- Tag Sonntag, 13.10.2019 Flug nach Halifax
- Tag Montag, 14.10.2019 Halifax/Fahrt nach New Germany
- Tag Dienstag, 15.10.2019 Bridgewater/La Have
- Tag Mittwoch, 16.10.2019 Kejimkujik Nationalpark
- Tag Donnerstag, 17.10.2019 Shopping in Halifax
- Tag Freitag, 18.10.2019 Mahone Bay
- Tag Samstag, 19.10.2019 Kejimkujik Seaside Adjunct
- Tag Sonntag, 20.10.2019 Digby Neck/Balancing Rock
- Tag Montag, 21.10.2019 Hirtle Beach
- Tag Dienstag, 22.10.2019 Kejimkujik Nationalpark
- Tag Mittwoch, 23.10.2019 Regentag/ Bridgewater
- Tag Donnerstag, 24.10.2019 Halifax/Heimflug
Wir hatten gedacht, wir würden ein Jahr ohne Kanada auskommen…Nachdem wir im Sommer tatsächlich einmal nicht im Flugzeug nach Kanada saßen, machte sich Ende August die große Sehnsucht breit und der Indian Summer stand ja auch schon eine ganze Weile auf unserer Must-See-Liste. Und dann gab es da ein unschlagbares Angebot bei den Flugpreisen- also zugeschlagen und doch wieder drei Flüge von Frankfurt nach Halifax gebucht. Dazu das Hotel für die erste Nacht, ein Auto und ein Häuschen am See. Die Kombination hörte sich richtig gut an. Bis zur Pleitemeldung von Thomas Cook. Da wir die Flüge mit Condor gebucht hatten, saßen wir ein paar Tage auf heißen Kohlen, doch 14 Tage vor Abflug stand fest: Condor fliegt. Also auf in unseren ersten Kanadaurlaub ohne Wohnmobil und mit dickeren Jacken.
- Tag Sonntag, 13.10.2019 Flug nach Halifax
Am zweiten Tag der Herbstferien können wir nochmal in Ruhe ausschlafen. Ohne, dass der Wecker uns aus dem Bett wirft und nach einem ordentlichen Frühstück sammeln wir die letzten Siebensachen zusammen, der Müll muss noch raus und dann geht es mittags Richtung Frankfurt. Scheinbar sind die Baustellen auf der A45 weniger geworden, auf jeden Fall kommen wir schneller vorwärts als erwartet und sind schon eine halbe Stunde vor dem vereinbarten Eintreffen am Parkhaus in Hoechst. Von hier aus bringt uns ein Airportshuttle-Service in ein paar Minuten zum Terminal 1. Das Gepäck werden wir schnell los aber die Wartezeit bis zum Boarding zieht sich ziemlich in die Länge. Unerwartet unproblematisch kommen wir alle drei durch die Sicherheitskontrollen und heute muss mal keiner von uns zum extra Abtasten oder zum Sprengstofftest. Glück gehabt. Die Zeit bis zum Boarding vertreiben wir uns mit ein paar Runden Uno und pünktlich um 17:25 Uhr sitzen alle abflugfertig im Flieger. Der rollt rückwärts, fährt in Richtung Startbahn und dann…tut sich erstmal nichts mehr. Nach einer knappen halben Stunde teilt uns der freundliche Pilot mit, dass vorne im Cockpit irgendeine Fehlermeldung sagt, dass sich eine der vielen Klappen nicht richtig schließen will. Und so möchte er dann doch nicht losfliegen. Die Mechaniker wären verständigt und so rollen wir wieder zurück zur Startposition. Die Türen gehen auf, die Türen gehen zu, Männer und Frauen kommen an Bord und verlassen uns wieder. Die erste Runde Getränke wird ausgegeben, danach kommen die Müsliriegel. Zum Glück können die Mechaniker den Fehler beheben und so verlassen wir mit zwei Stunden Verspätung deutschen Boden Richtung Kanada. Laut Ansage des Piloten würde es draußen auf dem Atlantik ziemlich unruhig werden, was meine Flugangst, die sich heute andauernd und ziemlich stark in den Vordergrund drängt, nur noch mehr verstärkt. Eigentlich kann ich mit solchen Ansagen ganz gut umgehen, dann weiß ich wenigstens woher das Gewackel kommt, doch heute wäre ich am liebsten wieder ausgestiegen. Der Start ist immer das allerschlimmste und als wir endlich Flughöhe erreicht haben, hätten in meinen Händen Fische leben können. Zum Glück verläuft der ganze Rest des Fluges bis auf wenige Momente ausgesprochen ruhig und so schaffe selbst ich es, die siebeneinhalb Stunden recht entspannt über die Bühne zu bringen. Das einzig nervende war der dauerhustende ältere Mann neben uns. Der hustet doch tatsächlich die gesamten guten sieben Stunden ununterbrochen durch. Und nix mit Hand vor den Mund halten- der beglückt alle Reihen um ihn herum mit seinem fiesen Husten. Um kurz nach 22 Uhr Ortszeit landen wir in Halifax, das Gepäck kommt schnell und um kurz nach 23 Uhr haben wir unser Auto unterm Hintern. Jetzt ab nach Downtown ins Hotel, Zähne putzen und ab ins Bett. Gefühlt ist es ja schon fast wieder Zeit zum Aufstehen, als wir hier gegen 01:00 Uhr einschlafen.
