf verlassen zu wollen. Mike hüstelt mittlerweile auch und unsere Laune ist schlecht. Wie machen wir jetzt weiter? Wir überlegen, ob wir zusammenpacken, nach Toronto zurückfahren und in Hotel-Quarantäne gehen. Dann können wir unsere geplante Tour nach 10 Tagen Quarantäne aber vergessen. Oder geben wir das Wohnmobil ab, gehen in Quarantäne und danach ab nach Hause? Was aber, wenn die Situation in 10 Tagen viel besser ist und wir alles verpassen? Wir entscheiden uns, am Campground Office nachzufragen, denn wir haben keine Ahnung, was wir hier in Ontario dürfen oder eben nicht. Das Personal im Visitor Center sagt: „Ja, Ontario Parks erlaubt Isolation im eigenen Wohnmobil“. Das hört sich doch schon mal gut an und wir beschließen, erstmal zu bleiben. Ich im Wohnmobil und Mike darf ja noch raus. Auf dem Rückweg geht Mike noch auf zwei Wanderwege, die sind aber wohl nicht besonders sehenswert. Die Mücken überfallen einen, sobald man aus dem Auto aussteigt und lassen sich selbst von Off!, einem echt fiesen Insektenschutzmittel mit viel DEET drin, nicht beeindrucken.

Wir fahren zum Stellplatz zurück und müssen auf dem Weg noch Dumpen und Wasser auffüllen. Kurz vor dem Campground, direkt am Highway gibt es die Möglichkeit, Burger und andere fettige Schweinereien zu holen, was wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Wir sitzen draußen vor dem Wohnmobil, neben uns ist kein einziger weiterer Stellplatz belegt, essen leckere Burger mit Pommes und schlagen nebenbei immer wieder nach den Mücken. Da uns heute früh die Laune nicht nach Essen stand, sind Burger und Co. jetzt unser Frühstück um 17 Uhr.

Mike hatte vorhin nachgefragt, ob wir nicht unsere Quarantänetage hier im Algonquinpark absitzen könnten, denn laut der Verordnung von Ontario hätten wir, da voll geimpft, bereits nach 6 Tagen wieder raus gedurft. Ich könnte tatsächlich hierbleiben, es ist ruhig und schön hier, aber wegen Canada Day ist das leider nicht möglich, alles ist ausgebucht. Mikes Husten wird gegen Abend zunehmend mehr und natürlich fällt auch sein Test jetzt positiv aus. Wir sind beide müde, machen uns um 19:30 eine Serie an, gehen ins Bett und schlafen beide schon um 21 Uhr.

Donnerstag, 30.06.2022             Fahrt zum Chutes Provincial Park

Heute müssen wir unseren Campingplatz verlassen, es geht die erste Etappe weiter Richtung Westen in den Chutes Provincial Park. 399 Kilometer und vier Stunden Fahrzeit liegen vor uns. Wir packen zusammen, zum Frühstück gibt’s ein Toast mit Peanutbutter, dann geht’s los.

Ich fahre zum ersten Mal nach vier Jahren Pause wieder so ein Monster von Fahrzeug und fühle mich ganz schön unsicher dabei. Die ersten 75 Kilometer bis Huntsville geht die Straße zum Glück immer schön geradeaus, es sind nur wenige Autos unterwegs und dann ist die Gewohnheit auch wieder da. In Huntsville nochmal schnell tanken, dann fahre ich auf den Highway. Hier ist schon mehr los und warum bin ich immer der ehrenamtliche Stauführer, wenn ich mich an die Geschwindigkeitsbegrenzung halte? Die Schlange hinter mir wird immer länger und am meisten scheinen sich die Lastwagenfahrer zu freuen, als sie endlich die Möglichkeit zum Überholen kriegen. Die Strecke ist unspektakulär und die Landschaft zieht an uns vorbei. Ich merke, dass ich heute schnell müde werde und mich schlecht konzentrieren kann. Nach 250 Kilometern kann ich nicht mehr und fahre an der nächsten Abfahrt raus, jetzt muss Mike weiterfahren. Ich sitze nur kurz auf dem Beifahrersitz, da fallen mir die Augen zu. Immer wieder döse ich halb weg.

Am Eingang des Chutes Provincial Parks stehen die Fahrzeuge Schlange, es ist Canada Day, der kanadische Nationalfeiertag. Alles und jeder ist mit Zelt und Wohnwagen unterwegs, um sich das lange Wochenende in der Natur zu erholen. Die meisten haben Fahrräder, Kanus oder aufblasbares Riesengetier mit dabei. Bis vor kurzem muss es hier ordentlich geregnet haben, denn auf den Straßen und Wegen stehen noch Pfützen.

Wir fahren zu unserem Stellplatz, der wieder ganz schön im Wald liegt. Leider hört man den angrenzenden Highway etwas. Hier passiert heute Abend nicht mehr viel. Zum Abendessen gibt es eine Nudel-Gemüsepfanne und dann legen wir uns zum Serie gucken ins Bett. Ich schaffe nicht mal eine ganze Folge, dann bin ich weg.

Freitag, 01.07.2022        Chutes Provincial Park

Die Nacht war super unruhig. Gegen Mitternacht fing es heftig an zu regnen und zu gewittern, danach haben Mike und ich abwechselnd hustend im Bett gesessen. Ich habe echt keine Lust mehr auf den Sch…

Am Morgen bin ich ziemlich gerädert, hab mir den Nacken verlegen, dadurch Kopfschmerzen und echt schlechte Laune. Ich möchte eigentlich einfach nur noch nach Hause, mich in mein Bett legen und mir die Decke über den Kopf ziehen.

Leider muss Mike meine schlechte Laune aushalten und mein mies gelauntes Gesicht beim Frühstück ertragen. Zum Glück kommt die Sonne zum Vorschein und es wird schnell warm. Ich setze mich mit einem Campingstuhl in die Sonne und spiele an der Switch. Die Wärme tut so gut, es fühlt sich endlich ein bisschen nach Sommer und Urlaub an.

Gegen Mittag wird es so warm, dass wir uns zum ersten Mal in diesem Urlaub kurze Hosen anziehen. Eigentlich hatten wir uns diesen Park als Zwischenstopp ausgesucht, weil es hier ganz schöne Wasserfälle und einen netten Wanderweg geben soll. Den Wanderweg können wir natürlich nicht wandern aber wir wollen uns kurz den Wasserfall angucken. Der Parkplatz liegt nur 110 Meter vom Aussichtspunkt entfernt, wir warten, bis wir allein sind und gucken schnell mal raus. Sieht hübsch aus. Auf der anderen Seite des kleinen Sees gibt es einen Badestrand, der heute ganz gut besucht ist. Trotz des noch ziemlich kalten Wassers sind einige Kinder und Erwachsene mit und ohne Plastiktiere im Wasser und scheinen Spaß zu haben.

Auf dem kurzen Rückweg zum Stellplatz halten wir an der laundry. Ich darf seit heute offiziell wieder raus, sechs Tage sind rum, und ich nutze das erstmal zum Duschen und Wäsche waschen. Mike wartet so lange im Wohnmobil. Ich schmeiß die Ladung Wäsche in die Maschine und wir fahren den kurzen Weg zum Stellplatz zurück. In gut einer Stunde kann ich die Wäsche in den Trockner tun.

Als ich die trockene Wäsche zu Fuß abhole, steht ein Kanadier vor seinem Fifth-Wheel, einer riesigen fahrenden Dreizimmer-Wohnung und misst irgendwas mit dem Zollstock aus. Irgendwie scheint er nicht zufrieden und meint zu seiner Frau: „This trailer is too small“. Ehrlich? Das Ding ist so groß, damit käme man in Europa nicht durch die Straßen und dann soll das Ding zu klein sein?

Nachdem die Wäsche versorgt ist, setze ich mich wieder in die Sonne, Mike legt sich in die Hängematte. So verbringen wir den Rest des Nachmittags.

Gegen Abend kommt auf dem uns gegenüberliegenden Stellplatz auf der anderen Straßenseite eine Familie an- Vater, Mutter und ein kleiner, vielleicht 2-3jähriger Junge. Die beiden Erwachsenen kommen direkt mit lauter Musik vorgefahren, es dröhnt nur so aus dem Auto und dann können die nicht normal miteinander reden, es wird nur geschrien. Dass die ein kleines Kind dabei haben merken wir erst, als sich der Kleine auf unseren Stellplatz verirrt und die Mutter ihn wieder zurückholt- „äh, sorry guys“. Vor allem der Vater schreit die ganze Zeit rum. Es ist unmöglich, sich nicht deren Gespräche und Diskussionen anzuhören. Bleibt einem bei der Laustärke gar nichts anderes übrig. Und der Kleine? Der sitzt brüllend dazwischen auf dem Boden.

Bei all dem Lärm machen wir uns mal ein Feuerchen an. Es ist noch schön warm heute Abend, also gibt es Bohnenpfanne und Kartoffeln vom Grill. Die Kombi schmeckt richtig lecker und alles ist ratzfatz aufgegessen. Wir bleiben noch draußen, bis es langsam dunkel wird. Jetzt noch spülen, etwas aufräumen und dann geht’s ins Bett.

Samstag, 02.07.2022     Fahrt in den Pancake Bay Provincial Park

Die Nacht war ruhiger als erwartet. Familie Schreihals ist erst gegen 7 Uhr wieder wach und mit ihr alle umliegenden Stellplätze. Wir bleiben noch etwas liegen, denn heute steht außer Weiterfahren nicht viel auf dem Programm. Nach dem Frühstück packen wir zusammen und machen uns auf den Weg Richtung Lake Superior. Unser Halt für die nächste Nacht ist der Pancake Bay Provincial Park.

Unser erster Stopp für heute ist Tim Hortons in Sault Ste. Marie. Nach einer Woche Kanada das erste Mal Timmies, so lange brauchen wir für gewöhnlich nicht. Ich freue mich auf Donuts in allen möglichen Varianten doch was sehe ich – oder eben nicht? Keine Donuts im Regal. Nicht ein einziger. Im Hintergrund hinter der Theke steht eine junge Dame, die ganz gemächlich einzelne Teigringe glasiert, in rosa und braun aber nichts ist mit der Vielfalt der vergangenen Jahre. Immerhin gibt es drei gefüllte Angebots- Donuts. Ich bringe Mike zum Kaffee einen S´mores Donut mit, ich selbst nehme einen Blaubeer-Muffin. Bin stark enttäuscht.

Da wir seit ein paar Tagen nicht mehr eingekauft haben und ich ja wieder darf, halten wir hier beim Walmart in St. Sault Marie, der letzten großen Stadt bis Thunder Bay. Ich brauche Lebensmittel für die nächsten 8 Tage. Vor allem Wasser fehlt, dazu Getränke, Obst, Gemüse, Brot und natürlich Hustensaft, Nasenspray und Co. Corona, Inflation und Lieferengpässen scheinen sich auch hier in Kanada bemerkbar zu machen. Viele Dinge, die ich in den Jahren zuvor immer eingekauft habe sind nicht mehr zu kriegen, einige Regale sind zusammengeschrumpft und die pharmacy ist regelrecht geplündert. In den Regalen für Erkältungs- und Grippemittel ist fast nichts mehr zu finden, die sind so gut wie leer. 216 Dollar möchte die Dame an der Kasse von mir haben. Das geht tatsächlich noch für den Großeinkauf. Danach müssen wir tanken, das ist dann nochmal deutlich teurer. Mike versucht unterdessen, unser Datenvolumen wieder aufzuladen. Eigentlich sollte es laut deutschem Vertrag kein Problem mit Internet und Co. in Kanada geben, doch seit dem 01. Juli ist das Guthaben nicht neu aufgeladen. Ein paar Gespräche mit Deutschland später haben wir wieder WLAN. Sehr gut so.

Jetzt geht die Fahrt entlang des Lake Superior. Die Landschaft hat sich verändert, es wird bergiger und die Straße geht ordentlich hoch und runter. Schön ist es hier mit immer wieder großartigen Ausblicken auf den Lake Superior.

Am frühen Abend kommen wir am Pancake Bay Provincial Park an. Der Campingplatz liegt langezogen direkt am Trans- Kanada- Highway und die erste Reihe Zelte scheint fast auf dem Seitenstreifen zu stehen. Unser Stellplatz liegt zum Glück zwei Reihen zurückversetzt mitten im Grünen unter Birkenbäumen. Der Stellplatz ist so zugewuchert, im Wohnmobil ist es so dunkel, als wäre es später Abend. Dafür ist er ruhig und sauber.

Der Pancake Bay Provincial Park ist bekannt für seinen kilometerlangen Sandstrand und genau da gehen wir jetzt noch hin. Der Weg vom Stellplatz aus ist nicht weit und wir begegnen niemandem. Es ist ganz schön kühl, selbst mit Jacke und so drehen wir nur eine kurze Runde, dann geht’s zurück ins Wohnmobil. Zum Abendessen gibt’s Mac´n Cheese, danach geh ich ins Bett. Ich bin hundemüde, gute Nacht.

Sonntag, 03.07.2022     Fahrt in den Lake Superior Provincial Park

Ich glaube, wir sind letzte Nacht eingefroren. Obwohl wir mit drei Decken geschlafen haben ist es ohne Heizung eiskalt im Wohnmobil. Ich habe noch nie so einen kalten Sommer in Kanada erlebt.

Als ich aufwache erschrecke ich mich selbst- es ist 10:30 Uhr. Ich kann mich nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so lange geschlafen habe.  Die 12 Stunden Schlaf schien der Körper zu brauchen. Um uns herum sind schon alle in Aufbruchstimmung und wir beschließen, in der Day Use Area des Campimgplatzes zu frühstücken, da gibt es einen kleinen Parkplatz mit Blick direkt auf Strand und Wasser. Vorher halten wir am Waschhaus. Die Duschen sind sauber und das heiße Wasser ist toll. Außerdem habe ich hier Strom für meinen Fön. So kann ich mich mit trockenen Haaren zum Frühstück nach draußen setzen. Es gibt Bagel mit Basilikumpaste und Käse, dazu Tee und Kaffee. Das alles bei strahlendem Sonnenschein und einer wunderschönen Aussicht.

Die Strecke für heute ist kurz, wir müssen nur 120 Kilometer weiterfahren. Auch heute geht es wieder bergauf und bergab in einer wunderschönen Landschaft. Direkt am Trans-Kanada-Highway gibt es kleine Parkplätze an besonders schönen Aussichtspunkten und so halten wir unterwegs zweimal kurz an.

Mittlerweile haben wir den Lake-Superior-Provincial-Park erreicht, der Trans-Kanada-Highway führt mitten durch ihn hindurch. Der Park selbst ist ziemlich groß, bietet zwei Campingplätze und verschiedene Wanderwege sowie Picknickplätze direkt am Wasser. Für die nächsten zwei Nächte stehen wir auf dem nördlicheren der beiden Campingplätze, dem Rabbit Blanket Lake Campground. Kurz bevor wir dort ankommen, halten wir nochmal an einem Parkplatz. Von hier aus geht ein Wanderweg zu alten Petroglyphen. Die kanadischen Ureinwohner haben hier vor vielen, vielen Jahren Zeichnungen und Abbildungen auf einen großen Felsen direkt am Ufer gemalt, die auch heute noch zu erkennen sind. Der Weg dahin ist nicht ganz einfach. Es geht steil bergab über dicke Steine und Wurzeln mitten durch den Wald. Am Ufer angekommen muss man über Klippen und Felsen bis zu den Zeichnungen weitergehen. Der Weg ist nur bei niedrigerem Wasserstand im Sommer begehbar und auch jetzt hängen die Ketten und Seile zum Festhalten nicht umsonst da. Es ist stellenweise ganz schön glitschig und wenn man ausrutscht landet man unweigerlich im kalten Wasser des Lake Superior. Laut Hinweisschild gab es hier schon Tote und Verletzte.

Die Petroglyphen sind tatsächlich noch erstaunlich gut zu erkennen, doch warum haben sich die Menschen damals keine einfachere Stelle dafür ausgesucht? Die müssen sich doch auch dafür in Lebensgefahr gebracht haben.

Der Weg zurück ist genauso steil wie der bergab, nur jetzt eben alles bergauf. Wir merken die Nachwirkungen von Corona in den Knochen und obwohl der Weg hin und zurück nur 800 Meter lang ist, reicht das für heute. Wir fahren die letzten Meter bis zum Campingplatz weiter. Dort angekommen stellen wir fest, dass unser Stromkabel definitiv zu kurz ist und nicht bis zum Stromkasten reicht. Mike parkt das Wohnmobil hin und her, vorwärts, rückwärts, schräg, fast in die Büsche, es hilft alles nicht. Wir fahren wieder nach vorne zur Anmeldung und dort geben sie uns ein Verlängerungskabel mit. Juhuuu, doch Strom für uns. Leider passt der Stecker der Verlängerung nicht an den Stromkasten. Was haben die uns denn da mitgegeben? Also wieder zurück nach vorne. Zum dritten Mal zur Anmeldung. Wir kriegen ein anderes Kabel und dieses Mal passt der Stecker auch.

Der Campingplatz liegt direkt an einem kleinen See und da die Sonne so schön scheint setzten wir uns auf eine Bank direkt am Ufer. Hier ist es angenehm warm und es gibt keine Mücken. Wir schauen einem Vater zu, der versucht seinen beiden Kleinen Kanufahren beizubringen. Ein anderer Mann angelt. Es ist friedlich, die Sonne scheint, was wollen wir mehr… Über eine Stunde sitzen wir hier rum, dann machen wir uns auf den Rückweg, das Abendessen ruft.

Es ist mittlerweile 18 Uhr und wir haben Hunger. Mike schneidet alles an Gemüse, was langsam weg muss und ich bastel daraus eine Nudelsauce. Nudeln gehen immer. Wir setzten uns zum Essen nach draußen bis uns die Mücken zu viel werden. Nach dem Essen noch eben spülen, danach setze ich mich ans Rätselheft. Das mache ich zu Hause nie, hier im Urlaub kann ich mich gut damit beschäftigen. So wird es langsam dunkel, wir machen eine Runde zum Waschhaus und danach geht’s mit Laptop und Serie ins Bett. Heute nur mit zwei Decken und Heizung. Denn wir haben ja Strom.

Montag, 04.07.2022      Lake Superior Provincial Park

Die Nacht war unruhig, weil laut. Die Heizung macht unglaublich Lärm aber wir wollten nicht schon wieder so frieren müssen. Dafür gings mit dem Husten deutlich besser.

Um kurz nach 9 Uhr stehen wir auf und gehen zum Duschhaus. Die Duschen sind sauber aber alt und etwas ranzig. Die Fliesen fallen zum Teil von den Wänden. Schön ist anders aber das Wasser ist warm und tut gut. Wir frühstücken und überlegen, was wir heute machen wollen. Eigentlich ist seit gestern Abend Regen angesagt aber heute Morgen scheint uns die Sonne durch ein paar kleine Wolken entgegen. Wir beschließen ein paar Kilometer nördlich zur Old Women´s Bay zu fahren, hier soll es einen schönen Strand und eine hübsche Day Use Area geben.

Als wir mit unserem Wohnmobil dort parken, spricht uns direkt eine Frau an. Woher wir kommen, was wir vorhaben, welche Route wir fahren. „Ach, ihr durchquert Kanada? Das haben wir auch schon gemacht.“ Als ich frage, wie lange sie unterwegs waren sagt sie: „5 Tage“. Upps, das wäre mir dann doch etwas zu kurz und zu schnell.

Der Sand hier am Ufer ist wunderbar warm und wir legen uns mit der Picknickdecke an den Strand, spielen Kniffel, gehen etwas am Wasser hoch und runter… so vergeht der Tag bis zum Nachmittag.

Langsam zieht es sich immer mehr zu und mit den Wolken wird es merklich kühler. Wir packen zusammen, denn zum Rumliegen ist es uns jetzt zu kalt. Wir fahren zurück zum Campingplatz, kochen, spielen Phase 10 und nochmal Kniffel und ich schreibe am Reisebericht weiter. Als es langsam dunkel wird setzt auch der Regen ein. Wir machen noch eine schnelle Runde zum Waschhaus, dann verkriechen wir uns ins Bett und gucken unsere Serie weiter.

Dienstag, 05.07.2022    Fahrt zum Neys Provincial Park

Die ganze Nacht über hat es geregnet und auch jetzt am Morgen tropft es weiter vom Himmel. Wir machen es uns heute früh noch etwas im Bett gemütlich und hören den Regentropfen zu, die aufs Dach trommeln. Als der Regen etwas nachlässt gehen wir Duschen, danach gibt’s Käsetoast und Apfel zum Frühstück. Spülen, sauber machen, Müll weg und dumpen, danach geht’s weiter. 250 Kilometer stehen heute auf dem Programm bis in den Neys Provincial Park am Nordufer des Lake Superior.

Unser erster Stopp auf der Strecke ist Wawa, ein kleiner Ort direkt am Trans-Kanada-Highway gelegen. Der Ort diente im Zweiten Weltkrieg als Strafgefangenenkolonie für deutsche Soldaten. Diese mussten während ihrer Gefangenschaft eine vorgegebene Menge Holz schlagen, ansonsten durften sie sich frei bewegen. Nach Ende des Krieges wurden alle Soldaten nach Deutschland zurückgeschickt, viele kamen jedoch zurück und blieben.

Einen zweiten Stopp legen wir in White River ein. Hier ist die Geschichte von Winnie the Poo entstanden also darf ein Denkmal für den kleinen gelben Bären natürlich nicht fehlen. Viel mehr hat der Ort allerdings auch nicht zu bieten also kommen wir schnell weiter.

Die Straße schlängelt sich durch die schöne Landschaft, es ist nicht viel los und wir kommen mit unseren erlaubten 90km/h gut voran. In der Stadt Marathon fahren wir ein letztes Mal ab, hier soll es einen schönen Kieselstrand geben. Der Parkplatz für den Strand ist ziemlich voll. Überall sind Männer in und an Autos unterwegs, Autos kommen, Autos gehen. Aber niemand geht zum Strand. Irgendwie kommt uns das alles seltsam und nicht ganz geheuer vor. Wir beschließen, das Wohnmobil mit all unseren Sachen hier nicht unbeaufsichtigt stehen zu lassen und fahren weiter. Die Straße führt jetzt durch Terrace Bay, einen kleinen Ort, der so viel schöner ist als Marathon. Gepflegte kleine Holzhäuser mit hübsch angelegten Gärten. Dass ihre Häuser direkt an der Autobahn liegen stört die Kanadier nicht.

Am frühen Abend erreichen wir den Neys Provincial Park. An dessen Zufahrt überqueren wir Bahngleise. Mir schwant böses: Beim Planen haben wir dieses Mal überhaupt nicht auf die Lage der Campingplätze zu Bahngleisen und lauten Straßen geachtet. Und dieser Campingplatz hat direkt beides im Rücken: Den Trans-Kanada- Highway und die Bahngleise der Canadian Railway. Oh, oh.

Eigentlich hatten wir im Vorfeld einen Stellplatz ohne alles reserviert, denn alle Plätze mit Strom waren bereits ausgebucht, aber heute haben wir Glück: Mike fragt an der Rezeption nach, ob vielleicht noch ein Stellplatz mit Strom zu kriegen wäre und siehe da- ein einziger ist noch frei. Der gehört jetzt für die nächsten zwei Tage uns. Der Campingplatz ist super langgezogen und wir müssen ein bisschen bis zu unserem Stellplatz durchfahren. Links von der Straße hat man freien Blick auf Strandgras, Sandstrand und das Wasser. Sieht sehr schön aus. Am Stellplatz angekommen haben wir wieder das Problem mit dem Stromkabel. Es ist wieder zu kurz und egal wie weit Mike vor oder zurück parkt, da ist nichts zu machen. Also wieder ab nach vorne zur Rezeption und auch die kennen das Problem scheinbar schon, denn ein Verlängerungskabel ist schnell zur Hand. Damit klappt es jetzt auch wieder mit dem Stromanschluss.

Mittlerweile ist früher Abend. Draußen tanzen die Mücken in Unmengen. Nicht nur ein paar, das ist eine Massenveranstaltung vor unserer Tür. Da wir so nicht draußen sitzen können gehen wir zum Strand. Schnell Tür auf, Tür zu und aus dem Wagen gesprungen.

Der Weg zum Strand ist etwas weiter, die Übergänge vom Campingplatz zum Strand sind rar gesät aber irgendwann haben wir einen Weg gefunden. Der Strand ist kilometerlang und voller Treibholz. So viel angeschwemmtes Holz habe ich noch nie gesehen. Ganze Baumstämme liegen im Sand verteilt und im Bereich der Brandung liegt Rindenmulch. Wir gehen eine Weile den Strand entlang, denn hier ist es mückenfrei.

Irgendwann drehen wir um und gehen zurück Richtung Wohnmobil. Der Hunger ruft. Ich koche grünen Spargel mit Nudeln (was sonst?). Es ist schon spät geworden und nach dem Spülen fallen wir gegen 23 Uhr ins Bett.

Mittwoch, 06.07.2022  Neys Provincial Park

Heute schlafen wir mal wieder etwas länger. Hatte ich schon die eiskalten Nächte erwähnt? Selbst die Kanadier sagen, dass es diesen Sommer extrem kalt ist. Ohne Heizung und vorgewärmtes Wohnmobil steige ich nicht aus dem Bett.

Während wir frühstücken, es gibt Bagel mit Käse und einen Apfel dazu, gucken wir nach kurzen Wanderwegen. Längere Strecken sind noch nicht möglich aber kürzere Runden gehen langsam wieder. Wir finden zwei Strecken für uns und nach dem üblichen Aufräumen und Saubermachen fahren wir los. Vom Stellplatz aus sind die Wege zu weit entfernt, also parken wir das Wohnmobil an einem Parkplatz direkt am Strand und gehen los. Der erste Wanderweg ist 1,3 Kilometer lang und trägt den Namen „Dune“. Es geht in den Wald hinein, etwas bergauf und bergab, mal mit mehr und mal mit weniger Bäumen am Rand aber immer mit vielen Mücken um uns herum. Aber wo sind die Dünen? Ok, der Boden ist sandig aber das ist auch schon das Dünenähnlichste auf diesem Wanderweg. Auf einer Lichtung wachsen wunderschöne lila Blumen, von der Art her scheinen es Orchideen zu sein. Schnell ein paar Fotos machen, denn lange stehen bleiben geht nicht, die Mücken fallen über uns her. Den Rest des Weges marschieren wir im Laufschritt ab. Danach sind wir erstmal fertig.

Im Wohnmobil ruhen wir uns einen Moment aus und machen uns dann auf zum zweiten Wanderweg – „Point Trail“ genannt. Dieser führt zuerst durch den Wald, dann kurz am Strand vorbei und endet auf einem erhöhten Felsbereich direkt am Wasser. Auf den Felsen liegen seit den 1940er Jahren Überreste alter Holzschiffe, die früher für den Holztransport auf den großen Seen benutzt wurden. Mittlerweile sind sie gut verwittert und nur noch ansatzweise als Schiffe erkennbar. Hier auf den Felsen in der Sonne ist es angenehm warm und ohne den kühlen Wind kommen einem die 16 Grad tatsächlich sommerlich vor. Auch die Aussicht ist herrlich und so bleiben wir, bis wir auch hier von Mücken verscheucht werden. Da der Weg dieses Mal kein Rundweg ist, führt uns der Rückweg auf bekannter Strecke nach 3 Kilometern zum Wohnmobil zurück.

Wir haben noch Kuchen übrig, den wir uns jetzt erstmal gönnen. Ist ja schließlich schon fast halb vier.

Da die Sonne scheint und es am Strand keine Mücken gibt, nehmen wir unsere Campingstühle und setzten uns an die Wasserkante. Mike liest ein Buch und ich genieße die Sonne und das leise Geräusch der an den Strand klatschenden Wellen. Was braucht man mehr? Anderthalb Stunden sitzen wir hier, dann wird es doch etwas kühl und wir müssen uns etwas bewegen. Wir gehen noch einmal der Strand hoch und runter, bei dessen Länge von mehreren Kilometern findet sich hier immer ein interessanter Abschnitt.

Auf dem Rückweg sammeln wir die Stühle wieder ein, packen im Wohnmobil zusammen und kehren zu unserem Stellplatz zurück. Im Kühlschrank warten noch Reste darauf, aufgegessen zu werden. Danach geht’s auch schon wieder ins Bett, Serie gucken, einschlafen- gute Nacht für heute.

Donnerstag, 07.07.2022             Fahrt in den Sleeping Giant Provincial Park

Die Nacht war kalt angesagt und zur Vorsicht habe ich mir mal lieber dicke Socken angezogen aber dass über Nacht Winter werden würde hatte mir niemand gesagt. 4 Grad sind es draußen und gefühlt auch nicht viel mehr im Wohnmobil. Es ist sooo kalt. Trotz Pullover, Socken und zwei Decken friere ich abartig. Seit Corona ist mir schnell kalt und jetzt werde ich einfach nicht mehr warm. Die Heizung muss mehrere Runden drehen, um die Temperatur auf angenehm zu kriegen. Draußen scheint die Sonne, wir machen uns fertig und nach dem Frühstück auf den Weg. Unser Ziel für heute ist der Sleeping Giant Provincial Park, wieder etwa 250 Kilometer weiter im Nordwesten des Lake Superior gelegen. Auf dem Weg soll es ein paar Sehenswürdigkeiten geben, die wollen wir uns natürlich angucken. Der erste, wohl sehenswerte Stopp ist ein kleiner Leuchtturm in der Stadt Marathon (ja, die heißt wirklich wieder so) doch im vorbei fahren entdecken wir nur einen kleineren weiß-roten Leuchtturm direkt neben einem Motel an der Autobahn. Dafür halten wir nicht an und fahren daran vorbei. Der zweite Stopp ist am Aguasbon River Gorge, einem Wasserfall in einer Schlucht. Vom Parkplatz sind es nur wenige Meter bis zur Aussichtsplattform und hier lohnt sich das Rausfahren wirklich. Der Blick über die Schlucht bis auf den Lake Superior ist wunderschön und ist definitiv einen Stopp wert.

Unseren dritten Stopp legen wir in Nipigon ein, nur wenige Meter vom Highway entfernt. Hier gibt es eine Aussichtsplattform, die laut Werbetafel einen wunderschönen Ausblick über die Wälder bietet. Wir kraxeln die Stufen und mehreren Etagen zur Aussichtsplattform hoch – und suchen die Wälder. Zur einen Seite hat man einen direkten Blick auf den örtlichen Friedhof, zur anderen Seite auf den Trans- Kanada- Highway und eine recht imposante Autobahnbrücke.

Etwas ernüchtert steigen wir wieder die Treppen runter. Ab ins Wohnmobil und weitergefahren. Den letzten Stopp übersehen wir. Im Örtchen Schreiber gibt es wohl einen hübschen Kieselstrand, der ist auch ausgeschildert aber wir finden keine Ausfahrt dafür. Ok, dann direkt weiter zum Campingplatz.

Vom Trans-Kanada-Highway aus geht es noch fast 40 Kilometer auf eine Landzunge, die weit in den Lake Superior ragt. Hier sind wir so weit abgeschieden, hier gibt es nichts, nicht mal Telefon- oder Internetempfang.

Der Campinplatz liegt am Marie-Louise Lake, einem ziemlich großen Binnensee. Wir beziehen unseren Stellplatz gegen 17 Uhr, doch die Mücken machen es unmöglich, sich nach draußen zu setzen. Da es in Wassernähe meist besser wird, drehen wir noch eine Runde über den riesigen Campingplatz, kommen am Strand und am bereits geschlossenen Visitor Center vorbei und kehren nach einer guten Stunde wieder zum Wohnmobil zurück.

Jetzt wird Abendessen gekocht: Es gibt Thunfisch-Nudeln. Die sind lecker, die Portion riesig und die Müdigkeit danach nicht mehr zu unterdrücken. Da man ja in einem Wohnmobil ständig aufräumen muss, um nicht im eigenen Chaos unterzugehen erledigen wir das schnell noch, danach geht’s ins Bett. Zur Vorsicht wieder mit dicken Socken.

Freitag, 08.07.2022        Sleeping Giant Provincial Park

Die Nacht war richtig gut. Kühl, aber nicht kalt und ich habe richtig gut geschlafen. Mike neben mir schläft sowieso gut, den bringt so schnell nichts um seinen Schlaf. Wenn der einmal schläft, kriegt er auch nichts mehr mit. Heute früh scheint die Sonne vom blauen Himmel und wir starten den Morgen mit einem Gang zum Duschhaus. Dort angekommen wird gerade geputzt und wir müssen warten. Gut eigentlich, denn dann haben wir gleich frisch geputzte Duschen. Wir setzen uns auf die Bank vor dem Gebäude und schon kommt ein Mann auf uns zu: „Are you the Rental RV?“ Ja, sind wir. Er fragt woher wir kommen, wohin wir wollen, was wir sonst noch vorhaben, es entwickelt sich ein nettes Gespräch. Die Duschen sind längst fertig geputzt als er uns von einer seiner längeren Touren erzählt: 12000 Kilometer durch den Norden Kanadas, davon 200 Kilometer über die Ice Roads. Dagegen sind unsere Touren ja regelrechte Kurztripps. Die Kanadier legen in ihren Urlauben unglaubliche Strecken innerhalb kürzester Zeit zurück, da sind 600-1000 Kilometer pro Tag völlig normal. Das ist uns dann doch zu stressig, wir reisen lieber langsam.

Irgendwann schaffen wir es unter die Dusche, frühstücken fast gegen Mittag und wollen dann zwei kleine Wanderwege gehen. Der erste liegt ein paar Fahrminuten vom Campingplatz entfernt, also fahren wir erstmal zu dem passenden Parkplatz. Von dort aus führt ein steiniger Weg in den Wald hinein, die weiteren 2,5 Kilometer des „Sea Lion Trail“ klettern wir über Wurzeln und große Steine bis wir zu einem Felsbogen kommen, von dem der Weg seinen Namen hat. Früher sah es so aus, als wenn ein Seelöwe aufs Wasser hinausschauen würde, doch mittlerweile ist dem Seelöwen der Kopf abgebrochen und nur noch der Felsbogen übriggeblieben. Sieht aber auch ohne Kopf gut aus. Es ist ganz schön warm geworden und hier auf der Lichtung fangen wir schnell an zu schwitzen. Also zurück in den Wald. Auf dem Rückweg gehen wir zum am Wegrand gelegenen Kieselstrand und Mike lässt ein paar flache Steine übers Wasser flitschen. Meine Steine gehen immer mit einem lauten Platsch unter.

Auf dem Rückweg zum Parkplatz kommen wir über eine kleine Holzbrücke, die über einen Bach führt. An dieser Brücke schwirrt die Luft vor Schmetterlingen und auch am Ufer sitzen sie. Hier muss es irgendwas Gutes für die geben.

Zurück am Parkplatz machen wir große Augen. Hier steht ein riesiges Weltreisemobil, ein Monster von einem Fahrzeug. Alle zum Parkplatz kommenden Leute müssen sich das erstmal angucken, einige machen Fotos. Hier in Kanada fahren zwar auch Riesengefährte durch die Gegend aber so ein Weltreisemobil sieht man auch hier nicht alle Tage.

Wir fahren weiter zum südlichsten Zipfel der Halbinsel. Hier gibt es eine Sommersiedlung, sehr hübsch am Wasser gelegen, mit kleinem Strand und wunderschönen, gepflegten kleinen Holzhäusern. Vor den Häusern blühen Blumen in den Gärten und die schmale Straße schlängelt sich idyllisch direkt am Ufer entlang. Es ist wunderschön hier. So weit ab vom Schuss hätte ich nicht mit einer kompletten kleinen Wohnsiedlung gerechnet. Laut Aushang sind auch noch Grundstücke zu verkaufen…

Die Straße führt in einem Rundbogen wieder Richtung Norden. Auf dem Weg zurück zum Campingplatz halten wir für den zweiten Wanderweg, den kürzesten im ganzen Provincialpark. Er ist ganze 600 Meter lang und führt über einen ebenen Weg zu einer Brücke über einen kleinen Wasserfall.

Der Weg ist schnell abgelaufen, reicht mit der Kletterei von gerade aber auch schon wieder für heute. Obwohl wir von Kopf bis Fuß mit Off! eingesprüht sind, nerven die Mücken heute wieder. Irgendwas Geflügeltes fliegt immer um einen rum und sticht oder beißt. Da haben wir keine Lust mehr drauf und kehren zu unserem Stellpatz zurück. Mike ist derart von Bremsen attackiert worden, auf seiner Hose haben sich am Schienbein zwei große Blutflecken gebildet. Ich muss sowieso Wäsche waschen, da kann die Hose dann direkt mit rein. Ich packe die schmutzige Wäsche zusammen und ziehe mit meiner vollgepackten Ikea-Tasche zur Waschmaschine. Mike spannt sich unterdessen die Hängematte auf und liest. Die Wäsche braucht eine halbe Stunde, dann kann ich die meisten Teile in den Trockner geben. Leider ist nicht alles trocknergeeignet und so müssen ein paar Teile auf die Leine.

Mittlerweile ist es 18 Uhr und es wird Zeit zum Feuer machen. Mike hackt das Holz in passende Stücke und zündet den Grill fürs Abendessen an. Leider ist die Wäsche nicht wirklich trocken geworden und wenn jetzt der Rauch vom Grill kommt muss die Wäsche weg. Mir fällt nichts anderes ein, als im Wohnmobil zwei Leinen zu spannen und die Hosen und Pullover dort aufzuhängen.

Mike guckt unterdessen, dass die Kartoffeln im Feuer und die Speck-Paprikapfanne obendrauf fertig werden. Wir decken den Tisch draußen aber als wir anfangen wollen zu essen schwirrt die Luft voller kleiner Viecher. Man kann nicht mal den Mund aufmachen, ohne eins der Viecher mit zu verschlucken. Schnell räumen wir alles rein und ziehen um ins Wohnmobil. Heute gibt es Abendessen unter Wäscheleinen. Den Rest des Abends spielen wir Kniffel, gehen wegen dem ganzen Insektenspray ein zweites Mal duschen, dann geht’s wiedermal mit Laptop ins Bett. Eine Folge Serie gucken, dann bin ich weg.

Samstag, 09.07.2022     Fahrt in den Quetico Provincial Park

Heute geht’s 250 Kilometer weiter Richtung Westen. Obwohl der Sleeping Giant Provincial Park landschaftlich sehr schön ist haben uns die vielen Mücken, Bremsen, etc. den Aufenthalt doch ziemlich verleidet und der Abschied fällt hier nicht allzu schwer. Wir duschen, frühstücken, packen zusammen und fahren zuerst fast 40 Kilometer Richtung Norden, um überhaupt auf den Trans- Kanada-Highway zurück zu kommen. Hier oben haben wir wieder Telefon- und Internetempfang, daher rufen wir erstmal Maya zu Hause an. Der geht’s gut, dann geht’s auch uns gut. Unser erster Halt heute ist der Walmart in Thunder Bay. Der Parkplatz wirkt ziemlich ungepflegt und dreckig, überall liegt Kram rum, die Einkaufswagen werden einfach umgeworfen auf dem Parkplatz liegen gelassen. Der Walmart selbst ist ziemlich klein und hat auch nicht alles, was wir eigentlich holen wollten aber alles, was wir brauchen. Ein bisschen Gemüse, Salat und Getränke, viel mehr ist nicht im Einkaufswagen, als wir zur Kasse rollen. Schnell das Wohnmobil einladen, denn schön ist es hier definitiv nicht.

Von Thunder Bay aus fahren wir zu den Kakabeka Falls. Diese liegen in einem Provincialpark und wir müssen Eintritt zahlen. Es gibt verschiedene Stundenpakete. Uns reichen zwei Stunden, die uns 5,25 Dollar kosten. Bereits auf dem Parkplatz merken wir, dass das hier ein Touristenmagnet ist. Es ist unglaublich voll, so viele Menschen habe ich seit Toronto nicht mehr gesehen. Die Leute sitzen mit Kühltaschen und kompletter Großfamilie an den Tischen und Bänken der Picknick Area. Die wissen schon, warum, denn hier ist es richtig schön. Über ein gut ausgebautes System aus Holzwegen, Treppen und Aussichtsplattformen hat man auf der einen Seite einen tollen Blick auf die Wasserfälle, auf der anderen Seite auf die Schlucht, durch die sich die Wassermassen ihren Weg bahnen. An der Gesteinskante ergießen sich die Wassermassen lautstark in die Tiefe, es dröhnt und die Luft ist voller kleiner Wasserperlen. Nur ein paar Meter weiter wird es merklich ruhiger. Sowohl von der Lautstärke her als auch vom Wasserfluss. Wie gesagt, schön ist es hier und der kleine Abstecher vom Highway lohnt absolut.