2. Tag Montag, 14.10.2019 Halifax/Fahrt nach New Germany
Die Nacht ist irgendwie unruhig. Ständig werde ich wach, suche nach einer bequemen Position, schlaf wieder kurz ein und bin dann doch um 05:00 Uhr wach. Zwar nach 4 Stunden Schlaf nicht ausgeschlafen aber wach. Maya nebenan scheint es nicht besser zu gehen, denn im Dunkeln sehe ich den Schein ihres Handys. Naja, zu Hause sind ja auch schon alle wach, da findet sich immer jemand zum Schreiben. Anderthalb Stunden schaffe ich es noch liegen zu bleiben, dann ist Zeit für die Dusche und danach geht’s ab zum Frühstück. Ich hoffe, es gibt was Ordentliches, denn heute ist Thanksgiving in Kanada. Das bedeutet, alle, ja wirklich alle Läden sind zu und durch unsere Verspätung bin ich gestern Abend nicht mehr zum Einkaufen gekommen. Mal sehen, wie wir essenstechnisch so durch den Tag kommen. Das Frühstück im Hotel wird auch jedes Jahr spartanischer und so begnügen wir uns heute Morgen mit Toast, Ei, Erdnussbutter, Joghurt, Obst, Tee und Kaffee. Macht auch satt. Danach geht’s nochmal kurz hoch aufs Zimmer und dann runter ans Wasser.
Die Promenade, die sonst im Sommer von Menschen geradezu überquillt, ist heute wie leergefegt.
Die bunten Holzbuden haben fast alle zu- closed for season- und so bummeln wir einfach ein bisschen am Wasser entlang und genießen die frische, kühle Luft. Einige Ecken sind wunderschön herbstlich dekoriert mit Strohballen, Kürbissen und bunten Crysanthemen. Sooo schön.
Vor unserem Anstieg bergauf zum Hotel statten wir Tim Hortons den ersten Besuch ab. Da wir heute tagsüber wahrscheinlich nichts zu essen bekommen, nehmen wir zur Sicherheit lieber ein paar Donuts und Timbits mit. Um 13 Uhr checken wir in Halifax aus und machen uns auf den Weg, die Küste entlang Richtung Süden nach Peggy´s Cove. Der Ort ist berühmt für seinen weiß-roten Leuchtturm, Peggy´s Point, der auf kahlen Felsen direkt oberhalb der Brandung steht. Obwohl der Leuchtturm heute nicht mehr im aktiven Dienst steht, ist er der meist fotografierte Leuchtturm in Atlantik- Kanada. Wir parken das Auto am Visitors Center und laufen bergauf Richtung Wasserkante. Direkt gegenüber vom Parkplatz liegt das alte Fischerhaus samt Galerie des Künstlers William deGarthe mit einer riesigen, 30 Meter breiten Granitskulptur im Garten. Diese Skulptur, „Fishermen´s Monument“, hat deGarthe zu Ehren der Fischer Nova Scotias geschaffen und mit Szenen aus dem Fischereialltag versehen.
In diesem winzigen Örtchen mit den superengen Straßen werden wir mehrfach von riesigen Reisebussen überholt.
Auch die wollen alle ihre Fracht am Leuchtturm loswerden. Und so laufen auf den Klippen viele, viele Menschen unterschiedlichster Herkunftsländer herum und es ist unmöglich, ein Foto ohne Fritz oder Frieda mit drauf zu machen. Ich will gar nicht wissen, wie das hier im Sommer in der Hochsaison aussieht. Der Leuchtturm ist ganz schön, rot-weiß gestrichen und liegt spektakulär am Wasser.
Damit haben wir auch schon genug gesehen und fahren weiter die Küste entlang nach Lunenburg. Diese Stadt ist heute völlig ausgestorben. Kein Restaurant hat geöffnet, alle Souvenirläden sind geschlossen und auf der Straße ist nicht eine Menschenseele unterwegs. Die sind ja alle in Peggy´s Cove. Wir machen eine kleine Runde durch den Ort, sehen uns kurz die bunten Holzhäuschen an und beschließen dann, weiter nach Bridgewater zu fahren. Hier gibt es wieder einen Tim Hortons und die haben neben dem ganzen Süßkram auch Herzhaftes zu essen. Mittlerweile ist es 17 Uhr und der Hunger macht sich breit. Außerdem gibt es bei Tim Hortons immer freies und ziemlich zügiges WLAN. Das freut vor allem die Tochter. Unser Abendessen an Thanksgiving besteht aus Tomatensuppe, Chili con Carne und Käsesandwich. Satt machen wir uns auf die letzten Kilometer zu unserem Ferienhaus. Das liegt landeinwärts etwa eine halbe Stunde von Bridgewater entfernt mitten im Wald. Wie gut, dass wir einen Geländewagen gemietet haben, denn die Zufahrt auf den letzten Kilometern ist eine reine Schotterstrecke. Als wir ankommen, ist es bereits dunkel. Das Hausverwalterehepaar erwartet uns bereits, zeigt uns dieses und jenes im kleinen Cottage und dann sind wir allein. Mitten im Wald. Allein. Ist schon ganz schön Unheimlich hier. Nach der sehr kurzen letzten Nacht sind wir totmüde und um 20 Uhr liegen wir alle drei im Bett. Noch kurz was Rumdaddeln und um halb neun schlafen wir alle tief und fest.