Jetzt geht es weiter bis zu unserem Campingplatz im Quetico Provincial Park. Wir stehen auf dem Dawson Trail Campground und dieser Teil des Platzes ist langezogen, übersichtlich groß und unser Stellplatz ist riesig. Wir haben zum ersten Mal in diesem Urlaub einen Stellplatz, auf den man vorne rein und hinten direkt wieder rausfahren kann, ohne rückwärts setzen zu müssen. Sehr praktisch. Wir stehen auf sandigem Untergrund mit ein paar kleinen Bäumen um uns herum, haben eine Feuerstelle und Mike hat am Eingang Feuerholz mitgebracht. Es ist angenehm warm und die Mücken sind wie weggeblasen. Wir drehen noch eine kleine Runde über den Campingplatz, gehen kurz an den See und zünden dann das Feuer fürs Abendessen an. Es gibt eine Tomaten-Basilikum-Pfanne, Ofenkartoffeln und Fladenbrot. Während wir gemütlich am Feuer sitzen läuft plötzlich eine Schildkröte über den leeren Stellplatz neben uns. So eine habe ich hier auch noch nicht gesehen. Wir beobachten sie ein bisschen, dann verschwindet sie im Gebüsch. Wir essen in Ruhe zu Ende und als die Sonne untergeht wird es merklich kühler. Da dies die Mücken wieder zum Vorschein bringt, verziehen wir uns nach drinnen. Mike liest, ich spiele was am Handy rum, darüber wird es dunkel und wir müde. Wie immer jetzt noch schnell spülen und aufräumen, dann geht’s ins Bett.

Sonntag, 10.07.2022     Quetico Provincial Park

Über Nacht hat es ordentlich geregnet. Wir haben es im Schlaf nur ein bisschen gehört aber die Spuren im Sand sagen: Es hat gegossen. Es ist morgens schon schwül-warm und für den ganzen Tag sind immer wieder Gewitter angesagt. Wir gehen duschen, machen uns fertig und frühstücken Toast mit Rührei und Käse. Danach machen wir den Wagen fahrbereit, denn wir müssen zur Dumpstation, Abwasser wegbringen und Frischwasser auffüllen. Jeder Campingplatz hat so eine Dumpstation, die jedoch immer etwas weiter von den Stellplätzen weg liegt. Wer will so eine Klärgrube auch schon neben sich haben?

An der Dumpstation angekommen stellen wir uns erstmal in die Schlange, wir hatten wohl nicht als einzige die Idee, hier vorbei zu kommen. Vor uns warten ein großes Gespann und ein Wohnmobil mit französischem Kennzeichen. Das Gespann gehört einem netten Ehepaar, dass Mike sofort wieder auf unser offensichtlich geliehenes Wohnmobil anspricht. Sie wundern sich über das europäische Kennzeichen an dem einen Wohnmobil und wollen wissen, warum sich einige Europäer Wohnmobile ausleihen während andere ihr eigenes über den Atlantik verschiffen. Da wir uns auch schon mit der Verschiffung eines eigenen Wohnmobils beschäftigt haben, erklärt Mike, dass es von der Dauer des Aufenthalts in Kanada abhängt, ob sich eine Verschiffung oder eine Ausleihe lohnt. Plant man einen Aufenthalt von über drei Monaten und hat bereits ein eigenes Wohnmobil, dann lohnen sich die Kosten der Verschiffung.

Nachdem wir mit dem Dumpen fertig sind, fahren wir an den kleinen, aber sehr hübschen Strand der Day Use Area. Dicke graue Wolken türmen sich am Himmel und in der Ferne hört man es Grummeln. Wir setzen uns noch eine Weile auf eine der Bänke und während um uns herum die Leute ihre Kinder aus dem Wasser holen und ihre Siebensachen zusammenpacken bleiben wir noch etwas sitzen. Zum einen ziehen die Wolken in die andere Richtung, zum anderen sind wir ganz schnell zurück im Trocknen.

Es bleibt tatsächlich beim Donnern in der Ferne, so dass wir den Strand ganz für uns allein haben. Hier lässt es sich schön sitzen. Als das Gewitter endgültig abgezogen ist, fahren wir den kurzen Weg zum Visitor Center, parken dort und wollen einen dort beginnenden kurzen Wanderweg gehen. Obwohl wir beide mit Off! eingesprüht sind, drehen wir nach 50 Metern um. Überall sind Mücken. Überall. In den Haaren, im Gesicht, auf der Kleidung. Die lassen sich dieses Jahr nicht mal von Insektenschutzmitteln abhalten. Blöde Viecher. Wir laufen schnell zum Visitor Center zurück, Tür auf und rein da. Hier sind wir erstmal mückensicher und es gibt eine kleine, interessante Ausstellung über das Leben der Indianer, wie sie Handel trieben und welche Bedeutung das Kanu dabei einnahm. Wie lesen uns die Erklärungen durch, danach holen wir uns ein Eis. Mike hat ein rot-weiß gedrehtes Eis und ich ein Minion-Eis. Das hat ein verrutschtes Auge, schmeckt nach irgendwas Undefinierbarem, ist aber schön kalt. Da wir keine Lust auf weitere Mücken haben fahren wir zurück zum Stellplatz. Mittlerweile ist es Nachmittag geworden und mich überkommt wieder die große Müdigkeit. Seit Corona bin ich an manchen Tagen unglaublich müde, mir fallen regelrecht die Augen zu. Ich setze mich mit der Switch vorne auf den Beifahrersitz, stelle die Lehne nach hinten und beim Spielen merke ich schon, wie ich einschlafe. Mike nimmt mir noch die Switch aus der Hand, dann döse ich auch schon weg. Es reicht nicht für einen richtigen Schlaf aber wach bin ich halt auch nicht. Während Mike liest döse ich eine Stunde vor mich hin, dann geht’s wieder was besser und ich kann die Augen wieder offenhalten. Draußen ist es immer noch schön warm und die Mücken lassen uns in Ruhe, also ziehe ich um und stelle mir meinen Campingstuhl in die Sonne. Hier werden wir wieder von einem Ehepaar auf unser Wohnmobil angesprochen: „Wir bewundern gerade euer Wohnmobil“. Wieder die Fragen woher wir kommen, wohin wir wollen, wie lange wir hier im Quetico- Park bleiben… und natürlich wieder ein netter Gruß zur Verabschiedung. Das können die Kanadier ja- nett sein, freundlich sein und einem immer ein nettes Wort mit auf den Weg geben. Da sind wir Deutschen ja eher nicht so bekannt für.

Auch heute Abend meinen es das Wetter und die Mücken gut mit uns und lassen uns draußen essen. Während wir am Tisch sitzen, kommen insgesamt vier Schildkröten über den Platz gelaufen. Zwei davon graben Löcher in den sandigen Boden und fangen an, ihre Eier in den warmen Sand zu legen. Das habe ich noch nie gesehen. Wieder ein erstes Mal hier. Toll.

Nach dem Abendessen folgt die übliche Abendroutine, dann geht’s ins Bett. Zum Glück haben wir noch ein paar Folgen unserer Serie zu gucken, denn dabei kann man abends super einschlafen.

Montag, 11.07.2022      Fahrt in den Sioux-Narrows-Provincialpark

Heute geht’s weiter in den Sioux-Narrows-Provincialpark. Da die Strecke bis nach Winnipeg in einem durch zu lang geworden wäre, hatten wir uns im Vorfeld für eine Unterbrechung etwa auf der Hälfte der Strecke entschieden.

Unseren schönen Stellplatz im Quetico-Park verlassen wir wirklich nur ungern. Wie immer hier schlafen wir auch heute wieder länger, frühstücken erst gegen 11 Uhr, sammeln dann alles zusammen und fahren los. Ein zweites Frühstück holen wir bei Tim Horton´s raus. Hier gibts jetzt auch wieder das gewohnte Sortiment.

Die Fahrt geht lange Zeit immer direkt an der Grenze zu den USA entlang. Einmal falsch abgebogen und wir sind in Minnesota. Das wollen wir möglichst verhindern doch das Navi spielt nicht so richtig mit, so dass wir uns mit google maps behelfen müssen. Klappt aber auch. Auf Höhe der Grenzstadt Fort Francis muss es länger und stärker geregnet haben. Die Stadt liegt an einem großen Seengebiet und hier steht alles unter Wasser. Einige Häuser haben schon keine Zufahrten mehr, andere Gebäude werden mit Mauern aus Sandsäcken gegen das Wasser geschützt. Über eine Länge von bestimmt 150 Kilometern zieht sich das so hin. Immer wieder stehen Gebäude unter oder zu nah am Wasser, in einem Ort ist auf einem großen Parkplatz ein Berg Sand aufgeschüttet, daneben liegen weiße Säcke, die aufs Befüllen warten. Dieses Jahr scheinen in Kanada ganze Landstriche abzusaufen. Wir haben ja auch schon gemerkt, dass es sehr nass ist aber hier ist es schon extrem.

Wir müssen heute nicht einkaufen und auf der Strecke gibt es nichts Sehenswertes, also fährt Mike direkt zu unserem Campingplatz durch, bzw. erstmal dran vorbei, denn die Beschilderung ist etwas sehr kurzfristig. Also umdrehen und wieder zurück. Auch dieser Provincialpark scheint viel Regen abgekriegt zu haben, außerdem wirkt er alt und wenig gepflegt. Die Stellplätze sind matschig und uneben, man kann das Wohnmobil gar nicht richtig gerade parken. Die Toiletten und Duschen möchten wir auch nicht benutzen. Dafür läuft über die Wiese ein Biber, der in Ruhe am Gras rumfrisst. Dieser Biber stellt sich im Nachhinein als Murmeltier raus, habe ich trotz Brille nicht erkannt und sehe es erst durchs Objektiv der Kamera. Ein Murmeltier hatten wir hier auch noch nicht.

Am Horizont türmen sich schon wieder die Wolken und der Wetterbericht warnt vor weiteren Gewittern später am Tag, also drehen wir lieber sofort unsere Runde über den Campingplatz. Wir gehen zum See, der auch bereits über die Ufer getreten ist und finden eine Bank direkt am, also fast im Wasser. Gerade scheint die Sonne und es ist schwül warm, da genießen wir den Platz am See. Hier gibt es keine Mücken also können wir es hier gut aushalten. In unserem Rücken türmen sich die Wolken immer weiter auf, es grummelt immer lauter und wir beschließen, zum Wohnmobil zurück zu kehren. Auf dem Rückweg sehen wir noch einen Buntspecht, der an einem Baumstamm nach Nahrung pickt.

Wir sind nicht zu früh am Wohnmobil angekommen, denn kaum haben wir die Tür hinter uns zu gemacht, kommt ein richtiger Wolkenbruch von oben runter. Es blitzt, donnert und der Wind fegt den Regen über den Stellplatz. Nach einer Viertelstunde ist der Spuk erstmal vorbei, es sind aber weitere Gewitter angesagt. Die lassen auch nicht lange auf sich warten. Wieder schüttet es wie aus Eimern und der Donner knallt ordentlich. Muss ganz in unserer Nähe sein.

Im Laufe des Abends lassen die Gewitter nach, der Regen hört auf und es bleibt erstmal trocken. Raus wollen wir trotzdem nicht mehr, denn alles ist sumpfig und nass. Wir haben noch Reste zu essen, die machen wir uns warm, dann spielen wir Kniffel. Draußen wird es langsam dunkel und leider auch laut. Eine ganze Gruppe junger Leute zieht grölend über den Campingplatz und da unser Stellplatz direkt am einzigen Dusch- und Toilettenhäuschen liegt dauert es natürlich eine Weile, bis sie sich alle fertig gemacht haben. Irgendwann schlafen aber auch junge Leute ein. Da dieser Campingplatz so gar nicht meiner ist und ich mit hier nicht wirklich wohl fühle krieche ich ins Bett und versuche zu schlafen.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen: Es gab heute unterwegs doch noch was zu sehen, denn wir haben unseren ersten Schwarzbären gesehen. Der stand irgendwo auf freier Strecke am Straßenrand, leider zu weit weg, um ihn auf ein Foto zu kriegen. Es war ein etwas kleineres Exemplar, wahrscheinlich ein Weibchen, welches dann sehr schnell wieder im Wald verschwand.

Dienstag, 12.07.2022    Fahrt in den Winnipeg Beach Provincialpark

Die Nacht war ruhiger als erwartet aber der Platz gefällt uns auch heute noch nicht besser und so beschließen wir, ohne Frühstück los zu fahren und unterwegs eine schöne Stelle zum Frühstücken zu finden. Alle paar Kilometer ist an den Straßen ein Picknicktisch ausgeschildert nur heute Morgen kommt kein Schild für uns. Mike fährt und fährt- nichts zum Ranfahren dabei. Also halten wir erstmal bei Walmart in Kenora, wir müssen sowieso einkaufen und vielleicht gibt es ja noch was fürs Frühstück. Schon von außen wirkt dieser Walmart kleiner als andere und drinnen ist nicht viel zu holen. Es gibt keine Obst- und Gemüseabteilung, wir nehmen die letzten beiden Wassergallonen mit und auch die restlichen Regale sind ziemlich geplündert. Naja, dann müssen wir halt in Winnipeg nochmal kurz einkaufen. Frühstück haben wir jetzt aber immer noch nicht und es ist schon Mittag. In Kanada ist der nächste Tim Horton´s zum Glück nie weit, so auch hier nicht und wir holen zwei Sandwichs, eine kleine Box Timbits und zwei Bagel raus.

Und suchen beim Weiterfahren weiter nach einem schönen Platz. Den scheint es auf unserer Strecke heute nicht zu geben, denn plötzlich taucht ein Schild „province boundary“ auf mit dem Hinweis, dass wir gleich Ontario verlassen und nach Manitoba reinfahren. Hier an diesem Grenzübergang gibt es zumindest eine Art Autohof. Auf den fahren wir jetzt raus und frühstücken um 13 Uhr im Wohnmobil. Mit Blick auf einen riesigen Parkplatz und ein paar Lastwagen. Nicht unbedingt schön aber satt sind wir danach.

Weiter gehts Richtung Winnipeg. Das Navi leitet uns vom Trans-Kanada-Highway runter und führt uns über kaputte, mit Schlaglöchern übersäte Nebenstraßen. Im dichten Grün am Straßenrand sehen wir im Vorbeifahren einen Weißwedelhirsch. Ich warte immer noch auf die Abfahrt Richtung Winnipeg, zum Einkaufen, bis ich irgendwann merke, dass uns das Navi viel weiter nach Norden gelenkt hat und wir Winnipeg großräumig umfahren. Wir kommen also an gar keinem Walmart mehr vorbei. Oh, dann muss wohl das zum Essen reichen, was wir noch dabeihaben. Verhungern müssen wir auch damit nicht.

Gegen 16 Uhr kommen wir im Winnipeg Beach Provincialpark an. Wir haben einen Stellplatz direkt gegenüber von Dusche und Toilette auf der grünen Wiese.

Man merkt sofort die Nähe zum Strand, denn hier auf dem Campingplatz laufen viele Leute in Badesachen und Handtuch rum. Es ist angenehm warm und nachdem Mike den Wagen mit all seinen Anschlüssen versorgt hat, gehen wir zum Strand. Der ist schön nah und gut besucht. Wir stellen uns mit den Füßen ins Wasser, was super angenehm warm ist, und gehen durchs Wasser bis ans Ende des ersten Strandabschnitts. Danach ziehen wir uns die Schuhe wieder an und gehen auf der kleinen Promenade bis zu deren Ende. Obwohl das hier ja nur ein See ist, hat er ganz schön Wellengang. Die Wellen schlagen höher als an der Ostsee und hin und wieder kriegt man selbst auf der Promenade Spritzer an Schuhe und Hose. Nett ist es hier und gegen Abend sind immer noch viele Familien unterwegs.

Mike und ich gehen über die kleine Zufahrtsstraße wieder zurück. Hier gibt es einige kleine Eisläden und eine Pommesbude, die allerdings nicht sehr einladend aussieht. Wir gehen also zurück zum Wohnmobil und überlegen, was es zum Abendessen geben soll. Die Wahl fällt auf Spaghetti Bolognese und Gurkensalat. Das ist schnell gemacht und lecker doch leider vertragen weder Mike noch ich das Essen und sind den Rest des Abends damit beschäftigt, unsere Bäuche zu besänftigen.

Es ist mittlerweile 21:30 Uhr, als ich spüle und den Müll rausbringe. Obwohl die Duschen im Duschhaus ganz ok aussehen sind es doch Duschen, für die man extra bezahlen muss. Da wir heute das Glück von sämtlichen Anschlüssen haben, duschen wir schnell nacheinander im Wohnmobil. Das Wasser ist warm und angenehm, danach fühle ich mich direkt wieder frischer. Jetzt ab ins Bett, Laptop an und einschlafen.

Mittwoch, 13.07.2022  Winnipeg Beach Provincial Park

Die Nacht war warm und leise, erst gegen halb 10 werden wir vom Geräusch eines Rasenmähers und von spielenden Kindern geweckt. Hier auf dem Campingplatz direkt am Lake Winnipeg sind in den Sommerwochen viele Familien zu finden, die aus der Großstadt flüchten. Da wir heute nichts vorhaben, faul und noch etwas müde sind, bleiben wir einfach liegen, genießen die Wärme und hören den Geräuschen um uns herum zu. Erst gegen 11 Uhr steigen wir aus dem Bett. Waschen, Zähne putzen, Wasser aufsetzen- dann gibt’s Frühstück. Trotz der Wärme entscheiden wir uns für Kaffee, Tee und Käse-Toast aus der Pfanne. Sehr fettig aber auch sehr lecker.

An der Außenseite des Wohnmobils hängen heute Vormittag viele, also wirklich viele größere, dunkle, hässliche Insekten. Auch andere Wohnmobile und Fahrzeuge um uns herum werden von denen belagert. Die scheinen an jeder wärmeren Oberfläche zu kleben.

Mike versorgt  erstmal all seine Mückenstiche. Über Nacht sind wieder Neue dazu gekommen, einige sind ordentlich groß und andere jucken wie verrückt. Ich spüle, räume die schmutzige Wäsche weg und wische einmal über alle Oberflächen. Die Hälfte der Zeit im Wohnmobil ist rum, da kann man nochmal gründlicher sauber machen. Da Mikes Stiche trotz Afterbite jucken wie doll, beschließen wir, ans Wasser zu gehen und die Beine zu kühlen. Vielleicht hilft das was. Draußen scheint die Sonne und nur ein paar kleine Wolken sind am Himmel zu sehen. Es ist wunderbar warm mit einem leichten Windhauch- perfektes Wetter für einen Tag am Wasser. Der Strand ist um halb eins gut besucht. Überall liegen Leute auf Handtüchern, andere haben ihre Klappstühlchen mitgebracht und dazwischen liegt alles an aufblasbarem Zeug, das man irgendwie mit aufs Wasser nehmen kann: Luftmatratzen, Reifen, ein Einhorn, ein Donut, ein riesiger grüner Pfau, ein pinker Flamingo etc. Wir gehen mit den Beinen ins Wasser, das ist angenehm kühl und Mikes Gejucke wird schnell besser.

Durchs Wasser gehen wir ganz langsam bis ans Ende des ersten Strandabschnitts und gucken uns nebenbei die verschiedenen Boote auf dem Wasser an. Von SUPs über Schlauchboote bis hin zu übers Wasser rasenden Motorbooten oder Jet-Skis ist alles dabei.

Am Ende des Strandes angekommen trocknen wir die Füße ab und setzen uns einen Moment in den Schatten des Strand-Pavillons. Auf der kleinen Zufahrtsstraße wird gerade eine Kirmes aufgebaut. Verschiedene Fahrgeschäfte, Popcorn-Buden etc. stehen in ihren Einzelteilen rum und warten auf den Zusammenbau. Leider werden wir wohl nichts mehr von der Kirmes mitbekommen. Währenddessen hebt auf der anderen Seite am See ein schwerfälliger, massiver Vogel ab. Tier des Tages ist für heute ein Pelikan.

Gegen kurz vor 14 Uhr gehen wir zurück zum Wohnmobil. In dieser Metallbüchse ist es ganz schön warm geworden, also erstmal Klimaanlage an. Mike legt sich aufs Bett und liest, ich schreibe etwas am Reisebericht weiter.

Maya meldet sich zwischendurch und wir schreiben ein bisschen hin und her. Sie würde heute auch am liebsten mit uns am Wasser sitzen, stattdessen muss sie in der Hitze Deutschlands für ihre Uni-Klausuren lernen. Die Arme. Ich hätte sie tatsächlich auch manchmal noch gerne dabei aber Kinder werden nun mal älter.

Gegen 16 Uhr machen Mike und ich uns auf zur zweiten Strandrunde. Wir nehmen die Campingstühle mit, stellen die direkt an die Wasserkante und halten die Füße ins kühle Nass. Ach, ist das angenehm. Immer noch sind viele Familien am und im Wasser, Kinder planschen, die Erwachsenen unterhalten sich- so sollte ein Sommertag am Wasser sein. Mike schreibt noch was mit seinem Bruder, während ich mal wieder eindöse. Es ist warm, es ist bequem, ich höre den Leuten um mich rum zu- was soll ich da anderes machen als gemütlich einzuschlafen. Erst nach einer Stunde merke ich, dass es doch langsam etwas heiß in der Sonne wird. Hoffentlich wird das mal kein ordentlicher Sonnenbrand.

Um 17:30 Uhr verlassen wir den Strand, gehen nochmal zu den kleinen Buden in der Hoffnung auf Pommes und Burger und finden ein süßes, kleines Restaurant mit toller Holzterrasse. Hier kann man super sitzen, auf der Karte steht alles, was das nordamerikanische Genießerherz begehrt und die Bedienungen sind unglaublich freundlich. Mike bestellt Pommes und Hühnchen, ich kriege Poutine und frittierte Zwiebelringe. Dazu gibt’s kanadisches Bier für Mike und hausgemachte Limo für mich. Hmmm, was für ein leckeres Abendessen. Und so gemütlich in der Wärme- besser hätten wir es nicht erwischen können. Auf der Straße wird die Kirmes aufgebaut, langsam erkennt man Autoscooter und Co. und auch das hat was von einem unbeschwerten Sommerwochenende.

Nach dem Abendessen watscheln wir gemütlich zurück zum Wohnmobil. Draußen am Wagen hängen immer noch diese komischen Insekten. Mike googelt, was das ist und siehe da: So sehen Eintagsfliegen aus. Die armen Tiere hängen sich jetzt alle zum Sterben irgendwo fest, morgen oder übermorgen sind sie dann weg. Blödes Leben irgendwie.

Mike geht duschen, ich schreibe den Reisebericht weiter, danach dusche auch ich. Der Abend vergeht mit Lesen, Handy daddeln und schließlich wieder Serie gucken.

Donnerstag, 14.07.2022             Fahrt in den Riding Mountain National Park

Nach einer ruhigen und warmen Nacht werden wir um 9 Uhr vom lauten Hupen eines Zuges geweckt. Da scheint die Bahnstrecke doch noch genutzt zu werden. Von den Zügen haben wir gestern überhaupt nichts mitbekommen.

Wir bleiben noch einen Moment liegen, schreiben mit zu Hause, dann machen wir uns fertig und koppeln den Wagen ab. Heute fahren wir ohne Frühstück los, denn wir wollen in Winnipeg zu Cora´s breakfast und lunch. Das Frühstück dort haben wir schon in Toronto und Halifax schätzen gelernt und da wir sowieso über Winnipeg fahren müssen, können wir auch direkt dort frühstücken.

Die Fahrt nach Winnipeg dauert ca. 1 Stunde und wir müssen ziemlich lang durch Winnipegs Gewerbegebiete mit engen und sehr vollen Straßen fahren, bis wir in einem riesigen Shopping- Areal auf den passenden Parkplatz rollen. Jetzt gibt’s lecker Frühstück- ist ja auch schon 12 Uhr mittags. Für Mike gibt es Toast mit Karamell und Bananen, Spiegeleier, Bratkartoffeln, Speck und dazu Kaffee. Ich bekomme 2 Blaubeerpancakes, Spiegeleier, Toast, Kartoffeln mit Speck und Toast sowie Obst und dazu einen Kale-Mango-Smoothie. Der kann bei Mike keine Begeisterung auslösen, er bleibt lieber bei seinem Kaffee.

Nach dem Frühstück fahren wir zu Walmart. Nachdem uns der letzte Walmart in Kenora ja nicht mit allem versorgen konnte, müssen jetzt nochmal ein paar frische Lebensmittel her. Zum Glück ist dieser Walmart wieder riesig, gut sortiert und wir kriegen alles, was wir brauchen. Wasser, Getränke, Kirschen, Salat, …alles da heute. Mike kriegt sogar neues Afterbite gegen die ständig neuen und juckenden Mückenstiche.

Es ist bereits nach 14 Uhr, als wir uns auf den Weg zum Riding Mountain National Park machen. Mike fährt fast die ganze Strecke allein, erst die letzten 50 Kilometer übernehme ich. Die Straßen hier in Manitoba sind super schlecht, die können durchaus mit den Straßen in Nova Scotia konkurrieren. Es wackelt und rüttelt im Wagen und ich hoffe, dass das Geschirr heil am Campingplatz ankommt. Bei den ganzen Löchern, Dellen und ausgerissenen Straßenrändern kann man für nichts garantieren.

Der Eingang in den Nationalpark ist schnell und einfach zu finden, der Weg zum Campingplatz eher weniger. Ich lande mit dem Wohnmobil mitten in dem kleinen Ort Wasagaming und weiß ab hier nicht mehr weiter. Ich parke am Visitor Center und Mike fragt erstmal nach dem Weg zum Campingplatz. Weit davon entfernt sind wir nicht, also schnell zwei Straßen weiter, rechts abgebogen und schon sind wir da. Der Campingplatz ist ganz schön groß und wir müssen noch einige Meter bis zu unserem Stellplatz fahren. Der ist wieder ein Pull-Trough, also vorne rein und hinten raus. Praktisch. Der Stromkasten ist diese mal auch ohne Verlängerungskabel zu erreichen.

Direkt vor unserer Windschutzscheibe steht ein Weißwedelhirsch, kaut genüsslich auf ein paar Blättern rum und lässt sich von uns überhaupt nicht stören. Schön, wenn die Tiere so nah kommen.

Da es noch nicht allzu spät ist und der kleine Ort unten am See beim Durchfahren einen sehr guten Eindruck machte, beschließen wir, noch eine Runde durch den Ort zu drehen. Der Weg vom Stellplatz aus ist gut zu Fuß machbar, es geht leicht bergab und wir kommen an echt hübschen Häuschen vorbei. In erster Reihe, direkt mit Blick auf und Badesteg in den See haben diese Ferienhäuser echte Premiumlage. Einige haben einen Hot-Pot auf der Terrasse, andere einen riesigen Kamin mit Stühlen drumherum. Hier lässt es sich bestimmt gut sitzen.

Wir bummeln am See entlang bis zu den kleinen Geschäften von Wasagaming. Hier gibt es Boutiquen, Souvenirläden, Restaurants, Läden mit Eis, Süßigkeiten, Beaver Tails, etc. Sehr, sehr hübsch und wirklich gepflegt ist es hier. Da es ganz schön warm ist, holen wir uns ein leckeres Softeis, bummeln an den Läden zurück und gehen dann den Berg hoch zurück zu unserem Stellplatz. Unterwegs treffen wir wieder auf einen Weißwedelhirsch, der am Straßenrand grast. Die scheinen überhaupt nicht scheu zu sein und er zeigt sich von uns wenig beeindruckt.

Zurück im Wohnmobil kippt bei mir leider die Stimmung. Seit Corona kämpfe ich dieses Mal unglaublich mit Heimweh, heute Abend ist es wieder soweit und je weiter wir nach Westen fahren, umso größer wird meine Flugangst vor dem langen Rückflug. Um es kurz zu machen: Der Abend endet mit schlechter Laune.

Freitag, 15.07.2022        Riding Mountain National Park

Die Nacht war warm, sehr warm und die Laune ist heute früh zumindest ein klein bisschen besser. Zum Glück bessert sie sich nach dem Frühstück weiter. Heute wollen wir zu den Bisons, die es hier im Park gibt. Mike hat im Internet irgendwas wegen einer Straßensperrung gelesen, daher fahren wir zuerst zum Visitor Center in Wasagaming und fragen mal nach. Neben Auskünften gibt es in diesem wunderschönen Gebäude auch eine kleine Ausstellung zu den Tieren im Park sowie die Darstellung eines Biberbaus.

Mike hatte im Vorfeld leider richtig gelesen. Die nette Dame in Visitor Center erklärt uns, dass auch der Riding Mountain National Park von den starken Regenfällen Anfang Juni in Mitleidenschaft gezogen wurde. Die Zufahrstraße zum Bisongebiet ist weggeschwemmt, eine Brücke weggerissen worden. Es ist also momentan kein Hinkommen zu den Bisons. So ein Mist. Deswegen sind wir doch eigentlich hier. Die nette Dame erklärt uns aber auch eine Alternative: Im Örtchen Minnedosa, ca. 50 Kilometer vom Park entfernt, unterhält jemand ein privates Bisongehege, da könnten wir uns welche angucken. Wenn wir schon die „richtigen“ Bisons nicht sehen können, wollen wir uns wenigstens die angucken. Mike fährt los, wir fahren ein paar Kilometer und mit einem Mal steht da ein Schwarzbär mitten in einem Feld am Straßenrand. Wir müssen natürlich wenden und zurückfahren, um uns den Bären genauer anzusehen. Er ist deutlich größer als der Bär, den wir letztens gesehen haben, daher gehen wir davon aus, dass dieser Bär hier ein Männchen ist.

Der Weg bis nach Minnedosa ist unspektakulär, weitere Bären sehen wir nicht. Dafür in Minnedosa selbst wieder viele Sandsäcke. Auch dieser Ort muss überflutet worden sein, denn an einigen Häusern sind die Sandsäcke bis in den Eingang gestapelt, andere Häuser wurden mit einem regelrechten Schutzwall gesichert.

Wir fahren die Hauptstraße entlang und folgen dem Schild „Bisons“, doch wir finden keine. Also wieder zurück zur Hauptstraße. Auch an der nächsten Einfahrt gibt es keine Bisons. Also nochmal drehen und einen anderen Weg probieren. Wir landen jetzt am Heritage Museum und eine Frau erklärt uns, dass das eigentliche Bisongehege überschwemmt ist und wir es nochmal von einer anderen Stelle aus probieren sollen.

Wir fahren wieder zum ersten Versuch zurück, parken das Wohnmobil am Straßenrand und gehen bis zum Rand eines winzig kleinen Parks. Wir haben das zuerst für ein Privatgrundstück gehalten, denn auf der Wiese liegen ein Mann und eine Frau mit Liegen und Sonnenschirm in der Sonne. Nein, nein, das sei schon ein öffentlicher Park, sagen sie uns, wir können ruhig hier rumlaufen. Machen wir und sehen tatsächlich eine kleine Herde Bisons auf einer etwas weiter entfernten Wiese. Sieht aus, als wenn die Herde auf einer kleinen Insel grast, drumherum ist alles voll Wasser. Mike macht ein paar Fotos, dann fahren wir wieder zurück.

Den Nachmittag verbringen wir am Stellplatz, lesen und spielen Switch. Es ist super warm in der Sonne, das ist schön, denn es hält die Mücken ab. Ich koche Nudeln mit Pilzsauce, wir essen draußen und genießen die Wärme.

Am frühen Abend gehen wir nochmal nach Wasagaming an den See. Heute gehen wir eine andere Straße Richtung Ortskern und auch hier stehen wieder wunderschöne Ferienhäuser. Einige schon etwas älter, andere ganz neu und sehr modern. Am und im Wasser ist noch viel los, Kinder und Erwachsene genießen das warme Wetter, schwimmen, fahren Boot oder picknicken auf der Liegewiese. Über allem liegt die gelassene Stimmung eines warmen Sommertages. Es ist deutlich voller als gestern, was wahrscheinlich daran liegt, dass viele Wochenendausflügler heute Nachmittag schon angereist sind. Mike und ich gehen zuerst am Wasser entlang, dann durch den Wald bis zum Ortseingang. Hier ist der Laden für BeaverTails. Die werden unser Abendessen. Mike holt sich einen mit Zimt und Zitrone, ich kriege einen mit Nutella und Reeses. Die fettigen Teile werden frisch gemacht, sind also unsagbar heiß und zuerst gar nicht essbar. Wir nehmen sie mit bis zu einer Bank am See, setzen uns dort hin, essen und beobachten die Menschen. Es ist mittlerweile fast 20 Uhr, einige Familien packen langsam zusammen. Es ist aber immer noch genug Trubel hier am Wasser. Ein Ausflugsschiff legt zu einer Abendfahrt ab, andere Boote kommen langsam zurück in den kleinen Hafen gefahren. Obwohl wir längst aufgegessen haben bleiben wir noch auf der Bank sitzen und genießen die kühler werdende Sommerabendluft. Erst als es dämmert machen wir uns auf den Weg zurück zum Stellplatz.

Heute geht der Rückweg schneller als gestern, denn heute kennen wir den richtigen Weg und laufen nicht unnötig weit. Pappsatt fallen wir nach der Dusche ins Bett. Gute Nacht.

Samstag. 16.07.2022     Fahrt nach Saskatoon

Heute steht die längste Fahrstrecke dieses Urlaubs an: Knapp 600 Kilometer bis nach Saskatoon. Da wir bis 11 Uhr den Stellplatz geräumt haben müssen, stehen wir heute mal was früher auf. Zum Frühstück gibt’s für mich Joghurt mit Obst, Mike ist mit Knäckebrot glücklich. Dazu gibt’s eine Tasse Kaffee und O-Saft. Für alles andere ist es viel zu warm. Es gilt eine Hitzewarnung für den ganzen Tag und die Wärme merkt man schon heute früh gut. Schon merkwürdig, dass wir vor zwei Wochen noch so gefroren haben. Davon ist nichts mehr übrig. Mittlerweile haben wir zum Glück richtiges Sommerwetter. In der Nacht hatte es wieder gewittert und geregnet. Während Mike am Morgen nichts davon weiß, habe ich mir in der Nacht das Grummeln eines heranziehenden Gewitters angehört. In den Präriestaaten scheint man schon Stunden bevor das Gewitter bei einem ankommt den Donner zu hören.

Nach dem Frühstück folgt die übliche Morgenroutine: Aufräumen, spülen, Wäsche wegräumen, alles Rausfallsicher verzurren, Strom abkoppeln und los geht’s. Der erste Halt ist nur ein paar Meter entfernt: Mike muss Dumpen. Das Ablassen von Schmutz- und Abwasser ist der weniger schöne Teil vom Leben im Wohnmobil.

Den ersten Teil der Strecke übernehme ich. 200 Kilometer ruckelt der Wagen über echt schlechte Straßen, das Lenkrad muss immer mit beiden Händen gefasst werden, damit das Wohnmobil nicht einfach durch die Gegend springt. Nach zwei Stunden werde ich müde und unkonzentriert, Mike übernimmt für die nächsten 200 Kilometer. Die Landschaft ändert sich während all dieser vielen Kilometer nicht. Es geht durch Wiesen und Rapsfelder auf schnurgraden Straßen mitten durch die Prärie. Ganz selten geht es mal etwas bergauf oder bergab, meistens aber einfach schnurgrade geradeaus. Der Himmel ist strahlend blau und mit dem Gelb der Rapsfelder und dem Grün der Wiesen sieht die Landschaft farblich toll und unglaublich nach Sommer aus aber es ist halt ganz schön eintönig. Und das ermüdet beim Fahren. Hin und Wider taucht eine Abraumhalde mit zugehörigem Fabrikgelände in der Landschaft auf. Das sind Kalibergwerke. Kanada betreibt 11 solcher Bergwerke und ist damit weltweit der größte Produzent von Kalisalzen, die später zu Dünger verarbeitet werden. 30% der weltweiten Produktion werden hier in Saskatchewan hergestellt.  

Ortschaften gibt es auf der gesamten Strecke nicht. Manchmal gibt es eine Farm, manchmal stehen ein paar Häuser in der Nähe eines der Bergwerke. Dazwischen ist kilometerlang nichts. Wirklich nichts.

Ich frage mich, wo die Menschen hier einkaufen, denn ich habe seit 400 Kilometern keinen einzigen Laden mehr gesehen. Wir tauschen jeweils noch einmal beim Fahren durch, dann rollt Mike um 17:00 Uhr- wir haben heute an der Zeitzonengrenze wieder eine Stunde geschenkt bekommen- auf der Stadtautobahn durch Saskatoon bis zu unserm Campingplatz. Der liegt ganz im Süden der Stadt in einer Grünanlage. Unser Stellpatz grenzt direkt an den örtlichen Golfplatz. Es ist unglaublich heiß hier, das Thermometer sagt was von 36 Grad. Ich laufe insgesamt noch dreimal zwischen Stellplatz und Waschmaschine bzw. Trockner hin und her, den Rest des Abends sitzen wir im Schatten des Wohnmobils in unseren Campingstühlen, mehr ist bei der Hitze nicht drin. Zum Glück mögen auch die Mücken die Hitze nicht und bleiben uns vom Leib. Zum Abendessen gibt es Burgerbrötchen mit Speck, Spiegelei und Käse und dazu Rohkost.

Die Luft draußen wird langsam kühler und angenehmer und obwohl wir gerne noch draußen sitzen würden, fallen uns die Augen zu. Die Hitze und die lange Fahrt heute haben uns müde gemacht. Schnell noch spülen und duschen, dann geht’s ins Bett. In unserer Sardinenbüchse ist es so warm, da muss heute Abend mal die Klimaanlage dröhnen. Ich schaffe tatsächlich noch zwei Folgen der Serie, dann bin ich eingeschlafen. Auch Mike fällt der Laptop schon aus der Hand, jetzt ist wirklich Schluss für heute.

Sonntag, 17.07.2022     Saskatoon

Ich habe wieder super unruhig geschlafen. Irgendwie wollen mein Rücken und die Matratze nach drei Wochen nicht mehr miteinander. Und es war unheimlich warm. Um 9 Uhr bin ich wach und schreibe kurz mit Maya. Mike neben mir schläft noch und wird erst langsam wach.

Der Morgen startet mit einem ordentlichen Donnerwetter. Schon beim Wachwerden höre ich in der Ferne das Grummeln des aufziehenden Gewitters. Kurze Zeit später blitzt und donnert es, der Regen trommelt aufs Dach. Wir bleiben also liegen und dösen weiter in der Wärme des Wohnmobils vor uns hin. Die erste Runde Gewitter zieht schnell wieder ab doch was danach kommt ist deutlich heftiger. Die zweiter Runde Gewitter bringt kräftigen Wind mit sich, es wird dunkel und der Regen rauscht nur so vom Himmel. Während sich draußen die Bäume biegen und Blätter und Zweige runterfallen, machen wir uns langsam fertig. Wir wollen heute auf den Farmers Market, der jedes Wochenende stattfindet und der größte in Saskatchewan sein soll.

Mike koppelt den Wagen vom Strom ab und wir fahren durch die Pfützen in Richtung Highway.

Der Farmers Market ist laut Navi nur 11 Minuten Fahrzeit entfernt doch am angegebenen Ziel ist ziemlich wenig los. Ja, am Gebäude steht „Farmers Market“ dran, doch auf dem Parkplatz herrscht gähnende Leere. Wir parken unser Riesenschiff und gehen ins Marktgebäude. Auch hier ist nichts los. Viele Verkaufsstände sind nicht besetzt und Besucher sind auch keine da. Innerhalb von 5 Minuten haben wir alles gesehen und gehen zurück zum Wagen. Das war jetzt ganz schön enttäuschend. Wo kriegen wir jetzt unser Frühstück her? Ok, wieder zu Cora´s. Auch unser Frühstück ist wieder nur 13 Minuten entfernt und wir stehen schnell auf dem passenden Parkplatz. Vor dem Eingang von Cora´s stehen bereits Leute an. So einen vollen Cora´s hab ich noch nie gesehen. Wir gehen rein, werden auf eine Warteliste geschrieben und müssen auf einen freien Tisch warten. Es dauert zum Glück nicht lange und eine freundliche Bedienung bringt uns zu unserem Platz. Ich kriege wieder den leckeren Kale- Mango- Smoothie, Mike bleibt auch heute lieber bei Kaffee. Zum Frühstück gibt es zwei Teller mit Kartoffel, Speck und Spiegeleiern, Mike hat dazu eine dicke Waffel mit Obst und Sahne, ich einen Crepes mit Obst und sahniger Füllung. Wie üblich ist das ganze super lecker und auch wie üblich kriegen wir, sobald der letzte Bissen runtergeschluckt ist, die Rechnung- andere warten ja schließlich auch noch auf einen Tisch.

Mittlerweile ist es in der Sonne wieder ordentlich warm geworden. Wir fahren ein paar Meter weiter auf einen anderen Teil des Parkplatzes und gehen bei Sobey´s rein. Mike ist auf der Suche nach Krautsalat und tatsächlich wird er fündig. Ich weiß schon, was es zum Abendessen gibt.