3. Tag Dienstag, 15.10.2019 Bridgewater, La Have
Die Betten sind superbequem und trotzdem sind wir wieder um kurz nach 5 wach. Viel zu früh. Aber wer so früh schlafen geht…selber schuld. Irgendwie kommen wir dieses Mal nicht in den Tritt, sonst geht das hier rüber immer sofort. Draußen ist es noch stockdunkel und so bleiben wir noch bis sieben Uhr im Bett liegen, dann geht’s unter die heiße Dusche und zum Glück gibt es im Schrank noch Kaffee und Tee. Der tut fürs erste Frühstück schon mal ziemlich gut. Jetzt, da es draußen heller wird, erkennen wir erst, in was für einer traumhaften Lage wir uns hier befinden. Die Aussicht aus dem Wohnzimmer und von der Terrasse direkt auf den See ist atemberaubend schön.
Da wir jetzt alle soweit wach sind, kann es ja losgehen nach Bridgewater. Die kleine Stadt ist etwa 30 Minuten von uns entfernt und hat alles, was wir für unsere Vollausstattung brauchen. Zuerst zieht es uns aber schon wieder zu Tim Hortons, denn irgendwas Festes im Magen wäre nicht schlecht. Während wir unsere Breakfast-Sandwiches knabbern beschließen wir, nach dem Frühstück zuerst den La Have River entlang zu fahren und erst später auf dem Rückweg einkaufen zu gehen. Wir setzen uns also ins Auto und fahren die Straße am Fluss für etwa eine Stunde entlang.
Ziel ist der Crescent Beach, ein weißer Sandstrand, auf den man sogar mit seinem Auto fahren darf. Das wollen wir dann aber doch nicht, stellen das Auto lieber auf dem Parkplatz ab und laufen bei kühlem Wind und immer wieder durch die Wolken scheinender Sonne am Meer entlang. Der Atlantik ist heute ziemlich ruhig und die Wellen schwappen mit regelmäßigem Klatschen an den Strand. Diesem Geräusch kann ich ewig zuhören.
Wir laufen eine ganze Weile an der Wasserkante entlang und begegnen nur einer Handvoll Menschen. So leer, so ruhig, so friedlich ist es hier. Direkt um die Ecke- ja auch für kanadische Verhältnisse direkt um die Ecke- gibt es einen kleinen Provincialpark direkt am Meer. Das Navi im Auto sagt was von 900 Meter Entfernung, die hätten wir eigentlich auch direkt zu Fuß gehen können. Wir parken das Auto also nur kurz um und schauen uns am Rissers Beach um.
Auch hier ist es wunderschön. Es gibt sogar einen kleinen Campingplatz mit Stellplätzen direkt am Wasser und einer wundervollen Aussicht aufs Meer. Der Weg führt uns zuerst durch einen kleinen Wald und dann über ein Sumpfgebiet hinweg zum Strand. Der ist hier wesentlich breiter als am Crescent Beach und sogar noch schöner.
Als wir zum Auto zurückkehren ist es bereits später Mittag und wir sind ganz schön durchgefroren. Auf dem Hinweg haben wir in La Have direkt an der Straße ein kleines Cafe gesehen, da soll es jetzt hingehen. Im Inneren ist es sehr urig und super gemütlich. Es gibt hausgebackene Kuchen und kleine Törtchen, selbstgemachte Suppen, belegte Brote und Salate. Wir nehmen sowohl herzhaft als auch süß und teilen alles untereinander auf. Schmeckt alles sehr lecker. Nebenbei schreiben wir den Einkaufszettel für den ersten Einkauf. Der ist ja erfahrungsgemäß immer etwas größer. Zurück in Bridgewater wollen wir vor dem Lebensmitteleinkauf noch in die kleine Mall. Hier gibt es einen Winners, der sich immer zum Stöbern lohnt, einen kleinen aber feinen Buchladen und noch andere Geschäfte.
Zum Glück werden wir nicht direkt fündig und so geht’s weiter zum Atlantic Superstore. Der ist heute Nachmittag schon ganz schön geplündert und ich krieg gar nicht alles. Also weiter zum Walmart, um die noch fehlenden Dinge einzukaufen.
Mit vielen, vielen Taschen kommen wir zurück zum Auto und später landen Getränke, Obst, Gemüse, Milch, Joghurt, Brot, Erdnussbutter, Eier, Speck und andere Dinge im Kühlschrank. Draußen wird es schon wieder dunkel und wir werden müde. Zum Abendessen gibt es eine Asiapfanne mit Reis und dann ist bereits um 21 Uhr der Tag wieder zu Ende.
4. Tag Mittwoch, 16.10.2019 Kejimkujik Nationalpark
Die Nacht war sternenklar und dementsprechend eisig. Als wir mit Sonnenaufgang wach werden, ist draußen alles knackig kalt gefroren. Aber je kälter die Nächte umso schöner die Farben des Indian Summer und so begrüßt uns dieser Morgen mit den wunderschönsten Herbstfarben bei Sonnenschein und blauem Himmel. Da wir ja keine Nachbarn haben, ziehen wir uns die Jacken über den Schlafanzug und gehen erstmal die paar Schritte zum Seeufer runter. Geheimnisvoll wabert der Nebel über die Wasseroberfläche während die Sonne langsam immer höher steigt und den Tag endgültig erhellt. So eine Stimmung haben wir noch nirgendwo vorher erlebt- wunderschön und fast schon magisch.
Als die Sonne den Nebel endgültig weggebraten hat, gehen wir nacheinander unter die heiße Dusche um uns wieder aufzuwärmen und danach gibt’s Frühstück: Bananen-Zimt-Pancakes, Obst und Tee. Warm und satt machen wir uns daran, die Tagesrucksäcke zu packen, denn wir wollen das tolle Wetter im Kejimkujik-Nationalpark genießen. Der liegt ca. 40 Minuten von uns entfernt und wir kennen ihn bisher nur aus den Sommerurlauben. Wie in allen kanadischen Nationalparks kommen wir zuerst an ein kleines Häuschen, an dem uns eine Dame auf nette Art und Weise das Eintrittsgeld abknöpft, ein bisschen Smalltalk betreibt und uns eine Karte des Parks mit auf den Weg gibt, in der alle Wanderwege verzeichnet sind. Direkt hinter dem Häuschen rechts befindet sich das Visitor Center, das wir zuerst ansteuern, denn hier gibt es Toiletten und der Tee vom Morgen macht sich bemerkbar. Für den ersten kleinen Spaziergang lassen wir den Wagen direkt auf dem Parkplatz dort stehen und gehen am Visitor Center vorbei am Fluss entlang in den Wald.
Der Wanderweg heißt Mills Falls und kommt an ein paar Stromschnellen und einem kleinen Wasserfall vorbei. Im Sommer nutzen wir diesen Fluss immer zum Schwimmen, doch heute ist es dafür eindeutig zu kalt. Das Wasser spiegelt die leuchtenden Farben der Bäume drum herum und macht sie doppelt so schön.
Außer uns sind nur ein paar wenige Menschen hier und wir genießen es sehr, die Natur fast für uns allein zu haben. Im Wald ist es doch empfindlich kalt und wir hätten uns besser die dickeren Jacken angezogen. Maya und ich frieren langsam, also ab zurück zum Auto. Das hat in der Sonne gestanden und ist wunderbar warm. Außerdem hat dieses Auto überall Sitzheizung und so sind wir schnell wieder aufgetaut. Als nächstes wollen wir den Hemlock and Hartwoods– Wanderweg abwandern, doch noch vor dem Parkplatz ist mit einer Schranke die Zufahrt versperrt. Hurricane Dorian hat auch hier ein paar Wochen zuvor enorme Schäden hinterlassen und manche Bereiche des Parks unpassierbar gemacht. An vielen Ecken wird noch immer geholzt und Wege werden wieder passierbar gemacht, doch zu unserem Wanderweg kommen wir heute nicht mehr. Dann weichen wir doch einfach nach Jake´s Landing aus. Ein paar Kilometer weiter die Straße entlang kommen wir zu der Stelle, an der in den Sommermonaten Kanus und Kajaks verliehen werden, mit denen man den riesigen Kejimkujik lake befahren kann. Heute stehen auf dem Parkplatz nur eine Handvoll Autos, der Verleihkiosk ist bereits geschlossen, aber die kleinen Holzstege sind noch da.
Wir setzen uns in die Sonne und schauen aufs Wasser. Optisch fehlt uns irgendwas, denn auch die Brücke, die den Campingplatz mit dem Kanuverleih verbindet ist Dorian zum Opfer gefallen und wurde abgebaut. Nur einen kleinen Spaziergang durch den Wald entfernt gibt es einen Aussichtsturm. Zu dem gehen wir jetzt hin und schauen uns die herbstlichen Farben von oben an. Auch wieder wunder-, wunderschön.
Mittlerweile ist es später Mittag und wir überlegen, wo wir unser mitgebrachtes Picknick essen könnten. Der beste Platz dafür scheint uns Merrymakedge Beach zu sein, ein kleiner Sandstrand am See mit Tischen und Bänken. Außer uns sind noch ein paar Leute hier, die in der Sonne ihr Essen genießen. Wir packen unsere Möhren, Bananen und Cookies aus und suchen uns einen Platz direkt am See.
In der Sonne ist es so warm, dass wir die Jacken ausziehen und eine ganze Weile nur im Pullover draußen sitzen. Hier gibt es auch freies WLAN, was besonders Maya sehr freut. Wir sitzen fast eine ganze Stunde hier rum, dann wird des Zeit zum Weiterziehen. Unser nächster Halt ist der Wanderweg Flowing Waters, ein 1,1 Kilometer langer Rundweg. Auch hier sind die Farben der Bäume wieder traumhaft schön.