Ich möchte gerne bei Winners durchgucken, der ist wieder an einer anderen Stelle und wir fahren wieder ein paar Kilometer zurück. Irgendwie ist dieses Mal nichts für mich dabei und ich bin schnell fertig mit gucken. Nebenan ist ein Superstore, da will Mike hin, denn er ist auf der Suche nach einer neuen SD-Karte, nachdem die externe Festplatte ihre Zusammenarbeit mit uns aufgekündigt hat. Wir schlendern durch die Gänge und ich nehme auf die Schnelle noch drei Badetücher mit. Die sind so schön sommerlich und Badetücher kann man nie genug haben. Mikes und meins dient jetzt die nächsten Tage als Anti-Schwitz-Unterlage für die Campingstühle. Eine SD- Karte kriegen wir im kleinen Technikladen hinter den Kassen, der ganz vorurteilsgetreu von zwei Indern betrieben wird.

So, zurück zum Wohnmobil. Es ist mittlerweile 15 Uhr und wir überlegen, was wir noch anstellen heute. Zum Spazieren gehen ist es zu heiß, also fahren noch mal in die Gegenrichtung zur nächsten Mall. Hier gib es einen „Bath and Bodyworks“- Laden und wir brauchen bestimmt noch Duftkerzen für zu Hause. Zwei gibt es zum günstigeren Preis, also nehmen wir doch zwei. Dazu noch Duftiges für das Patenkind und die Tochter. Danach geht’s noch zu Dollarama. Shampoo, Spüli und Klopapier reichen natürlich nicht mehr ganz für die letzten 12 Tage und eine neue Dose Insektenspray muss her, der Verbrauch dieses Jahr ist gigantisch. Wir bringen die Taschen zum Wagen und Mike möchte gerne noch in die Buchhandlung. Oh, was haben die schöne Sachen da. Ich könnte sofort einen extra Koffer vollpacken mit Geschirr, Kissen, Liegedecken, einem Melonen-Planschbecken, und und und. Mike findet einen dicken Sammelband von Mass-Effect. Den will er aber nicht mitnehmen, denn der ist tatsächlich ganz schön schwer und echt wenig Rückflug-geeignet.

Mittlerweile ist es 17 Uhr und wir fahren zum Campingplatz zurück. Die Sonne scheint und draußen vor dem Wohnmobil weht ein frischer Wind. Drinnen ist es vor Hitze nicht auszuhalten, also kommen die Campingstühle raus und wir setzen uns vors Wohnmobil. Mike guckt irgendwas auf seinem Handy und sich schreibe am Reisebericht weiter.

Zum Abendessen gibt es natürlich Krautsalat. Für mich mit Pellkartoffeln, Ranch Dressing und Rohkost. Für Mike ohne alles. Essen könne wir zum Glück draußen, denn es ist noch immer wunderbar warm und die Mücken lassen uns fast in Ruhe.

Mike macht den Abwasch, fegt und räumt die Wäsche weg, ich schreibe weiter am Reisebericht. Wir sitzen noch etwas draußen aber als es dunkel wird werden auch die Mücken wieder aufdringlich. Wir machen die Klimaanlage im Wohnmobil an und verziehen uns nach drinnen. Jetzt noch duschen und ab ins Bett.

Montag, 18.07.2022      Fahrt in den Vermillion Provincial Park

Nach einer ruhigen Nacht wachen wir gegen 9 Uhr auf. Zuerst schreiben wir kurz mit Maya, bei der ja schon Nachmittag ist und die heute eine derart schwere Klausur geschrieben hat, bei der die meisten Studenten beim ersten Versuch durchfallen.

Nach Haarewaschen und Co. gibt’s wieder Knäckebrot für Mike und Joghurt mit Obst für mich. Danach schnell spülen, abtrocknen, aufräumen und sauber machen- um 11 Uhr müssen wir unseren Stellplatz geräumt haben.

Wir fahren durch die Stadt und dann Richtung Westen auf den Trans- Kanada- Highway. Unser Ziel für heute ist der Vermillion Provincial Park. Eigentlich haben wir hier gar nichts vor und haben ihn nur als Stopp für eine ansonsten zu lange Strecke ausgewählt. Mal sehen, was uns erwartet.

Die Fahrt ist auch heute wieder recht eintönig. Es geht viele, viele Kilometer durch Wiesen und Rapsfelder, ansonsten bietet die Landschaft nicht viel Abwechslung.

Und dann kommt mit einem Mal  wie aus dem Nichts das Ortschild „Lloydminster“ und man steht mitten in einer kleineren Stadt. Richtig voll ist es hier. Lloydminster liegt tatsächlich in zwei Provinzen: Saskatchewan und Alberta. Ein Straßenzug mitten in der Stadt teilt sie. Auf der einen Seiter der Straße ist Saskatchewan, auf der anderen Straßenseite ist Alberta. Und die Stadt nimmt aus beiden Provinzen das Beste mit. Aus der einen Provinz die niedrigeren Steuern, aus der anderen die höheren Löhne. Und das gilt dann immer fürs gesamte Stadtgebiet. Das ist wohl einer der Gründe, weshalb die Stadt immer weiter wächst und die Menschen hierherziehen. Ein anderer Grund sind die Erdölvorkommen in dieser Gegend. Überall auf den Feldern sieht man kleine schwarze Türme mit Hauben stehen, auch dort wird Öl gefördert. Diese Gegend hat eine Menge flüssiges Gold im Boden liegen und fängt gerade erst an, es zu fördern.

Am Ausgang Lloydminsters gibt es ein großes Gewerbegebiet. Von Walmart über Staples, Michaels, Winners, Sobey´s- hier ist alles zu finden. Erstaunt fahre ich daran vorbei, dann beginnt wieder die Einöde. Wie eine kleine Oase im Nichts war das gerade.

Die Fahrt geht weiter geradeaus doch irgendwann ist unser Ziel ausgeschildert. Unterwegs hatte Maya noch einmal angerufen, die Klausurergebnisse von heute früh sind schon da und entgegen aller Erwartungen hat sie die Klausur direkt beim ersten Anlauf bestanden. Oh, ist die glücklich. Und wir natürlich auch. Glückliches Kind- glückliche Eltern. Wir fahren jetzt mitten durch den Ort Vermillion, der einen sehr hübschen und gepflegten Eindruck macht. Die Häuser in Richtung Provincialpark machen einen gehobeneren und sehr ordentlichen Eindruck mit ihren schön angelegten Gärten und den sauber gemähten Rasen.

Dieser Eindruck setzt sich auf dem Campingplatz fort. Es ist eher eine Parkanlage mit Minigolfplatz und Wasserspielplatz als ein üblicher Campingplatz. Sehr schön ist es hier. Der Campingplatz ist nur wenig belegt, einige Familien sind hier und ein paar Rentner sitzen zusammen vor einem Camper.

Und es gibt noch ein paar Bewohner: Erdhörnchen. Die flitzen kreuz und quer über den Platz und haben den gesamten Untergrund durchlöchert. Überall guckt so ein kleiner Kopf aus einem der Löcher, dann rennt plötzlich ein kleiner Geselle über den Stellplatz und ist wieder weg. Hin und her geht es hier. Macht richtig Spaß, denen zuzugucken.

Es ist wieder unglaublich heiß heute, im Wohnmobil ist es kaum auszuhalten und so beschließen Mike und ich, zum Minigolf zu gehen. Der kleine 9-Loch-Platz liegt direkt am Eingang, das sind nur ein paar Meter zu Fuß. Natürlich zieht Mike mich ab, ich kann das nicht so gut. Spaß hat es aber trotzdem gemacht. Auf dem Rückweg machen wir Halt am Wasserspielplatz und setzen uns dort auf eine Bank. Heute sind hier in der Hitze einige Eltern mit Kindern unterwegs, die sich über das kühle Wasser freuen. Wir kriegen etwas kühlere Luft hier ab, das ist auch schon viel wert.

Es ist mittlerweile später Nachmittag und Mike und ich setzen uns vors Wohnmobil in den Schatten, lesen und dösen. Gemütlich ist es. Gegen 18 Uhr kriegt Mike Hunger und fängt an zu kochen. Es gibt Reis mit Bohnen und Tomatensauce und dazu Salat. Wir können draußen essen, denn selbst den Mücken ist es zu heiß.

Nach dem Essen spielen wir Kniffel und gehen später noch eine Runde um den Campingplatz. Außen am Fluss entlang gibt es einen Weg, der vorne am Eingang wieder rauskommt. Jetzt, da die Sonne langsam untergeht, kommen die Mücken dann doch raus und wir gehen lieber rein. Jetzt noch spülen, dann duschen und dann ins Bett. Heute muss die Klimaanlage eine Weile laufen, um es im Wohnmobil erträglich zum Schlafen zu machen. Kaum zu glauben, dass wir vor zwei Wochen noch die Heizung an hatten. Um 23 Uhr sagen wir noch Maya guten Morgen, die muss schon wieder aus dem Bett und zur nächsten Klausur, dann fallen uns auch die Augen zu.

Dienstag, 19.07.2022    Fahrt in den Pembina River Provincial Park

Nach einer ruhigen, warmen und sehr erholsamen Nacht wachen wir wieder gegen 9 Uhr auf. Heute haben wir einiges vor, also machen wir uns nur schnell fertig, Frühstück gibt’s von Tim Hortons und gegessen wird auf einem Feldweg an der Straße. Geht auch und ist gar nicht mal ungemütlich.

Unser erster Stopp ist der Elk Island National Park. Hier soll es nochmal die Chance auf Bisons geben, die lassen wir uns doch nicht entgehen. Wir halten zuerst am Visitor Center, fragen nach, wo wir die Bisons am Besten sehen könnten und gucken uns die kleine Ausstellung dort an.

Ein paar Meter weiter gibt es den „Bison Loop“, den man ganz einfach mit dem Auto abfahren kann, da sollen wohl Bisons zu sehen sein und tatsächlich. Wir haben Glück und sehen gleich eine kleine Herde von fünf Bisons auf der Wiese grasen. Drei nahe an der Straße, zwei etwas weiter entfernt. Wir steigen kurz aus und machen ein paar Fotos, dann gehts weiter, denn hinter uns warten schon andere Wagen samt Insassen auf ihre Chance.

Wir fahren noch ein bisschen die Straße durch den Park entlang bis zu einem Parkplatz mit Wanderweg. Wir laufen einfach mal los, finden Hufspuren und Sch…e aber von Bisons keine Spur. Als der Weg matschig und sumpfig wird drehen wir wieder um und fahren zurück zum Ausgang.

Laut Navi sind es noch etwa 30 Minuten bis nach Edmonton. Hier wollen wir in die West Edmonton Mall. Diese hat neben den üblichen Läden und einem Food Court unter anderem das weltweit größte Hallenbad samt 17 Wasserrutschen, eine Eisbahn, ein Aquarium, man kann Tretboot und Go-Kart fahren, Minigolf im Hellen und Dunklen spielen und es gibt einen richtigen Vergnügungspark mit Achterbahnen und Kettenkarussell. Nachdem Mike das Wohnmobil erfolgreich geparkt hat, gucken wir uns das Spektakel mal an und was soll ich sagen: So eine riesige Mall habe ich noch nie gesehen. Hier gibt es alles. Vor allem Sachen, die man überhaupt nicht braucht. Wir sind total beeindruckt. Für uns gibt’s eine Runde Minigolf, danach gehen wir noch in ein paar Läden. Wirklich fündig werde ich aber nicht, also lasse ich die Sachen auch in den Läden. Alles andere müsste ich ja auch nur irgendwie nach Hause schaffen.

Als wir die Mall verlassen ist es bereits 17:30 Uhr und die Fahrzeit zum Campingplatz beträgt noch eine Stunde. Wir fahren westlich an Edmonton vorbei bis zum Pembina River Provincialpark. Der Campingplatz ist deutlich größer als erwartet und ordentlich voll. Wir parken das Wohnmobil auf einem schönen, direkt am Fluss gelegenen Stellplatz, steigen aus und…es ist kalt hier. Deutlich kälter als heute Morgen noch. Da gibt’s doch direkt Jeans und Pullover. Zum Abendessen gibt’s mal wieder Nudeln mit Thunfisch-Sauce. Da unser Platz so schön oberhalb am Fluss liegt, essen wir noch draußen, spielen dann noch zwei Runden Kniffel und dann treiben uns die Mücken nach drinnen. Jetzt folgt die typische Abendroutine, dann ist Schluss für heute.

Mittwoch, 20.07.2022  Fahrt in den Banff National Park

Nach einer ruhigen Nacht gibt es Frühstück wie immer. Heute steht mit 411 Kilometern eine längere Fahrt in den Banff National Park an. Zuerst müssen wir jedoch Propan auffüllen und tanken, dann fahren wir über Landstraßen nach Süden Richtung Calgary. Hier verändert sich die die Landschaft, es wird hügeliger. Die Straßen gehen weiterhin schnurstracks geradeaus, auf den Wiesen links und rechts werden immer wieder Erdölfördertürme sichtbar. Jetzt gibt es auch wieder mehr Bäume, keine Rapsfelder mehr und in der Ferne sind im Dunst die ersten Berge der Rocky Mountains erkennbar.

Wir fahren lange parallel zu den Rocky Mountains, bis wir in Cochrane Halt machen. Cochrane ist ein sehr hübscher, gepflegter Ort mit vielen Neubaugebieten und neu angelegten Straßen. Der Ort scheint ordentlich zu expandieren, denn auf den Hängen ringsum werden fleißig weitere Häuserreihen eingezogen. Bei Walmart holen wir eine weitere Decke gegen die nächtliche Kälte und ganz nebenbei muss zusätzlich ein neuer Koffer her. Mittlerweile haben wir so viel zusätzlich eingekauft, das passt nicht alles in die Koffer und Taschen, mit denen wir hier angekommen sind. Mike bekommt noch einen Kaffee bei Tim Hortons und ich hole mir ein Eis in der örtlichen Eisdiele.  

Erst gegen Abend kommen wir in Banff an. Dort haben wir für die nächsten drei Nächte einen Platz ohne alles auf dem Tunnel Mountain Village I Campground.  Wir sind bei weitem nicht das einzige Leih-Wohnmobil hier, auf den Stellplätzen um uns herum sind sämtlichen großen Wohnmobil-Vermietungen vertreten. Die kommende Nacht ist kalt angesagt aber noch es ist sehr warm, also hängt Mike die Hängematte raus und während er liest bereite ich das Abendessen vor: Es gibt Burger und Hot Dogs mit Salat. Wir essen draußen und spielen danach noch Kniffel. Erst als es dunkel wird gehen wir rein, spülen, duschen und gucken wir immer unsere Serie weiter. Zum ersten und zum Glück auch fast einzigen Mal ist heute Abend ein Zug richtig laut zu hören.

Donnerstag, 21.07.2022             Banff Nationalpark

Die letzte Nacht war wärmer als erwartet und wir haben die neue Decke bisher gar nicht gebraucht. Frühstück gibt´s draußen, denn die Mücken sind friedlich und lassen uns in Ruhe essen. Schon am Morgen ist es sehr warm, wir sitzen in kurzen Hosen und T-Shirt vor dem Wohnmobil. Später kommt noch eine große Ladung Off! über Kleidung und Haare, denn unser heutiges Ziel ist der Johnston Canyon im Yoho Nationalpark. Die Fahrt dorthin ist super schön, es geht vorbei an steilen Berghängen und Blumenwiesen, die uns an die Alpen erinnern.

Am Parkplatz angekommen ist dieser schon gut gefüllt, überall stehen Wohnmobile in den verschiedensten Größen. Der Johnston Canyon ist ein sehr bekanntes Ausflugsziel und so wundert es nicht, dass der Wanderweg voll Menschen ist. Der Weg führt durch den Wald, immer an eisblauem Wasser entlang und mit wunderbar kühlen Abschnitten dazwischen.

Insgesamt ist der Wanderweg 2,8 Kilometer je Strecke lang, verläuft immer am Fluss entlang und ist mit schmalen Brücken über Abhänge und Felsspalten gespickt. Der Hinweg  geht durchweg bergauf, was ich heute ziemlich anstrengend finde. Nach Corona bin ich echt noch ziemlich platt, wenn es darum geht, länger bergauf zu laufen. Beim ersten Stopp, den lower falls, angekommen stehen die Menschen Schlange, um einen Blick auf die Wasserfälle zu werfen. Wir gucken nur ganz kurz von der Seite und gehen weiter zu den upper falls.

Es geht immer weiter bergauf, es ist heiß und super anstrengend. Dafür sind hier oben deutlich weniger Menschen unterwegs. Die Wasserfälle hört man schon bevor man sie sieht und über die Luft kommt uns kühles Wasser entgegen. Das ist total angenehm und an den Wasserfällen selbst wird man fast beregnet. Schön ist es hier und der Weg hat sich auf jeden Fall gelohnt.

Der Rückweg geht deutlich schneller, da es ja fast nur bergab geht. Der Wanderweg ist super eng und auf einer der schmalen Brücken müssen wir über einen Zwillings-Kinderwagen klettern, den der arme Vater irgendwie über die Steine und Wurzeln wuchtet. Zurück im Auto ziehen wir erstmal die nassen Socken und T-Shirts aus und wieder trockne Sachen an. Unser nächster Halt ist die Bergbahn zum Sulphur Mountain, allerdings kosten die Tickets 75 Dollar pro Person, was wir zu teuer finden. Der Ausblick hier von der Basisstation ist auch schon ganz nett.

Für meine Sammlung zu Hause hole ich noch eine Tasse bei Starbucks raus, denn den gibt es natürlich auch hier an der Gondelstation. Auf dem kurzen Fußweg zurück zum Parkplatz haben wir eine wunderschöne Aussicht in die Berge ringsum. Wir beschließen, in den Ort Banff zu fahren und dort etwas zu bummeln. Praktischerweise gibt es einen eigenen RV- Parkplatz, so dass Mike mit dem großen Gefährt nicht lange nach einer passenden Parklücke suchen muss. Wir laufen durch den hübschen, wenn auch sehr touristischen Ort und stellen uns bei Cow´s Eis in die Warteschlange. Die Familie hinter uns hat es scheinbar sehr eilig und drängelt. Sind wahrscheinlich auch Urlauber mit überhaupt keiner Zeit. Das Eis ist lecker bei der Hitze und der Ort hier ist wirklich sehr hübsch.

Überall stehen Holzblockhäuser und in der netten Fußgängerzone reihen sich Restaurants und Souvenirläden aneinander. Nachdem wir einmal durch alle Straßen geschlendert sind, fahren wir zurück zum Stellplatz. Bei der Anfahrt zum Campingplatz kommen wir am „Hoodoos Viewpoint“ vorbei. Wir stellen den Wagen auf dem Parkplatz ab und gehen die paar Meter bis zum Aussichtspunkt. Hier finden wir auch wieder die Red Chairs, denn der Ausblick hier lohnt sich wirklich.

Später am Stellplatz hängt Mike die Hängematte auf und liest, ich spiele im Campingstuhl mit meiner Switch. Um 19:30 Uhr fange ich an, Abendessen zu machen: Salat und Reste (Thunfischnudeln, Hot Dogs). Wir spielen Kniffel bis es dunkel wird, spülen dann, duschen, gucken wieder unsere Serie und ich schlafe schon nach einer halben Folge ein.

Freitag, 22.07.2022        Banff/Yoho Nationalpark

Heute Morgen schlafen wir bis 9:30 Uhr und telefonieren erstmal mit Maya, bei der ist es schon 17:30 Uhr. Zum Frühstück gibt es Knäckebrot und Joghurt mit Obst. Danach wie jeden Morgen spülen und zusammenpacken, denn wir wollen schon wieder was unternehmen. Unser erstes Ziel für heute ist Lake Louise. Wir stellen das Wohnmobil auf dem Parkplatz ab und gehen ein paar Meter bis zum See. Oh Mann, ist das voll hier. Wo kommen denn auf Insta und Co. die ganzen menschenleeren Bilder her? Die Realität sieht definitiv anders aus. Der See selbst sehr schön, auch wenn ich ihn mir irgendwie größer vorgestellt hatte. Das türkisblaue Wasser glitzert vor den imposanten Bergen, ein richtiges Postkartenmotiv.

Am Ufer des Sees gibt es einen Wanderweg, der zuerst direkt am Ufer und später steil in die Berge hinauf geht. Hier unten am Ufer sind viele, wirklich viele Menschen unterwegs und alle wollen Fotos machen. Wir natürlich auch. Am Abzweig des Weges in die Berge kehren wir wieder um, wir wollen nicht wieder bergauf laufen. Direkt am Wasser liegt das bekannte Hotel „Fairmont Chateau Lake Louise“, welches sehr dominant den Blick auf sich zieht. Im Garten finden gerade die Vorbereitungen für eine pompöse Hochzeit statt, die Fotografen wuseln mit Kameras zwischen den Blumen und eintreffenden Gästen umher und die Hochzeitsplanerin scheint kurz vor einem Herzinfarkt zu stehen. Und das Hochzeitspaar? Das versucht Hochzeitsbilder ohne den Bagger drauf zu schießen, der lautstark vor sich hinarbeitet.

 Mittlerweile ist die Sonne verschwunden und dicke, graue Wolken ziehen auf. Gerade als wir zurück am Auto sind fängt es an zu regnen. Der Schauer ist aber nur von kurzer Dauer und es klart schnell wieder auf. Jetzt wollen wir zum Morraine Lake, allerdings kommen wir gar nicht bis an den Parkplatz dran, denn der ist wegen Überfüllung geschlossen. Wir fahren also 98 Kilometer weiter in den Yoho-Nationalpark. Unser Ziel hier ist der Emerald Lake, aber auch hier haben wir das gleiche Problem wie am Morraine Lake:  Wir kriegen keinen Parkplatz. Etwas frustriert fahren wir den Weg wieder zurück und halten an der Natural Bridge. Auf dem Parkplatz machen wir uns erstmal Kaffee und Zitronenkuchen im Wohnmobil, da gerade ein Bus eine ganze Ladung Touristen auskippt hat. Der Fluss hier und die Felsen sind sehr schön, wahnsinnig viel Wasser wirbelt in den ausgehöhlten Becken unter der steinernen Brücke umher.

Wir genießen diesen hübschen Ort eine Weile und machen Fotos, dann fahren wir weiter zu den Spiral Tunnels. Hier sind die Eisenbahnschienen spiralförmig angelegt, damit die langen Züge einfacher die steilen Hänge und die vielen Höhenmeter überwinden können. Leider ist der Anblick wenig imposant, denn außer ein bisschen Schienen, die in einen Tunnel verschwinden kann man nichts erkennen. Wir gucken also nur kurz und fahren dann weiter zu den Takkawa Falls. Der Weg dahin ist echt abenteuerlich, denn die Straße ist an einer Stelle so eng, dass Gefährte mit einer Länge von über 7 Meter nicht mehr um die Kurve passen. Man muss also das erste Teilstück vorwärts, das zweite rückwärts und das dritte wieder vorwärts fahren.

Ich bin heilfroh, dass Mike gerade fährt, er kurvt gut um die Kurven und ich hätte wahrscheinlich aufgegeben. Ein Zurück ist an der Stelle aber auch nicht mehr möglich. Menschenmengentechnisch ist hier deutlich weniger los als im Rest Yohos, vielleicht wussten andere Touris schon vorher von der Anfahrt. Der Wasserfall ist bereits am Parkplatz zu hören und bis zum Wasserfall selbst ist der Weg nicht weit. Hier donnern die Wassermassen über die Felskanten in die Tiefe. Die Sonne scheint und wir nehmen den Weg am Fluss entlang zum Aussichtspunkt. Die Luft ist voll Wasser und wir sind schnell durchnässt. Durch meine Brille kann ich so gut wie nichts mehr erkennen aber bei der Wärme ist uns das egal. Es ist super schön hier.

Wir machen einen kurzen Spaziergang zu den Red Chairs, die überall in Kanada verteilt an besonders schönen Stellen stehen. Wir setzen uns kurz, machen schnell ein Foto und machen dann Platz für die nächsten Wartenden.

Mittlerweile ist später Nachmittag und wir machen uns auf den Weg zurück zum Campingplatz. Der Rückweg ist streckenweise sehr steil und die Anzeige vorne am Tacho zeigt einen Spritverbrauch von 49-51 Litern- igitt. Am Stellplatz angekommen sind alle Plätze um uns rum von einer Gruppe Indern oder Pakistanis belegt, bestimmt 30-40 Leute. Es ist so laut, dass selbst die Park-Ranger dreimal vorbeikommen und die Leute ansprechen. Zum Abendessen gibt es Nudeln mit Pilzsauce. Wir decken draußen, verlegen unser Essen aber recht schnell nach Drinnen, denn die Mücken nerven heute Abend, die Lautstärke allerdings auch. Nach dem Essen gibt’s das übliche Abendprogramm: spülen, lesen, Handy daddeln. Ich schreibe noch etwas am Reisebericht, dann ist der Tag auch schon wieder rum.

Samstag, 23.07.2022     Fahrt in den Jasper Nationalpark

Diese Nacht war mal wieder richtig kalt. Und sternenklar. Und es gab eine gute Möglichkeit für Polarlichter aber leider haben wir nichts davon gesehen. War natürlich im Kessel des Tunnel Mountain Campgrounds auch nicht so einfach. Wir machen uns fertig und heute früh ist es so kalt, dass ich mit meinem Fön zum Waschhaus gehe um die Haare trocken zu kriegen. Hab ich auch länger nicht gemacht.

Nach dem Frühstück und dem obligatorischen Wagen fertigmachen verlassen wir Banff und fahren Richtung Jasper. Das Wetter ist ein Traum und die Sonne scheint von einem wolkenlosen Himmel. Zuerst geht es kurz über den Trans-Kanada-Highway, dann biegen wir ab auf den Icefields Parkway und hier wird die Landschaft atemberaubend schön. Berge, Gletscher, Wasserfälle und türkisblaue Seen reihen sich aneinander und alle paar Kilometer gibt es einen Parkplatz mit einer lohnenswerten Sehenswürdigkeit daran. Wahrscheinlich lohnt es sich auch überall anzuhalten aber das schaffen wir zeitlich nicht, denn der Weg heute ist 320 Kilometer lang. An einigen Parkplätzen müssen wir sowieso vorbeifahren, denn sie sind rappelvoll. Da passen wir mit dem Wohnmobil nicht mehr drauf.

Das erste Mal stoppen wir am Bow Lake, einem Bergsee mit klarem, kristallblauem Wasser.

Danach geht es durch die Bergwelt der Rocky Mountains weiter zum Mistaya Canyon. Hier hat sich der Mistaya River tief ins Gestein eingeschnitten und hat dabei eine wunderschöne Schlucht mit Wasserstrudeln und steinernen Brücken hinterlassen. Der Weg von Parkplatz zum Canyon ist 500 Meter lang und geht über Steine und Wurzeln immer bergab. Mist, dass muss ich gleich auch alles wieder hochgehen. Unten am Fluss ist es richtig schön, das hellblaue Gletscherwasser dröhnt schon von weitem und über große Felsen kommt man auch ganz nah ans Wasser ran. Der Weg hat sich definitiv gelohnt.

Zurück am Wagen muss ich erstmal was trinken. Es ist ganz schön warm geworden und der Weg zurück bergauf war ganz schön anstrengend. Als nächstes halten wir am North Saskatchewan River. Der Parkplatz liegt direkt am Aussichtpunkt und nach ein paar Schritten hat man einen tollen Ausblick über ein breiteres Flusstal, welches früher von Pelzhändlern als Handelsroute genutzt wurde. Heute freuen sich die Tiere über ein fast schneefreies Tal, in welchem sie ungestört auf Nahrungssuche gehen können.

Wir fahren weiter und langsam kommt die Höhe ins Spiel. Über Serpentinen geht die Straße steil bergauf. Mittendrin gibt es wieder einen Parkplatz, von dem aus man gut erkennen kann, wie hoch man innerhalb kürzester Zeit gekommen ist.

Wir fahren weiter bergauf und halten am Athabasca-Gletscher. Oh, ist es hier voll. Am Gletscher-Infozentrum stehen bereits die Shuttlebusse in Reihe, um die Horden an Touristen auf den Gletscher oder ein paar Kilometer weiter zu einem Aussichtspunkt zu bringen. Wir halten also nicht am üblichen Besucherparkplatz, denn wir wollen nicht mit den Massen auf den Gletscher gekarrt werden. Wir fahren gegenüber auf der anderen Straßenseite einen kleinen Schotterplatz an. Hier scheinen die anspruchsloseren Touristen zu parken, denn von hier aus gehen die Menschen zu Fuß ins Eis. Mich erinnert der Weg sehr an den Aufstieg auf den Vulkan in Island und da habe ich leider schlechte Erfahrungen dran, also bleiben wir schön wo wir sind- am Parkplatz. Die Aussicht ist auch von hier aus schön. Der Athabasca-Gletscher ist übrigens das größte Eisfeld südlich des Polarkreises.

Auf dem Weg in den Jasper-Nationalpark werden wir immer vom milchig-weißen Sunwapta River nebenher begleitet. Irgendwann hält Mike am Straßenrand an und muss prüfen, wie kalt das Wasser in so einem Gletscherfluss ist. Ergebnis: die Füße tun schon nach kürzester Zeit weh, so kalt ist es.

Unser vorletzter Stopp für heute sind die Sunwapta Falls. Auch hier gibt einen kurzen Fußweg vom Parkplatz zum Fluss, der sich wunderschön in die Landschaft gegraben hat und in Stromschnellen bergab fließt. Auch hier lohnt sich der Stopp.

Der letzte Halt sind nochmal Wasserfälle: Die Athabasca Falls. Hier ist es ganz schön voll, auf dem Parkplatz hat gerade ein Reisebus eine Gruppe Touristen ausgekippt, die laufen jetzt zusätzlich zu den ganzen Menschen, die oben auf dem Parkplatz ihre Autos abgestellt haben zu den Wasserfällen. Diese sind wieder sehr hübsch, doch auf den Brücken ist es so eng, dass man kaum zum Fotografieren kommt.

Wir gehen die Touri-Runde einmal ab, dann geht’s zurück zum Wohnmobil und weiter in den Jasper Nationalpark. Wir haben für die nächsten drei Nächte einen Stellplatz auf dem Whistlers Campground gebucht. Ich hatte im Internet schon gelesen, dass die hier die Bäume zum einen wegen Käfern, zum anderen wegen Umbauarbeiten abgeholzt hatten aber im ersten Moment bin ich doch erschrocken: Der Platz liegt direkt an der Straße und es gibt keinerlei Bäume oder Privatsphäre. Die Wohnmobile stehen einfach nebeneinander auf plattem Untergrund. Oje, mal sehen, wo wir hier drei Tage landen. Zum Glück achten wir bei den Reservierungen immer darauf, dass der Stellplatz möglichst weit weg von der Straße liegt und so landen wir in einem noch recht unabgeholzten Teil, haben Grünzeug um uns rum und hören nichts von der Straße. Sehr gut so. Bei der Anmeldung wurde Mike eindrücklich auf die Bären hier am Campingplatz angesprochen, die momentan fast täglich an bestimmten Stellen in Menschennähe nach Futter suchen. Bisher haben sie keine Menschen angegriffen aber auf ihrer Suche nach etwas Essbarem Zelte zerstört. Zum Glück ist ihr Gebiet noch ein paar Loops von unserem entfernt.

Es ist heute Abend immer noch unglaublich warm. Wir setzen uns mit kurzen Sachen in unsere Stühle in den Schatten und freuen uns über die Sommerwärme. Kennen wir ja auch noch anders. Später bereite ich das Abendessen vor. Da man hier auf dem Campingplatz so viel Holz für die Feuerstelle einsacken darf, wie man möchte, sammelt Mike erstmal ordentlich ein. Danach macht er den Grill an und es gibt Folienkartoffeln, Brot, Bohnenpfanne und Salat. Lecker.

Als die Sonne schwächer wird machen sich die Mücken wieder breit und wir verziehen uns nach drinnen. Ich spüle schnell, Mike räumt Krams zusammen und dann spielen wir Kniffel. Leider verliere ich heute nur. Jetzt geht’s noch unter die Dusche und dann ins Bett.

Sonntag, 24.07.2022     Jasper Nationalpark

Die letzte Nacht habe ich unglaublich unruhig geschlafen und wirr geträumt und als ich um 8 Uhr aufwache, fühle ich mich definitiv nicht ausgeschlafen. Mike neben mir hat gut geschlafen, ist aber irgendwie auch nicht richtig wach. Außerdem ist es wieder eiskalt. Zum Glück haben wir hier Strom und können die Heizung anmachen. Draußen hat es sich über Nacht zugezogen, es ist grau und wolkenverhangen. Da wir heute nichts Konkretes vorhaben, bleiben wir erstmal liegen und gucken die letzten beiden Folgen unserer Serie, die heute abläuft. Danach rufe ich Maya an und wir quatschen ein bisschen. Erst um 11 Uhr stehen wir endgültig auf, machen uns fertig und frühstücken. Es ist schon fast Mittag, da darf es auch fettig gebratenes Toast mit Speck, Rührei und Käse geben.

Mike hat auf der Wanderkarte einen kürzeren Wanderweg am Annette-Lake gefunden, den wollen wir mal ausprobieren. Wir fahren los, fahren und fahren und kommen irgendwann an der Parkgrenze an. Da sind wir wohl zu weit gefahren. Die Fahrerei war aber nicht umsonst, denn wir haben so einige Tiere am Straßenrand gesehen: Zuerst lag eine ganze Herde Elks (Wapiti-Hirsche) im Grünstreifen am Rand, danach lief eine Gruppe Dickhornschafe auf der Straße rum und dann stand am rechten Fahrbahnrand eine Mountain Goats Mutter mit Kleinem Zicklein. Sooo süß die beiden.

Auf dem Weg zurück zum Annette Lake erfahren wir erst vom Einweiser auf dem Parkplatz, dass am Annette Lake keine Wohnmobile parken dürfen. Draußen steht zwar nur was von Pferden und Fahrrädern, auf den Parkplatz lassen die uns aber trotzdem nicht. Also wieder zurück und was Neues suchen. Wir fahren zum Pyramid Lake, hier soll es einen hübschen kleinen Strand geben und tatsächlich kriegen wir hier einen Parkplatz und einen Platz für unsere Stühlchen am schönen kleinen Sandstrand. Obwohl einige Kinder im Wasser sind, ist es mir heute doch zu kalt zum Schwimmen. Wir holen Kaffee und Kuchen aus dem Wohnmobil und Mike bearbeitet ein paar Fotos am Laptop. Schön ist es hier. Ruhig und nicht überlaufen. Da wir beide heute unglaublich müde sind, sitzt es sich hier richtig gut.

Über uns brauen sich leider immer dickere Wolken zusammen und es fängt an zu tröpfeln. Zum Glück hatten wir noch etwas Zeit hier. Wir packen also unsere Siebensachen zurück ins Wohnmobil und fahren zurück Richtung Jasper. Mike stellt das Wohnmobil auf einem Parkplatz ab und wir bummeln Richtung Zentrum. Das ist recht übersichtlich und besteht aus zwei hintereinander liegenden Straßen. Hier gibt es überwiegen Touri-Shops und diverse Restaurants. Wir gehen die eine Straße hoch und die andere wieder runter auf der Suche nach einem Thermo-Becher von Tim Hortons. Mike braucht einen Becher für seinen Kaffee und es darf nur der von Tim Hortons sein. Leider hat der keinen Thermobecher und wir ziehen ohne wieder ab.

Mittlerweile ist es fast 18 Uhr. Wir fahren zurück zum Stellplatz. Auf dem platten Campingplatzteil grast eine ganze Herde Elk friedlich vor sich hin. Die lassen sich von den Menschen drumherum gar nicht stören.

An unserem Platz angekommen mache ich schnell Abendessen fertig und da es zwar wolkig aber trocken ist, schmeißt Mike nochmal den Grill an und es gibt eine zweite Ladung Bohnenpfanne. So langsam müssen wir auch den Kühlschrank leeren, da ist es gut um alles, was ich irgendwie verarbeiten kann. Wir essen noch draußen, dann geht’s wieder wegen der nervenden Mücken rein. Mike spült, ich schreibe am Reisebericht weiter. Und während ich am Laptop sitze, laufen draußen Nadine, Tino und Hund Klaus vom Instakanal „Kanadine20“ an unserem Wohnmobil vorbei. Der Abend endet mit nettem Gequatsche bis Mitternacht. Dann geht’s ins Bett und wir fangen noch einen Film an, bevor uns die Augen zufallen.

Montag, 25.07.2022      Jasper Nationalpark

Irgendwie komme ich momentan nachts nicht zum Schlafen, während Mike neben mir selig vor sich hin schläft. Und dann schellt noch zu Unzeiten zweimal das Handy. Erst als es hell wird, schlafe ich richtig ein und wache erst um 10 Uhr wieder auf. Dafür bin ich deutlich wacher als gestern früh. Wir machen uns fertig, zum Frühstück gibt es wieder Knäckebrot und Joghurt mit Obst. Draußen ist es sehr bewölkt, es soll aber heute trocken bleiben und die Temperaturen reichen für eine dünne, lange Hose. Ideales Wanderwetter eigentlich. Gegen 12 Uhr fahren wir zum „Valley of Five Lakes“. Der Parkplatz ist rappelvoll und wir müssen eine ganze Weile warten, bis wir einen Parkplatz für unser Wohnmobil kriegen. Jetzt die Wanderschuhe an und los. Der Rundweg ist 5 Kilometer lang und geht ordentlich hoch und runter. Über Steine und Wurzeln klettern wir an den besagten fünf Seen vorbei, natürlich nicht, ohne dabei ganz nebenbei die Mücken zu bekämpfen. Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass die Mücken dieses Jahr unsagbar nerven? Da der Himmel bewölkt ist, schimmern die Seen leider nicht so schön türkis, hellblau oder grün, nett ist der Weg aber trotzdem.

Das denken sich auch viele andere Menschen, denn es ist ganz schön voll hier und an einigen Stellen auch eng. Nach zwei Stunden kommen wir wieder am Wohnmobil an, ordentlich verschwitzt, k.o. und natürlich mit neuen Mückenstichen. Wir lassen uns erstmal ausdunsten, dann geht’s weiter zum Maligne Canyon. Wir wollen gar nicht mehr sooo viel laufen aber ein bisschen geht noch. Beim Blick auf die Karte stellen wir fest, dass der Wanderweg am Canyon lang und steil ist, da haben wir dann heute keine Lust mehr drauf. Meine Beine fühlen sich jetzt schon an wie Pudding. Zum Glück gibt es verschiedene Haltepunkte entlang der Straße, von denen aus man einen Blick auf den Canyon werfen kann. Die Brücken über den Fluss sind durchnummeriert, wir halten an der „Fifth Bridge“ und gehen ein paar Meter zum Fluss. Von der Brücke aus hat man einen großartigen Blick über das rauschende, eisblaue Wasser.

Die Portionen sind riesig und lecker aber auf kriege ich das nicht. Obwohl mir Mike schon bei den Nachos hilft, geht ein Rest wieder zurück in die Küche. Aber der Bauch kann noch so voll sein, ein Eis passt immer noch obendrauf. Ich hole zwei Kugeln und da die so groß sind, dass die nicht ins Hörnchen passen, kriegt Mike direkt noch ein Schälchen und einen Löffel dazu. Jetzt haben wir beide unser Eis gekriegt.

Da Mike seine sechs kleinen Bierchen geleert hat, fahre ich zurück zum Campingplatz. Leider ist unterwegs immer noch kein Bär zu sehen. Mittlerweile ist es 20:00 Uhr und mir ist etwas kühl geworden. Gut, dass es im Wohnmobil wärmer ist. Der Abend vergeht mit Lesen und Reisebericht schreiben, duschen und Film gucken. Den haben wir gestern natürlich nicht mehr zu Ende geguckt. Mal sehen, wie weit wir heute kommen.

Dienstag, 26.07.2022    Fahrt zum Pinegrove Campground

Heute geht es weiter Richtung Vancouver. Die Strecken durch die Rockies sind länger, als es auf der Karte aussieht und so haben wir die Strecke von Jasper nach Vancouver mit zwei Übernachtungen unterteilt. Eigentlich haben wir heute gar nichts vor, es steht ein reiner Fahrtag an und so packen wir nach dem Frühstück zusammen, spülen und machen das Wohnmobil wie jeden Morgen abfahrbereit. Bei der Ausfahrt von Whistler´s Campground stellen wir uns an der Dump Station an und treffen noch mal auf Nadine und Tino sowie eine Familie aus Berlin die mit drei kleineren Kindern unterwegs ist. Die Berliner haben ein größeres Problem mit ihrem Wohnmobil, ihnen läuft viel wirklich viel Wasser in den Innenraum. Sie haben schon alles mit Handtüchern ausgelegt und suchen nach einer Werkstatt. Das ist gar nicht so einfach, denn die nächste Werkstatt ist einige Kilometer weit weg und Zeit für eine Reparatur hat eigentlich auch keiner. So einen Mist braucht im Urlaub wirklich niemand aber die Wohnmobile sind immer wieder für eine (unwillkommene) Überraschung gut.