Erst am Nachmittag können wir uns hier losreißen und machen und auf den Weg nach Hause. Im winzigen Ort Caledonia gibt es einen kleinen Lebensmittelladen und wir halten noch an, um Sachen zum Grillen zu holen. Da es heute noch nicht dunkel sein wird, wenn wir wieder am Haus ankommen, wollen wir noch den Grill auf der Terrasse anschmeißen. So landen Hackfleisch, Burgerbrötchen und Ketchup im Wagen und später in Form leckerer Burger auf unseren Tellern.
5. Tag Donnerstag, 17.10.2019 Shopping in Halifax
Seit Tagen waren sich die Wettervorhersagen einig und sie sollten Recht behalten: Pünktlich um 10 Uhr fängt es an zu schütten. Nicht ein bisschen Regen sondern wahre Wassermassen gießen sich über uns aus. Der Regen prasselt gegen die Fenster und rauscht vom Dach, die Bäume biegen sich im Wind und der sonst so ruhige See bekommt weiße Schaumkronen auf den Wellen. Bis zum späten Nachmittag soll das so weitergehen und an rausgehen ist so nicht zu denken. Unser Plan für heute ist ein Shopping-Ausflug nach Halifax. Die Stadt liegt anderthalb Fahrstunden von uns entfernt und mit dem tollten Auto, was wir hier haben kann man schon ein bisschen rumfahren. Auf dem Highway angekommen wird der Regen sogar nochmal stärker. Die Scheibenwischer wirbeln über die Frontscheibe und trotzdem kann man seinen Fordermann fast nicht erkennen. Die ausgefahrenen Spurrillen tun ihr Übriges und sorgen für ein angenehmes Aquaplaning. So schleichen wir also vor uns hin und kommen dann doch gegen 13 Uhr am Halifax Shopping Center an. Zum Glück stehen wir im Parkhaus trocken und kommen fast ganz ohne weitere Tropfen in den Geschäften an. Zuerst muss ich mich wieder um neue Duftkerzen kümmern. Ich bin ja sonst kein Freund von künstlich und aufdringlich riechenden Kerzen aber von den Kerzen von „Bath&Bodyworks“ kann ich nicht genug bekommen. Maya und ich schnüffeln uns durchs Sortiment und gehen mit drei großen, einer mittleren und drei kleinen Kerzen wieder raus. Da kann der Winter zu Hause ja kommen. Als nächstes sind diverse Klamottenläden dran, doch so richtig ist nichts dabei. Zum Glück gibt’s hier auch eine Apotheke, denn Mike und ich husten wie die Weltmeister. Also noch eben Nasenspray und Hustensaft geholt und ab in die nächsten Läden. Mike deckt sich noch im Alkohol-Store ein und Maya und ich stöbern durch „Winners“. Aber auch hier werden wir nicht wirklich fündig. Ohne weitere Ausbeute geht’s zurück zum Auto. Ein paar Fahrminuten vom Halifax Shopping Centre entfernt gibt es noch eine riesige, ja wirklich riiiesige Ansammlung verschiedenster Läden- den Bayers Lake Business Park. Hier reihen sich direkt neben der Abfahrt vom Highway so ziemlich alle mehr oder weniger bekannten Läden, Marken und Restaurants aneinander. Das Areal ist riesig und ohne Auto kommt man gar nicht die langen Straßen entlang. Mal eben von einem Laden zum anderen gehen ist aufgrund der Entfernungen kaum möglich. Zum Glück liegen zwei meiner Lieblingsläden direkt nebeneinander, so dass wir den Wagen zuerst nur einmal abstellen müssen. Zuerst stürmen wir „Michaels“. Dieser Laden hat alles, was das DIY-Herz begehrt: Bastelkram, Deko, Backartikel, Planer, Stifte… und die ersten Weihnachtssachen.
Da leuchten die Augen. Meine zumindest- Mike kann sich gerade noch zurückhalten. Zum Glück haben wir nicht mehr so viel Platz im Koffer, sonst könnte ich hier tatsächlich so viel Kram mitnehmen, dass ich kaum ungesehen an den Zollbeamten vorbei käme. Unter den gegebenen Umständen darf zumindest ein Weihnachtsbaumanhänger mit uns zusammen den Laden verlassen. Direkt nebenan liegt „Old Navy“. Auch hier könnte ich bergeweise Kleidung aus dem Laden tragen, doch ich beschränke mich heute nur auf ein neues T-Shirt und einen Pullover. Zum Glück waren die weihnachtlichen Schlafanzüge noch nicht in den Regalen- da wäre ich bestimmt schwach geworden. Nach so viel shopping wird’s Zeit für was in den Magen. Wir alle drei lieben „Jack Astor´s“, eine kanadische Restaurantkette, in der man hervorragend Burger, Nudeln oder Bowls essen kann. Wir werden sehr freundlich begrüßt, kriegen einen Tisch zugewiesen und die nette Bedienung hält ein wenig Smalltalk. Was uns dieses Mal wundert, ist die doch sehr körperbetonte, knappe Kleidung der jungen Kellnerinnen. Bei den sonst so prüden Kanadiern und in einem Familienrestaurant hätten wir damit nicht gerechnet. Wir bestellen einen Burger mit Süsskartoffelpommes und zwei Bowls. Alles ist wieder sehr, sehr lecker.