Am Ausgang des Jasper Nationalparks halten wir bei den Overlander Falls und gucken uns noch einmal einen wunderschönen eisblauen Gebirgsfluss an, der sich in kleineren Wasserfällen abwärts stürzt. Vom Parkplatz aus sind wir bergab gelaufen und je tiefer wir zwischen den Felsen verschwinden und je näher wir dem Wasser kommen umso kühler wird es. Angenehm ist es hier und wunderschön. Außer uns sind nur wenige Leute unterwegs und so können wir in Ruhe ein paar Fotos machen, ohne dass uns fremde Menschen vor die Linse laufen. Nach einer guten halben Stunde machen wir uns auf den Weg zurück zum Parkplatz.

Von hier aus geht es auf dem Yellowhead-Highway Richtung Süden in den Fraser Canyon. Das Navi sagt was von erstmal 200 Kilometer geradeaus. Je weiter wir nach Süden kommen, umso heißer wird es. Glaubt man gar nicht, dass es hier in den Bergen so warm werden kann. Wir fahren und fahren immer geradeaus und über 200 Kilometer begleitet uns eine Baustelle. Die scheinen neben der Straße eine Pipeline zu verlegen und so gibt es alle 2 Kilometer eine Geschwindigkeitsbegrenzung. Mike kann die Baustellenschilder bald nicht mehr sehen.

Wir fahren ohne weitere Pause durch bis zum heutigen Campingplatz. Der liegt mitten im Nichts am Straßenrand am Hang. Die Besitzerin ist sehr freundlich und emsig, erinnert mich ein bisschen an eine kleine, grauhaarige Biene. Sie düst mit ihrem Golfcart über den kleinen Campingplatz und weist den nach und nach eintrudelnden Gästen ihre Stellplätze zu. Wir kriegen einen Platz ganz unten durch, unter Bäumen und an einer Pferdewiese. Schön weit von der Straße entfernt.  Hier kann man es für eine Nacht aushalten.

Ich muss noch einmal Wäsche waschen, denn wir haben bei der Hitze der letzten Tage viele, viele T-Shirts verbraucht. Ich warte, bis die Waschmaschine frei ist, danach kommen die Sachen in den Trockner und schon haben wir wieder frische Wäsche im Schrank. Mike hat unterdessen den Campingkocher aufgestellt, denn heute Abend gibt es Suppe. Die passt nicht so wirklich zu den Temperaturen draußen aber sie ist nun mal noch übrig und muss weg. Auf dem Platz neben uns hält ein Wohnmobil mit einer Familie aus der Schweiz. Die sind gerade am Beginn ihrer Rundreise und so vermachen wir denen noch unser nicht benutztes Grillrost, welches wir seit dem ersten Tag mit uns rumfahren. Vielleicht können die das ja noch gebrauchen.

Wir essen noch draußen aber auch heute vertreiben uns die Mücken recht schnell zurück ins Wohnmobil. Jetzt noch duschen, fernsehen und dann ist Schluss für heute.

Mittwoch, 27.07.2022  Fahrt zum Blue Lake Resort

Warum sind wir heute eigentlich so früh wach? Um 7:30 Uhr wache ich langsam auf, Mike ist schon hellwach. Die Nacht war ruhiger als erwartet und auch ich habe ziemlich gut geschlafen. Lediglich zwei Mal habe ich kurz einen Zug gehört, von der Straße gar nichts. Mike hat heute früh einen neuen Rekord erreicht: 15 neue Mückenstiche allein am Rücken, dazu noch diverse andere überall verteilt. Die müssen erstmal mit Afterbite versorgt werden. Danach machen wir uns fertig und fahren nach Kamloops. Hier wollen wir bei Cora´s ein letztes Mal frühstücken. Außerdem möchte ich nochmal kurz in die Mall. Da heute einer der heißesten Tage in British Columbia angesagt ist- es soll bis 42 Grad heiß werden- ist der Bummel durch die Mall wahrscheinlich gar nicht schlecht. Hier ist es immer so kalt wie im Kühlschrank. Zum Frühstück gibt’s wieder Toast, Kartoffeln mit Speck, Crepes und Bananentoast mit Karamellsauce. Wieder alles lecker, aber das Personal hier in Kamloops ist bei weitem nicht so freundlich wie letztens in Winnipeg oder Saskatoon. Weder wird Kaffee nachgeschenkt noch nach Alternativen fürs Essen gefragt. Wir essen also auf, dann kommt ja sowieso ratz fatz die Rechnung auf den Tisch und dann gehen wir zu Old Navy. Die haben gerade so viele schöne Sachen… da müsste ich ja noch einen zweiten Koffer neu holen, um alles mit nach Hause zu kriegen. Ich nehme zwei Sommerkleider für mich, ein Einhorn-Handtuch für die kleine Nichte und Haargummis für Maya mit. Das muss reichen.

Bei Tim Hortons gibt’s endlich die langersehnten aber nirgendwo verfügbaren Thermobecher. Einer kommt für Mike mit, ein zweiter für Maya. Jetzt aber genug geshoppt. Mike fährt auf dem Trans-Kanada-Highway zuerst westlich, dann Richtung Süden. Die Landschaft hier ist ganz schön langweilig: Karg, braun und trocken. Und der Fraser River nebenher dümpelt auch nur rum. Da könnte ich auch an die Mosel oder ins Siebengebirge fahren. Sieht ähnlich aus. Erst Richtung Süden verändert sich die Landschaft wieder zum Positiven. Es wird wieder hügeliger und waldiger, der Fluss nimmt wieder an Fahrt auf.

Da es so unsagbar heiß ist, suchen wir nach einer Stelle, an der wir ans Wasser kommen. Leider gibt es in dieser kargen Landschaft kaum Möglichkeiten. Am Thompson River gibt es zwischenzeitlich eine Art Stausee mit einer Badestelle, da kriegen wir aber mal wieder mit dem Wohnmobil keinen Parkplatz. Schade, ich hätte mich sehr über etwas Abkühlung gefreut. Sobald man die Tür vom Wohnmobil öffnet, erschlägt einen die Hitze regelrecht. Auf google maps ist ein Aussichtspunkt „Balancing Rocks and Hoodoos“ genannt, da wollen wir noch hin. Leider ist an der Straße keinerlei Zufahrt oder Abfahrt zu den Hoodoos möglich. Wir müssen also auch hier unverrichteter Dinge weiterfahren. Der dritte Versuch ist der „Elephant Provincial Park“. Wir sind bereits 40 Kilometer an ihm vorbeigefahren, als wir das überhaupt bemerken. Die Hitze scheint Brei im Kopf zu hinterlassen. Also ist hier auch nichts für uns zu holen. Wir haben aber auch diesmal keine Schilder oder eine Ausfahrt für den Park gesehen. Ok, dann eben weiter. In Lytton wütet seit zwei Wochen ein heftiger Waldbrand, der bisher nicht unter Kontrolle gebracht werden konnte. Schon von Weitem sieht man den Dunst über den Bergen hängen und je weiter wir nach Lytton kommen, umso deutlicher sind die Rauchsäulen an den Bergen zu erkennen. Allein im Vorbeifahren zähle ich acht solcher Rauchsäulen. Die Bäume rechts am Straßenrand sind schwarz und verkohlt. Der Ort Lytton selbst wurde letztes Jahr bereits Opfer eines Feuers, außer den verkohlten Grundmauern der Häuser ist dort nichts mehr zu erkennen. Und jetzt brennt es unweit des Ortes schon wieder.

Bei der Hitze und dem heißen Wind ist es kein Wunder, dass die Feuer immer wieder aufflammen. Von der kanadischen Regierung aus gibt es eine Warnung vor schlechter Luft für den Fraser Canyon. Hier mischen sich Rußpartikel der Brände, Ozon und die Hitze, die Luft ist diesig. Es wird geraten, keine anstrengenden Aktivitäten im Freien zu unternehmen. Ist bei der Hitze sowieso nicht drin.

Ein paar Kilometer weiter wird der Highway immer schmaler, bis wir irgendwann vor einer Ampel stehen. Hier geht die nächsten 20 Minuten erstmal nichts mehr, dann kommt uns irgendwann eine laaaange Schlange Fahrzeuge entgegen. Autos, Lastwagen, Wohnmobile- alles mit dabei. Dann sind wir an der Reihe. Letztes Jahr hatte es hier starke Überschwemmungen gegeben und diese haben einen längeren Teil des Trans-Kanada-Highways weggerissen. Über eine Schlucht wurde in der Zwischenzeit eine einspurige Behelfsbrücke gebaut, über die jetzt der Verkehr immer abwechselnd fahren kann. Vorweg fährt ein Safety Car und gibt das Tempo vor. Langsam setzt sich unsere Schlange in Bewegung und bei der Länge der kaputten Strecke weiß ich jetzt auch, warum man tatsächlich 20 Minuten an der Ampel steht. Auf die Brücke darf jeweils nur ein Lastwagen auffahren, daher dauert es eben länger, bis man hier durch ist. 

Unser vorletzter Stellplatz ist für eine Nacht das Blue Lake Resort. Der Weg, der vom Highway bergauf Richtung Campingplatz geht ist lebensgefährlich: Steil, eng, zum Teil nur Schotter und ohne jegliche Randbefestigung. Oh, mein Gott- wenn uns hier jemand entgegenkommt. Wir fragen uns auf der 2 Kilometer langen Strecke mehrfach, ob wir hier richtig sind. Aber ja, am Ende dieser Horror- Zufahrt wartet der Campingplatz. Der Besitzer versteht die Aufregung gar nicht, es kämen ja schließlich auch Leute mit längeren Gespannen hier hoch. Ich will lieber gar nicht dran denken, wie wir da morgen wieder runterkommen.

Was der Platz Schönes hat: Einen See mit kühlem, klarem Wasser. Endlich eine Möglichkeit zum Abkühlen. Mike und ich ziehen schnell unsere Badesachen an und ab geht’s ins Wasser. Oh, tut das gut. Außer uns sind gefühlt alle Gäste des Campingplatzes auch im Wasser, teils wieder mit riesigen Gummitieren. Rings um den See gehen sofort steile Schotter- und Feldwände nach oben, was dem See ein bisschen das Feeling eines Baggersees verleiht. Bestes Baggersee-Sommer-Feeling.

Es ist bereits fast 18 Uhr, als wir wieder aus dem Wasser kommen, kurz abduschen und uns aufs Bett legen. Die Klimaanlage dröhnt mit ordentlichen Stromschwankungen die ganze Zeit, denn ohne heizt sich unsere Sardinenbüchse sofort wieder unerträglich auf.

Später schreibe ich am Reisebericht weiter und Mike macht das Abendessen fertig. Es gibt Reis mit Paprika und Erdnussbuttersauce. Resteessen. Und dafür gar nicht schlecht. Nach dem Abendessen gehen wir nochmal zum See und am Himmel ist eine komische Wolkenfärbung zu sehen. Die Sonne ist längst hinter den Felswänden untergegangen aber in den Schleierwolken schimmert es rosarot vom Waldbrand. Am See ist noch gut Betrieb, Kinder wie Erwachsene genießen den heißen Abend im und am Wasser. Ich spüle schnell, Mike kümmert sich um die Fotos von heute und dann gucken wir noch einen Film. Während es draußen dunkel wird versuchen wir in der Hitze Schlaf zu finden. Mal sehen, wie die Nacht so wird.

Donnerstag, 28.07.2022             Fahrt Richtung Vancouver

Die Nacht war ruhig und warm und wir haben ganz gut geschlafen. Leider haben uns gestern Abend unbemerkt viele, viele Mücken erwischt und die Stiche machen sich heute früh bemerkbar. Mike ist wieder total zerstochen und sogar ich habe welche abgekriegt. Ich kriege sonst nie welche. Muss man nicht haben.

Wir frühstücken schnell und machen uns und das Wohnmobil abfahrbereit. Ich warte bereits sehnsüchtig auf den Moment, wenn wir die blöde Zufahrt geschafft haben und unten am Highway angekommen sind. Tatsächlich empfinde ich die Strecke heute bergab als gar nicht ganz so schlimm, obwohl ich an der Seite vom Abgrund sitze. Bin trotzdem froh, als wir wieder Asphalt unter den Reifen haben.

Heute haben wir nichts Weiteres vor als zum letzten Campground bei Vancouver zu fahren und dort zusammenzupacken und das Wohnmobil abgabefertig zu machen. Wir fahren also Kilometer um Kilometer auf dem Trans-Kanada-Highway vor uns hin, bis wir im kleinen Örtchen Yale ankommen. Dort entdecken wir ein kleines Freilichtmuseum am Straßenrand. Es ist wirklich klein doch wir parken mal und gucken rein. Es geht um den Ausbau der Pacific Railway, um den Handel an dieser Eisenbahnroute und um Menschen, die dort durch die harte Arbeit anderer entlang der Strecke reich wurden. Das alles wird mit Bildern und vielen Ausstellungsstücken im Haus eines früheren Kaufmanns sowie in Zelten im Garten dargestellt und veranschaulicht. Hier wird z.B. auch erklärt, dass für die schwere und gefährliche Arbeit viele Chinesen angeheuert wurden, die vor allem für die Sprengarbeiten beim Bau der Eisenbahnlinie zuständig waren. Viele Chinesen überlebten diese Arbeit nicht aber diejenigen, die ihre Arbeit beenden konnten blieben meist in Kanada und sind die Begründer der heutigen chinesischen Population hier.

Nach einer guten Stunde haben wir alles gesehen und kehren zum Wohnmobil zurück. Oben an der Straße angekommen fällt uns auf, dass Yale der Inbegriff eines verlassenen, zurückgelassenen Ortes ist. Bis auf eine alte Tankstelle stehen alle Läden und Restaurants leer, sogar der in einer Ecke abgestellte alte Schulbus wird mittlerweile von Kletterranken überwuchert. Früher war der Ort wohlhabend und ein Zentrum für den Handel, heute ist davon nichts mehr zu sehen. 

Mittlerweile ist Nachmittag und wir fahren jetzt ohne Stopp durch bis nach Abbotsford, kurz vor Vancouver. Hier liegt unser letzter Campground für diese Reise. Beim ersten Versuch übersehen wir die Einfahrt vom Campingplatz und fahren ziemlich orientierungslos durch die Gegend. Mike fährt rechts ran um das Navi neu zu stellen, da hält ein Auto neben uns und eine Frau ruft aus dem Beifahrerfenster: „Seid ihr auf der Suche nach dem Campingplatz? Fahrt einfach hinter mir her. Wenn ich an der Kreuzung winke, dann biegt ihr rechts ab, dann kommt ihr wieder zum Platz zurück.“ Ohne eine Antwort von uns zu erwarten gibt die Frau Gas, Mike fährt hinter ihr her bis zur besagten Kreuzung. Da winkt sie zum Fenster raus und verschwindet, wir biegen rechts ab. Das sind die netten Begegnungen und die Freundlichkeit der Menschen, die wir hier in Kanada so mögen.

Beim zweiten Versuch erreichen wir den Campingplatz. Der ist recht klein, sehr gepflegt und die freundliche Dame am Empfang weist uns unseren Stellplatz zu. Wir stehen zwischen zwei riesigen fahrenden Einfamilienhäusern, die sind so groß, da wirkt unser kleiner LKW winzig gegen. Wir verschwinden regelrecht zwischen diesen Monstern und müssen lachen. Da sieht so grotesk aus.

Es ist früher Abend geworden und obwohl wir noch überhaupt nichts zusammengesammelt haben lacht uns doch sehr der Pool an. Ein letztes Mal ziehen wir die Badesachen an und verschwinden im warmen Wasser. Oh, tut das gut. Wir genießen die letzten Sonnenstrahlen, dann gehen wir zurück, ziehen uns um und fangen an, die letzten 5 Wochen organisiertes Chaos in Koffer und Taschen zurück zu räumen. So viel Kram hatten wir mitgenommen? Wie soll das denn alles in die Taschen passen?

Mike rollt ordentlich T-Shirt für T- Shirt, Pulli für Pulli zusammen, so passt am Ende doch alles ins Gepäck. Bis auf ein paar Kleinigkeiten verschwindet alles in den Koffern im Bauch des Wohnmobils. Jetzt mache ich noch einmal gründlich sauber, dann ist der Wagen abgabebereit. Schade.

Wir essen schnell noch ein paar Reste und dann geht’s eine letzte Nacht ins fahrende Bett.

Freitag, 29.07.2022                      Vancouver

Um 7 Uhr schellt der Wecker, denn wir müssen heute früh noch ordentlich Kleinkram packen und die letzten Kleinigkeiten in unseren Taschen verstauen. Es ist unglaublich, was sich alles für Zeugs während eines Wohnmobilurlaubs ansammelt. Da sind noch Mülltüten und Zucker übrig, die Propangasflasche ist noch halb voll und wohin mit dem Wischmopp? Wasser und Zucker nimmt uns die Besitzerin des Campingplatzes gerne ab und der Rest muss leider in die Mülltonnen.

Um 9 Uhr fahren wir los Richtung Abgabe bei Cruise Canada, schnell noch volltanken unterwegs und dann ist unser Zuhause auf Rädern um 10 Uhr abgegeben. Die Rückgabe erfolgt professionell und zügig.

Wir werden nach evtl. aufgetretenen Schäden gefragt, nennen die durchgebrannte Sicherung , die uns die letzten zwei Tage mit halber Innenraumbeleuchtung hatte sitzen lassen, und die nicht richtig schließende Badezimmertür und schon hat das Wohnmobil einen Werkstattzettel in der Scheibe hängen und für uns wird ein Taxi gerufen. Das kommt keine Viertelstunde später und bringt uns zu unserem Hotel. Eigentlich sind wir viel zu früh aber das Personal am Empfang ist super freundlich und wir dürfen tatsächlich schon direkt unser Zimmer beziehen. Als wir die Tür aufschließen staunen wir nicht schlecht: das ist kein Zimmer sondern eine komplette Wohnung mit Schlafzimmer, Wohnzimmer, Bad, Küche und einem Balkon. Und das alles in der 24. Etage. Die Aussicht vom Balkon ist umwerfend. Wir können über die Stadt bis zum Meer gucken.

Wir genießen den tollen Ausblick erstmal nur kurz denn wir wollen heut noch möglichst viel von Vancouver sehen. Zuerst gibt’s jetzt aber Frühstück bei Cora´s. Es ist 11 Uhr, als wir uns lecker Waffeln und Sandwichs auf der Terrasse des Restaurants schmecken lassen.

Danach gehen wir in den Stanley Park. Es war von Anfang an klar, dass wir nur einen Bruchteil von Vancouver sehen werden können aber in jedem Reisebericht wird der Stanley Park erwähnt und wir werden feststellen: zu Recht. Zuerst zieht es uns an den Second Beach, einen der Strände Vancouvers. Hier stehen wir nun zum ersten Mal am Pazifik, ziehen die Schuhe aus und stecken die Füße ins Wasser. Das ist super warm und ganz schön modderig. Kein Wunder, dass kaum Leute im Wasser sind und das direkt am Strand gebaute Freibad eine Warteschlage vor sich stehen hat. Toll wars trotzdem. Über allem liegt eine Dunstglocke aus Hitze, Smog und Waldbränden, die Luft ist heiß, diesig und trüb. Und in diesen Dunst mischt sich zusätzlich der Geruch von Gras. Cannabis ist hier in Kanada legal und die Menschen machen ordentlich Gebrauch davon. Vom Strand aus biegen wir in den Wald ab. Hier gibt es riesige Mammutbäume, uralt und imposant, dichten Pflanzenbewuchs und Zwischendurch immer wieder die Warnung vor Kojoten. Denen ist heute wahrscheinlich auch zu heiß, denn uns begegnet kein einziger.

Durch den Wald gehen wir zum Seawall, einem 10 Kilometer langen Rundweg, über den man die ganze Halbinsel des Stanley Parks entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad umrunden kann. Vancouver ist eine sehr fahrradfreundliche Stadt, überall sind Fahrradwege ausgewiesen, die von der Autostraße abgetrennt sind. Von dieser Seite der Bucht aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Skyline von Vancouver mit all ihren gläsernen Hochhäusern. Und immer wieder starten und landen Wasserflugzeuge vor der Skyline direkt am Wasserflughafen in der geschützten Bucht. Sogar eine Wassertankstelle gibt es mittendrin. Wir gehen auf dem Seawall weiter, gucken noch ein bisschen den Flugzeugen zu und biegen dann ab ins Innere des Parks zu den Totempoles. Hier stehen mehrere bunt verzierte Totempfähle, die mit ihren Schnitzereien die Geschichte „ihrer“ Familie erzählen. Davor gibt es Schautafeln mit zusätzlichen Erklärungen. Super interessant hier.

Da es heute wieder sehr heiß ist, bin ich froh, am naheliegenden Kiosk was Kaltes zu trinken zu bekommen. Frisch gestärkt gehen wir auf der anderen Seite des Parks wieder ans Wasser und schauen diesmal auf den Containerhafen und seine riesigen Überseeschiffe. Hier liegen Stadt und Natur so dicht beieinander, unglaublich, dass wir eigentlich mitten in einer Großstadt sind. Davon ist hier im Park nichts zu spüren.

Wir bummeln noch quer durch den Park und nehmen irgendwann den Weg zurück Richtung Stadt. Hier erkennt man den asiatischen Einfluss der Stadt, die Straßen sind geprägt von chinesischen, japanischen und koreanischen Läden und Restaurant. Eine Ecke weiter warten die bekannten Luxuslabels wie Gucci oder Louis Vuitton auf Kundschaft und teure Uhren werden sogar von eigenen Bodyguards mit schusssicherer Weste bewacht. Und dann gibt es eine Straßenecke weiter auch das arme, das im Elend des Drogensumpfs versinkende Vancouver. Hier leben Menschen in Zelten oder Plastikboxen, einige krümmen sich mitten auf dem Gehweg noch mit der Nadel im Arm. Dieser krasse allgegenwärtige Gegensatz zwischen Reichtum und purem Elend erschüttern uns. So direkt und unverblümt haben wir das noch nie erlebt.

Es wird Abend, als wir in unser Hotel zurückkehren. Der Hunger macht sich bemerkbar und wir überlegen, was wir uns zu Essen holen. Zum Glück gibt es in unserer Straße direkt eine ganze Reihe an Restaurants, da muss doch was dabei sein. Unseren ersten Plan, Essen zu gehen, haben wir schnell verworfen, denn in den Restaurants gibt es Wartelisten und die sind an einem Freitagabend anderthalb Stunden lang. Wir beschließen, uns was zu Essen zu holen und uns auf unseren kleinen Balkon mit der fantastischen Aussicht zu setzen. Mike holt sich beim Chinesen was raus, ich beim Mexikaner. Zusammen mit dem japanischen Käsekuchen, den wir vorhin schon eingesteckt hatten, haben wir ein wunderbares Abendessen, hoch oben über den Straßen von Vancouver. Es ist immer noch heiß und während die Sonne langsam untergeht und die Temperaturen angenehmer werden, sitzen wir hier oben und fühlen uns pudelwohl. Erst als es stockdunkel ist, gehen wir rein. Jetzt noch duschen und dann ab ins Bett, der Tag war lang genug.

Samstag, 30.07.2022                   Heimreise

Die Nacht war super erholsam. Das Bett ist bequem, es ist leise, es gibt keine Mücken… Was will man mehr? Mike will etwas kühlere Temperaturen, er hat schlecht geschlafen, denn ihm war zu warm. Die Klimaanlage in der Wohnung ist allenfalls ein Ventilator. Mir reicht das ja, ihm eher nicht. Bis 12 Uhr dürfen wir heute im Hotel bleiben, dann müssen wir raus. Um 10 Uhr stehen wir auf und machen uns fertig. Mike möchte was Herzhaftes zum Frühstück, ich hätte gerne einen Joghurt mit Müsli. Wir trennen uns also, Mike holt sich bei A&W einen Frühstücksburrito und Hashbrowns, ich gehe zum Supermarkt gegenüber vom Hotel und hole dort Joghurt und Kakao raus. Und bei Starbucks nebenan noch eine letzte Tasse. Die geben mir sogar noch einen einfachen, schwarzen Kaffee mit. Wir setzen uns wieder auf unseren kleinen Balkon in der 24. Etage, frühstücken in Ruhe und gucken uns das wuselige Treiben der Großstadt an. Danach packen wir noch handgepäckstauglich um, spülen unseren Dreck weg und verlassen um kurz vor 12 das Hotel. Unser Gepäck dürfen wir zum Glück noch bei denen unterstellen, denn wir haben noch etwas Zeit bis, bis wir zum Flughafen müssen. So gehen wir nochmal Richtung Waterfront, wieder vorbei an den Wasserflugzeugen in Richtung Gastown. Auch heute ist es wieder heiß und stickig und an einem Samstag sind viele Leute in Downtown unterwegs. Wir kommen am Kai für die großen Kreuzfahrtschiffe vorbei, gucken uns dort einen der riesigen Pötte an und schlendern dann immer am Wasser entlang weiter. Mike möchte noch in einen der Souvenirshops, fündig werden wir aber nicht. Mein Ziel für heute ist die Steam-Clock, eine alte Standuhr in Gastown, die mit Dampf betrieben wird und zu jeder vollen Stunde dampfend pfeift. Diese Uhr ist ein beliebtes Fotomotiv und so stehen auch heute viele, viele Touristen vor der Uhr, um Fotos zu machen. Immer einer darf nach vorne zur Uhr, schnell knipsen, drumherum wartet die Menschenmenge brav darauf, bis sie an der Reihe ist. Wir sparen uns das Foto, knipsen nur schnell von weiter weg und gehen dann weiter durch Downtown.

Die Zeit rast mal wieder und schneller als uns lieb ist müssen wir uns auf den Weg zurück zum Hotel machen. Dort rufen sie uns ein Taxi, das fünf Minuten später auch schon da ist, um uns zum Flughafen zu bringen. Der Fahrer stopft all unser Gepäck in den etwas zu kleinen Kofferraum, schlägt schnell die Kofferraumklappe zu und dann geht’s Richtung Flughafen. Unser Flug geht um 17:30 Uhr, also müssen wir um 14:30 Uhr am Flughafen sein. Die Fahrt dauert eine knappe halbe Stunde, dann empfängt uns das Gedränge der Abflughalle. So viele Menschen und alle wollen die irgendwo hin. Unser Gepäck werden wir dank der Premium Economy Class zügig los. Der Schalter ist ziemlich leer, nebenan stehen die Leute Schlange zum Einchecken. Auch der Security Check geht schnell und dann heißt es warten. Als es Zeit zum Boarding ist, tut sich wieder nichts. Der Flieger aus Frankfurt ist schon mit Verspätung in Vancouver angekommen, muss jetzt erstmal sauber gemacht werden, dann dürfen wir rein. Als wir eigentlich schon Richtung Startbahn rollen wollen, müssen noch auf den letzten Drücker Container mit verderblichen Waren verladen werden. Mit etwa anderthalb Stunden Verspätung heben wir in Kanada ab. Wir haben noch eine wunderschöne Aussicht auf Vancouver Island, dann auf die Rockies und später sogar auf die Waldbrände im Fraser Valley, die man bis auf eine Flughöhe von 11 Kilometer erkennen kann. Über Grönland gibt es bei wolkenlosem Himmel eine fantastische Aussicht auf die Eis- und Gletscherwelt.

Als wir die Ostküste Grönlands erreichen, machen wir die Fenster endgültig dunkel und versuchen zu schlafen, so wie es fast das gesamte Flugzeug tut. Nach gut zwei Stunden Schlaf wird es plötzlich wieder hell. Wir sind mittlerweile über Schottland angekommen und es ist Zeit fürs Frühstück. Ich habe noch gar keinen Hunger und döse lieber weiter vor mich hin. Mike isst zumindest das Obst von uns beiden auf. Im Halbschlaf erreichen wir Frankfurt um 13 Uhr Ortszeit. Da wir irgendwo weit weg vom Terminal parken, werden wir mit Bussen zum Terminal gebracht, warten dann auf unser Gepäck und auf den Shuttle- Service, der uns zum Parkhaus bringt. Jetzt noch zwei Stunden Fahrt nach Hause, duschen, Pizza holen und dann geht’s um 19 Uhr hundemüde ins Bett.

  1. Tag        Sonntag, 13.10.2019                     Flug nach Halifax
  2. Tag        Montag, 14.10.2019                      Halifax/Fahrt nach New Germany
  3. Tag        Dienstag, 15.10.2019                    Bridgewater/La Have
  4. Tag        Mittwoch, 16.10.2019                   Kejimkujik Nationalpark
  5. Tag        Donnerstag, 17.10.2019               Shopping in Halifax
  6. Tag        Freitag, 18.10.2019                        Mahone Bay
  7. Tag        Samstag, 19.10.2019                    Kejimkujik Seaside Adjunct
  8. Tag        Sonntag, 20.10.2019                     Digby Neck/Balancing Rock
  9. Tag        Montag, 21.10.2019                      Hirtle Beach
  10. Tag        Dienstag, 22.10.2019                    Kejimkujik Nationalpark
  11. Tag        Mittwoch, 23.10.2019                   Regentag/ Bridgewater
  12. Tag        Donnerstag, 24.10.2019               Halifax/Heimflug

Wir hatten gedacht, wir würden ein Jahr ohne Kanada auskommen…Nachdem wir im Sommer tatsächlich einmal nicht im Flugzeug nach Kanada saßen, machte sich Ende August die große Sehnsucht breit und der Indian Summer stand ja auch schon eine ganze Weile auf unserer Must-See-Liste. Und dann gab es da ein unschlagbares Angebot bei den Flugpreisen- also zugeschlagen und doch wieder drei Flüge von Frankfurt nach Halifax gebucht. Dazu das Hotel für die erste Nacht, ein Auto und ein Häuschen am See. Die Kombination hörte sich richtig gut an. Bis zur Pleitemeldung von Thomas Cook. Da wir die Flüge mit Condor gebucht hatten, saßen wir ein paar Tage auf heißen Kohlen, doch 14 Tage vor Abflug stand fest: Condor fliegt. Also auf in unseren ersten Kanadaurlaub ohne Wohnmobil und mit dickeren Jacken.

  1. Tag        Sonntag, 13.10.2019       Flug nach Halifax

Am zweiten Tag der Herbstferien können wir nochmal in Ruhe ausschlafen. Ohne, dass der Wecker uns aus dem Bett wirft und nach einem ordentlichen Frühstück sammeln wir die letzten Siebensachen zusammen, der Müll muss noch raus und dann geht es mittags Richtung Frankfurt. Scheinbar sind die Baustellen auf der A45 weniger geworden, auf jeden Fall kommen wir schneller vorwärts als erwartet und sind schon eine halbe Stunde vor dem vereinbarten Eintreffen am Parkhaus in Hoechst. Von hier aus bringt uns ein Airportshuttle-Service in ein paar Minuten zum Terminal 1. Das Gepäck werden wir schnell los aber die Wartezeit bis zum Boarding zieht sich ziemlich in die Länge. Unerwartet unproblematisch kommen wir alle drei durch die Sicherheitskontrollen und heute muss mal keiner von uns zum extra Abtasten oder zum Sprengstofftest. Glück gehabt. Die Zeit bis zum Boarding vertreiben wir uns mit ein paar Runden Uno und pünktlich um 17:25 Uhr  sitzen alle abflugfertig im Flieger. Der rollt rückwärts, fährt in Richtung Startbahn und dann…tut sich erstmal nichts mehr. Nach einer knappen halben Stunde teilt uns der freundliche Pilot mit, dass vorne im Cockpit irgendeine Fehlermeldung sagt, dass sich eine der vielen Klappen nicht richtig schließen will. Und so möchte er dann doch nicht losfliegen. Die Mechaniker wären verständigt und so rollen wir wieder zurück zur Startposition. Die Türen gehen auf, die Türen gehen zu, Männer und Frauen kommen an Bord und verlassen uns wieder. Die erste Runde Getränke wird ausgegeben, danach kommen die Müsliriegel. Zum Glück können die Mechaniker den Fehler beheben und so verlassen wir mit zwei Stunden Verspätung  deutschen Boden Richtung Kanada. Laut Ansage des Piloten würde es draußen auf dem Atlantik ziemlich unruhig werden, was meine Flugangst, die sich heute andauernd und ziemlich stark in den Vordergrund drängt, nur noch mehr verstärkt. Eigentlich kann ich mit solchen Ansagen ganz gut umgehen, dann weiß ich wenigstens woher das Gewackel kommt, doch heute wäre ich am liebsten wieder ausgestiegen. Der Start ist immer das allerschlimmste und als wir endlich Flughöhe erreicht haben, hätten in meinen Händen Fische leben können. Zum Glück verläuft der ganze Rest des Fluges bis auf wenige Momente  ausgesprochen ruhig und so schaffe selbst ich es, die siebeneinhalb Stunden recht entspannt über die Bühne zu bringen. Das einzig nervende war der dauerhustende ältere Mann neben uns. Der hustet doch tatsächlich die gesamten guten sieben Stunden ununterbrochen durch. Und nix mit Hand vor den Mund halten- der beglückt alle Reihen um ihn herum mit seinem fiesen Husten.   Um kurz nach 22 Uhr Ortszeit landen wir in Halifax, das Gepäck kommt  schnell und um kurz nach  23 Uhr haben wir unser Auto unterm Hintern. Jetzt ab nach Downtown ins Hotel, Zähne putzen und ab ins Bett. Gefühlt ist es ja schon fast wieder Zeit zum Aufstehen, als wir hier gegen 01:00 Uhr einschlafen.

2. Tag        Montag, 14.10.2019                       Halifax/Fahrt nach New Germany

Die Nacht ist irgendwie unruhig. Ständig werde ich wach, suche nach einer bequemen Position, schlaf wieder kurz ein und bin dann doch um 05:00 Uhr wach.  Zwar nach 4 Stunden Schlaf nicht ausgeschlafen aber wach. Maya nebenan scheint es nicht besser zu gehen, denn im Dunkeln sehe ich den Schein ihres Handys. Naja, zu Hause sind ja auch schon alle wach, da findet sich immer jemand zum Schreiben.  Anderthalb Stunden schaffe ich es noch liegen zu bleiben, dann ist Zeit für die Dusche und danach geht’s ab zum Frühstück. Ich hoffe, es gibt was Ordentliches, denn heute ist Thanksgiving in Kanada. Das bedeutet, alle, ja wirklich alle Läden sind zu und durch unsere Verspätung bin ich gestern Abend nicht mehr zum Einkaufen gekommen. Mal sehen, wie wir essenstechnisch so durch den Tag kommen. Das Frühstück im Hotel wird auch jedes Jahr spartanischer und so begnügen wir uns heute Morgen mit Toast, Ei, Erdnussbutter, Joghurt, Obst, Tee und Kaffee. Macht auch satt. Danach geht’s nochmal kurz hoch aufs Zimmer und dann runter ans Wasser.

Die Promenade, die sonst im Sommer von Menschen geradezu überquillt, ist heute wie leergefegt.

Die bunten Holzbuden haben fast alle zu- closed for season- und so bummeln wir einfach ein bisschen am Wasser entlang und genießen die frische, kühle Luft. Einige Ecken sind wunderschön herbstlich dekoriert mit Strohballen, Kürbissen und bunten Crysanthemen. Sooo schön.

Vor unserem Anstieg bergauf zum Hotel statten wir Tim Hortons den ersten Besuch ab. Da wir heute tagsüber wahrscheinlich nichts zu essen bekommen, nehmen wir zur Sicherheit lieber ein paar Donuts und Timbits mit. Um 13 Uhr checken wir in Halifax aus und machen uns auf den Weg, die Küste entlang Richtung Süden nach Peggy´s Cove. Der Ort ist berühmt für seinen weiß-roten Leuchtturm, Peggy´s Point, der auf kahlen Felsen direkt oberhalb der Brandung steht. Obwohl der Leuchtturm heute nicht mehr im aktiven Dienst steht, ist er der meist fotografierte Leuchtturm in Atlantik- Kanada. Wir parken das Auto am Visitors Center und laufen bergauf Richtung Wasserkante. Direkt gegenüber vom Parkplatz liegt das alte Fischerhaus samt Galerie des Künstlers William deGarthe mit einer riesigen, 30 Meter breiten Granitskulptur im Garten. Diese Skulptur, „Fishermen´s Monument“, hat deGarthe zu Ehren der Fischer Nova Scotias geschaffen und mit Szenen aus dem Fischereialltag versehen.

In diesem winzigen Örtchen mit den superengen Straßen werden wir mehrfach von riesigen Reisebussen überholt.

Auch die wollen alle ihre Fracht am Leuchtturm loswerden. Und so laufen auf den Klippen viele, viele Menschen unterschiedlichster Herkunftsländer herum und es ist unmöglich, ein Foto ohne Fritz oder Frieda mit drauf zu machen. Ich will gar nicht wissen, wie das hier im Sommer in der Hochsaison aussieht. Der Leuchtturm ist ganz schön, rot-weiß gestrichen und liegt spektakulär am Wasser.

Damit haben wir auch schon genug gesehen und fahren weiter  die Küste entlang nach Lunenburg. Diese Stadt ist heute völlig ausgestorben. Kein Restaurant hat geöffnet, alle Souvenirläden sind geschlossen und auf der Straße ist nicht eine Menschenseele unterwegs. Die sind ja alle in Peggy´s Cove. Wir machen eine kleine Runde durch den Ort, sehen uns kurz die bunten Holzhäuschen an und beschließen dann, weiter nach Bridgewater zu fahren. Hier gibt es wieder einen Tim Hortons und die haben neben dem ganzen Süßkram auch Herzhaftes zu essen. Mittlerweile ist es 17 Uhr und der Hunger macht sich breit. Außerdem gibt es bei Tim Hortons immer freies und ziemlich zügiges WLAN. Das freut vor allem die Tochter. Unser Abendessen an Thanksgiving besteht aus Tomatensuppe, Chili con Carne und Käsesandwich. Satt machen wir uns auf die letzten Kilometer zu unserem Ferienhaus. Das liegt landeinwärts etwa eine halbe Stunde von Bridgewater entfernt mitten im Wald. Wie gut, dass wir einen Geländewagen gemietet haben, denn die Zufahrt auf den letzten Kilometern ist eine reine Schotterstrecke. Als wir ankommen, ist es bereits dunkel. Das Hausverwalterehepaar erwartet uns bereits, zeigt uns dieses und jenes im kleinen Cottage und dann sind wir allein. Mitten im Wald. Allein. Ist schon ganz schön Unheimlich hier. Nach der sehr kurzen letzten Nacht  sind wir totmüde und um 20 Uhr liegen wir alle drei im Bett. Noch kurz was Rumdaddeln und um halb neun schlafen wir alle tief und fest.

3. Tag        Dienstag, 15.10.2019                      Bridgewater, La Have

Die Betten sind superbequem und trotzdem sind wir wieder um kurz nach 5 wach. Viel zu früh. Aber wer so früh schlafen geht…selber schuld. Irgendwie kommen wir dieses Mal nicht in den Tritt, sonst geht das hier rüber immer sofort. Draußen ist es noch stockdunkel und so bleiben wir noch bis sieben Uhr im Bett liegen, dann geht’s unter die heiße Dusche und zum Glück gibt es im Schrank noch Kaffee und Tee. Der tut fürs erste Frühstück schon mal ziemlich gut. Jetzt, da es draußen heller wird, erkennen wir erst, in was für einer traumhaften Lage wir uns hier befinden. Die Aussicht aus dem Wohnzimmer und von der Terrasse direkt auf den See ist atemberaubend schön.

Da wir jetzt alle soweit wach sind, kann es ja losgehen nach Bridgewater. Die kleine Stadt ist etwa 30 Minuten von uns entfernt und hat alles, was wir für unsere Vollausstattung brauchen. Zuerst zieht es uns aber schon wieder zu Tim Hortons, denn irgendwas Festes im Magen wäre nicht schlecht. Während wir unsere Breakfast-Sandwiches knabbern beschließen wir, nach dem Frühstück zuerst den La Have River entlang zu fahren und erst später auf dem Rückweg einkaufen zu gehen. Wir setzen uns also ins Auto und fahren die Straße am Fluss für etwa eine Stunde entlang.

Ziel ist der Crescent Beach, ein weißer Sandstrand, auf den man sogar mit seinem Auto fahren darf. Das wollen wir dann aber doch nicht, stellen das Auto lieber auf dem Parkplatz ab und laufen bei kühlem Wind und immer wieder durch die Wolken scheinender Sonne am Meer entlang. Der Atlantik ist heute ziemlich ruhig und die Wellen schwappen mit regelmäßigem Klatschen an den Strand. Diesem Geräusch kann ich ewig zuhören.

Wir laufen eine ganze Weile an der Wasserkante entlang und begegnen nur einer Handvoll Menschen. So leer, so ruhig, so friedlich ist es hier. Direkt um die Ecke- ja auch für kanadische Verhältnisse direkt um die Ecke- gibt es einen kleinen Provincialpark direkt am Meer. Das Navi im Auto sagt was von 900 Meter Entfernung, die hätten wir eigentlich auch direkt zu Fuß gehen können. Wir parken das Auto also nur kurz um und schauen uns am Rissers Beach um.

Auch hier ist es wunderschön. Es gibt sogar einen kleinen Campingplatz mit Stellplätzen direkt am Wasser und einer wundervollen Aussicht aufs Meer. Der Weg führt uns zuerst durch einen kleinen Wald und dann über ein Sumpfgebiet hinweg zum Strand. Der ist hier wesentlich breiter als am Crescent Beach und sogar noch schöner.

Als wir zum Auto zurückkehren ist es bereits später Mittag und wir sind ganz schön durchgefroren. Auf dem Hinweg haben wir in La Have direkt an der Straße ein kleines Cafe gesehen, da soll es jetzt hingehen. Im Inneren ist es sehr urig und super gemütlich. Es gibt hausgebackene Kuchen und kleine Törtchen, selbstgemachte Suppen, belegte Brote und Salate. Wir nehmen sowohl herzhaft als auch süß und teilen alles untereinander auf.  Schmeckt alles sehr lecker. Nebenbei schreiben wir den Einkaufszettel für den ersten Einkauf. Der ist ja erfahrungsgemäß immer etwas größer. Zurück in Bridgewater wollen wir vor dem Lebensmitteleinkauf noch in die kleine Mall. Hier gibt es einen Winners, der sich immer zum Stöbern lohnt, einen kleinen aber feinen Buchladen und noch andere Geschäfte.

Zum Glück werden wir nicht direkt fündig und so geht’s weiter zum Atlantic Superstore. Der ist heute Nachmittag schon ganz schön geplündert und ich krieg gar nicht alles. Also weiter zum Walmart, um die noch fehlenden Dinge einzukaufen.

Mit vielen, vielen Taschen kommen wir zurück zum Auto und später landen Getränke, Obst, Gemüse, Milch, Joghurt, Brot, Erdnussbutter, Eier, Speck  und andere Dinge im Kühlschrank. Draußen wird es schon wieder dunkel und wir werden müde. Zum Abendessen gibt es eine Asiapfanne mit Reis und dann ist bereits um 21 Uhr der Tag wieder zu Ende.

4. Tag        Mittwoch, 16.10.2019                   Kejimkujik Nationalpark

Die Nacht war sternenklar und dementsprechend eisig. Als wir mit Sonnenaufgang wach werden, ist draußen alles knackig kalt gefroren. Aber je kälter die Nächte umso schöner die Farben des Indian Summer und so begrüßt uns dieser Morgen mit den wunderschönsten Herbstfarben bei Sonnenschein und blauem Himmel. Da wir ja keine Nachbarn haben, ziehen wir uns die Jacken über den Schlafanzug und gehen erstmal die paar Schritte zum Seeufer runter. Geheimnisvoll wabert der Nebel über die Wasseroberfläche während die Sonne langsam immer höher steigt und den Tag endgültig erhellt. So eine Stimmung haben wir noch nirgendwo vorher erlebt- wunderschön und fast schon magisch.

Als die Sonne den Nebel endgültig weggebraten hat, gehen wir nacheinander unter die heiße Dusche um uns wieder aufzuwärmen und danach gibt’s Frühstück: Bananen-Zimt-Pancakes, Obst und Tee. Warm und satt machen wir uns daran, die Tagesrucksäcke zu packen, denn wir wollen das tolle Wetter im Kejimkujik-Nationalpark genießen. Der liegt ca. 40 Minuten von uns entfernt und wir kennen ihn bisher nur aus den Sommerurlauben. Wie in allen kanadischen Nationalparks kommen wir zuerst an ein kleines Häuschen, an dem uns eine Dame auf nette Art und Weise das Eintrittsgeld abknöpft, ein bisschen Smalltalk betreibt und uns eine Karte des Parks mit auf den Weg gibt, in der alle Wanderwege verzeichnet sind. Direkt hinter dem Häuschen rechts befindet sich das Visitor Center, das wir zuerst ansteuern, denn hier gibt es Toiletten und der Tee vom Morgen macht sich bemerkbar. Für den ersten kleinen Spaziergang lassen wir den Wagen direkt auf dem Parkplatz dort stehen und gehen am Visitor Center vorbei am Fluss entlang in den Wald.

Der Wanderweg heißt Mills Falls und kommt an ein paar Stromschnellen und einem kleinen Wasserfall vorbei. Im Sommer nutzen wir diesen Fluss immer zum Schwimmen, doch heute ist es dafür eindeutig zu kalt. Das Wasser spiegelt die leuchtenden Farben der Bäume drum herum und macht sie doppelt so schön.

Außer uns sind nur ein paar wenige Menschen hier und wir genießen es sehr, die Natur fast für uns allein zu haben. Im Wald ist es doch empfindlich kalt und wir hätten uns besser die dickeren Jacken angezogen. Maya und ich frieren langsam, also ab zurück zum Auto. Das hat in der Sonne gestanden und ist wunderbar warm. Außerdem hat dieses Auto überall Sitzheizung und so sind wir schnell wieder aufgetaut. Als nächstes wollen wir den Hemlock and Hartwoods–  Wanderweg abwandern, doch noch vor dem Parkplatz ist mit einer Schranke die Zufahrt versperrt. Hurricane Dorian hat auch hier ein paar Wochen zuvor enorme Schäden hinterlassen und manche Bereiche des Parks unpassierbar gemacht. An vielen Ecken wird noch immer geholzt und Wege werden wieder passierbar gemacht, doch zu unserem Wanderweg kommen wir heute nicht mehr. Dann weichen wir doch einfach nach Jake´s Landing aus. Ein paar Kilometer weiter die Straße entlang kommen wir zu der Stelle, an der in den Sommermonaten Kanus und Kajaks verliehen werden, mit denen man den riesigen Kejimkujik lake befahren kann. Heute stehen auf dem Parkplatz nur eine Handvoll Autos, der Verleihkiosk ist bereits geschlossen, aber die kleinen Holzstege sind noch da.

Wir setzen uns in die Sonne und schauen aufs Wasser. Optisch fehlt uns irgendwas, denn auch die Brücke, die den Campingplatz mit dem Kanuverleih verbindet ist Dorian zum Opfer gefallen und wurde abgebaut.  Nur einen kleinen Spaziergang durch den Wald entfernt gibt es einen Aussichtsturm. Zu dem gehen wir jetzt hin und schauen uns die herbstlichen Farben von oben an. Auch wieder wunder-, wunderschön.

Mittlerweile ist es später Mittag und wir überlegen, wo wir unser mitgebrachtes Picknick essen könnten. Der beste Platz dafür scheint uns Merrymakedge Beach zu sein, ein kleiner Sandstrand am See mit Tischen und Bänken. Außer uns sind noch ein paar Leute hier, die in der Sonne ihr Essen genießen. Wir packen unsere Möhren, Bananen und Cookies aus und suchen uns einen Platz direkt am See.

In der Sonne ist es so warm, dass wir die Jacken ausziehen und eine ganze Weile nur im Pullover draußen sitzen. Hier gibt es auch freies WLAN, was besonders Maya sehr freut. Wir sitzen fast eine ganze Stunde hier rum, dann wird des Zeit zum Weiterziehen. Unser nächster Halt ist der Wanderweg Flowing Waters, ein 1,1 Kilometer langer Rundweg. Auch hier sind die Farben der Bäume wieder traumhaft schön.

Erst am Nachmittag können wir uns hier losreißen und machen und auf den Weg nach Hause. Im winzigen Ort Caledonia gibt es einen kleinen Lebensmittelladen und wir halten noch an, um Sachen zum Grillen zu holen. Da es heute noch nicht dunkel sein wird, wenn wir wieder am Haus ankommen, wollen wir noch den Grill auf der Terrasse anschmeißen. So landen Hackfleisch, Burgerbrötchen und Ketchup im Wagen und später in Form leckerer Burger auf unseren Tellern.

5. Tag        Donnerstag, 17.10.2019               Shopping in Halifax

Seit Tagen waren sich die Wettervorhersagen einig und sie sollten Recht behalten: Pünktlich um 10 Uhr fängt es an zu schütten. Nicht ein bisschen Regen sondern wahre Wassermassen gießen sich über uns aus. Der Regen prasselt gegen die Fenster und rauscht vom Dach, die Bäume biegen sich im  Wind und der sonst so ruhige See bekommt weiße Schaumkronen auf den Wellen. Bis zum späten Nachmittag soll das so weitergehen und an rausgehen ist so nicht zu denken. Unser Plan für heute ist ein Shopping-Ausflug nach Halifax. Die Stadt liegt anderthalb Fahrstunden von uns entfernt und mit dem tollten Auto, was wir hier haben kann man schon ein bisschen rumfahren. Auf dem Highway angekommen wird der Regen sogar nochmal stärker. Die Scheibenwischer wirbeln über die Frontscheibe und trotzdem kann man seinen Fordermann fast nicht erkennen. Die ausgefahrenen Spurrillen tun ihr Übriges und sorgen für ein angenehmes Aquaplaning. So schleichen wir also vor uns hin und kommen dann doch gegen 13 Uhr am Halifax Shopping Center an. Zum Glück stehen wir im Parkhaus trocken und kommen fast ganz ohne weitere Tropfen in den Geschäften an. Zuerst muss ich mich wieder um neue Duftkerzen kümmern. Ich bin ja sonst kein Freund von künstlich und aufdringlich riechenden Kerzen aber von den Kerzen von „Bath&Bodyworks“ kann ich nicht genug bekommen. Maya und ich schnüffeln uns durchs Sortiment und gehen mit drei großen, einer mittleren und drei kleinen Kerzen wieder raus. Da kann der Winter zu Hause ja kommen. Als nächstes sind diverse Klamottenläden dran, doch so richtig ist nichts dabei. Zum Glück gibt’s hier auch eine Apotheke, denn Mike und ich husten wie die Weltmeister. Also noch eben Nasenspray und Hustensaft geholt und ab in die nächsten Läden. Mike deckt sich noch im Alkohol-Store ein  und Maya und ich stöbern durch „Winners“. Aber auch hier werden wir nicht wirklich fündig. Ohne weitere Ausbeute geht’s zurück zum Auto. Ein paar Fahrminuten vom Halifax Shopping Centre entfernt gibt es noch eine riesige, ja wirklich riiiesige Ansammlung verschiedenster Läden- den Bayers Lake Business Park. Hier reihen sich direkt neben der Abfahrt vom Highway so ziemlich alle mehr oder weniger bekannten Läden, Marken und Restaurants aneinander. Das Areal ist riesig und ohne Auto kommt man gar nicht die langen Straßen entlang. Mal eben von einem Laden zum anderen gehen ist aufgrund der Entfernungen kaum möglich. Zum Glück liegen zwei meiner Lieblingsläden direkt nebeneinander, so dass wir den Wagen zuerst nur einmal abstellen müssen. Zuerst stürmen wir „Michaels“. Dieser Laden hat alles, was das DIY-Herz begehrt: Bastelkram, Deko,  Backartikel, Planer, Stifte… und die ersten Weihnachtssachen.

Da leuchten die Augen. Meine zumindest- Mike kann sich gerade noch zurückhalten. Zum Glück haben wir nicht mehr so viel Platz im Koffer, sonst könnte ich hier tatsächlich so viel Kram mitnehmen, dass ich kaum ungesehen an den Zollbeamten vorbei käme. Unter den gegebenen Umständen darf zumindest ein Weihnachtsbaumanhänger mit uns zusammen den Laden verlassen. Direkt nebenan liegt „Old Navy“. Auch hier könnte ich bergeweise Kleidung aus dem Laden tragen, doch ich beschränke mich heute nur auf ein neues T-Shirt und einen Pullover. Zum Glück waren die weihnachtlichen Schlafanzüge noch nicht in den Regalen- da wäre ich bestimmt schwach geworden. Nach so viel shopping wird’s Zeit für was in den Magen. Wir alle drei lieben „Jack Astor´s“, eine kanadische Restaurantkette, in der man hervorragend Burger, Nudeln oder Bowls essen kann. Wir werden sehr freundlich begrüßt, kriegen einen Tisch zugewiesen und die nette Bedienung hält ein wenig Smalltalk. Was uns dieses Mal wundert, ist die doch sehr körperbetonte, knappe Kleidung der jungen Kellnerinnen. Bei den sonst so prüden Kanadiern und in einem Familienrestaurant hätten wir damit nicht gerechnet. Wir bestellen einen Burger mit Süsskartoffelpommes und zwei Bowls. Alles ist wieder sehr, sehr lecker.

Wie in Nordamerika üblich, darf man den Bedienungen nicht zu schnell zeigen, dass man aufgegessen hat, denn sobald der Teller leer ist, wird er mit einem freundlichen Lächeln regelrecht vom Tisch gerissen und stattdessen gegen die Rechnung getauscht. Wozu auch noch was sitzen bleiben, wenn der Teller doch leer ist? Zwischenzeitlich hat der Regen aufgehört und die Sonne ist wieder rausgekommen und nachdem wir satt und zufrieden das Restaurant verlassen müssen wir doch wieder an Essen denken: Uns fehlen Lebensmittel und so laufen wir noch eine Runde durch Walmart. Hier stehen bereits sooo schöne Weihnachtstassen in den Regalen. Leider landen auch hier nur die wirklich benötigten Sachen im Kofferraum. Mittlerweile ist es später Nachmittag und wir haben ja auch noch anderthalb Stunden Fahrt vor uns, also machen wir uns auf den Heimweg. Der verläuft ruhig, die Landschaft zieht an uns vorbei und gegen 18 Uhr kommen wir wieder in unserem Häuschen an. Die Sonne ist bereits untergegangen und die Dunkelheit versetzt uns in Schlafmodus. Da wir noch immer ziemlich satt sind, fällt das Abendessen heute aus. Wir spielen noch eine Weile Karten, danach geht’s ins Bett. So schnell vergehen hier die Tage.

6. Tag        Freitag, 18.10.2019         Mahone Bay

Der heutige Tag beginnt mit Regen. Hinter dicken, grauen Wolken versteckt sich die Sonne so gut sie kann. Wir sind mal wieder seit 6 Uhr wach und da wir es überhaupt nicht eilig haben, faulenzen wir im Bett einfach vor uns hin: Lesen, Hörbuch hören, mit den Freunden schreiben, wieder eindösen. So kann man die Zeit in den Ferien auch verbringen. Gegen 10 Uhr, wir haben gerade gefrühstückt, scheint auch die Sonne ein bisschen die Augen aufzumachen und kommt langsam und zaghaft hinter den Wolken hervor. Und es hört auf zu regnen.

Was machen wir also heute? Mike hat in einem Reiseführer einen kleinen Provincialpark gefunden, der wohl schöne Wanderwege haben soll. Die Fahrzeit ist mit einer guten Stunde angegeben- also nichts wie los. Die Wanderschuhe und Regenjacken verschwinden im Kofferraum und wir auf den Sitzen. Über die holprigen Straßen Nova Scotias geht es durch die Wildnis immer weiter ins Niemandsland. Links und rechts tauchen immer mal wieder vereinzelte Häuser auf, die weit und breit keinen Nachbarn haben. Im Winter muss es hier ganz schön einsam sein. Jetzt im Oktober ist das Laub der Bäume wunderschön gefärbt. Die letzten roten Ahornblätter stechen zwischen den vielen gelb-orangen Blättern drum herum wie Farbklekse ins Auge und wir können uns wiedermal nicht satt sehen. Hier explodieren die Farben der Natur regelrecht.

Nach einer guten Stunde Fahrzeit kommen wir an unserem Ziel an und- stehen vor einer geschlossenen Schranke. „Closed for season.“ Na super, da hatten wir nicht mit gerechnet. Was also jetzt? Nach kurzem Überlegen sagt der Blick aufs Navi, dass Mahone Bay gar nicht soo weit weg ist und uns gefiel der kleine Ort beim letzten Durchfahren ganz gut. Ok, dann dahin. Es ist bereits mitten am Nachmittag als wir in Mahone Bay ankommen. Das Örtchen liegt wunderschön direkt am Wasser und ist berühmt für seine drei nebeneinanderliegenden Kirchen.

Bunte Holzhäuser bestimmen das Stadtbild und überall kann man Selbstgemachtes kaufen: Kleidung, Bilder, Schmuck… ein echtes Künstler-Städtchen. Wir bummeln eine Weile durch die Straßen und drehen noch schnell eine Runde durch den kleinen Supermarkt um unser Abendessen zu sichern.

Da der Hunger sich auch jetzt schon meldet und Mahone Bay über einen Tim Hortons verfügt zieht es uns zu heißem Kaffee, Kakao und kleinem Süsskram. Hmmm, lecker. Und warm. Ich huste ja schon seit ein paar Tagen ordentlich aber heute scheint die Erkältung auch bei Mike zuzuschlagen. Der wird immer ruhiger, schlappt nur hinter Maya und mir her und drückt mir für die Rückfahrt wortlos den Autoschlüssel in die Hand. Ich darf fahren? Ohne betteln? Juhuuu! Es dämmert bereits als wir uns auf den Heimweg machen und am Cottage angekommen ist es stockduster. Den Abend verbringt Mike auf dem Sofa, Maya liest und ich mach schnell Abendessen. Danach geht’s ab ins Bett.

7. Tag        Samstag, 19.10.2019                      Kejimkujik Seaside Adjunct

Die Nacht war ziemlich unruhig. Mike und ich haben abwechselnd so viel gehustet, dass sogar Maya bei den dünnen Pappwänden wach geworden ist. Morgens geht es aber wieder besser, wir sind nicht mehr ganz so k.o., die Sonne scheint und nach einer heißen Dusche kann der Tag beginnen. Zum Frühstück gibt es Pancakes mit Bananen, Zimt und Honig. Da die Wettervorhersage den ganzen Tag gutes Wetter verspricht, wollen wir heute zum am Atlantik gelegenen Teilstück des Kejimkujik-Parks, dem Kejimkujik-Seaside Adjunct. Neben Wanderschuhen und dicken Jacken landen noch die restlichen Pancakes vom Frühstück, kleine Möhren samt Hummus und unsere Wasserflaschen im Kofferraum. Jetzt kann es losgehen. Nach anderthalb Stunden Fahrt  stellen wir unser Auto auf dem Parkplatz am Nationalpark ab.

Allzu viel scheint hier heute nicht los zu sein, außer uns stehen nur  drei weitere Wagen hier. Wir tauschen die Schuhe gegen die Wanderschuhe, ziehen die dicken Jacken an und der Rucksack kommt auf den Rücken. Vom Parkplatz aus führen zwei Wege durch die Heidelandschaft Richtung Meer, wobei uns die Entscheidung, welchen Weg wir nehmen wollen heute abgenommen wird. Aufgrund der Schäden durch Hurricane Dorian ist nur einer der Wege geöffnet und begehbar. Schon am Eingang wurde vor Kojoten gewarnt und bei den ganzen auf dem Weg liegenden Tretminen sind hier wohl ziemlich viele Kojoten unterwegs. Vor denen habe ich echt Respekt- hoffentlich begegnen wir keinem. Die Häufchen reichen mir völlig. Die Landschaft hier ist wunderschön und die Heide herbstlich rot gefärbt, doch auch auf diesem Weg hat Dorian seine Spuren hinterlassen: Mehrere umgekippte oder abgebrochene Bäume liegen am Rand und der Weg ist streckenweise stark ausgewaschen und uneben.

Nach etwa 15 Minuten geht es bergab Richtung Strand. Ein langer, weißer Sandstrand erwartet uns mit angrenzenden Salzwiesen und vereinzelten Felsen. Was ist das schön hier. Sand unter den Füßen ist immer gut und so laufen wir den Strand ein paar Kilometer entlang und genießen die frische, kalte Seeluft.

Zwischendrin entdecken wir wieder die an besonders schönen Stellen in Kanada aufgestellten red chairs, diese Mal mit einem fantastischen Blick aufs Meer.

Wir machen eine Pause und freuen uns über das mitgenommene Essen. Wäre es nicht doch etwas kühl, könnte ich hier ewig sitzen bleiben. So aber eben nicht, also geht’s weiter am Strand entlang. Nach einer guten Stunde drehen wir um, der Rückweg will ja auch noch geschafft werden. Und was auf dem Hinweg bergab ging, geht jetzt bergauf. Da wird sogar die Jacke zu viel. Den Kanadiern, die uns entgegen kommen, scheint auch zu warm zu sein- die sind mit kurzer Hose und Hemd unterwegs. Sind halt nicht alles so Weicheier wie wir mit unseren Übergangsjacken. Gegen 16 Uhr sind wir zurück am Auto und machen uns auf den Heimweg. Die untergehende Sonne verwöhnt uns mit fantastischem Licht.

In Bridgewater drehen wir noch schnell eine Runde durch Walmart. Mike und ich kaufen ein und Maya nutzt das in allen Walmarts vorhandene freie WLAN. Zu Hause angekommen müssen schnell noch ein paar Fotos vom Seeufergemacht werden, um das tolle Abendlicht einzufangen.

Zum Abendessen gibt es Chilli con Carne und Cesars Salad und wir fallen regelrecht darüber her. Der Weg heute war doch ganz schön lang und der Hunger ist dementsprechend groß. Schnell noch abspülen und dann ist wieder Zeit fürs Karten spielen, bis wir alle drei in die Betten fallen.

8. Tag        Sonntag, 20.10.2019                       Digby Neck/Balancing Rock

Heute Nacht muss es eiskalt gewesen sein. Als wir wieder viel zu früh wach werden, ist draußen alles fest gefroren und die Terrasse ist mit einer Eisschicht überzogen. Unter dem sternenklaren Himmel erscheint ganz langsam die Morgenröte und etwas später geht die Sonne wunderschön über dem See auf. Geheimnisvoll wabert der Nebel über das Wasser und zaubert eine fantastische Stimmung. Mike zieht sich schnell Jacke und Schuhe an und versucht, möglichst viel dieser Stimmung auf die Speicherkarte zu bekommen.

Ich gehe nur kurz auf die Terrasse, es ist doch seeehr frisch da draußen. Den Rest des wunderschönen Sonnenaufgangs gucke ich mir lieber vom Warmen aus an. Als die Sonne den Nebel weggebraten hat wird es langsam Zeit für die Dusche, heißen Tee und leckeres Frühstück. Da das Wetter den ganzen Tag so gut und sonnig bleiben soll, beschließen wir, heute nach Digby Neck zu fahren und uns den Balancing Rock anzusehen. Wir waren zwar schon zweimal mit dem Wohnmobil in der Richtung unterwegs, haben uns aber nie getraut, mit dem langen Überhang des Wohnmobils auf die steil abfallende Fähre zu fahren. Jetzt, mit unserem tollen Auto, ist das ja kein Problem. Ich packe mal wieder Getränke und Proviant für unterwegs ein, denn der Weg ist weit und vor heute Abend werden wir nicht wieder zurück sein. Wir fahren zuerst eine Stunde bis nach Digby und biegen dann Richtung der Landzunge Digby Neck ab. Diese Landzunge besteht aus drei einzelnen Teilstücken, die mit zwei Fähren untereinander verbunden sind. Eine direkte Durchfahrtsmöglichkeit gibt es nicht. Der Balancing Rock befindet sich auf dem zweiten Teilstück, so dass wir in Tiverton auf die Fähre fahren. Schwupps, kaum drauf sind wir auch schon wieder runter. Die Überfahrt dauert etwa 5 Minuten. Weiter geht die Fahrt entlang der Küstenlinie. Hier und da tauchen vereinzelte Häuser auf und es ist schon interessant, dass hier bereits drei einsame Häuser ein Ortschild und einen eigenen Ortsnamen wert sind. Immer wieder gibt die Straße den Blick auf die Buchten und Strände der Bay of Fundy frei und da gerade Ebbe ist, hat sich das Wasser weit zurück gezogen. Die Boote haben kein Wasser mehr unter dem Kiel und liegen auf dem rötlichen Schlick des Meeresbodens. Bis zu 16 Meter beträgt der Tidenhub in der Bay of Fundy und so sieht die Landschaft mit Ebbe und Flut völlig unterschiedlich aus. Nach einer weiteren Stunde Fahrt kommen wir am Parkplatz des Balancing Rocks an. Mit uns stehen noch mehrere andere Autos auf dem Parkplatz, einige Leute kommen gerade vom Wandern zurück, andere brechen gerade erst auf. Wir tauschen wieder die Schuhe und als ich die dicken Jacken aus dem Kofferraum hole, ruft mir eine Dame aus einem davonfahrenden Auto zu, dass wir die wohl nicht brauchen würden. Auf dem Wanderweg wäre es ganz schön warm. Naja, hier auf dem Parkplatz weht ein ganz schön kühler Wind und wir sind Festlandeuropäer und die üblichen kanadischen Winter nicht gewohnt. Also kommen die Jacken mit. Der Wanderweg zum Balancing Rock ist ziemlich schmal, so dass wir drei hintereinander herlaufen müssen. Zuerst geht es über einen Holzsteg, danach folgt ein Anstieg über Steine und Wurzeln. Kinderwagengeeignet ist definitiv anders. Ich muss schon genau gucken, um nicht über eine der Wurzeln oder einen dicken Stein zu stolpern.

Danach geht es oberhalb des Meeres einfach durch den Wald geradeaus. Die Dame hatte übrigens recht: Hier, wo keinerlei Wind weht, wird es beim Laufen ganz schön warm und die Jacken landen ziemlich schnell überm Arm. Hätten wir die wohl doch besser im Auto gelassen. Aber warum auf die Einheimischen hören, wenn wir Touristen doch alles besser wissen. Jetzt schwitzen wir halt. Selber schuld. Irgendwann öffnet sich der Wald zum Meer hin und eine steile Treppe taucht auf. Seehr, seehr viele Stufen führen von hier oben abwärts bis auf Meereshöhe. Und da steht er dann: Der Balancing Rock- Eine irgendwann mal vom restlichen Felsen abgebrochene Felsnadel, die jetzt auf einer kleinen Fläche senkrecht über dem Meer steht und so aussieht, als müsste sie jeden Moment zur Seite fallen. Wir haben wohl riesiges Glück, diesen Felsen bei blauem Himmel und Sonnenschein zu sehen, denn oft herrscht hier Seenebel, der die Sicht stark einschränkt.

Um den Balancing Rock herum sind Schautafeln mit Erklärungen angebracht, die wir uns erstmal durchlesen. Nachdem wir alle Informationen aufgesaugt und den Felsen ausgiebig bestaunt haben, setzen wir uns noch eine Zeitlang auf eine der Bänke und schauen aufs Wasser raus. Ganz ruhig und spiegelglatt liegt die Bay of Fundy in ihrer ganzen Größe vor uns, hier und da schreien ein paar Möwen und es ist einfach nur wunderschön. Ich könnt ewig hier sitzen bleiben, doch leider schreien irgendwann nicht nur die Möwen sondern auch weitere Besucher und schon verliert die Idylle ihren Reiz der Einsamkeit. Wir machen uns auf den Rückweg und die vielen Stufen, die gerade noch bergab gingen, wollen jetzt alle wieder hochgestiegen werden. Wieder werden die Jacken, die gerade am Wasser noch richtig angenehm waren, zu warm und müssen weg. Während Maya die Stufen in null komma nix hochgerannt ist, keuche ich regelrecht hinterher. Da macht sich doch das Alter bemerkbar. Oder sind es die paar Kilos zu viel? Egal, irgendwann komm auch ich oben an und der Rest des Weges ist zügig abgewandert. Zurück am Auto freue ich mich über die Wasserflasche und eine Sitzmöglichkeit. Es ist bereits Nachmittag, als wir uns wieder auf den Rückweg machen. Um 17 Uhr nehmen wir die Fähre zurück aufs Festland und in Digby schauen wir noch schnell bei Walmart vorbei. Mittlerweile ist es dunkel und der Rest des Rückweges wenig spektakulär. Wir hören uns durch verschiedene Playlists und kommen gegen 20 Uhr am Cottage an. Mike räumt das Auto aus, ich mach Abendessen und danach gibt es noch die übliche Kartenrunde. Mehr ist heute nicht mehr drin. Gute Nacht.

9. Tag        Montag, 21.10.2019                        Hirtle Beach

Nach einer mehr oder weniger hustenfreien und somit wieder etwas erholsameren Nacht beginnt auch die neue Woche mit strahlendem Sonnenschein.  Der See zeigt sich in seiner ganzen Pracht und wie jeden Morgen können wir gar nicht anders, als diese Landschaft erstmal zu bewundern. Was ist das hier für ein wunderschönes Fleckchen Erde.

Nach der Dusche gibt es Frühstück und schönen heißen Tee.  Danach wird gespült und die Küche aufgeräumt- Morgenroutine eben. Im Internet hatten wir von einem schönen Strand gelesen, der auch „nur“ anderthalb Fahrstunden von uns weg ist: Hirtle Beach. Der soll unser Ziel für heute werden und gegen 11 Uhr machen wir uns auf den Weg. Zuerst wieder Richtung Bridgewater, dann immer schön am La Have River entlang. Die Straße führt recht kurvenreich immer direkt am Flussufer entlang und am Straßenrand stehen bildschöne Häuser mit tollen Gärten und einem traumhaften Blick direkt aufs Wasser. Also sollten wir mal im Lotto gewinnen: So ein Haus könnte ich mir auch gefallen lassen. Allein dieser Anblick ist die weite Fahrt schon wert. Nach ein paarmal abbiegen und weiteren wunderschönen kleinen Ortschaften kommen wir zum Parkplatz am Hirtle Beach. Der Tee von heute Morgen macht sich bemerkbar aber die Kanadier denken ja zum Glück mit. Sehr zu meiner Freude gibt es am Parkplatz Toiletten. Weniger Freude macht allerdings der 2. Blick: Es sind Plumpsklos… Lange Rede, kurzer Sinn: Die Blase gewinnt immer! Zum Glück haben wir immer Feuchttücher im Auto liegen. Jetzt kanns aber losgehen.  Wie üblich tauschen wir erstmal unsere Schuhe gegen Wanderschuhe und die dickeren Jacken werden übergezogen. Direkt vom Parkplatz aus geht es über einen kleinen Holzsteg an den Strand.

Der Hirtle Beach ist kein Sandstrand sondern besteht aus mehr oder weniger großen, runden Kieselsteinen. Man hört jedes Mal ein Klackern und Gluggern, wenn die Wellen über die Steine hinwegrauschen und diese wieder hin und her schmeißen. Ich empfinde das Laufen auf diesem Untergrund heute als extrem anstrengend, knicke ständig weg und finde keinen richtigen Halt. Mike und Maya laufen schon bald weit vor mir her und ich krieche missmutig hinterher.  Am Eingang zum Strand war ein Rundweg ausgeschildert, doch allein der Hinweg dorthin sind 1,5 Kilometer auf diesem wackeligen Untergrund.

Ich laufe noch eine Weile mit den beiden mit und dann gebe ich zum ersten Mal auf. Heute setzt mir die Erkältung so zu, dass mir das Ganze viel zu anstrengend ist. Da ich den beiden anderen nicht ihre Tour verderben will, mach ich mich auf den Rückweg zum Parkplatz und Mike und Maya gehen weiter. Noch ein paarmal umgeknickt und ich bin zurück beim Auto. Ich setze mich auf den Vordersitz, schau direkt aufs Wasser und genieße die Wärme. War doch ganz schön kühl draußen. Ich beobachte das Kommen und Gehen der Leute auf dem Parkplatz und genieße ansonsten die Ruhe. Und während ich so genieße schlafe ich fast ein. Mir fallen regelrecht die Augen zu und da ich vermeiden will, dass ein netter Kanadier die Scheibe einschlägt weil er denkt, ich wäre ohnmächtig, geh ich doch besser nochmal an die frische Luft. Ich laufe noch einmal bis vorne an die Wasserkante und höre ein bisschen den Wellen und den Steinen zu, dann drehe ich um und setze mich auf eine der Bänke am kleinen Dünenrand. Einfach nur rumsitzen ohne sich zu bewegen wird allerdings schnell kalt und da kommt wieder das Auto ins Spiel… Nach gut anderthalb Stunden kommen Mike und Maya zurück- denen ist natürlich überhaupt nicht kalt, denn sie sind mit ordentlich Tempo gegangen, um mich nicht so lange warten zu lassen. Der Rundweg, so lass ich mir sagen, führt zuerst durch Wald und Moor und von oben aus hat man eine wunderschöne Aussicht auf die umliegende Landschaft und die Bucht. Außerdem haben sie eine kleine Schlange gesehen. Auch hier ist der Weg teils noch durch umgeknickte Bäume von Dorian versperrt und man muss immer mal klettern, um weiter zu kommen. Hat sich aber wohl gelohnt.

Der Rückweg geht wieder an den schönen, kleinen Ortschaften mit den traumhaften Häusern vorbei, die jetzt bei der niedrig stehenden Sonne noch mehr in ihren Farben leuchten. Die Sonne senkt sich tiefer und tiefer und es ist mal wieder fast dunkel, als wir zu Hause ankommen.

Jetzt noch zu Abend essen und dann ist wieder Zeit für Uno. Das können wir über Stunden spielen. Heute aber nicht so lange, dann sind wir müde genug fürs Bett.

10. Tag        Dienstag, 22.10.2019                      Kejimkujik Nationalpark

Über Nacht sind die ersten Wolken aufgezogen und die Sonne versteckt sich hinter einer  Menge Grau. Es soll aber den ganzen Tag noch trocken bleiben, daher überlegen wir, nach dem Frühstück noch einmal in den Kejimkujik Nationalpark zu fahren. Ich packe wieder Proviant ein und auf geht’s Richtung Wildnis. Ohne Sonne wirken die Farben der Bäume heute deutlich weniger spektakulär. Außerdem merken wir, dass wir definitiv am Ende des Indian Summer angekommen sind: Immer mehr Bäume verlieren ihr Laub und aus dem fantastischen Rot und dem leuchtenden Gelb wird immer mehr ein einheitliches Braun. Ist auch nicht hässlich aber eben nicht mehr so atemberaubend schön. Wir hören wieder unsere Playlists hoch und runter, dann sind wir auch schon angekommen. Zuerst halten wir wieder kurz hinter dem Visitor Center an und machen uns an den ersten Wanderweg für heute, den Hemlock and Hardwoods Trail. Der Wanderweg ist immer noch abgesperrt und so lassen wir das Auto vor der Schranke stehen und machen uns auf den Weg. Zuerst geht es am Fluss entlang und später über einen hölzernen Steg durch niedrige Heidelandschaft. Mittendrin steht ein Aussichtsturm mit einem kleinen Geheimnis.

Nach diesem ersten Wanderweg fahren wir den Highway des Parks ziemlich weit durch bis zum Grafton Woods Trail. Hier stellen wir das Auto auf dem Parkplatz ab und gehen in den Wald. Birken, wohin das Auge reicht mit einem schönen gelb-orangen Blätterteppich auf dem Boden.

Der Wanderweg ist recht unspektakulär und mit 1,6 Kilometern auch nicht sehr lang. Nach einer halben Stunde stehen wir schon wieder am Auto. Irgendwie haben wir heute kaum Lust zu laufen, vielleicht war es gestern aber auch doch zu anstrengend.

Wir fahren zurück zum Merrymakedge Beach, nehmen unsere Leckereien mit und setzen uns wieder auf eine der Bänke.

Außer uns ist nur noch ein älteres Ehepaar hier, doch die packen auch schnell zusammen, so dass wir hier völlig alleine sitzen. Wir genießen eine Weile den Blick aufs Wasser, das heute schon deutlich unruhiger und welliger ist als noch vor ein paar Tagen. Das schlechte Wetter kündigt sich auch hier an. Am frühen Nachmittag packen wir zusammen und machen uns auf den Heimweg, wo wir schon gegen vier Uhr ankommen. So früh waren wir noch nie zurück.  Es ist noch hell und hier ist das Wetter tatsächlich auch etwas besser. Mike und Maya haben schnell eine Lösung zum Zeit totschlagen gefunden: Sie wollen mit dem Kanu auf den See rausfahren. Gesagt, getan. Schwimmwesten an, Paddel dazu und das Kanu zu Wasser gelassen: Los geht’s. Mir ist es doch schon etwas zu windig und zu wellig da draußen, ich bleibe lieber am Haus und guck mir die Sache vom Ufer aus an. Die beiden paddeln zunächst in Richtung der kleinen Insel, die man von der Terrasse aus sehen kann, umrunden diese und kommen dann doch zurück. Der Wind und die Strömung sind ziemlich stark und so bleiben sie lieber in Ufernähe.  Neben unserem Cottage gibt es in dieser Erschließung noch weitere Häuser, die von der Landseite her  kaum auffallen, die man sich aber vom Wasser aus gut angucken kann. Sind wohl richtig schöne Dinger dabei. Die Paddelrunde dauert heute nicht sehr lange, dann verstauen wir das Kanu schon wieder sicher am Ufer.

Auf der Terrasse steht eine Feuerschale mit Holz und es wäre doch eine Schande, das schöne Holz einfach hier liegen zu lassen. So zündet Mike mit einsetzender Dämmerung ein Feuerchen an, eine Flasche Bier findet auch noch den Weg ans Feuer- was will man mehr.

Erst als es richtig dunkel und auch richtig kalt ist, zieht es uns rein ins Haus. Und dann auch bald ins Bett. Gute Nacht.

11. Tag        Mittwoch, 23.10.2019                    Regentag/ Bridgewater

Schon die ganze Nacht über hat es geschüttet und gestürmt und es soll heute auch nicht besser werden.

Der Regen peitscht ums Haus und der Wind rüttelt an den Fenstern. Kein Grund also, früh aus dem Bett zu steigen. Wir haben heute absolut nichts vor und so faulenzen wir uns durch den Vormittag. Wir bleiben lange liegen und frühstücken spät. Danach wird es bei Mike und mir nicht produktiver. Maya schreibt direkt wenn wir nach Hause kommen eine Mathe-Klausur und hat sich Sachen zum Lernen mitgenommen. Sie sitzt also den halben Tag fleißig vor ihren Unterlagen, während ich am Laptop spiele und Mike auf dem Sofa liegt. Am Nachmittag fange ich an, die ersten Sachen zusammen zu packen. Morgen geht es ja schon wieder zurück nach Deutschland. Bereits nach dem Hinflug war der Reißverschluss meiner durchsichtigen Handgepäcks-Kulturtasche gerissen also muss jetzt wohl alles in den Koffer. Da komm ich dann aber während des Fluges nicht dran. Also muss ein neues, handgepäckstaugliches Täschlein her. Da ich ja heute sowieso nur nutzlos rumhänge überlege ich, nach Bridgewater zu fahren und bei Shoppers Drugmart ein neues Täschlein zu besorgen. Die haben so ziemlich alles, da gibt es bestimmt auch eine neue Tasche für mich. Meine beiden Mitbewohner möchten auch mal raus und wollen mit, also machen wir uns alle drei ein letztes Mal auf den Weg nach Bridgewater. Es schüttet immer noch wie aus Eimern und der Weg vom Parkplatz in den Laden reicht, um richtig nass zu werden. Neben Zahnbüsten, Shampoos oder Duschgel finde ich in den endlosen Regalreihen dieses riesigen Ladens auch das, was ich suche und bin jetzt wieder stolze Besitzerin einer kleinen, durchsichtigen, zolltauglichen Kosmetiktasche mit funktionierendem Reißverschluss. Zur Sicherheit nimmt Mike sich lieber auch direkt eine neue mit, denn auch seine sieht nicht mehr so ganz Vertrauenserweckend aus. Wer weiß, ob die den Rückflug überlebt. Unsere Erledigungen sind zügig beendet und wir wieder auf dem Weg zurück ins Häuschen. Ganz schön viel Fahrerei für so wenig Einkauf. Damit es sich lohnt, holen wir schnell bei Walmart noch ein paar Leckerchen für Deutschland raus. Wieder zurück müssen wir jetzt wirklich packen wenn wir das nicht heute Nacht erledigen wollen. Morgen Vormittag müssen wir um 11 Uhr die Schlüssel abgeben. So geht der Abend mit zusammenpacken, sauber machen und Abendessen viel zu schnell vorbei und schon verschwinden wir zum letzten Mal in den bequemen Betten unseres kleinen Cottages mitten im Nichts.

12. Tag        Donnerstag, 24.10.2019                Halifax/Heimflug

Die letzte Nacht war erholsam, der Husten lässt scheinbar nach. Um 11 Uhr erwarten wir das Vermieterehepaar zur Haus- und Schlüsselübergabe, also bleiben wir nicht allzu lange liegen. Duschen, Reste verfrühstücken, spülen, Siebensachen einpacken…schon stehen die Hausverwalter vor der Tür. Nach einem kurzen Blick durch die Räume und ein bisschen Smalltalk geben wir etwas widerwillig den Schlüssel ab, setzten uns ins Auto und machen uns auf den Weg Richtung Halifax. Da unser Flug erst um 21 Uhr heute Abend geht, wir also erst um 18 Uhr am Flughafen sein müssen, haben wir noch jede Menge Zeit. Wir fahren Richtung Bridgewater und von dort aus Richtung Atlantikküste. Hier gibt es so viele schöne Örtchen, da weiß man gar nicht, wo man überall halten und gucken soll. Eine längere Pause machen wir in Chester, denn hier gefällt es uns so richtig gut. Der Ort liegt in einer kleinen Bucht und empfängt uns mit blauem Himmel und dem Geruch von Salzwasser in der Luft. Kleine Häuser mit gepflegten Vorgärten, enge Straßen, auf dem Wasser dümpelnde Boote und ein kleiner Sandstrand machen die Idylle perfekt. Also hier könnte ich auch wohnen. Wir stellen den Wagen auf einem Parkplatz mit Blick aufs Wasser ab und bummeln ein bisschen durch diesen wunderschönen Ort.