Wie in Nordamerika üblich, darf man den Bedienungen nicht zu schnell zeigen, dass man aufgegessen hat, denn sobald der Teller leer ist, wird er mit einem freundlichen Lächeln regelrecht vom Tisch gerissen und stattdessen gegen die Rechnung getauscht. Wozu auch noch was sitzen bleiben, wenn der Teller doch leer ist? Zwischenzeitlich hat der Regen aufgehört und die Sonne ist wieder rausgekommen und nachdem wir satt und zufrieden das Restaurant verlassen müssen wir doch wieder an Essen denken: Uns fehlen Lebensmittel und so laufen wir noch eine Runde durch Walmart. Hier stehen bereits sooo schöne Weihnachtstassen in den Regalen. Leider landen auch hier nur die wirklich benötigten Sachen im Kofferraum. Mittlerweile ist es später Nachmittag und wir haben ja auch noch anderthalb Stunden Fahrt vor uns, also machen wir uns auf den Heimweg. Der verläuft ruhig, die Landschaft zieht an uns vorbei und gegen 18 Uhr kommen wir wieder in unserem Häuschen an. Die Sonne ist bereits untergegangen und die Dunkelheit versetzt uns in Schlafmodus. Da wir noch immer ziemlich satt sind, fällt das Abendessen heute aus. Wir spielen noch eine Weile Karten, danach geht’s ins Bett. So schnell vergehen hier die Tage.
6. Tag Freitag, 18.10.2019 Mahone Bay
Der heutige Tag beginnt mit Regen. Hinter dicken, grauen Wolken versteckt sich die Sonne so gut sie kann. Wir sind mal wieder seit 6 Uhr wach und da wir es überhaupt nicht eilig haben, faulenzen wir im Bett einfach vor uns hin: Lesen, Hörbuch hören, mit den Freunden schreiben, wieder eindösen. So kann man die Zeit in den Ferien auch verbringen. Gegen 10 Uhr, wir haben gerade gefrühstückt, scheint auch die Sonne ein bisschen die Augen aufzumachen und kommt langsam und zaghaft hinter den Wolken hervor. Und es hört auf zu regnen.
Was machen wir also heute? Mike hat in einem Reiseführer einen kleinen Provincialpark gefunden, der wohl schöne Wanderwege haben soll. Die Fahrzeit ist mit einer guten Stunde angegeben- also nichts wie los. Die Wanderschuhe und Regenjacken verschwinden im Kofferraum und wir auf den Sitzen. Über die holprigen Straßen Nova Scotias geht es durch die Wildnis immer weiter ins Niemandsland. Links und rechts tauchen immer mal wieder vereinzelte Häuser auf, die weit und breit keinen Nachbarn haben. Im Winter muss es hier ganz schön einsam sein. Jetzt im Oktober ist das Laub der Bäume wunderschön gefärbt. Die letzten roten Ahornblätter stechen zwischen den vielen gelb-orangen Blättern drum herum wie Farbklekse ins Auge und wir können uns wiedermal nicht satt sehen. Hier explodieren die Farben der Natur regelrecht.
Nach einer guten Stunde Fahrzeit kommen wir an unserem Ziel an und- stehen vor einer geschlossenen Schranke. „Closed for season.“ Na super, da hatten wir nicht mit gerechnet. Was also jetzt? Nach kurzem Überlegen sagt der Blick aufs Navi, dass Mahone Bay gar nicht soo weit weg ist und uns gefiel der kleine Ort beim letzten Durchfahren ganz gut. Ok, dann dahin. Es ist bereits mitten am Nachmittag als wir in Mahone Bay ankommen. Das Örtchen liegt wunderschön direkt am Wasser und ist berühmt für seine drei nebeneinanderliegenden Kirchen.
Bunte Holzhäuser bestimmen das Stadtbild und überall kann man Selbstgemachtes kaufen: Kleidung, Bilder, Schmuck… ein echtes Künstler-Städtchen. Wir bummeln eine Weile durch die Straßen und drehen noch schnell eine Runde durch den kleinen Supermarkt um unser Abendessen zu sichern.
Da der Hunger sich auch jetzt schon meldet und Mahone Bay über einen Tim Hortons verfügt zieht es uns zu heißem Kaffee, Kakao und kleinem Süsskram. Hmmm, lecker. Und warm. Ich huste ja schon seit ein paar Tagen ordentlich aber heute scheint die Erkältung auch bei Mike zuzuschlagen. Der wird immer ruhiger, schlappt nur hinter Maya und mir her und drückt mir für die Rückfahrt wortlos den Autoschlüssel in die Hand. Ich darf fahren? Ohne betteln? Juhuuu! Es dämmert bereits als wir uns auf den Heimweg machen und am Cottage angekommen ist es stockduster. Den Abend verbringt Mike auf dem Sofa, Maya liest und ich mach schnell Abendessen. Danach geht’s ab ins Bett.
7. Tag Samstag, 19.10.2019 Kejimkujik Seaside Adjunct
Die Nacht war ziemlich unruhig. Mike und ich haben abwechselnd so viel gehustet, dass sogar Maya bei den dünnen Pappwänden wach geworden ist. Morgens geht es aber wieder besser, wir sind nicht mehr ganz so k.o., die Sonne scheint und nach einer heißen Dusche kann der Tag beginnen. Zum Frühstück gibt es Pancakes mit Bananen, Zimt und Honig. Da die Wettervorhersage den ganzen Tag gutes Wetter verspricht, wollen wir heute zum am Atlantik gelegenen Teilstück des Kejimkujik-Parks, dem Kejimkujik-Seaside Adjunct. Neben Wanderschuhen und dicken Jacken landen noch die restlichen Pancakes vom Frühstück, kleine Möhren samt Hummus und unsere Wasserflaschen im Kofferraum. Jetzt kann es losgehen. Nach anderthalb Stunden Fahrt stellen wir unser Auto auf dem Parkplatz am Nationalpark ab.
Allzu viel scheint hier heute nicht los zu sein, außer uns stehen nur drei weitere Wagen hier. Wir tauschen die Schuhe gegen die Wanderschuhe, ziehen die dicken Jacken an und der Rucksack kommt auf den Rücken. Vom Parkplatz aus führen zwei Wege durch die Heidelandschaft Richtung Meer, wobei uns die Entscheidung, welchen Weg wir nehmen wollen heute abgenommen wird. Aufgrund der Schäden durch Hurricane Dorian ist nur einer der Wege geöffnet und begehbar. Schon am Eingang wurde vor Kojoten gewarnt und bei den ganzen auf dem Weg liegenden Tretminen sind hier wohl ziemlich viele Kojoten unterwegs. Vor denen habe ich echt Respekt- hoffentlich begegnen wir keinem. Die Häufchen reichen mir völlig. Die Landschaft hier ist wunderschön und die Heide herbstlich rot gefärbt, doch auch auf diesem Weg hat Dorian seine Spuren hinterlassen: Mehrere umgekippte oder abgebrochene Bäume liegen am Rand und der Weg ist streckenweise stark ausgewaschen und uneben.
Nach etwa 15 Minuten geht es bergab Richtung Strand. Ein langer, weißer Sandstrand erwartet uns mit angrenzenden Salzwiesen und vereinzelten Felsen. Was ist das schön hier. Sand unter den Füßen ist immer gut und so laufen wir den Strand ein paar Kilometer entlang und genießen die frische, kalte Seeluft.
Zwischendrin entdecken wir wieder die an besonders schönen Stellen in Kanada aufgestellten red chairs, diese Mal mit einem fantastischen Blick aufs Meer.
Wir machen eine Pause und freuen uns über das mitgenommene Essen. Wäre es nicht doch etwas kühl, könnte ich hier ewig sitzen bleiben. So aber eben nicht, also geht’s weiter am Strand entlang. Nach einer guten Stunde drehen wir um, der Rückweg will ja auch noch geschafft werden. Und was auf dem Hinweg bergab ging, geht jetzt bergauf. Da wird sogar die Jacke zu viel. Den Kanadiern, die uns entgegen kommen, scheint auch zu warm zu sein- die sind mit kurzer Hose und Hemd unterwegs. Sind halt nicht alles so Weicheier wie wir mit unseren Übergangsjacken. Gegen 16 Uhr sind wir zurück am Auto und machen uns auf den Heimweg. Die untergehende Sonne verwöhnt uns mit fantastischem Licht.
In Bridgewater drehen wir noch schnell eine Runde durch Walmart. Mike und ich kaufen ein und Maya nutzt das in allen Walmarts vorhandene freie WLAN. Zu Hause angekommen müssen schnell noch ein paar Fotos vom Seeufergemacht werden, um das tolle Abendlicht einzufangen.
Zum Abendessen gibt es Chilli con Carne und Cesars Salad und wir fallen regelrecht darüber her. Der Weg heute war doch ganz schön lang und der Hunger ist dementsprechend groß. Schnell noch abspülen und dann ist wieder Zeit fürs Karten spielen, bis wir alle drei in die Betten fallen.
8. Tag Sonntag, 20.10.2019 Digby Neck/Balancing Rock
Heute Nacht muss es eiskalt gewesen sein. Als wir wieder viel zu früh wach werden, ist draußen alles fest gefroren und die Terrasse ist mit einer Eisschicht überzogen. Unter dem sternenklaren Himmel erscheint ganz langsam die Morgenröte und etwas später geht die Sonne wunderschön über dem See auf. Geheimnisvoll wabert der Nebel über das Wasser und zaubert eine fantastische Stimmung. Mike zieht sich schnell Jacke und Schuhe an und versucht, möglichst viel dieser Stimmung auf die Speicherkarte zu bekommen.