Die Luft ist kalt und klar und wir genießen sie noch, bevor es nachher ins stickige Flugzeug geht. Im Kofferraum warten Möhrchen, Cookies und Getränke darauf, aufgegessen zu werden. Erst am frühen Nachmittag können wir uns hier losreißen und fahren jetzt direkt durch nach Halifax. Wir parken das Auto unten an der Waterfront und bummeln noch einmal am Wasser entlang.

Waren die Straßen vor 10 Tagen noch für Thanksgiving geschmückt, gruselt es jetzt hinter jeder Ecke für Halloween.

Bevor wir zum Flughafen fahren, steuern wir noch einmal Jack Astors an. Eine letzte Bowl, ein letzter Burger, ein letztes Mal die übermotovierten Bedienungen. Beim Zahlen fragt sie uns nach unseren Plänen für den Abend und als ich sage, dass wir nach Hause fliegen müssten, fragt sie, wo wir denn herkämen. Ach, aus Deutschland?! Da käme die Verwandtschaft ihres Freundes auch her und Deutschland sei ja klein- vielleicht kennen wir ja seine Familie? Der Nachname sagt uns aber nichts und sie ist ein bisschen enttäuscht. Tut uns leid.

Unser nächster Halt ist die  Autorückgabe bei Alamo direkt am Flughafen. Das geht super schnell und unkompliziert: Einfach in die Haltespuren fahren und während wir unsere Koffer ausladen kommt bereits ein Mitarbeiter, schaut einmal kurz ums Auto (und das ist leider wirklich schmutzig geworden), liest den Kilometerstand ab, schnell eine Unterschrift auf dem Tablet und das wars. Wir sind noch nicht im Terminal, da hat Mike bereits die Bestätigung der Rückgabe auf seinem Handy.

Jetzt kommt der langweilige Teil des heutigen Tages: Warten, Koffer abgeben, warten, Security-Check, warten, Boarding. Irgendwas haben wir bei der Buchung echt falsch gemacht. Für den Hinflug am Tag die Premium Economy und für den Nachtflug nur die Holzklasse- nächstes Mal besser umgekehrt. Wir drei quetschen uns in die Sitze und obwohl wir alle drei keine Riesen sind ist es echt eng an den Beinen. Ans Zurückstellen der Rückenlehnen ist überhaupt nicht zu denken, da liegt man ja seinem rückwärtigen Nachbarn auf dem Schoss. Naja, die sechs Stunden werden wir wohl rumkriegen. Pünktlich um 21:30 Uhr verlassen wir kanadischen Boden und der Flug ist genauso ereignislos, wie ich ihn liebe. An das Gerüttel über Neufundland habe ich mich mittlerweile gewöhnt und als wir Flughöhe erreicht haben, döse ich langsam ein. Leider ist Maya wieder ziemlich schlecht dran und nach den Reisetabletten ist ihr zwar nicht mehr übel, aber sie hängt schlafend mit ihrem Kopf auf meiner Schulter. Tief schlafend. Und jede Mutter weiß, dass wenn es dem Kind damit besser geht, man sich bloß nicht mehr bewegt.  So vergehen die Stunden in recht unbequemer Haltung, bis wir um 8:30 Uhr in Frankfurt landen. Unser Pilot hat ganz gut Gas gegeben und so sind wir vor der vereinbarten Ankunftszeit gelandet, doch jetzt ist kein Parkplatz für uns frei. Wir fahren ewig lange über den Frankfurter Flughafen, ich wusste gar nicht wie riesengroß der ist, und irgendwann bleiben wir stehen. Zeit zum Aussteigen. Ich bin hundemüde und kann kaum die Augen aufhalten und wir haben noch zwei Stunden Heimfahrt vor uns. Zum Glück scheint Mike etwas wacher zu sein und ich bin dankbar, dass er erstmal fährt. Wir können ja später tauschen. Noch vor der Autobahnauffahrt schlafen Maya und ich tief und fest und ich werde erst nach anderthalb Stunden wieder wach. Nächte so ganz ohne Schlaf sind nicht meins. Zum Glück bringt uns der Mann sicher bis vor die Haustür. Jetzt erstmal ab unter die Dusche, dann die erste Ladung Wäsche in die Maschine, kurz Einkaufen. Mehr ist heute nicht mehr drin und um 19 Uhr liegen wir tief schlafend in den heimischen Betten. Wieder ist ein Urlaub in Kanada vorbei, wieder war es wunderschön und wieder war es nicht das letzte Mal. Die Flüge für Juni sind bereits gebucht. We´ll be back next year, Canada.

Kanada 2015- In 14 Tagen um die Georgian Bay

 

1.    Tag, 28.06.15                       Flug von Frankfurt nach Toronto

2.    Tag, 29.06.15                       Fahrt nach Midland

3.    Tag, 30.06.15                       Fahrt in den Algonquin Nationalpark

4.    Tag, 01.07.15                       Algonquin Nationalpark

5.    Tag, 02.07.15                       Algonquin Nationalpark

6.    Tag, 03.07.15                       Fahrt nach Parry Sound

7.    Tag, 04.07.15                       Fahrt nach Manitoulin Island

8.    Tag, 05.07.15                       Manitoulin Island

9.    Tag, 06.07.15                       Manitoulin Island

10. Tag, 07.07.15                       Fahrt nach Wiarton

11. Tag, 08.07.15                       Farmers Market in St. Jacobs/ Fahrt nach Niagara Falls

12. Tag, 09.07.15                       Niagara Falls

13. Tag, 10.07.15                       Fahrt nach Toronto/Sightseeing Toronto

14. Tag, 11.07.15                       Nicolston Dam

15. Tag, 12.07.15                       Rückflug von Toronto nach Frankfurt

 

1.    Tag,    28.06.2015

Obwohl unser Flieger erst um 17 Uhr in Frankfurt abheben soll, sind wir viel zu früh auf den Beinen. So haben wir noch Zeit, in Ruhe zu frühstücken, die letzten Reste sauber zu machen und dann in aller Ruhe los zu ziehen. Mit zwei Autos, fünf Personen und viel Gepäck geht es ab zum Frankfurter Flughafen. Die Fahrt dauert durch einige Staus etwas länger und kurz vor zwei stehen wir am vorab gebuchten Flughafenparkhaus. Ein Shuttle-Service bringt uns zügig zum Terminal und schon stehen wir am Schalter von Air Canada. Hier werden wir unser Gepäck los und können uns nun noch eine ganze Zeit lang im Flughafen umsehen. Wir bummeln noch etwas durch die riesigen Hallen, sehen uns in den verschiedenen Geschäften um und besorgen ein paar Zeitschriften für den Flug. Der Security-Check verläuft  schnell und unkompliziert und pünktlich sitzen wir in einer großen Boeing 777 Richtung Toronto.

Auf Grund eines Sturmfeldes müssen wir die Route etwas ändern und fliegen nördlich über Schottland nach Island, Grönland, Neufundland und an der Ostküste südlich Richtung New York nach Toronto. Nach neun Stunden Film gucken, essen, Toilette gehen, lesen und etwas langweilen landen wir im Regen in Toronto. Obwohl wir uns nach einer Durchsage des Co-Piloten auf eine ruppige Landung wegen einer Gewitterzelle gefasst machen sollten, setzen wir um kurz nach 20Uhr Ortszeit butterweich und fast unbemerkt auf kanadischem Boden auf.

Der erste Weg führt uns zur immigration control, wo wir viele Fragen zu uns, unserem Gepäck und unserem Vorhaben in Kanada beantworten müssen. Der Herr in seinem Glaskasten ist etwas mürrisch, aber nachdem wir ihm versichert hatten, Kanada auch wieder zu verlassen, dort nicht arbeiten zu wollen und auch niemanden zu heiraten, stempelt er unsere Pässe ab und wir dürfen rein in das riesige Land jenseits des Atlantik.

 

 

 

 

Unser Gepäck braucht noch etwas länger als wir und so verlassen wir nach knapp zwei Stunden den Flughafen. Der Airport-Shuttle bringt uns zu unserem Hotel für die erste Nacht und hier fallen wir nur noch in die Betten. Morgen werden wir dann den Camper von Fraserway übernehmen.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2.    Tag,    29.06.2015

Durch die Zeitverschiebung bin ich bereits vor sechs Uhr wach und beschliesse, mich noch eine Runde in die Badewanne zu legen. Nach einem langen Flug habe ich immer das Gefühl, ich müsste mich erst mal frisch renovieren und da tut die Badewanne sooo gut. Eine ganze Weile weiche ich mich im frischen, warmen Wasser ein, dann ist der Rest der Familie dran mit Badezimmer. Maya hat sich gerade frisches Wasser einlaufen lassen, da klingelt das Telefon: Die Rezeption teilt uns mit, dass der Fahrer von Fraserway unten auf uns warten würde. Man hatte wohl vergessen, uns gestern die Abholzeit mitzuteilen. Es ist kurz vor acht und wir sind natürlich noch nicht fertig. So heißt es jetzt: sehr schnell waschen für Mike und Maya, schnell zusammenräumen und dann zügig nach unten. Der nette Herr von Fraserway hat geduldig auf uns gewartet, verstaut nun unsere Taschen im Auto und los geht’s. Bei der Einweisung in unser rollendes Heim werden uns sämtliche Knöpfe, Hebel und Anschlüsse erklärt und so dauert es eine ganze Weile, bis wir von Hof rollen können.

Da der Kühlschrank ebenso leer ist wie unsere Mägen, fragen wir vorher noch nach einer Möglichkeit, an Frühstück zu kommen. Die Erklärung des Mitarbeiters vor Ort war: Die Straße immer geradeaus und an der nächsten Kreuzung rechts abbiegen. Gesagt, getan. Nun fahren wir aber schon bestimmt eine halbe Stunde geradeaus und es ist immer noch keine Kreuzung in Sicht. Endlich sehen wir eine Ampel und hier kann man tatsächlich rechts abbiegen. So landen wir bei „Cora´s“, einem wirklich schönen Frühstückslokal. Hier gibt es nichts, was es nicht zum Frühstück gibt: Spiegeleier (3,4 oder 5?), Toast, Pancakes, Speck, Würstchen, Bratkartoffeln, Marmelade, Ahornsirup, frisches Obst, Orangensaft und Kaffee. Das alles in Massen. Supersatt machen wir uns auf den Weg zum nächsten Supermarkt, um jetzt auch unseren Kühlschrank zu füttern und die Vorräte aufzufüllen.

 

 

 

 

 

 

In Kanada gibt es an jeder größeren Straße mindestens einen Einkaufsladen und so landen wir ziemlich schnell bei Walmart. Der erste Einkauf dauert immer etwas länger und so landen nach fast anderthalb Stunden allerlei Dinge in den verschiedenen Fächern des Wohnmobils.

 

Unser Ziel für heute ist Midland, ein kleiner Ort direkt an der Georgian Bay. Nach etwa zwei Stunden Fahrt haben wir bereits den Campingplatz erreicht und richten uns häuslich ein. Wir haben drei Stellplätze nebeneinander mit ein bisschen Sicht aufs Wasser in einer herrlichen, ruhigen Lage. Als ertes inspizieren wir die Toiletten- und Waschhäuschen. OK, morgen keine Dusche, waschen reicht bestimmt auch.

Als wir von den Toiletten kommen, treffen wir auf unseren ersten Biber. Im Laufe des Abends werden es noch einige mehr, sogar kleine Biber-Babys sind dabei. Wir können uns gar nicht satt sehen und beobachten die Biber eine ganze Zeit lang.

Der Campingplatz hat einen kleinen Strand und da wir alle bereits am frühen Abend müde sind, gehen wir heute nur noch ans Wasser, freuen uns über das glasklare Wasser der Georgian Bay und beobachten langsam den Sonnenuntergang. Währenddessen macht Mikes Vater bereits den Grill für alle an und so sitzen wir bald bei Steaks, Maiskolben und Kartoffeln zusammen, reden noch eine Zeitlang und fallen dann in die Betten.

 

3.    Tag,    30.06.15

Nach einer ruhigen Nacht und einem Frühstück draussen fahren wir am nächsten Morgen zum Freilichtmuseum „Saint Marie among the Hurons“.  Hier wird in einer originalgetreuen Rekonstruktion das Leben christlicher Missionare sowie deren Zusammenleben mit den Huronen erklärt. Mitarbeiter in originaler Kleidung erklären die Lebensweise der Menschen damals, zeigen Handwerk und Ackerbau und man kann sich viele Gebäude auch von innen ansehen.

Wir schauen uns her circa zwei Stunden um, dann geht es weiter in Algonquin Park. Über lange, gerade Straßen fahren wir nach Huntsville, dem westlichen Eingang in den Nationalpark.

Da wir für die nächsten Tage nicht einkaufen können, besorgen wir in Huntsville noch schnell ein paar Kleinigkeiten. Jetzt sind es noch etwa 70 Kilometer bis zum Pog Lake Campground. Im Algonquin Park gibt es entlang des Highway 60 mehrere Campingplätze und wir hatten uns schon zu Hause für diesen entschieden, da es hier Plätze mit Strom- und Wasserversorgung gibt. Wunderschön im Wald gelegen auf einem Bett aus Kiefernnadeln stellen wir unseren Wagen ab und schließen ihn an die Anschlüsse an. Die einzelnen Stellplätze sind sehr groß und gegenüber den Nachbarn durch Bäume und Sträucher gut abgetrennt.

Da es mittlerweile später Nachmittag ist, erkunden wir noch ein bisschen den Platz und gehen zum kleinen Sandstrand. Hier unten am Wasser ist es absolut ruhig, nur die Rufe der Loons sind zu hören. So haben wir uns kanadische Nationalparks immer vorgestellt: Einen Platz im Wald unter Bäumen, Ruhe, Tiere,… und dazu ein Lagerfeuer. Das gibt es heute Abend auch noch, doch leider fängt es an zu nieseln und so essen wir schnell und verziehen uns dann nach drinnen. Im Bett hören wir den Regentropfen zu, wie sie aufs Dach prasseln und es ist trotz- oder gerade wegen- des Regens unglaublich gemütlich. Wir lesen noch eine Weile und schlafen dann schnell ein.

 

4.    Tag,    01.07.15

Leider ist das Wetter über Nacht eher schlechter wie besser geworden und so muss ich heute Morgen auf dem Weg zu den Duschen einmal ums Wohnmobil rumgehen, um nicht in riesige Pfützen zu treten. Die Duschen hier sind sauber und heiß und werden erst mal ausgiebig genutzt. Da wir es heute nicht eilig haben, frühstücken wir in aller Ruhe und überlegen dann, was wir heute machen können. Wir beschließen, zum Lookout-Trail zu fahren, einem Wanderweg, der gar nicht weit weg von unserem Stellplatz liegt. Nach 15 Minuten Fahrt sind wir schon dort und da es immer noch nieselt, ziehen wir uns erst mal unsere Regensachen an. Die werden sich später noch als ziemlich nützlich erweisen.

Über einen kleinen Eingang geht es immer tiefer in den Wald. Links und rechts am Weg finden sich riesige Findlinge aus der letzten Eiszeit, es geht über Holzstege und durch kleinere Bachläufe.

Der Weg ist wunderschön, doch leider verderben uns die Mücken ein wenig den Spaß und da wir ständig um uns schlagen müssen, werden wir immer schneller und kommen zügig an einen tollen Aussichtspunkt. Von hier oben kann man über die unendlichen Weiten der kanadischen Wälder schauen und man fühlt  sich hier unendlich klein gegenüber der riesigen Landschaft. 

Da uns die Mücken auch hierher gefolgt sind, ziehen wir die Kapuzen der Regenjacken tief über den Kopf und machen und auf den Rest des Weges. Den laufen wir nachher ziemlich schnell ab und sind froh, als wir wieder am mückensicheren Wagen sind. So viele Mücken hatten wir bisher noch nicht. Da wir jetzt nur etwa eine Stunde unterwegs waren, fahren  wir weiter zum Lake oft wo rivers.  Mitten im Wald gibt es einen kleinen Parkplatz und es ist eine „Beacharea“ ausgeschildert. Da wollen wir hin. Nach ein paar Metern durch den Wald stehen wir vor einem winzigen Kieselstrand an einem riesigen See. Durch das schlechte Wetter haben sich richtige Wellen gebildet und der See ist bleigrau. Es ist fast ein bisschen unheimlich und faszinierend zugleich. Wir gehen ein bisschen den kleinen Strand entlang und treffen auf eine Entenmutter mit ihren Küken. Die sind so gut getarnt, die hätten wir fast übersehen.  

Auf den Rückweg zum Campground stehen mit einem Mal mehrere Autos und Menschen am Straßenrand und winken jedem Vorbeifahrendem wild zu. Also halten wir an. Am Straßenrand steht ein Elch und während wir ihn noch beobachten, halten weitere Fahrzeuge an und es entwickelt sich ein regelrechter Stau mitten im Nichts. Neben dem Elch sehen wir heute noch weitere Tiere, wenn auch nur auf dem Schild am Eingang des Campgrounds: Zwei Bärenmütter sind mit ihren Kleinen im Bereich des Campingplatzes unterwegs und wir sollen vorsichtig sein und ihnen nicht zu nah kommen. Leider sehen wir die Bären nicht mehr. Den Abend verbringen wir wieder am Lagenfeuer. Mittlerweile ist es trockener geworden und wir sitzen noch draußen, hören den Vögeln zu und genießen ansonsten die Ruhe hier.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5.    Tag,    02.07.2015

In Kanada wechselt das Wetter schnell und im Gegensatz zu gestern scheint heute Morgen die Sonne vom blauen Himmel. Nach der üblichen Dusche frühstücken wir draußen, packen dann zusammen und fahren noch mal zum Lake of two rivers. Heute halten wir an der Picknick-Area am Highway. Der See sieht bei gutem Wetter gleich ganz anders aus, obwohl auch das schlechte Wetter seinen Reiz hatte. Den Tagverbringen wir mit viel faulenzen, etwas spazieren gehen, lesen, spielen und grillen.

 

6.    Tag,    03.07.2015

Der Weg führt uns heute wieder raus aus dem Algonquin Park und nach Parry Sound an der Georgian Bay. Entlang wunderschöner Natur und auf schnurgraden Straßen fahren wir knapp drei Stunden bis zum KOA Campground in Parry Sound. Bevor wir den Wagen endgültig abstellen, halten wir noch an einem der vielen kleinen Seen. Es ist ziemlich warm heute und so setzen wir uns eine Zeit lang auf einen Steg, halten die Füße ins Wasser und genießen den Ausblick und die Ruhe.

Danach geht es endgültig zum Campingplatz. Der ist relativ klein, sauber und hat einen großen Pool. Hier müssen Maya und ich natürlich erst mal rein. Mittlerweile ist es früher Abend und der Hunger macht sich bemerkbar. Während wir draußen zu Abend essen, kommen immer wieder kleine Streifenhörnchen vorbei, in der Hoffnung, dass etwas vom Essen für sie abfällt. Unsere Stellplatznachbarin hat bemerkt, wie begeistert wir von diesen kleinen Tierchen sind und holt kurzerhand eine Tüte Erdnüsse raus.

Jetzt flitzen die Streifenhörnchen so richtig los und holen sich die Erdnüsse sogar bei uns aus der Hand. Eine gute Stunde dauert der Spaß, dann haben die Tierchen wohl keine Lust mehr und ziehen sich zurück. Wir sitzen noch eine Weile draußen, reden, lesen und beobachten die Leute um uns herum.  Da es morgen direkt weiter geht, gehen wir nicht allzu spät ins Bett.

 

7.    Tag,    04.07.2015

Neuer Tag, neuer Weg. Unserer  führt uns heute entlang der Georgian Bay über Sudbury nach Manitoulin Island. Diese Insel ist die weltweit größte Insel in einem Binnensee und  hier wollen wir drei Tage bleiben. Die Fahrt ist recht unspektakulär, die Landschaft wenig abwechslungsreich und Sudbury als Industriestadt sogar ziemlich hässlich. Mit der Überfahrt nach Manitoulin Island ändert sich die Landschaft wieder und es wird zunehmend schöner. Unser Campingplatz liegt am untersten Ende der Insel, so dass wir sie heute einmal komplett durchfahren.

Es gibt auffallend wenig Wald, dafür umso mehr Wiesen und Felder, kleinere Orte und verlassene Bauernhöfe. Richtig schön ist es hier. Gegen Nachmittag kommen wir am Campingplatz an und haben heute eigentlich gar nichts Weiteres vor. Ich muss Wäsche waschen und während diese läuft, genießen wir den tollen Ausblick auf den See, denn unser Stellplatz liegt wunderschön direkt am Ufer. Später leihen wir uns noch ein Tretboot und schippern damit in Ufernähe rum, als Maya im flachen Wasser einen Golfball entdeckt. Auf ihren Ausruf: „ Da unten liegt ein Golfball!“ ruft vom Ufer eine ältere Frau zurück: „Oh, da spricht ja jemand Deutsch.“ Die ältere Dame und ihr Mann warten auf uns, bis wir wieder zurück geschippert sind und wir unterhalten uns den halben Abend. Sie kommt ursprünglich aus Kiel und ihr Mann aus München und beiden haben sich, nachdem ihre Familien nach dem Krieg nach Kanada ausgewandert waren, dort kennen gelernt, geheiratet, sind zusammen alt geworden und befahren nun Kanada mit ihrem kleinen Wohnmobil. Während sie noch ganz gut Deutsch spricht, hat er schon viel davon verlernt und hat einen herrlichen Akzent. Wir reden miteinander, bis es dunkel wird. Das Seeufer ist tagsüber wunderschön, doch abends kommen die Mücken hervor und so verschwinden wir erst mal im Wohnmobil. Erst als es richtig dunkel ist, verziehen sich die Mücken wieder und wir genießen eine laue Sommernacht bei Lagerfeuer und dem Gequake der Frösche. Auch als wir ins Bett gehen, quaken uns die Frösche in den Schlaf.

 

8.    Tag,    05.07.2015

Unser Kühlschrank ist ziemlich leer und so überlegen wir, uns heute etwas die Insel anzusehen und auf dem Weg auch gleich einkaufen zu gehen. In Providence Bay soll es einen sehr schönen Strand geben und da der sowieso auf unserer Route liegt, halten wir hier zuerst an. Heute ist es ziemlich heiß und so sind wir hier natürlich nicht alleine. Viele Menschen genießen den warmen Sand, das sehr kalte Wasser, den Fitnessbereich und den wunderschönen Weg am Ufer entlang.

Unser Weg führt uns weiter nach Mindemoya, einer kleinen Stadt, in der wir schnell bei Foodland einkaufen. Danach schlendern wir über den kleinen Farmers Market, der fast ausschließlich von Menoniten betrieben wird. Hier kaufen wir das beste Popcorn, das wir je gegessen haben- salziges Toffepopcorn in der 1,5 Kilo Tüte. Als wir zum geparkten Wohnmobil zurück wollen, wundern wir uns über die plötzlich abgesperrten Straßen. Viele Menschen stehen am Straßenrand scheinen auf irgendetwas zu warten.  Wir warten einfach mal mit und mit einem Mal taucht eine Art Parade auf, die fast ein bisschen wie ein Karnevalsumzug aussieht. Hinter den Personen fahren größere und kleinere Gefährte mit lauter Musik durch die Straßen, die Menschen am Rand winken und klatschen und alle haben ziemliche viel Spaß.

So dauert es natürlich seine Zeit, bis wir weiter kommen. Wir wollen noch zum alten Leuchtturm nach Manitowaning. Das Navi sagt was von 80 Kilometern aber der Highway ist eigentlich nur ein besserer Feldweg und so dauert es etwas länger, bis wir am Ziel sind. Außerdem haben sich durch die ganze Rüttelei einige Gläser im Schrank zerschlagen.

Am Leuchtturm stellen wir den Wagen erst mal auf dem Parkplatz ab, dann schauen wir uns weiter um: Der alte Leuchtturm sieht auch ganz schön alt aus und ist ziemlich baufällig. Die Farbe blättert überall von Dach und Wänden und er ist ganz ordentlich zugewuchert. Trotzdem hat er seinen ganz eigenen Charme und es lohnt sich auf jeden Fall, dort einmal vorbei zu schauen.

Am Leuchtturm vorbei führt ein kleiner, schmaler Weg durch die Büsche und dahinter verbirgt sich eine grandiose Landschaft. Große, schwarze Felsblöcke fallen steil zum Wasser hin ab und mittendrin gibt es eine kleine Bucht mit Kieselsteinen. Es ist wunderschön hier und wir genießen den frühen Abend auf den warmen Steinen. Außer uns hat sich nur eine Handvoll Menschen hierher verirrt, die  Fotos machen, die Sonne genießen oder Wasservögel beobachten. 

Erst, als die Sonne schon ziemlich tief steht, machen wir uns wieder auf den Weg nach South Baymouth. Hier werfen wir noch den Grill an, essen schon fast im Dunkeln und verschwinden dann im Bett.

 

9.    Tag,    06.07.2015

Heute brauchen wir einen reinen Ruhetag. Wir schlafen aus,  frühstücken am See, leihen uns ein Tretboot, ich wasch die Wäsche und so geht der Tag vorbei. Am Abend wollen wir noch ein bisschen spazieren gehen und suchen uns den Weg zum Hafen aus. Der ist keine drei Kilometer lang und wir gehen bei schönstem Sonnenuntergang immer am Randstreifen des kleinen Highways entlang. Am Hafen angekommen, schauen wir uns die Segelschiffe im Yachthafen an und schlendern ein wenig die Holzstege des winzigen Hafens hoch und runter. Auf dem Rückweg zum Campingplatz treffen wir völlig unvorbereitet auf einen kleinen Fuchs, der genauso erschrocken zu sein scheint, uns zu sehen. Einen Augenblick schauen wir uns gegenseitig an, dann verschwindet der kleine Fuchs wieder in den Sträuchern.

Da wir morgen ganz früh raus müssen, gehen wir, als es draußen dunkel ist, in unsere Betten und schlafen schnell ein.

 

10. Tag,    07.07.2015

Heute heißt es Abschied nehmen von Manitoulin Island. Um 7 Uhr stehen wir bereits am Fähranleger, der zum Glück keine 10 Minuten vom Campingplatz entfernt ist. Nachdem die großen Wagen im Inneren des Schiffes verstaut sind, machen wir uns auf den Weg nach oben ans Deck. Die Luft ist heute Morgen ganz klar und frisch und so bleiben wir erst mal eine Weile draußen an Deck stehen und freuen uns über den tollen Ausblick beim Auslaufen der Fähre. Maya ist noch ziemlich müde und so gehen wir bald in einen der Aufenthaltsräume und suche uns ein bequemes Plätzchen. Die Überfahrt dauert knapp drei Stunden, also bleibt noch was Zeit zum Schlafen. 

In Tobermory legt die Fähre wieder an und wir rollen von Bord. Da wir ja wie üblich wieder nicht alles sehen können, lassen wir den nahe gelegenen Provincialpark aus und fahren nach Lions Head. Das ist ein hübscher, kleiner Ort mit einem kleinen Hafen, einem kleinen Sandstrand und kleinen Straßen mit verschiedenen Cafes und Restaurants.

Da wir heute Morgen nur schnell was am Fähranleger gefrühstückt hatten, haben wir langsam Hunger und machen uns auf die Suche nach was Essbarem. Das finden wir in einem tollen Diner mit einer mückendichten Terrasse. Also nichts wie draußen hingesetzt und die Karte studiert. Auf unseren Tisch kommen eine selbstgemachte Fish Chowder und zwei Burger mit Pommes. Alles ist sehr reichlich und super lecker. Satt und zufrieden machen wir uns wieder auf den Weg. Der führt uns nach Wiarton, wo wir für eine Nacht einen Stellplatz reserviert hatten. Im ersten Moment bin ich total erschrocken: Der Campingplatz liegt unterhalb der Durchgangsstraße und grenzt direkt an einen Supermarktparkplatz. Die Duschen sind dreckig und die Toiletten- naja, für eine Nacht wird’s schon gehen. Als wir den Wagen erst einmal fest gemacht haben, erkunden wir den Platz etwas mehr. Nach vorne raus sieht´s schon viel besser aus. Hier gibt es einen Fitnessparcours mit Geräten (gestiftet vom Nuclear Waste Managemant) und über einen schwimmenden Steg einen direkten Zugang zum Wasser. Maya entdeckt einen SUP- Verleih und muss das Ganze natürlich sofort ausprobieren. So schleppen wir das schwere Board zum Wasser und während Maya auf dem Board herumschippert, setzen Mike und ich uns auf den Steg und halten die Füße ins Wasser. Nach einer Stunde muss das Board wieder zurück und wir bereiten unser Abendessen vor. Auch hier hat wieder jeder Stellplatz seinen eigenen Grill und den nutzen wir natürlich auch. Es gibt Steaks und Krautsalat, den wir im angrenzenden Foodland finden. Da der richtig lecker ist, holen wir später noch mehr für die nächsten Tage. Unser Stellplatznachbar  ist ein Schweizer, der vor 50 Jahren nach Kanada ausgewandert ist und mit dem unterhalten wir uns noch, bis es dunkel wird. Dann geht’s ins Bett.

 

11.    Tag,    08.07.2015

Wider Erwarten ist die Nacht ruhig und nach einem Frühstück draußen fahren wir früh weiter. Ziel für heute ist Niagara Falls aber auf dem Weg dorthin wollen wir uns in St. Jacobs den berühmten Farmers Market angucken. Der liegt so ziemlich mittig auf der Strecke und nach anderthalb Stunden sind wir dort. Unterwegs hat es angefangen,  fürchterlich zu regnen. Das ist nicht nur Regen sondern eine regelrechte Sintflut. Als wir auf den Parkplatz vom Farmers Market fahren, steht dort schon das Wasser knöchelhoch. Bis zum Eingang müssen wir den ganzen riesigen Parkplatz überqueren und versuchen dabei, möglichst nicht in die tiefsten Pfützen zu treten, was aber ziemlich erfolglos ist. 

Der Markt ist riesig und rund um die Markthalle sind unzählige Stände und Buden aufgebaut, in denen die Bauern aus der Umgebung ihre Waren verkaufen. Die Markthalle selbst ist zweistöckig und hier gibt es von frischem Obst und Gemüse über Fleisch und Käse, Blumen, Wolle und Selbstgenähtem bis hin zu Birkenstocksandalen so ziemlich alles, was Feld und Tiere hergeben. Neben dem eigentlichen Verkauf gibt es eine regelrechte Fressmeile, auf der es die verschiedensten Dinge gibt: Samosas, Laugenbrezeln, frisches Gebäck und gefüllte Teigfladen. Alles sieht frisch und lecker aus. Während es draußen weiter wie aus Eimern schüttet, schauen wir uns hier im Trockenen in aller Seelenruhe um. Nur den Bereich außen ums Haupthaus herum kriegen wir nicht mehr mit.  Die Bauern packen bei dem ganzen Regen zügig zusammen und verstauen ihre Waren wieder im Trocknen. Als wir genug gesehen haben, wollen wir zurück zu unserem Wohnmobil, doch das ist leichter gesagt, als getan. Auf den Parkplatz steht das Wasser mittlerweile so hoch, dass unsere Reifen bis zur Hälfte verschwunden sind. Uns bleibt nichts anderes übrig, als mit patschnassen Schuhen wieder am Wohnmobil anzukommen.

Auf der Fahrt nach Niagara Falls regnet und gewittert es weiter. Wir kommen nur langsam voran aber am späten Nachmittag haben wir es geschafft und schließen unseren Wagen auf dem KOA Campground Niagara Falls an. Der Platz liegt etwas abseits der großen Touristenangebote und ist schön ruhig und super sauber. Der Regen hat aufgehört und es ist ganz schön schwül geworden.

Nach einer kurzen Ruhepause überlegen wir, heute Abend noch zu den Niagarafällen zu fahren. Direkt vor dem Campingplatz fährt der Bus ab und da wir zwei Tage bleiben wollen, kaufen wir eine 48Stunden Karte. Mit der können wir jetzt einfach überall ein- und aussteigen und müssen nicht ständig an irgendwelchen Tarifzonen und weiteren Karten überlegen. Hier wurde echt gut mitgedacht.

Der Bus fährt eine knappe halbe Stunde und als wir uns Niagara Falls nähern, sieht man sofort, wie touristisch geprägt die Stadt ist: Überall blinken Lichter in verschiedensten Farben, es ist laut, voll und heiß. Die Stadt sieht aus wie ein großer Freizeitpark mit Karussells, Riesenrad, Geisterbahnen, Bars, Casinos, Hotels und eben den eigentlichen Wasserfällen. Die sind echt faszinierend und man glaubt gar nicht, welche Wassermassen dort direkt neben einem runter kommen. Obwohl es mittlerweile nicht mehr regnet, sind hier Luft und Boden durch den Wassernebel richtig nass und man selber wird von dem Sprühnebel eingehüllt. Das macht bei der Wärme heute Abend aber gar nicht und wir laufen noch eine ganze Zeit lang durch diese faszinierende, andere Welt. Es ist fast Mitternacht, als wir wieder am Campingplatz ankommen und da wir den ganzen Tag auf den Beinen waren, geht´s jetzt sofort ins Bett.

12.    Tag,    09.07.2015

Die Nacht war super ruhig und erholsam und nach dem Frühstück sitzen wir schon wieder im Bus Richtung Stadtzentrum. Eigentlich wollten wir eine Tour mit einem der Hornblower-Booten direkt an die Niagarafälle machen, doch der nette Herr am Schalter sagt uns, dass für die nächsten Stunden alle Touren ausgebucht wären. So entschließen wir uns kurzerhand, heute Abend noch mal hierher zu kommen, um dann eine Tour im Dunkeln und mit beleuchteten Wasserfällen zu machen. Da wir jetzt aber schon mal hier sind und das Angebot für Touristen fast unerschöpflich ist, nehmen wir zumindest einen Teil davon auch wahr. Zuerst beobachten wir die Schiffe, die jetzt schon unterwegs sind, dann machen wir einen Spaziergang entlang des Wasserlaufs. Später gehen wir zurück zum Visitor Centre und buchen dort eine „Journey behind the falls“. Mit vielen anderen Personen stehen wir erst mal eine Zeit lang an, werden dann alle in gelbe Regencapes verpackt und starten unsere Tour hinter die Kulissen der riesigen Niagarafälle. In den unterirdischen Gängen wird auf Schautafeln die Energiegewinnung durch die Wasserfälle erklärt und man kann an verschiedenen Stellen durch größere Steintore direkt hinter das herabschießende Wasser sehen. Natürlich wird man ganz schön nass, aber das hat eine Menge Wasser nun mal so an sich. Zuletzt geht es auf eine Aussichtsplattform direkt am Fuß der Niagarafälle.

Am späten Mittag haben wir erst mal genug gesehen und bummeln durch die Stadt zurück zu einer Bushaltestelle. Wieder am Campground zurück, ruhen wir uns für den Abend aus, lesen, spielen Minigolf und beobachten das fette Eichhörnchen, das kopfüber am Baum neben unserem Camper hängt. Dieses Tier hat die Ausmaße von einem Waschbär und sollte definitiv weniger gefüttert werden.

Am Abend steigen wir mal wieder in den Bus, der uns  direkt am Bootsanlegesteg absetzt. Wir besorgen unsere Karten, kriegen wieder einen modischen Regencape- diesmal in rot- und leuchtende Styroporstangen, die in wechselndem Licht blinken. Das Schiff füllt sich schnell und schon bald legen wir ab. Die Niagarafälle sind ja von Land aus schon faszinierend, wenn man jedoch mit dem Schiff fast in sie hereinfährt, sind sie unglaublich beeindruckend. Viel zu schnell vergeht die Zeit und das Schiff dreht schon wieder ab und fährt zum Anleger zurück. Wir schauen uns noch eine Weile die Beleuchtung der Wasserfälle an und gegen Mitternacht geht’s dann zurück zum Campingplatz.

 

13.    Tag,    10.07.2015

Unsere Reise neigt sich dem Ende zu und so führt uns unser Weg heute nach Toronto. Für eine Nacht haben wir auf dem stadtnächsten Campground eingecheckt und da wir mit dem Wohnmobil weder nach Downtown Toronto fahren dürfen noch wollen, bringt uns nun ein bestelltes Taxi dorthin. Der nette Inder verhandelt mit uns direkt auch wieder Zeit und Ort zum Abholen und so spazieren wir los. Natürlich haben wir auch heute wieder nicht genügend Zeit, um uns alles anzusehen. Auf den CN-Tower wollen wir aber auf jeden Fall, also geht es dort zuerst hin. Nach einem Sicherheitscheck wie am Flughafen dürfen wir rauf und sind fasziniert vom tollen Ausblick über die Stadt. Obwohl  es heute etwas diesig ist und man nicht soo weit gucken kann, bekommen wir doch einen Eindruck von der Größe Torontos. Natürlich trauen wir uns auch noch auf den gläsernen Fußboden und bestaunen von dort das Treiben unter uns.

Ein Aufzug an der Außenseite des CN-Towers bringt uns wieder nach unten und hier stehen wir scheinbar so planlos rum, dass sofort eine Mitarbeiterin der Tourist Information zu uns kommt und fragt, wie sie uns weiterhelfen kann. Auf einer Karte kreuzt sie uns alle möglichen Sehenswürdigkeiten an und markiert uns auch gleich noch den Weg dorthin. Auch hier wird uns wieder einmal die Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit der Kanadier bewusst und wir freuen uns mittlerweile jedes Jahr darüber. Durch die Straßen laufen wir zum Eaton Centre, dem größten Einkaufszentrum Torontos. Maya möchte dort einmal durchbummeln und Mike und ich bestaunen auf dem Weg dorthin die verschiedenen Fassaden der Stadt. Bevor uns unser bestelltes Taxi wieder abholt, bleibt noch ein kleines bisschen Zeit, um einen Blick auf die Waterfront Torontos zu werfen. Hier reihen sich Straßencafes und Restaurants aneinander, die jetzt am Abend gut gefüllt sind. Obwohl Toronto eine Weltmetropole mit vielen, vielen Menschen aus verschiedenen Kulturen ist, liegt über der Stadt eine unglaublich gelassene Stimmung. Jeder scheint jeden zu akzeptieren und der Umgang untereinander ist freundlich und super hilfsbereit. Wenn wir noch mal die Möglichkeit haben, würden wir uns Toronto gerne noch länger und genauer anschauen.

Da es mittlerweile aber schon fast dunkel ist, bringt uns unser Taxifahrer wieder zurück zum Campground.  Wir sitzen noch eine Zeit lang draußen und reden über unsere Eindrücke von dieser tollen Stadt, dann fallen wir totmüde in die Betten.

 

14.    Tag,    11.07.2015

Heute steuern wir unseren letzten Campingplatz an. Im nördlichen Stadtgebiet von Toronto liegt der Nicolston Dam Campground und wir genießen noch einen letzten Ruhetag, packen alles zusammen, gehen im Pool schwimmen, spielen Minigolf und essen abends alle Reste, die der Kühlschrank noch hergibt. Dann schlafen wir die letzte Nacht im Wohnmobil, bevor wir es morgen früh wieder abgeben müssen.

 

15. Tag,    12.07.2015

Nach einer ruhigen Nacht machen wir uns auf den Weg zu Fraserway. Da die Vermietstation nicht weit von Campingplatz entfernt liegt, haben wir noch Zeit für ein ausgiebiges Frühstück bei „Hotstacks“. Das unscheinbare, kleine Restaurant liegt direkt an der Straße und wir hätten es fast übersehen. Wer hier nicht zum Frühstück findet, ist selber schuld. Es gibt sämtliche Variationen eines kanadischen Frühstücks mit Eiern, Toast, Speck und Würstchen, Pancakes mit Ahornsirup, Bratkartoffeln, Obst, Marmelade, Orangensaft und natürlich Kaffee. Das alles in riesigen Portionen und so verlassen wir eine gute Stunde später und bestimmt fünf Kilo schwerer das Restaurant und bringen unser Wohnmobil zurück zu seinem Besitzer. Die Abgabe verläuft schnell und unproblematisch, die Papiere sind zügig ausgefüllt und wir wären abfahrbereit. Leider ist erst mal kein Fahrer für uns bereit, deshalb schauen wir uns noch die verschiedenen Wohnmobile an. Hier gibt es vom faltbaren Zeltwagen bis hin zur fahrenden Drei-Zimmer-Wohnung alles. In jeder Größe und jeder Preisklasse. Zum Mieten oder auch zum Kaufen. So ein eigenes Wohnmobil wäre ja schon was Schönes!

Nun heißt es aber endgültig Abschied nehmen. Ein Fahrer von Fraserway bringt uns zum Flughafen, wir checken ein und warten dann ziemlich lange. Unser Flug geht erst um 21 Uhr und als wir dann endlich einsteigen, sind wir alle hundemüde. Eigentlich keine schlechten Voraussetzungen für einen Nachtflug. Trotzdem schaffe ich es nicht, auch nur eine Minute die Augen zu zumachen. Mike schläft, Maya guckt Filme und kann auch nicht schlafen. Vielleicht wirbeln uns auch noch zu viele Gedanken und Eindrücke durch den Kopf. Um 13 Uhr am nächsten Morgen landen wir in Frankfurt, holen dort zuerst unser Gepäck und dann das Auto. Wir sind noch nicht auf der Autobahn, da schläft Maya bereits mit dem Kopf an der Autoscheib tief und fest. Mike und ich halten uns tapfer wach und sind dann doch froh, als wir nicht mehr fahren müssen und zurück zu Hause sind. Den Rest des Tages versuchen wir irgendwie, die Augen offen zu halten und fallen dann um 18 Uhr in die eigenen Betten.

Eins wissen wir aber bestimmt: Das war nicht unser letzter Urlaub in Kanada und wir kommen ganz bestimmt wieder.

Juli/August 2018 – Fünf Wochen im Wohnmobil den St. Lorenz-Strom entlang

1. Tag, 14.07.18            Flug Frankfurt-Halifax
2. Tag, 15.07.18            Halifax
3. Tag, 16.07.18            Abholung Wohnmobil- Fahrt zum Kejimkujik Nationalpark
4. Tag, 17.07.18            Kejimkujik Nationalpark
5. Tag, 18.07.18            Kejimkujik Nationalpark
6. Tag, 19.07.18            Whale-Watching in Tiverton
7. Tag, 20.07.18            Annapolis Royal
8. Tag, 21.07.17            Fahrt nach Amherst/Tidal Bore Rafting
9. Tag, 22.07.18            Kouchibouguac Nationalpark
10. Tag, 23.07.18          New Richmond
11. Tag, 24.07.18          Fahrt zum Forillon Nationalpark
12. Tag, 25.07.18          Forillon Nationalpark
13. Tag, 26.07.18          Forillon Nationalpark
14. Tag, 27.07.18          La Martre
15. Tag, 28.07.18          Früher nach Quebec
16. Tag, 29.07.18          Quebec
17. Tag, 30.07.18          Quebec
18. Tag, 31.07.18          Unplanmäßiger Halt in Montreal
19. Tag, 01.08.18          La Mauricie Nationalpark
20. Tag, 02.08.18          La Mauricie Nationalpark
21. Tag, 03.08.18          Montreal
22. Tag, 04.08.18          Montreal
23. Tag, 05.08.18          Fahrt in den Algonquin Nationalpark
24. Tag, 06.08.18          Algonquin Nationalpark
25. Tag, 07.08.18          Algonquin Nationalpark
26. Tag, 08.08.18          Farmers Market in Kitchener
27. Tag, 09.08.18          Fahrt nach Niagara Falls
28. Tag, 10.08.18          Niagara Falls
29. Tag, 11.08.18          Niagara Falls
30. Tag, 12.08.18          Fahrt nach Toronto
31. Tag, 13.08.18          Rückgabe Wohnmobil/ Wohnung Toronto
32. Tag, 14.08.18          Toronto
33. Tag, 15.08.18          Toronto
34. Tag, 16.08.18          Toronto/ Rückflug nach Frankfurt

 

14.07.2018 

Diesen Sommer sollte es zu viert losgehen. Neben Mike und mir wollte Mayas beste Freundin Liz mit nach Kanada kommen und da wir der Meinung sind, dass es einfacher ist, mit zwei 16-jährigen unterwegs zu sein, anstatt nur mit einer, waren wir einverstanden, als Liz´ Eltern uns im September 2017 fragten, ob wir ihre Tochter mit nach Kanada nehmen würden.

So schellt heute Morgen also um halb sieben der Wecker, um uns am ersten Tag der Sommerferien aus dem Bett zu schmeißen. Aufstehen, fertig machen, die letzten Sachen wegräumen- um kurz vor acht sind wir abfahrbereit. Zuerst holen wir Liz ab, die nur 10 Minuten von uns entfernt wohnt. Mit ihr ist das Auto jetzt auch bis an die Oberkante voll: Neben unserem üblichen Gepäck schleppen wir dieses Mal zwei zusätzliche Koffer mit, was bedeutet, dass jetzt vier Personen, sechs Koffer und vier Handgepäckstücke im Wagen verstaut sind. In den beiden zusätzlichen Koffern habe ich Bettzeug, Kissen und Handtücher für uns vier eingepackt, da die Bewertungen von Cruise Canada im Internet nicht zu viel Gutes erahnen ließen, was die Versorgung mit eben diesen Sachen angeht.

Über die noch leere A45 geht es Richtung Frankfurt und wider Erwarten stehen wir in keinem einzigen Stau und erreichen das Parkhaus bereits eine halbe Stunde früher, wie abgemacht. Um  halb elf stehen wir bereits mit unserem Gepäck vor dem Shuttleservice, der uns bis 11 Uhr zum Terminal 2 bringt. Hier soll um 14 Uhr unser Flieger Richtung Reykjavik  und nach einem kurzen Zwischenstopp von anderthalb Stunden der Anschlussflug nach Halifax gehen.

Der Check-In ist schon geöffnet, die Schlange ist noch nicht allzu lang und so sind wir unser sperriges Gepäck schnell los. Jetzt haben wir noch drei Stunden Zeit. Da es in Terminal 2 nicht allzu viele Dinge zu sehen gibt, drehen wir noch eine Runde an den Zeitschriften vorbei und setzten uns danach zu Mc Donalds. Hier gibt’s neben Kaffee und Pommes freie Sitzplätze und WLAN. Wir kommunizieren noch etwas mit den Zuhausgebliebenen  und kriegen von dort die Aufforderung, doch viele Bilder in die Familiengruppe zu schicken, damit der Rest auch etwas an unserem Urlaub teilhaben kann. Die Zeit vergeht schnell und der Security-Check naht. Erstaunlicherweise läuft dieses Mal alles ohne Piepen und extra abtasten ab und wir können unsere Siebensachen hinter dem grauen Kasten wieder in Empfang nehmen. 

Da wir immer noch eine gute Stunde Zeit bis zum Abflug haben, suchen wir uns ein freies Plätzchen in der Nähe des Icelandair-Schalters und lassen uns dort nieder. Viele Andere denken genauso und es wird langsam voll auf unserem Flur. Auf unseren Bordkarten steht was von 13:15 Uhr als Beginn des Boardings, doch um diese Uhrzeit ist der Flieger aus Reykjavik noch nicht mal in Frankfurt gelandet.  Auf den Anzeigetafeln wird die Abflugzeit 40 Minuten nach hinten gesetzt. Ok, wir warten weiter. Nach den 40 Minuten ist der Schalter immer noch verwaist, weit und breit ist niemand zusehen, der uns einchecken könnte. Irgendwann  erscheinen zwei nette Damen, unser Flug wird ausgerufen und mit anderthalb Stunden Verspätung verlassen wir endlich deutschen Boden. Mike rechnet schon mal durch, ob das mit unserem Anschlussflug noch hinhaut- scheint gerade noch zu klappen. Als wir um 17 Uhr Ortszeit in Reykjavik landen, bleiben uns genau 25 Minuten, um zum nächsten Flugzeug zu kommen. Andere hatten nicht so viel Glück- die Flüge nach Washington und Denver sind bereits weg und so stehen eine Menge missmutige, hektische Menschen am Flughafen in Reykjavik. Wir sehen zu, dass wir zügig durch die Menschenmenge Richtung passendem Gate kommen, dort wieder einchecken und in die bereits wartenden Busse zum auf dem Rollfeld stehenden Flugzeug springen.

So, geschafft, alle sitzen.

Der Flug verläuft ruhig und über Grönland haben wir zum ersten Mal ohne Wolken eine wunderschöne Aussicht auf Eis und Gletscher.

Nach gut vier Stunden landen wir sicher in Halifax und stellen uns auf einen Fragemarathon durch die immigration control ein. Schließlich haben wir ein fremdes Kind dabei und da können die Befragungen, wieso und weshalb man denn anderer Leutes Kind mit nach Kanada bringt, schon mal länger ausfallen. Wir haben aber Glück, die Dame am Schalter will kaum was von uns wissen und schon stehen wir am Gepäckband und warten auf unsere Unmengen an Koffern. Die werden alle vollzählig und zügig ausgespuckt und so geht’s zum Taxistand. Wir hatten schon so eine Ahnung, dass es schwierig werden könnte, vier Personen samt viel Gepäck in ein Taxi zu bekommen aber die Kanadier wären ja nicht die Kanadier, wenn nicht irgendjemand freundlich eine Lösung organisieren würde. Ein Wachmann telefoniert schnell rum und schon steht ein großer Van für uns vor der Tür, um uns nach Downtown zu bringen. Nach gut 30 Minuten erreichen wir unser übliches Hotel, checken schnell ein und beziehen unsere zwei Zimmer. Da sich langsam aber sicher die Müdigkeit breit macht, geht’s auch schnell in die Betten. Der Tag war lang genug und vor uns liegen noch knapp fünf Wochen Sommer in Kanada.
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15.07.2018                         

Halifax begrüßt uns heute Morgen grau und verhangen. Da die Wettervorhersage aber was von Besserung im Lauf des Tages gesagt hatte, lassen wir den Tag ruhig angehen. Viel zu früh sind wir mal wieder wach und ich liege bereits um sechs Uhr in der Badewanne. Nach einem Langstreckenflug habe ich immer das Gefühl, mich erst einmal etwas renovieren zu müssen und da kommt so eine heiße Wanne echt gelegen. Nachdem ich das Bad geräumt habe, kann Mike rein und um kurz nach sieben sitzen wir beide beim Frühstück. Die beiden Mädels scheinen noch zu schlafen und kommen dann einfach später nach. Bei Kaffee, Tee, Porridge, Obst, Ei und Toast mit Marmelade gucken wir einen Rückblick auf die Fußball-WM, die auch hier live übertragen wird. Als Mike und ich eigentlich fertig sind, tauchen Maya und Liz auf und wollen frühstücken. Ok, dann gibt’s für uns die zweite Runde Tee.

Nach dem Frühstück ist es draußen immer noch grau aber wir sind hellwach und wollen was unternehmen. Liz ist zu ersten Mal in Kanada und wir wollen ihr natürlich möglichst viel zeigen. Zuerst geht’s wie üblich hoch zur Zitadelle.

Wir kriegen eine kleine Führung durch die aufgebauten Schützengräben und wissen am Ende, wie die Soldaten im 1. Weltkrieg dort ge- und überlebt haben. Nachdem wir eine Runde über die Mauer der Zitadelle gedreht haben, zieht es uns runter ans Wasser. Steil bergab gehen wir zur Waterfront und schlendern dort die Promenade entlang. Es ist zehn Uhr und die kleinen Touristenbuden öffnen pünktlich für uns. Wir stöbern eine Weile in den Läden, schauen uns die verschiedenen Buden an und suchen nach Krimskrams, den wir eigentlich nicht brauchen. Am frühen Mittag sind wir schon wieder so müde, dass wir uns nochmal in die Betten legen und faulenzen, bis uns der Hunger wieder raus treibt. Unten an der Waterfront gibt es viele verschiedene Buden, an denen man sich etwas zu essen holen kann. Die Auswahl ist groß und wer hier nichts findet, ist selber schuld. Wir entscheiden uns für Burger, Wraps und zwei Salate und freuen uns über einen freien Tisch direkt am Wasser.

Nach dem Essen schlendern wir noch etwas durch die Straßen und Maya will Liz unbedingt die Bücherei zeigen. Also geht’s wieder bergauf. Das imposante, moderne Gebäude mit seinem großen Glasvorbau ist schon von weitem erkennbar und wir stöbern uns durch mehrere Etagen Bücher, Zeitschriften, Filme und Spiele. Am frühen Abend setzen wir uns auf die tolle Dachterrasse des Hotels und spielen „Wizzard“, ein neues Kartenspiel, das Liz Maya zum Geburtstag geschenkt hat und spielen, bis es stockdunkel ist. Danach geht’s ab in die Betten.

 

16.07.2018                         

Auch die zweite Nacht in Kanada ist früh vorbei. Bereits um sieben sitzen wir beim Frühstück und genießen das nordamerikanisch-fettige Essen  am frühen Morgen. Gegen acht packen wir unsere Siebensachen zusammen, denn das Taxi, das Cruise Canada als Shuttle zum Hotel geschickt hat, wartet vor der Tür auf uns. Zügig geht es durch den Stadtverkehr zur Vermietstation, die etwas außerhalb von Halifax liegt. Hier wartet bereits unser riesiges Wohnmobil auf uns. Ich war im Vorfeld etwas skeptisch, da Cruise Canada im Internet oft schlecht bewertet wird, doch der erste Eindruck ist in Ordnung. Ok, sauberer hätte der Wagen sein können, doch technisch ist alles in Ordnung und so rollen wir nach einer guten halben Stunde Übergabe vom Hof.

Unser erster Stopp ist eine Art Shoppingbereich mit Walmart, Dollarama und Michaels. Hier toben wir uns richtig aus und vor allem bei Dollarama lassen wir richtig Geld. In den Beschreibungen von Cruise Canada wird ja schon gesagt, dass die Wohnmobile nur mit dem Nötigsten ausgestattet sind und das trifft es ganz gut. Wir kaufen noch einige Dinge von A, wie Axt über T, wie Toaster bis Z, wie Zündhölzer, plündern dann Walmart für die grundlegende Nahrungsmittelversorgung und stöbern abschließend durch Michaels, wo Maya und ich uns neue Jahresplaner gönnen.  Nach gut zwei Stunden, es ist mittlerweile Mittag und ziemlich warm, machen wir uns auf den Weg zu unserem ersten Halt: Wie in den letzten Jahren auch, zieht es uns erst einmal in den Kejimkujik- Provincialpark. Wie bei allen kanadischen Parks befindet sich am Eingang ein Visitor Center, an dem auch wir erstmal anhalten. Da wir es in den letzten beiden Jahren nicht geschafft haben, an der Petroglyphen-Tour teilzunehmen, melden wir uns für übermorgen früh hierfür an. Die Wetterprognose verspricht zwei weitere warme, trockene Tage, danach soll es regnerischer werden. So entschließen wir uns, heute direkt am nächsten Parkplatz an der Straße zu halten und im Fluss schwimmen zu gehen. Diesen Platz haben wir letztes Jahr durch Zufall entdeckt und auch heute zieht uns das Wasser hier magisch an. Die Abkühlung tut gut und wir alle genießen die Erfrischung. Außer uns sind heute nur wenige Leute hier und so haben wir den Fluss und den Wasserfall fast für uns alleine.

Nach gut einer Stunde wird es im Wasser doch kühl, wir ziehen uns um und fahren die letzten Meter zum ersten Campground für diesen Urlaub, Jeremy´s Bay. Da das Duschgebäude zentral liegt und zu Fuß doch weiter von unserem Stellplatz weg ist, halten wir auf dem Weg direkt dort an und stellen uns alle kurz unter die Dusche. Abgekühlt und sauber richten wir uns nun auf unserem Stellplatz für die nächsten drei Tage ein. Es ist gar nicht so einfach, das Wohnmobil mit seinen über 9 Metern Länge auf dem Stellplatz zu positionieren, doch nach ein paarmal vor und zurück passts. Der Strom wird angeschlossen, Wasser gibt’s hier nicht. Da es mittlerweile früher Abend ist und wir den ganzen Tag außer dem Frühstück  bisher nichts gegessen haben, macht sich der große Hunger breit. Mike ist für das Feuer zuständig, die Mädels schnippeln Gemüse und ich deck den Tisch und bereite das Fleisch vor. Der erste Abend am Feuer ist immer was ganz besonderes. Der Stress der letzten Tage fällt von einem ab und es setzt sich eine wohltuende, innere Ruhe durch, die uns in unseren Wochen durch Kanada immer begleitet. Nach dem Essen räume ich alles ordentlich weg, um weder Waschbären noch ihren größeren Brüdern einen Grund zu geben, an unseren Stellplatz zu kommen. Die Mädels sind schon zum kleinen Strand am See gegangen und Maya zeigt Liz die Schönheit der kanadischen Campgrounds.

Mike und ich kommen etwas später auch zum Strand, an dem sich heute Abend mehrere Leute versammelt haben, um sich den Sonnenuntergang anzusehen. Ein paar Kinder sind noch im Wasser, die Leute unterhalten sich und als die Sonne untergegangen ist, hört man vom gegenüberliegenden Seeufer die Kojoten heulen.  Am liebsten würde ich die Zeit anhalten und ewig hier stehen bleiben, doch der Jetlag fordert hartnäckig Tribut und so geht’s zurück zum Wohnmobil und ab in die frisch bezogenen Betten.

 

17.07.2018                         

Ich bin heute Nacht einmal wach geworden und habe versucht, draußen irgendetwas zu hören- vergeblich. Die Nächte hier in den National- oder Provincialparks Nova Scotias sind so sagenhaft ruhig. Man hört absolut nichts. Gar nichts. Wunderschön.

Nach einer also ruhigen Nacht wachen wir am Morgen ausgeschlafen und erholt auf. Der Weg zum Toilettenhäuschen ist kurz, die Wäsche heute auch, denn wir wollen sowieso noch ins Wasser. Frühstück gibt’s draußen und in freier Natur schmecken Toast mit Erdnussbutter und Himbeermarmelade, Obstsalat, Kaffee und Tee nochmal so gut. Da es in so einem Wohnmobil, und sei es auch noch so groß, immer eng ist, räumen wir morgens alle Sachen ordentlich in die Schränke und Schubladen, nur um sie im Laufe des Tages wieder hervor zu kramen und neu zu verteilen. Jedenfalls ist jetzt nach dem Spülen die Küche wieder ordentlich, der Tisch ist frei und die Betten sind gemacht. Der Tag kann also anfangen.

Wir überlegen, am Ufer des Kejimkujik Lakes nach Jake´s Landing zu laufen. Das sind pro Strecke etwa vier Kilometer und dort angekommen wollen wir dann überlegen, ob wir uns Kanus oder Kajaks ausleihen und noch eine Runde über den See drehen.  Da es heute Morgen bereits ziemlich warm ist, nehmen wir jeder eine Flasche Wasser mit  und machen uns auf den Weg. Immer am Ufer entlang schlängelt sich der Weg durch den Wald, bis er sich kurz vor dem Ziel in einer großen Farn- und Wiesenlichtung öffnet. Jetzt noch über die kleine Brücke und wir sind am Bootsverleih. Wir setzen uns auf einen der schwimmenden Stege, ziehen sie Schuhe aus und halten die Füße ins kalte Wasser. Tut das gut! Jetzt sitzen wir hier einmal so gemütlich und gucken dem Treiben um uns herum zu, da haben wir heute gar keine Lust, noch selbst ins Boot zu steigen und belassen es beim Rumsitzen auf dem Steg. Den Rückweg treten wir ganz in Ruhe an und bummeln ganz gemütlich am Ufer zurück. Da der Weg neben Fußgängern auch von Fahrradfahrern genutzt wird, müssen wir immer mal wieder Platz für ebendiese machen und kurz stehen bleiben, um sie durch zu lassen. Bis wir wieder am Stellplatz sind, ist es bereits später Mittag und wir machen erst einmal eine Pause von unserer anstrengenden Tour.

Mit verschiedenen Spielen setzen wir uns nach draußen, nehmen viel zu Trinken mit und spielen uns durch die nächsten zwei Stunden. Danach lesen wir und faulenzen, bis die beiden Mädels wieder Bewegungsdrang verspüren und Hummeln im Hintern haben. Da beide zu Hause viel Sport machen und für ihre jeweiligen Handballmannschaften Laufnachweise erbringen müssen, wollen beide heute noch joggen gehen. Aufgrund der Wärme hatte ich bisher Einspruch erhoben aber jetzt, gegen Abend wird es etwas kühler und die beiden machen sich auf den Weg. In der nächsten Stunde müssen Mike und ich nicht mit den beiden rechnen und so machen wir uns auf den Weg zum Strand, setzten uns da auf eine der Bänke und genießen den Blick übers Wasser. Die Sonne steht immer noch hoch am Himmel aber es kommt ein bisschen Wind auf, der für ein wenig Abkühlung sorgt. Das Seeufer wird von vielen Familien bevölkert, die mit Decken, Handtüchern und allerlei aufblasbarem Getier im und am Wasser unterwegs sind.  Bis Maya und Liz wieder zurück sind, vergehen fast anderthalb Stunden und beide erzählen begeistert, dass sie ihre ersten 10 Kilometer abgelaufen hätten. Aufgeheizt und verschwitzt stehen beide am Wohnmobil und wollen zur Abkühlung auch noch ins Wasser. Also her mit den Handtüchern und ab ins Wasser. Zuerst im See und später unter der Dusche.

Als es dämmert, fachen wir das allabendliche Feuer an und grillen Kartoffeln und Gemüse. Ich bin heute Abend so müde, dass ich froh bin, mich direkt nach dem Essen ins Bett verziehen zu können. Ich mach es mir gemütlich, hab das Bett ganz für mich alleine und hör meinen Hörbuch-Krimi. Allerdings fallen mir schon nach 15 Minuten die Augen zu. Die drei anderen Familienmitglieder sind noch munter und da heute Abend besonders viele Sterne zu sehen sind, gehen sie nochmal zum Strand und betrachteten völlig fasziniert Sterne und sogar die Milchstraße (wie sie mir am nächsten Morgen erzählen).

 

18.07.2018                         

Über Nacht sind Wolken aufgezogen und es ist merklich abgekühlt. Es passiert schon selten, dass wir uns zusätzlich zu den dünnen Bettdecken noch die Wolldecken mit ins Bett holen aber heute früh haben wir sie alle vier mit drin liegen und muckeln uns dick ein. Es ist richtig kalt. Aber das Wetter in Kanada ändert sich schnell und das Grau heute Morgen bedeutet noch nichts für den Rest des Tages. Die Kanadier sagen selbst: „Wenn dir das Wetter nicht passt, warte ne Stunde, dann ist es wieder anders.“ Wir müssen uns heute etwas beeilen, denn um 10 Uhr startet die Petroglyphen-Wanderung und zum Treffpunkt fahren wir noch eine gute Viertelstunde. Schnell waschen, Zähne putzen frühstücken und los geht’s. Wir sind mal wieder spät dran und fahren natürlich auch den falschen Parkplatz an, wundern uns, warum hier niemand ist, suchen nach weiteren Informationen, finden dann den richtigen Treffpunkt und…die Tour ist schon weg. Na toll. Das dritte Jahr in Folge und wir haben es wieder vermasselt. Aus dem Grau nieselt es mittlerweile und wir stehen am Merrymakedge Beach, fast alleine und überlegen, was wir jetzt mit diesem Tag anfangen sollen.

Da es nicht allzu stark regnet, laufen wir erstmal etwas nach rechts, dann nach links am Seeufer entlang. Der Regen wird stärker und wir ziehen und zum überdachten Kiosk am Parkplatz zurück. Hier gibt’s heißen Kaffee und freies WLAN. Zwar schwach aber vorhanden. Da wir gerade nichts Besseres zu tun haben, surfen wir eine Weile im Internet, informieren uns über die mehr oder weniger wichtigen Dinge in der Welt und fangen an, das Nichtstun zu genießen. Als der Regen nachlässt, gehen wir nochmal am Ufer weiter und finden einen Standort der Red Chairs.

Diese roten Stühle stehen über ganz Kanada verteilt an besonders schönen Stellen und laden zum Hinsetzen und Ausschau halten ein.  Wir sitzen ein bisschen und halten ein wenig Ausschau, dann geht’s zurück  Richtung Parkplatz. Am Ufer liegen viele flache Steine, die wir noch eine Zeit lang über das ruhige Wasser flitschen.

Der Regen hat mittlerweile aufgehört und Maya und Liz haben Lust auf Kanu oder Kajak. Wir fahren den kurzen Weg zu Jake´s Landing und wegen des  Wetters sind heute nicht allzu viele Leute dort. Es gibt keine Warteschlange und wir können direkt zwei Boote haben. Mike und ich haben heute keine Lust zum Paddeln und so leihen wir zwei Kajaks, mit denen die beiden Mädels losziehen.

Anderthalb Stunden später, in denen wir Fotos gesichtet und aussortiert haben, kommen die beiden zurück. Wir geben Kajaks, Paddel und Schwimmwesten zurück und merken, dass sich der Hunger bemerkbar macht. Es ist mittlerweile fast Nachmittag und wir hatten heute früh nur schnell und wenig gefrühstückt. Nach ein wenig Hin und Her, was es denn heute zu essen geben könnte, entschließen wir uns, noch einmal zum Kiosk von heute Morgen zurück zu fahren, uns dort hin zu setzen und was zu essen zu holen. Es gibt Fish and Chips, frittierte Zwiebelringe, Pommes und Süsskartoffelpommes sowie frittiertes Hühnchen. Sehr fettig aber auch sehr lecker.

Jetzt geht’s zurück zum Campground. Da sich das Wetter heute nicht wirklich bessern will, verbringen wir den Rest des Tages nicht am Wasser sondern machen ein Feuer an und spielen mehrere Runden Wizzard, Kniffel, Quixx und Uno. Auch so vergeht ein Tag und als es dunkel wird, verziehen wir uns nach drinnen, lesen und gehen früh ins Bett.

19.07.2018                         

Neuer Tag, neues Wetter: Die Sonne scheint vom wolkenlosen Himmel und die Wärme ist auch zurück. Auf dem Plan für heute steht eine Whale-Watching -Tour in Tiverton. Die ist allerdings erst um 18 Uhr und so haben wir heute früh bis 11 Uhr Zeit unseren Stellplatz zu räumen. Nach der morgendlichen Wäsche frühstücken wir in aller Ruhe draußen, räumen dann zusammen und machen das Wohnmobil abfahrbereit. Der Weg führt über Digby, wo ich noch für die nächsten Tage einkaufen möchte. Direkt an der Abfahrt liegen ein Walmart und ein Atlantic Superstore direkt nebeneinander und eine Tankstelle ist auch vorhanden. Bei einem Spritverbrauch von fast 30 Litern brauchen wir die häufiger, als uns lieb ist. Die erste Runde geht durch den Atlantic Superstore. Der ist allerdings recht überschaubar und irgendwie fehlen mir an der Kasse so einige Dinge. Also nach nebenan zum Walmart. Hier kriege ich fast alles, nur die Wassergalonen sind ausverkauft. Mist, die waren mit das Wichtigste für die nächsten Tage. Also wieder zurück zum Atlantic Superstore und dort nach Wassergalonen suchen. Auf Grund der anhaltenden Hitze sind auch hier die Wasservorräte knapp und ich muss nehmen, was noch da ist: zwei riesige, schwere 15-Liter Wasserflaschen. Auf jeden Fall reicht das erst mal für uns. Nach dem Hin und Her fahren wir in aller Ruhe über die schmale Landzunge von Digby Neck.

Hier und da finden sich vereinzelte Häuser und eine Ansammlung von fünf ist gleich ein Ortsschild mit eigenem Namen wert. Eine knappe Stunde fahren wir bis zur Fähre. Da wir mit dem langen Überhang des Wohnmobils bei Ebbe nicht auf die Fähre kommen, ohne aufzusetzen, parken wir den Riesen im Hafenbereich, packen alles, was wir für heute noch brauchen in zwei Rucksäcke und gehen zu Fuß auf die Fähre. Wie im letzten Jahr können wir als Fußgänger umsonst mitfahren und sind nach knapp 10 Minuten auch schon auf der anderen Landseite. Da wir noch gute 2 Stunden Zeit bis zu unserer Tour haben, setzen wir uns bei dem kleinen Imbiss, der direkt am Fähranleger steht, auf die Terrasse und bestellen hausgemachte Burger, Pommes, überbackene Nachos  und viel Kaltes  zum Trinken. Nach einer guten Stunde machen wir uns auf den Weg zum Haus von „Ocean Exploration“, welches keine 200 Meter entfernt liegt. Hier setzten wir uns noch eine Weile in die Sonne, bevor wir unsere dicken, orangen Rettungsanzüge zugeteilt bekommen. Mit denen fühlt man sich wie ein Michelin-Männchen: Unförmig und etwas watschelig. Vor der Tür steht eine Flasche Sonnenmilch- Lichtschutzfaktor 85! Das habe ich in Deutschland noch nirgendwo gesehen. Mit der dringenden Bitte, sich gut einzucremen, verschmieren wir alle etwas Creme im Gesicht und watscheln dann los zum Bootsanleger. Wir sind heute zwölf Personen, die sich in der Abendsonne  Wale und Robben ansehen wollen. Es ist bereits unsere dritte Whale-Watching-Tour und wäre Liz nicht dabei, hätten wir wahrscheinlich gar keine mehr gebucht, doch als Tom, unser Guide, an der Hafenausfahrt Gas gibt und das rote Schlauchboot mit Tempo über die Wellen peitscht, wissen wir, warum wir das jedes Jahr wieder machen. Auch Liz kriegt das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht.

Wir düsen eine gute halbe Stunde übers Wasser, bis wir die ersten Wale erreichen. Zwei Buckelwale und ein Kalb tauchen nicht weit von uns aus dem Wasser auf, nur um kurz danach in der Tiefe zu verschwinden. In der Hoffnung, dass die drei wieder an die Oberfläche kommen, dümpeln wir in unserem Bötchen auf dem Wasser und ich weiß nicht warum ausgerechnet in diesem Jahr, aber mir wird sooo übel. Dieses Auf und Ab, Auf und Ab- meine Magen macht schon mit und ich bin froh, als Tom wieder Gas gibt und wir weiter übers Wasser rasen. Jetzt geht’s besser. Eine ganze Weile sehen wir keine Wale, suchen, fahren, suchen weiter. Dann, mit einem Mal sehen wir in der Ferne Wasserfontänen aufsteigen.

Tom steuert das Boot sofort in die Richtung und hier haben  wir unglaubliches Glück: Bestimmt 10 Buckelwale tauchen immer wieder aus dem Wasser auf, schlagen mit ihren riesigen Flossen auf das Wasser, dass es ohrenbetäubend laut knallt und stoßen hohe Wasserfontänen in den Himmel. Einige der Wale katapultieren ihre schweren Körper scheinbar mühelos aus dem Wasser, springen und schlagen laut klatschend wieder auf dem Wasser auf.  Sogar Tom, der jeden Tag Wale vor Augen hat, zückt den Fotoapparat und knipst das gigantische Schauspiel.

Was für ein Erlebnis! Erst als es langsam dunkel und damit auch kalt wird, machen wir uns auf den Rückweg. In Tiverton angekommen, ziehen wir uns schnell um, um noch die letzte Fähre des Tages zu kriegen, fahren kurz auf die andere Seite der Landzunge und dann nochmal anderthalb Stunden nach Annapolis Valley. Im Stockdunkeln kommen wir am Dunromin Campground an und ich weise Mike in unseren Stellplatz ein. Das kriegen unsere Nachbarn mit, die noch draußen am Feuer sitzen und wir kommen schnell ins Gespräch. Als klar ist, dass wir aus Deutschland kommen, schwärmt der junge Mann von den tollen deutschen Autos und erzählt uns stolz, dass er und seine Frau beide deutsche Fabrikate aus Bayern fahren. Danach fragt er nach der German Autobahn und ob man denn da wirklich so schnell fahren dürfte, wie man wolle. Wir erklären ihm das System unserer Autobahnen und bejahen, dass man tatsächlich jenseits der 180km/h fahren darf. Seine großen Augen und der offene Mund lassen vermuten, dass er und seine Frau bestimmt mal Urlaub in Deutschland machen werden- und sei es nur, um auf der Autobahn zu fahren. Wir unterhalten uns über den kanadischen und den deutschen Winter und die Unterschiede zwischen beiden und reden über Sport. Da in unserer Familie Handball der vorrangige Sport ist und die Kanadier kein Handball kennen, versuchen wir, ihm diesen Sport in Kürze zu erklären woraufhin er meint, dass sei ja ein ganz schön rauer Sport- vor allem für die beiden Mädchen. Wenn der wüsste, dass die beiden ohne Sporthalle und Ball in der Hand kein Wochenende überstehen…Sehr, sehr spät oder eher sehr, sehr früh geht’s für uns in die Betten. Morgen haben wir nichts vor. Mal sehen, was der Tag so bringt.

20.07.2018                          

Die Nacht vergeht wie im Flug und war ganz schön kalt. Wir haben uns tatsächlich alle vier die Wolldecken zusätzlich mit ins Bett genommen und jetzt am Morgen ist es echt frisch hier drin. Um uns herum tobt schon das Leben und so beschließen Mike und ich, uns mit einer heißen Dusche wieder aufzuwärmen. Die Mädels bleiben lieber noch liegen und schlafen weiter. Nach der Dusche gehen Mike und ich ins campgroundeigene Cafe und starten den Tag mit heißem Tee, frischem Brot, Spiegelei, Speck und Obst. Als wir gerade gehen wollen, tauchen auch Maya und Liz auf und da die beiden ja auch noch frühstücken wollen, gibt’s für uns halt noch eine Runde Tee und Kaffee. Noch ahnen wir nicht, wie heiß der Tag werden wird, sonst hätten wir die heißen Getränke besser gegen eiskalte ausgetauscht. Aber der Vormittag ist eben noch sehr frisch. Ich nutze die Zeit zum Wäsche waschen, wir lesen und schauen uns die verschiedenen Wohnmobile auf dem Stellplatz an. Am späten Mittag ist es doch ganz schön warm geworden und wir überlegen, zu Fuß nach Annapolis Royal zu gehen. Der Campingplatz liegt etwas außerhalb und wir brauchen eine knappe halbe Stunde, bis wir in dem kleinen Städtchen sind. Mittlerweile brennt die Sonne vom Himmel und wir versuchen, möglichst im Schatten der wenigen Bäume zu laufen.

Wir bummeln ein wenig durch den Ort, laufen an der kleinen Waterfront entlang und setzen und schließlich ins „German Sachsen Cafe“. Hier waren wir letztes Jahr schon und unser Ziel hier ist heute das kernige Roggenbrot. Wir trinken was Kaltes und nehmen ein großes, frisch gebackenes Brot mit. Der Rückweg dauert etwas länger, es ist so heiß, dass wir nur langsam vor uns hintrotten. Zurück am Campground faulenzen wir uns durch den Rest des Tages, lesen und spielen mal wieder Wizzard. Am Abend schmeißen wir Lachs und Gemüse auf den Grill und sitzen bis in die Dunkelheit draußen. Danach geht’s heute mal früher ins Bett.

21.07.2018                         

Auch diese Nacht hat wieder Abkühlung gebracht. Es ist schon erstaunlich, wie kalt es hier nachts und wie heiß es nur ein paar Stunden später sein kann.  Auf unserem Plan für heute steht Tidal-Bore-Rafting am Shubenacadie River. Da unsere bereits von zu Hause vorgebuchte Tour erst um 17 Uhr startet, haben wir also noch massig Zeit. Wir frühstücken in aller Ruhe, packen dann langsam zusammen und verlassen um kurz vor 11 Uhr den Campingplatz. Der erste Weg führt uns nach Port Royal. Hier steht am Ufer des Annapolis River ein sogenanntes living museum, ein Freilichtmuseum, in dem man sich Leben und Arbeiten der Menschen früher ansehen kann. Wir waren vor zwei Jahren schon einmal hier, haben damals aber, da Maya krank war, nicht allzu viel davon mitbekommen. Heute nun also der zweite Versuch: Wir schlendern durch die einzelnen Holzhäuser, schauen uns Wohnräume, Kleidung und Küche an. Das Freilichtmuseum war einst eine Gründung französischer Kolonialisten, bis es 1613 von der britischen Armee zerstört wurde. Zwischen 1939 und 1941 baute die kanadische Regierung das Fort wieder auf und so kann man heute recht originalgetreu die Lebensweise der französischen Siedler ansehen. Auf der Wiese neben den Gebäuden ist ein Tipi aufgeschlagen, in dem eine Dame und ein Herr der Miqmaq-Indianer ihre Geschichte erzählen. Sie berichten uns über ihre Art zu leben, zu jagen und Schmuck und Werkzeuge herzustellen. Als Abschluss gehen wir direkt ans Ufer des Annapolis River. Hier stehen unsere nächsten Red Chairs mit wunderschöner Aussicht direkt auf den Fluss. Wir machen ein paar Fotos und genießen kurz den Moment, dann müssen wir weiter.

Zwei Stunden Fahrt liegen noch vor uns und wir wollen ja nicht im allerletzten Moment ankommen. Auf der Strecke versteckt sich die Sonne von heute Morgen immer mehr hinter dicken Wolken und als wir kurz vor dem Ziel sind, regnet es. Super, das passt ja mal so gar nicht. Im Wohnmobil ziehen wir uns Badesachen und weil es recht kalt ist zudem T-Shirt und Shorts an. In einer ausgebauten Garage treffen wir auf unsere Mitfahrer und bekommen alle Schwimmwesten verpasst. Mit etwa 20 Mann geht’s jetzt ein paar Meter bergab zum Fluss, wo schon drei kleine, rote Schlauchboote bereit stehen. Der Fluss und der Matsch sind durch den sandigen Untergrund knallrot und ich bin mal gespannt, wie ich jemals die Klamotten wieder sauber kriegen soll. Wir verteilen uns auf die Boote, jedes Boot hat seinen Fahrer und los geht’s. Hintereinander her rasen wir bei fast vollständig ausgelaufener Strömung den Fluss hinab bis zu seiner Mündung. Dort werden die Boote auf eine Sandbank gezogen und wir haben Zeit, auf dieser herumzuwandern, bis die Flutwelle am Horizont sichtbar wird. Ziel des Tidal-Bore-Raftings ist es, die in den Fluss einlaufende Flutwelle mit dem Boot zu reiten und sich flussaufwärts schwemmen zu lassen. Da hier in den Flüssen der Bay of Fundy der Tidenhub mehrere Meter hoch ist und sich die Wassermassen in die engen Flussarme quetschen, fällt die Gezeitenwelle hier auch besonders hoch aus. Bis zu zwei Meter werden die Wellen, die wir später mit unserem kleinen Bötchen bezwingen sollen.


Nach etwa einer halben Stunde auf der Sandbank heißt es: „Zurück in die Boote“. Schnell setzen wir uns wieder auf den äußeren Rand des Schlauchbootes und düsen los. Die Wellen werden immer höher und höher, das Wasser schwappt über unsere Köpfe und ins Boot. Unser Guide versichert uns, dass bei all seinen Touren erst einmal jemand über Bord gegangen wäre. Hätte er bloß nichts gesagt, denn keine zehn Minuten später schmeißt die nächste Welle Mike über den Rand des Bootes. In dem tobenden, roten Wasser ist er kurzzeitig nicht mehr sichtbar, dann taucht sein Kopf aus den Wellen wieder auf. Mit vereinten Kräften ziehen wir ihn über den Schlauch wieder ins Boot und weiter geht der Höllenritt. Jetzt klammer ich mich noch fester an dem dünnen Halteseil fest und beobachte etwas ängstlich unsere beiden Mädels. Hoffentlich kommen wir ohne weitere Verluste wieder zurück. Mittlerweile regnet es wieder und wir sind durch den schnellen Fahrtwind ganz schön durchgefroren. Maya zittert und auch ich bin froh, wenn die Wellen wieder über unsere Köpfe hereinbrechen- das Wasser im Fluss ist nämlich deutlich wärmer als die Luft und der Regen.

Nach gut zwei Stunden ist der Ritt auf der Gezeitenwelle vorbei und wir kommen zurück zur Anlegestelle. Hier warten heiße Duschen, Kaffee und Kakao auf uns und wir wärmen uns sowohl äußerlich als auch innerlich wieder auf. Bleibt nur die Kleidung, von der ich immer noch nicht weiß, wie ich die wieder sauber kriegen soll. Leider haben unsere nächsten zwei Campingplätze auch keine Wäscherei, so dass sich der Dreck noch ein paar Tage eintrocknen kann. Umgezogen und trocken fahren wir weiter. Es ist fast 20 Uhr und wir haben noch anderthalb Stunden Fahrt vor uns. Also schnell Richtung Antigonish. Im Dunkeln kommen wir am Campingplatz an, das Büro ist zum Glück noch besetzt, aber niemand weiß was von unserer Reservierung. Und alle Plätze sind belegt. Mike sucht auf seinem Handy nach der Reservierungsbestätigung, findet sie nach etwas Sucherei und wir bekommen den allerletzten Not-Stellplatz zugewiesen. Unserviced direkt an einem Tümpel. Da es stockdunkel ist, steige ich aus, um Mike rückwärts mit dem Monstermobil einzuweisen, doch draußen überfallen mich die Mücken. So viele auf einem Haufen habe ich noch nie gesehen. Sie sind überall, kriechen mit in die Ohren, in die Nase und sobald ich den Mund aufmache habe ich schon welche verschluckt. Das ist so ekelig, dass ich schnell wieder in den Wagen springe. Soll er doch schief stehen bleiben. Schräg schlafen ist immer noch besser wie tausende Mückenstiche. Die Mücken bombardieren unser Wohnmobil regelrecht von außen, klatschen gegen die Scheiben und suchen jede Möglichkeit, das drinnen zu kommen. Heute Abend geht niemand mehr vor die Tür, es gibt schnell Suppe aus der Tüte, danach Katzenwäsche und ab ins Bett.

 

22.07.2018         

Verwunderlicherweise hat mich gestern scheinbar nicht eine einzige Mücke gestochen. Ich werde ja schon echt selten erwischt aber bei der Masse an Mücken gestern Abend hatte ich schon mit dem ein oder anderen Stich gerechnet. Heute früh haben sich die Mücken in Luft aufgelöst und wir können gefahrlos aussteigen und zu den Duschhäuschen gehen. Immer noch kommt roter Sand aus den Haaren und ich glaube, das wird auch noch ein paar Tage so bleiben. Unser Stellplatz ist nicht so schön, dass er zum Frühstücken einlädt und so fahren wir zu Tim Hortons, frühstücken dort und drehen danach schnell eine Runde durch den benachbarten Walmart. Da die Wege in Kanada echt weit werden können, wollen wir heute einen reinen Stopp zur Unterbrechung einer längeren Strecke einlegen. Wir verlassen Nova Scotia und fahren knapp 150 Kilometer bis in den Kouchibouguac- Nationalpark in New Brunswick.

Bevor wir unseren Stellplatz ansteuern wollen wir noch zwei kurze Wanderwege laufen. Der dritte Halt führt uns zu Kellys Beach, einem der schönsten Sandstrände in Ost-Kanada. Da es heute wieder richtig heiß ist, ist es entsprechen voll. Wir breiten unsere Handtücher im Sand aus, gehen, soweit es die kurzen Hosen zulassen ins Wasser und kühlen uns etwas ab. Danach dösen wir im Sand vor uns hin und schlafen fast alle auf unseren Handtüchern ein.

Erst am späten Nachmittag machen wir uns auf den Weg zum Campground. Heute Abend soll es Burger vom Grill geben und so macht sich Mike am Feuer zu schaffen, während Maya und Liz das Abendessen vorbereiten. Ich versuche währenddessen, der Unordnung im Wohnmobil etwas Herr zu werden. Als es dämmert, sitzen wir alle draußen am Holztisch und genießen unsere Burger. Leider ruft die Dämmerung auch heute wieder die Mücken auf den Plan und die werden zur echten Plage. Wir essen zu Ende, es macht aber keinen Spaß mehr, nach dem Essen noch draußen sitzen zu bleiben und so verziehen wir uns ins Wohnmobil. Die Klimaanlage läuft und wir spielen mal wieder Karten, bis wir entweder zu müde sind oder keine Lust mehr haben. Wir öffnen die Tür noch einmal kurz, um zur Toilette zu gehen, danach bleibt sie für heute zu. Ich lege mich ins Bett, höre mein Hörbuch weiter und bin so schnell eingeschlafen, dass ich gar nicht mehr mitkriege, wie Mike überhaupt ins Bett kommt.

23.07.2018                         

Heute steht ein reiner Fahrtag auf dem Programm. Von New Brunswick aus geht es nach Quebec in Richtung der Gaspesie- Halbinsel. Da wir morgen den Forillon- Nationalpark ansteuern wollen, uns der Weg für einen Tag aber zu lang ist, unterbrechen wir ihn mit einem Halt in New Richmond. Nach dem Frühstück fahren wir zügig los, die Mücken lassen uns auch heute früh nicht in Ruhe und so macht es keinen Spaß, noch an einer Wandertour zu überlegen. Die Fahrt verläuft recht ereignislos, die Landschaft ist etwas langweilig und es gibt nicht allzu viel zu entdecken.

An der Grenze zwischen New Brunswick und Quebec  bekommen wir noch eine Stunde Zeit geschenkt, die wir auf den Uhren direkt zurückdrehen. Mit dem Übergang zur Gaspesie wird die Landschaft wieder deutlich interessanter. Hier in dieser abgelegenen Gegend gibt es nicht viele Straßen aber unsere führt uns wunderschön immer am Wasser entlang. Wir durchqueren kleine Ortschaften mit oft bunten Holzhäusern und aus dem Beifahrerfenster sehen wir kleine Buchten, Kiesstrände, Strandgras und das Blau des Wassers bis zum Horizont.

Der Weg nach New Richmond ist länger, als wir erwartet hatten, die kurvige Strecke braucht Zeit und Geduld und so kommen wir erst am Nachmittag auf unserem Campingplatz an. Der liegt nur durch einen kleinen Wall mit Strandgras vom Wasser getrennt auf plattem Land. Wir versorgen den Camper mit Wasser und Strom und uns mit Wasser und Cookies. Danach folgt die übliche Inspektion der Toiletten und Duschen- alles sauber und in Ordnung. Der Himmel hat sich zugezogen und es nieselt immer wieder ganz leicht vor sich hin. Dabei ist es so warm, dass der Regen kaum am Boden ankommt und eine drückende Schwüle macht sich breit. Da man ja kaum nass wird, nehmen wir unsere Handys mit zur Rezeption. Hier gibt es WLAN,  wir setzen uns nach draußen auf eine Bank und schauen nach, was Wichtiges und Unwichtiges in der Welt passiert ist. Ich wasche nebenbei noch drei Ladungen Wäsche durch und endlich kommt auch die dreckige Kleidung vom Tidal-Bore-Rafting in die Waschmaschine. Gegen Abend überlegen Maya und Liz Laufen zu gehen. Trotz der Schwüle wollen sie ihre nächsten 10 Kilometer schaffen. Es gibt einen geteerten Weg nah am Wasser entlang, der zuerst durch einen kleinen Wald und dann über offene Wiese verläuft. Mike und ich gehen das Ganze lieber langsam an und während die beiden losrennen, gehen wir lieber etwas spazieren. Nach anderthalb Stunden treffen wir uns am Wohnmobil wieder, Maya und Liz gehen duschen und ich setze Nudelwasser auf. Der Regen ist wieder stärker geworden und draußen zu essen ist aussichtslos. Also gibt’s heute Nudeln mit Pesto am engen Esszimmertisch. Die schwüle Luft brachte nicht nur Schweißflecken, sondern auch mehrere neue Mückenstiche  mit sich. Außer mir haben alle mindestens zwei größere Stiche dazubekommen und so kreist heute Abend die Tube afterbite im Wohnmobil. Nach mehreren Runden Kniffel und Uno geht’s etwas früher ins Bett. Vorher schalten wir noch die Klimaanlage auf Vollanschlag, denn im Inneren unserer Blechdose ist es super heiß geworden.

 

24.07.2018                         

Der Regen hat über Nacht aufgehört und wir werden von strahlendem Sonnenschein geweckt. Nach einer ausgiebigen Dusche gibt’s mal wieder draußen Frühstück, danach packen wir zusammen und machen uns auf den Weg zum Forillon Nationalpark. Die Straße verläuft auch heute immer direkt am Meer entlang durch eine wunderschöne Landschaft. Nach einem längeren Abschnitt fast vollständiger Leere und Abgeschiedenheit erreichen wir Percé, einen kleinen Touristenort, in dem heute erstaunlich viel los ist. Bekannt ist der Ort durch den Percé-Rock, einem gigantischen Felsen vor der Küste. Neben vielen anderen Menschen halten auch wir an einem Parkplatz, von dem man eine gute Sicht auf eben diesen Felsen hat und versuchen ein paar Fotos ohne diverse andere Personen drauf zu machen.

Je näher wir Gaspé kommen, umso steiler und kurviger wir die Strecke. In Serpentinen geht es steil hoch und wieder runter und unser Riesenmobil hat ganz schön zu arbeiten. Wie gut, dass der Treibstoffverbrauch nicht angezeigt wird. Die Aussicht auf den Percé -Rock begleitet uns noch mehrere Kilometer, hinter jeder Kurve taucht er wieder auf, dann ist er irgendwann aber endgültig verschwunden.

Wir fahren weiter und erreichen am frühen Nachmittag Gaspé, die größte Stadt der Gaspesie. Gute 800 Kilometer trennen Gaspé von Quebec City und so ist es nicht verwunderlich, dass sich diese Stadt zum Versorgungszentrum der Halbinsel entwickelt hat. Wir wundern uns über die Größe, die Vielfalt der Läden und über das hohe Verkehrsaufkommen. Überhaupt scheint sich hier vieles um Autos zu drehen, fast alle größeren Autohersteller sind hier mit eigenen Autohäusern oder Werkstätten vertreten. Da Gaspé zwar eine gute Infrastruktur hat, sonst aber eher den Charme eines Gewerbegebietes, fahren wir zügig weiter zum Forillon Nationalpark am äußersten Zipfel der Halbinsel.

Der erste Weg führt uns wie immer zum Visitor Center kurz hinter dem Eingang zum Park. Hier holen wir uns Kartenmaterial und Ausflugstipps für die nächsten Tage und der Mitarbeiter sagt noch schnell: „You´ll love it here. Hardly any mosquitos“. Oh, das wäre schön. Die sind uns die letzten Tage ganz schön auf die Nerven gegangen. Als Stellplatz haben wir uns den Petit-Gaspe-Campground ausgesucht, den wir nach wenigen Kilometern erreichen. Wir versorgen den Camper mit Strom und Wasser und schauen uns erst mal um. Das Dusch- und Toilettenhäuschen ist nicht weit entfernt und zu unserer Begeisterung ist es nagelneu. Wir sind quasi der Erstbezug. Neben den Toiletten gibt es ein zweites Häuschen, welches als Aufenthaltsraum genutzt werden kann. Hier gibt es mehrere Tische mit Bänken, einen Holzofen und eine Küchenzeile mit Spülbecken. Den Ofen werden wir in den nächsten Tagen wohl eher nicht brauchen, denn auch heute ist es wieder drückend heiß.

Nachdem die Inspektion der Sanitäranlagen zu unserer Zufriedenheit ausgefallen ist, machen wir uns auf den Weg, den Campground und seine Umgebung zu erkunden. Knapp zehn Minuten später stehen wir vor dem Recreation Center, einem großen Gebäude, welches nicht nur einen Imbiss und einen kleinen Laden, sondern sogar einen Tennisplatz, einen Spielplatz und einen beheizten Pool mit einer netten überdachten Terrasse hat. Da sich so langsam der kleine Hunger breit macht, holen wir uns hier Pommes, frittiertes Hühnchen und Nachos, setzten uns damit auf die Terrasse und gucken dem Treiben im Pool zu.

Satt und ausgeruht machen wir uns wieder auf den Weg. Der Campingplatz ist sehr weitläufig, über einen kleinen Waldweg kommen wir zuerst zu einer Wiese, auf der eine große, gelbe Holzkirche steht, danach wollen wir eigentlich zum Strand. Irgendwie sind wir aber wohl falsch abgebogen und landen wieder im Wald. Ein Weg führt uns bergab bis zu einem kleinen Aussichtspunkt oberhalb des Wassers. Die Aussicht ist wunderschön und mitten im Wasser entdecken wir einen kleinen Felsen, auf der es sich ein paar Robben bequem gemacht haben. Bergauf geht’s den Weg wieder zurück und dieses Mal nehmen wir die richtige Abzweigung zum Strand. Wie so oft in Kanada ist der Strand auch hier ein Strand ohne Sand und mit groben, runden Kieseln. Das Wasser klatscht mit ordentlich Kraft an den Strand und die Aussicht aufs Wasser ist so wunderschön, dass wir uns auf einen angeschwemmten Baumstamm setzen und einfach nur den Moment genießen. Das dauert etwas länger und erst gegen Abend machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Stellplatz. Zum Abendessen gibt es kleine Schnitzelchen vom Grill und Salat, danach spielen wir noch einige Runden Karten und erst gegen Mitternacht fallen wir in die Betten.

25.07.2018                         

Die Nächte in den Nationalparks sind so wunderbar ruhig und so wachen wir auch heute früh erholt auf. Beim Aussteigen liegt da eine Überraschung: Ein Stachelschwein hat es sich im Klee neben unserem Wohnmobil gemütlich gemacht und lässt sich auch von uns nicht stören. Sehr langsam und behäbig frisst es sich durch das Grünzeug ohne sich allzu sehr zu bewegen. Da es unser erstes Stachelschwein in so direkter Nähe ist, müssen wir es natürlich ausgiebig beobachten.

Bereits auf dem morgendlichen Gang zur Dusche ist es ziemlich heiß, so dass wir wenig später den Tisch draußen fürs Frühstück in den Schatten ziehen. Nach dem üblichen Aufräumen und Saubermachen wollen wir zum Strand. Wir gehen wieder über den kleinen Waldweg zum Strand runter und da sehen wir bereits die ersten Leute im Wasser. Wieso sind wir nicht sofort auf die Idee gekommen, unsere Badesachen mitzunehmen? Wir drehen also wieder um, gehen zurück zum Camper, ziehen unsere Badesachen an und machen uns zum zweiten Mal auf den Weg zum Strand. Mike, Maya und Liz sind schnell im Wasser verschwunden. Ich will mich eigentlich nur ein bisschen abkühlen und gar nicht ganz rein, aber eine Welle nimmt mir die Entscheidung ab. Mit einem Mal verliere ich den Boden unter den Füssen und die Welle reißt mich komplett ins Wasser. Gut, jetzt wo ich nass bin, kann ich auch schwimmen gehen. Nebenher filme ich mit unserer GoPro  die anderen drei. Das Wasser ist superklar und ich kann jeden Stein unter Wasser schon von der Oberfläche aus erkennen.

Nach knapp einer Stunde sind wir genug abgekühlt,  machen uns wieder auf den Weg zurück zum Stellplatz und ziehen uns wieder was Trockenes an. Wir machen uns noch ein zweites, kleines Frühstück und Mike will währenddessen die Bilder von der GoPro auf den Laptop laden, doch da fällt der Mist auf: Die Kamera ist voll Wasser gelaufen, das Gehäuse ist  innen komplett nass und die Speicherkarte ist hinüber. Super, eigentlich war die doch bisher wasserdicht?! Mike versucht, die Speicherkarte irgendwie zu trocknen, aber die Kamera scheint hinüber zu sein.

Nachdem der erste Ärger verflogen ist, überlegen wir, was wir hier in diesem wunderschönen Nationalpark noch anstellen können. In den Broschüren finden wir einen Wasserfall, der schön aussieht und Wasser ist bei der Hitze immer gut. Wir kuppeln den Camper von Strom und Wasser ab und fahren etwa 20 Minuten, bis wir den passenden Parkplatz erreichen. Der ist schon gut gefüllt und es ist gar nicht so einfach, einen Parkplatz zu finden, von dem man mit dem langen Ungetüm auch wieder weg kommt und nachher nicht zugeparkt ist. Ein kleiner Fußweg geht in den Wald rein und auf der Schautafel dort ist der Weg zum Wasserfall beschrieben. Stand da tatsächlich was von 1000 Stufen abwärts? Die muss ich ja später auch wieder hoch! Naja, nehmen wir das mal in Angriff. Je tiefer wir kommen, umso kühler wird es. Mit jeder Stufe scheint die Kühle des Wasserfalls näher zu kommen und es dauert gar nicht so lange, da können wir ihn auch schon hören. Also weiter. Die letzten Meter führen über einen kleinen Holzsteg und schon stehen wir genau vor dem Wasserfall.


Angenehm kühl ist es hier und der kleine, flache See vor dem Wasserfall ist richtig kalt. Der feine Wassernebel kühlt wunderbar ab. Links und rechts von uns denken sich mehrere Menschen das Gleiche, waten durchs Wasser oder schmeißen sich, wie ein Mann, direkt ganz rein. Er verzieht dann aber doch das Gesicht und steht schnell wieder auf. Wir machen eine Menge Fotos und freuen uns über die Abkühlung. Nach etwa einer Stunde muss ich die ganzen Stufen wieder bergauf zurück. Der Rückweg dauert wesentlich länger wie der Hinweg und von der Abkühlung ist, am Camper angekommen, nicht mehr viel übrig. Da wir gerade unterwegs sind, fahren wir weiter zum Cap Bon Ami, einem wunderschönen Aussichtspunkt oberhalb des Meeres.

Vom Parkplatz aus sind es ein paar Minuten zu Fuß bis zum runden Plateau. Die Aussicht über das Meer ist atemberaubend schön, Möwen kreisen über dem Wasser und ein Seehund steckt seinen Kopf hervor. Hier könnte ich ewig stehen bleiben. Vom Plateau geht eine steile Holztreppe zum Kieselstrand hinab. Hier haben es sich heute viele Leute bequem gemacht und auch wir setzen uns einfach dazu, schauen aufs Wasser, bauen Steintürmchen und lassen uns von dem tollen Panorama verzaubern.

Erst am frühen Abend kehren wir wieder zum Campingplatz zurück. Wie üblich gibt’s wieder Abendessen vom Grill und wir sitzen noch lange draußen, genießen die kühler werdende Luft und spielen wiedermal Karten. 

 

26.07.2018                         

Um 6:30 Uhr schellt der Wecker. Mike und ich sind aber schon länger wach, denn es ist einfach zu heiß zum Schlafen. Außerdem ist es unglaublich windig geworden und der Wind rüttelt das gesamte Wohnmobil durch. Die beiden Mädels schlafen trotzdem tief und fest und kriegen nicht mal mit, dass wir schon zum Duschhaus gehen. Erst als wir zurückkommen, schälen sie sich langsam aus dem Bettzeug. Nach einem schnellen Frühstück verlassen wir um 7:30 Uhr den Stellplatz und fahren Richtung Hafen, denn heute wollen wir raus aufs und ins Wasser, schnorcheln mit Seehunden. Am Hafen angekommen weiß der Betreiber leider nichts von unserer Reservierung. Er findet zwar die E-Mail, die ich im Juni geschrieben habe und auf die ich auch eine Bestätigung bekommen hatte, aber die Reservierung war wohl nicht bis in deren Büchlein vorgedrungen und so stehen wir jetzt etwas fehl am Platz hier rum. Ist aber nur halb so schlimm, denn auch die Leute mit gültiger Reservierung werden wieder nach Hause geschickt: Heute keine Fahrten, der Wind ist zu stark. Wir werden gefragt, ob wir auf morgen umbuchen wollen und nehmen das Angebot natürlich gerne an. Da wir jetzt aber schon mal so früh unterwegs sind, beschließen wir, kurz weiter zu fahren, den Wagen auf einem Parkplatz abzustellen und zu „Lands End“ zu laufen.

Der Weg ist wunderschön und um kurz nach acht sind auch nur wenige Menschen unterwegs. Die letzten 600 Meter geht es steil bergauf und oben angekommen bin ich nass geschwitzt. Der Aufstieg hat sich gelohnt und wir werden mit einem fantastischen Blick über den Sankt Lorenz Strom belohnt. Hier oben steht ein weiß-roter Leuchtturm und natürlich gibt es auch wieder zwei Red Chairs. Unter uns kreisen Seevögel über das Wasser oder nisten an den schroffen Felsen. Kurz nach uns kommt auch der Seenebel hier oben an und hüllt alles in weiße Watte. Zeitweise kann man kaum noch etwas Sehen, geschweige denn, weit aufs Meer hinaus gucken. Zudem kühlt es merklich ab.


Wir machen uns wieder auf den Rückweg und achten immer mal auf Bären, sehen aber nur recht frische Spuren an den Bäumen, leider aber keinen einzigen Bären. Der Himmel zieht sich immer weiter zu und es wird zunehmend dunkler. Nicht eine Minute zu früh kommen wir am Wohnmobil an und sobald wir alle sitzen, fängt es an zu regnen. Zurück am Campingplatz ist es dort noch trocken und wir machen uns ein zweites Frühstück- noch draußen. Kurz danach müssen wir auch hier alles ins Trockene bringen. Der Regen wird immer stärker und an raus gehen ist heute nicht mehr zu denken. Keine 100 Meter von uns entfernt steht das komplett neu gebaute Kitchen Shelter mit Ofen und vielen Tischen mit Bänken. Wir nehmen unsere Kartenspiele mit rüber und spielen und essen Apple Pie. Hier oben ist doch mehr Platz, als wenn wir uns den ganzen Nachmittag im Wohnmobil auf der Pelle hängen. Zum Abendessen kochen wir Nudeln und machen Salat. Auch das nehmen wir wieder mit ins Häuschen und essen dort. Streckenweise regnet es so stark, dass sich unser Dachfenster im Badezimmer des Wohnmobils als inkontinent erweist und leise vor sich hin tropft. Mike bastelt aus einer der großen Wassergalonen einen Auffangbehälter, der seinen Dienst heute Nacht tut. Da wir ja heute Morgen ziemlich früh aufgestanden waren, verschwinden wir alle nicht allzu spät im Bett, lesen, hören Hörbuch oder gucken Filme auf dem Laptop.

 

27.07.2018

Heute früh scheint wieder die Sonne und die Pfützen der letzten Nacht verdampfen. Um halb zehn haben es auch die letzten Beiden aus den Betten geschafft und wir frühstücken mal wieder draußen. Danach müssen wir das Wohnmobil abfahrtsbereit machen, denn wir müssen weiter. Um 11:30 Uhr haben wir ja noch unsere Snorkeling-Tour vor uns. Schon beim Öffnen des Kühlschranks hatte ich mich über die Temperatur darin gewundert doch als ich jetzt nach dem Frühstück das Brot einfrieren will, sehe ich die ganze Miere: Das komplette Gefrierfach ist warm und der ganze Inhalt ist aufgetaut. Daher kam also auch die wärmere Temperatur im Kühlschrank. So ein Mist! Jetzt kann ich Fisch, Fleisch, Wurst und Käse wegschmeißen. Viel Zeit bleibt zum Glück erst mal nicht für schlechte Laune, denn die Snorkeling Tour wartet auf uns. Wir verlassen unseren Stellplatz und fahren ein paar Kilometer weiter die Straße runter zum kleinen Hafenbecken. In einem Holzhäuschen bekommen wir Neoprenanzüge, Handschuhe, Schuhe, eine Kappe sowie Schnorchel und Taucherbrille.

Ich habe noch nie so lange gebraucht, um mich in irgendwelche Kleidung zu zwängen. Eine zweite Haut wäre dagegen richtig elastisch. Und heiß ist es in diesen Anzügen. Ich bin froh, als endlich alle fertig sind und wir ins Wasser dürfen. Je nasser der Anzug wird, umso bequemer und beweglicher wird er. Auch heute fahren wir wieder mit einem kleinen, roten, schnellen Schlauchboot immer an der Küste entlang bis zu einer Robbenkolonie. Hier lassen wir uns ins Wasser fallen und dürfen uns mit der Ansage: „Kommt den Seehunden nicht zu nahe. Wenn sie neugierig sind, kommen sie zu euch“ eine gute Stunde im Wasser austoben.

Das Wasser ist glasklar und unter uns schwimmen Hummer, Seesterne und andere Meeresbewohner umher. Leider kann ich keine Aufnahmen machen, denn die GoPro scheint endgültig den Geist aufgegeben zu haben. Trotzdem ist es ein Riesenspaß. Einige Seehunde kommen tatsächlich nah an uns heran und tauchen unter uns durch. Die Stunde vergeht wie im Flug  und schon heißt es wieder einsteigen und zurück zum Anleger. Das Rauspellen aus den Anzügen ist deutlich einfacher als das Reinkommen und geht viel schneller. Wir duschen kurz, ziehen uns wieder an und gehen zurück zum Wohnmobil. Ich ahne ja nichts Gutes und tatsächlich, der Kühlschrank scheint kaputt zu sein. Na toll. Wir sind mitten im kanadischen Nichts und unser Kühlschrank tuts nicht mehr. Was jetzt, wir haben doch noch gut zwei Wochen vor uns? Dauerhaft ohne Kühlschrank ist echt schlecht. Nach ein wenig Hin- und Her überlegen beschließen wir, erst einmal zu unserem nächsten Campingplatz zu fahren. Vielleicht kann uns da einer weiterhelfen. Mittlerweile ist es fast 14 Uhr und es wird Zeit, dass wir vorankommen. Die einzige Straße, die sich mitten durch die Gaspesie zieht geht kilometerlang geradeaus, Berg hoch und wieder Berg runter. Hier gibt es keine Häuser, nur Bäume und Wiesen, Bäume und Wiesen. Bestimmt anderthalb Stunden kommt uns nicht mal ein Auto entgegen. So rollen wir Kilometer für Kilometer Richtung La Martre an der Nordküste der Gaspesie.

Hier haben wir für die nächsten zwei Nächte einen Stellplatz reserviert, von dem aus wir den Gaspesie- Nationalpark besuchen wollen. Der Empfang an dem sehr kleinen Campingplatz direkt an der Straße ist herzlich und die Dame erzählt uns freudestrahlend, dass morgen weitere deutsche Urlauber kämen, die sie direkt neben uns auf den Stellplatz gebucht hätten. Da wir heute an keinem einzigen noch so kleinen Laden vorbeigekommen sind, in dem wir hätten frisch einkaufen können, mache ich mir Gedanke, wie denn unser Abendessen aussehen könnte.  Die Wahl fällt auf das restliche Gemüse aus dem Kühlschrank, Reis und Tomatensauce. Vor dem Wohnmobil schwirren wieder die Mücken, also fällt draußen essen heute aus. Während ich das Abendessen koche und Maya und Liz die Internetverbindung strapazieren, versucht Mike, die Notrufhotline der Wohnmobilvermietung zu erreichen. Leider ist hier im Nichts die Verbindung so schlecht, dass er dafür vorne zur Rezeption gehen und dort telefonieren muss. Die Mitarbeiter scheinen alle schon zu Hause zu sein, auf jeden Fall erreichen wir heute Abend mit vielen, vielen Versuchen niemanden mehr.

 

28.07.2018

Obwohl der Campingplatz direkt an der Straße liegt war die Nacht sehr ruhig. Der Morgen beginnt mit weiteren Versuchen, jemanden von der Wohnmobilvermietung zu erreichen, doch vergeblich. Warum sollten die auch an einem Samstag arbeiten? Als der Betreiber des Campingplatzes von unserer Misere hört, kommt er sofort mit einem Werkzeugkoffer bei uns vorbei. Er öffnet diverse Klappen, misst hier und da was nach, überprüft Sicherungen, Schalter und Hebel. Leider findet auch er nichts und der Kühlschrank bleibt stromlos und warm. Aber er hat die Adresse einer Werkstatt in Matane für uns. Hier könnten sie uns vielleicht weiter helfen. Mike und ich beratschlagen, wie wir am besten weitermachen. Matane liegt etwa 100 Kilometer entfernt und auf dem Weg nach Quebec City. Wir entschließen uns, heute nach dem Werkstattbesuch in Matane bis  nach Quebec City durchzufahren. Vielleicht gibt es später in der Stadt eine Werkstatt, die uns weiterhelfen kann. Der Dame am Empfang erkläre ich unsere Entscheidung, wir koppeln den Wagen von seinen Anschlüssen ab und fahren los Richtung Matane. Da wir alle noch nicht gefrühstückt haben, halten wir nach etwa 30 Kilometern beim erstbesten Tim Hortons und freuen uns über frischen Kaffee, Orangensaft,  Frühstücksmuffins mit Speck und Rührei. Der Orangensaft ist schön kalt, der hatte bestimmt einen Kühlschrank. Außerdem nehmen wir noch Donuts für unterwegs mit. Nach einer weiteren Stunde Fahrt kommen wir am Ortsschild Matane an, fahren durch den Ort uns sind schon wieder raus, ohne die Werkstatt gesehen zu haben. Also wieder zurück. Und wieder nichts zu sehen. Seit mehreren Kilometern begleiten uns bleigraue Wolken, die langsam richtig bedrohlich aussehen und jetzt, urplötzlich, einen Gewitterregen loslassen, der die Straßen sofort überflutet.

Mike fährt bei der nächstbesten Gelegenheit auf den Parkplatz einer winzigen Mall. Hier können wir erstmal in Ruhe stehen bleiben, das Unwetter abwarten und nach der Werkstatt googeln. Es regnet so stark, dass der Parkplatz in kürzester Zeit unter Wasser steht und sich riesige Pfützen bilden. Und es regnet weiter. Mittlerweile reicht das Wasser bis zur Mitte unserer Reifen und im Badezimmer macht sich wieder die aufgeschnittene Wassergallone nützlich. Neben uns stehen weitere Fahrzeuge, die auch hier auf dem Parkplatz den Sturzregen abwarten und kritisch den sprudelnden Abflüssen zugucken. Genauso plötzlich wie der Regen angefangen hat hört er auch wieder auf und die Sonne guckt zwischen den dunklen Wolken hervor. Da wir immer noch keine Ahnung haben, wo denn jetzt die Werkstatt sein soll, fragt Mike in einem der Läden nach und siehe da- wir stehen eigentlich direkt daneben. Gerade noch rechtzeitig kommen wir bei der Werkstatt an, eigentlich wollten sie gerade schließen, aber Kanadier sind ja freundlich und hilfsbereit und so stehen bald nicht nur der Werkstattmeister sondern weitere Kunden um unser Wohnmobil drumrum und beratschlagen, wo denn der Fehler bei unserem nicht funktionierenden Kühlschrank liegen könnte. Leider führt auch nach anderthalb Stunden Rumbasteln keine der Ideen zum Erfolg und wir geben resigniert auf. Mittlerweile ist es früher Nachmittag und der Weg nach Levis ist noch weit. Eigentlich haben wir dort erst ab morgen einen Stellplatz reserviert doch wir hoffen, vielleicht schon heute dort übernachten zu können. Vorher möchte ich noch schnell bei Walmart vorbei, um etwas Frisches einzukaufen, was wir dann heute Abend direkt essen können. Als wir in Levis ankommen ist es schon so spät, dass der Walmart bereits geschlossen hat. Also nichts mit Fleisch oder Fisch vom Grill heute Abend. Hoffentlich haben wir am Campingplatz mehr Glück. Wir fahren einfach mal drauf los und fragen nach und- eigentlich ist der Platz ausgebucht aber wie gesagt, die Kanadier sind freundlich und hilfsbereit. Wir dürfen uns auf einen Notstellplatz mit Strom stellen und ziehen dann morgen auf unseren eigentlich gebuchten Platz um. Jetzt bleibt noch das Problem mit dem Essen. Zum Glück gibt es hier am Campingplatz ein kleines Restaurant, in dem wir Pommes, Burger, Pizza und Salat bekommen. Wir müssen also nicht hungrig ins Bett. Das ist schon das Beste, was der Tag heute mit sich gebracht hat. Wir schlendern noch eine Weile durch die warme Abendluft und reservieren uns für morgen früh vier Plätze im Shuttle nach Quebec City. Da Levis auf der gegenüberliegenden Seite von Quebec liegt, bietet der Campground einen kostenlosen Shuttleservice zur Fähre an. Man muss sich nur am Abend vorher anmelden und da morgen Sonntag ist, werden wir wohl weder eine Werkstatt noch jemanden bei der Vermietstation erreichen. Also können wir den Tag auch genießen.

 

29.07.2018

Nach einer erholsamen Nacht ist die Laune wieder etwas besser. Die Dusche ist erfrischend und um  8:45 Uhr treffen wir uns an der Rezeption. Zwei Wagen bringen uns und zehn weitere Personen in knapp einer viertel Stunde zum Fähranleger nach Levis, von wo jede halbe Stunde die Fähre zwischen Levis und Quebec City hin und her pendelt. Die Luft hier unten am Wasser ist angenehm kühl, denn obwohl es noch so früh ist, zeigt das Thermometer bereits knappe 30 Grad. Auf der anderen Flussseite angekommen, zieht es uns zuerst Richtung Frühstück. In der Oberstadt gibt es viele kleine Straßencafes, in denen man wunderbar sitzen, essen und dem Treiben ringsherum zuschauen kann. Da sich das heute Morgen scheinbar ziemlich viele Leute gedacht haben, ist in unserem Lieblingscafe leider kein Platz mehr für uns draußen zu kriegen und wir müssen drinnen essen.

Wir bekommen aber einen Tisch direkt am Fenster mit einer schönen Aussicht direkt auf das Chateau Frontenac. Das riesige Hotel überthront die ganze Stadt und ist das Wahrzeichen Quebecs. Über eine Stunde sitzen wir beim Frühstück und ich bin froh, für heute eine so gute Verpflegungsmöglichkeit zu haben. Nach dem Frühstück bummeln wir durch die Straßen Quebecs, zuerst durch die Oberstadt und dann bergab durch die schmalen, kopfsteingepflasterten Gassen der Unterstadt. Die Unterstadt gefällt uns wesentlich besser als die Oberstadt und erinnert uns mit ihren steinernen Häusern, den Marktplätzen und dem Kopfsteinpflaster eher an die Bretagne wie an eine nordamerikanische Stadt. Obwohl unglaublich viele Touristen unterwegs sind, hat sich Quebec einen unverwechselbaren Charme erhalten, weit weg von den hektischen, lauten, einheitlich gebauten Großstädten.

Auf unserem Weg durch die Stadt treffen wir auf Einrad fahrende Straßenkünstler, denen wir eine ganze Weile zugucken und auf einen Mexikaner, der nach eigener Aussage mit seinen Auftritten Geld sammeln will, um von Mexiko aus eine Mauer zu bauen, um Mexiko vor Trump zu schützen. Das Gelächter ist groß und sein Hut am Ende seiner Darbietung gut gefüllt.

Wie üblich müssen wir noch einmal in den Weihnachtsladen, denn wir bringen jedes Jahr aus unseren Urlauben etwas für unseren Weihnachtsbaum zu Hause mit. Dieses Mal fällt die Wahl auf ein Marshmallowmännchen aus Keramik, welches in der Weihnachtszeit mit in unseren Baum darf.

Auf der Suche nach den üblichen Touristen T-Shirts für Maya und Liz gehen wir in diversen Läden ein und aus, bis beide am Ende ein für sie passenden T-Shirt ergattert haben. Am frühen Nachmittag steht die Hitze regelrecht in den Straßen und die Luft ist zum Schneiden. Zum Glück gibt es Bereiche auf den Gehwegen, in denen kalter Wasserdampf aus dem Boden kommt. 

Wir setzen uns in ein kleines Lokal und bestellen jeder ein großes Glas eiskalte Zitronenlimonade. Die ist superlecker und macht uns noch einmal fit für weitere zwei Stunden Stadtbummel. Wir durchkämmen die Tourishops, die Andenkenläden und gucken uns sämtlichen Nippes an, den Quebec so zu bieten hat. Mitgenommen wird aber nichts mehr. Um 17 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Fähre, die um halb sechs wieder nach Levis ablegt. Dort holen wir im Tim Hortons noch schnell vier Flaschen Cola bzw. Wasser raus und um 18 Uhr wartet auch schon unser Shuttle auf uns. Auf dem Weg zurück zum Campingplatz ist uns an der Straße ein Farmladen aufgefallen und so beschließen Mike und ich, noch schnell mit dem Wohnmobil dorthin zu fahren. Die beiden Mädels haben keine Lust mitzukommen und bleiben lieber auf dem Campingplatz. Der Farmladen ist nur etwa zehn Minuten entfernt und der Weg hat sich gelohnt. Hier gibt es frisches Obst und Gemüse, Eier, Käse, Blumen, Brot und Kuchen. Da wir außer dem Frühstück und ein bisschen Schleckereien noch nichts gegessen haben, nehmen wir uns frisches Gemüse und Brot für unser Abendessen mit. Als es bereits dunkel ist, schmeiße ich noch schnell eine Ladung Wäsche in die Maschine und Mike geht mit Maya und Liz Billard spielen. Die drei haben heute Abend viel mehr Ausdauer als ich und so endet der Abend für mich nach der Wäscherei im Bett, wo ich es mir mit einem Hörbuch gemütlich mache. Ich bin scheinbar recht schnell eingeschlafen, denn als ich irgendwann in der Nacht wach werde, liegen alle drei in ihren Betten und ich habe keine Ahnung, wann sie dort hingekommen sind.

 

30.07.2018

Montagmorgen, der nächste Tag ohne Kühlschrank. Da es heute und in den nächsten Tagen wieder ziemlich heiß werden soll und wir immer noch niemanden erreicht haben, der uns mit dem nicht arbeitenden Kühlschrank weiterhelfen könnte, beschließen wir, zu Walmart zu fahren und dort nach einer Kühlbox zu suchen. Nach einer kühlen Dusche und ohne Frühstück fahren wir den kurzen Weg zu Walmart, betreten voller Optimismus den Laden, denn bei Walmart bekommt man ja eigentlich alles… außer Kühlboxen fürs Auto. So ein Mist. Die Verkäuferin empfiehlt uns Canadian Tire, die sollen welche haben. Bei uns macht sich neben der sinkenden Laune auch der Hunger breit du da wir ja jetzt frisch einkaufen können, nehmen wir gleich was fürs Frühstück mit und machen es uns auf dem riesigen Parkplatz gemütlich. Es gibt frischen, kalten Orangensaft, Brötchen mit Wurst und Käse sowie frisch geschnittenes Obst. Mmmh, lecker. Jetzt alles wieder wegräumen und weiter zu Canadian Tire, einer Art Baumarkt mit so ziemlich allem, was man sich für im und ums Haus und Auto vorstellen kann. Maya und Liz haben keine Lust auf Baumarkt und so gehen Mike und ich, wieder voll guter Hoffnung in den Laden und wieder verlassen wir ihn ohne Kühlbox. Hier gibt es zwar welche, die sind aber so teuer, dass wir sie ohne vorherige Absprache mit unserem Wohnmobilvermieter  Cruise Canada nicht einfach so kaufen dürften. Und bei denen ist ja seit Tagen niemand erreichbar!

Wir überlegen, wie es jetzt weitergeht, ob wir uns ins Auto setzen und direkt ungeplant nach Montreal zur Vermietung durchfahren, denen den Wagen auf den Hof stellen und einen neuen haben wollen. Das sind aber mal eben gute 600 Kilometer Umweg für uns und so hängt sich Mike mal wieder ans Handy. Um die beiden Mädels aus ihrer Langeweile zu befreien, gehe ich mit den beiden zu Winners. Das ist ein Klamotten- und Dekoladen mit einer riesigen Auswahl und wir stöbern uns durch Unmengen an Kleidung. Die beiden Damen belagern die Umkleidekabinen und wir gehen tatsächlich nur mit einem Pullover für mich sowie zwei Shorts und zwei T-Shirts für Maya und Liz und 126 CAD ärmer da wieder raus. Am Wohnmobil angekommen hat Mike endlich jemanden bei Cruise Canada erreicht. Der will gleich zurückrufen und uns sagen, wie es weitergehen soll. Auf der anderen Straßenseite haben wir Cora´s entdeckt, unser Lieblings- Frühstückslokal und wie lässt sich die Wartezeit besser überbrücken als mit einem zweiten Frühstück? Schnell haben wir bestellt und genauso schnell stehen die großen Portionen vor uns. Wir freuen uns über Pancakes, Spiegeleier, Speck, Bratkartoffeln, Obst, Kaffee und kalten Orangensaft. Und wir warten und warten auf den Rückruf. Nach einer gefühlten Ewigkeit klingelt das Handy, Mike geht nach draußen um zu telefonieren und kommt resigniert wieder zurück. Jetzt ist durch die ganze Telefoniererei das Guthaben leer und das Gespräch abgebrochen. Kann eigentlich noch mehr hierbei schief gehen?

Uns bleibt erstmal nichts anderes übrig, als zum Campingplatz zurück zu fahren. Da wir erstmal nicht weiter wissen, nehmen wir um 16 Uhr den Shuttle nach Quebec und fahren nochmal in die Stadt rein.

Direkt am Fährterminal entdeckt Mike eine Telefonzelle und da Cruise Canada innerkanadisch kostenfrei zu erreichen ist, flitzt Mike in die Telefonzelle, verbarrikadiert sich dort und versucht die nächsten zwei Stunden, jemanden an den Apparat zu kriegen. Maya, Liz und ich bummeln noch einmal durch die verschiedenen Souvenirläden aber so richtig Lust haben wir heute irgendwie nicht. Die Laune ist ganz unten, der Tag irgendwie hinüber und jetzt fängt es auch noch an zu regnen. Zwar nur leicht und war ist es immer noch aber es trägt nicht zu Besserung vor allem meiner Stimmung bei.Um kurz nach sechs kommt Mike zurück. Die Ansage von Cruise Canada lautet: Kommen Sie morgen nach Montreal, dann reparieren wir den Kühlschrank. Also doch nach Montreal. Dabei wollten wir doch erst in ein paar Tagen dorthin. Da wir irgendwas zum Abendessen brauchen, setzten wir uns wieder in eins der kleinen Straßenlokale und bestellen 3x Salat und ein Sandwich. Die sind richtig lecker. Danach geht’s zurück zur Fähre und dann zum Campground, den wir um 21 Uhr wieder erreichen. Ich steck noch schnell zwei Ladungen Wäsche in die Maschinen, wir räumen alles zusammen und dann geht’s ins Bett, damit wir morgen früh zeitig los können.