Ich gehe nur kurz auf die Terrasse, es ist doch seeehr frisch da draußen. Den Rest des wunderschönen Sonnenaufgangs gucke ich mir lieber vom Warmen aus an. Als die Sonne den Nebel weggebraten hat wird es langsam Zeit für die Dusche, heißen Tee und leckeres Frühstück. Da das Wetter den ganzen Tag so gut und sonnig bleiben soll, beschließen wir, heute nach Digby Neck zu fahren und uns den Balancing Rock anzusehen. Wir waren zwar schon zweimal mit dem Wohnmobil in der Richtung unterwegs, haben uns aber nie getraut, mit dem langen Überhang des Wohnmobils auf die steil abfallende Fähre zu fahren. Jetzt, mit unserem tollen Auto, ist das ja kein Problem. Ich packe mal wieder Getränke und Proviant für unterwegs ein, denn der Weg ist weit und vor heute Abend werden wir nicht wieder zurück sein. Wir fahren zuerst eine Stunde bis nach Digby und biegen dann Richtung der Landzunge Digby Neck ab. Diese Landzunge besteht aus drei einzelnen Teilstücken, die mit zwei Fähren untereinander verbunden sind. Eine direkte Durchfahrtsmöglichkeit gibt es nicht. Der Balancing Rock befindet sich auf dem zweiten Teilstück, so dass wir in Tiverton auf die Fähre fahren. Schwupps, kaum drauf sind wir auch schon wieder runter. Die Überfahrt dauert etwa 5 Minuten. Weiter geht die Fahrt entlang der Küstenlinie. Hier und da tauchen vereinzelte Häuser auf und es ist schon interessant, dass hier bereits drei einsame Häuser ein Ortschild und einen eigenen Ortsnamen wert sind. Immer wieder gibt die Straße den Blick auf die Buchten und Strände der Bay of Fundy frei und da gerade Ebbe ist, hat sich das Wasser weit zurück gezogen. Die Boote haben kein Wasser mehr unter dem Kiel und liegen auf dem rötlichen Schlick des Meeresbodens. Bis zu 16 Meter beträgt der Tidenhub in der Bay of Fundy und so sieht die Landschaft mit Ebbe und Flut völlig unterschiedlich aus. Nach einer weiteren Stunde Fahrt kommen wir am Parkplatz des Balancing Rocks an. Mit uns stehen noch mehrere andere Autos auf dem Parkplatz, einige Leute kommen gerade vom Wandern zurück, andere brechen gerade erst auf. Wir tauschen wieder die Schuhe und als ich die dicken Jacken aus dem Kofferraum hole, ruft mir eine Dame aus einem davonfahrenden Auto zu, dass wir die wohl nicht brauchen würden. Auf dem Wanderweg wäre es ganz schön warm. Naja, hier auf dem Parkplatz weht ein ganz schön kühler Wind und wir sind Festlandeuropäer und die üblichen kanadischen Winter nicht gewohnt. Also kommen die Jacken mit. Der Wanderweg zum Balancing Rock ist ziemlich schmal, so dass wir drei hintereinander herlaufen müssen. Zuerst geht es über einen Holzsteg, danach folgt ein Anstieg über Steine und Wurzeln. Kinderwagengeeignet ist definitiv anders. Ich muss schon genau gucken, um nicht über eine der Wurzeln oder einen dicken Stein zu stolpern.
Danach geht es oberhalb des Meeres einfach durch den Wald geradeaus. Die Dame hatte übrigens recht: Hier, wo keinerlei Wind weht, wird es beim Laufen ganz schön warm und die Jacken landen ziemlich schnell überm Arm. Hätten wir die wohl doch besser im Auto gelassen. Aber warum auf die Einheimischen hören, wenn wir Touristen doch alles besser wissen. Jetzt schwitzen wir halt. Selber schuld. Irgendwann öffnet sich der Wald zum Meer hin und eine steile Treppe taucht auf. Seehr, seehr viele Stufen führen von hier oben abwärts bis auf Meereshöhe. Und da steht er dann: Der Balancing Rock- Eine irgendwann mal vom restlichen Felsen abgebrochene Felsnadel, die jetzt auf einer kleinen Fläche senkrecht über dem Meer steht und so aussieht, als müsste sie jeden Moment zur Seite fallen. Wir haben wohl riesiges Glück, diesen Felsen bei blauem Himmel und Sonnenschein zu sehen, denn oft herrscht hier Seenebel, der die Sicht stark einschränkt.
Um den Balancing Rock herum sind Schautafeln mit Erklärungen angebracht, die wir uns erstmal durchlesen. Nachdem wir alle Informationen aufgesaugt und den Felsen ausgiebig bestaunt haben, setzen wir uns noch eine Zeitlang auf eine der Bänke und schauen aufs Wasser raus. Ganz ruhig und spiegelglatt liegt die Bay of Fundy in ihrer ganzen Größe vor uns, hier und da schreien ein paar Möwen und es ist einfach nur wunderschön. Ich könnt ewig hier sitzen bleiben, doch leider schreien irgendwann nicht nur die Möwen sondern auch weitere Besucher und schon verliert die Idylle ihren Reiz der Einsamkeit. Wir machen uns auf den Rückweg und die vielen Stufen, die gerade noch bergab gingen, wollen jetzt alle wieder hochgestiegen werden. Wieder werden die Jacken, die gerade am Wasser noch richtig angenehm waren, zu warm und müssen weg. Während Maya die Stufen in null komma nix hochgerannt ist, keuche ich regelrecht hinterher. Da macht sich doch das Alter bemerkbar. Oder sind es die paar Kilos zu viel? Egal, irgendwann komm auch ich oben an und der Rest des Weges ist zügig abgewandert. Zurück am Auto freue ich mich über die Wasserflasche und eine Sitzmöglichkeit. Es ist bereits Nachmittag, als wir uns wieder auf den Rückweg machen. Um 17 Uhr nehmen wir die Fähre zurück aufs Festland und in Digby schauen wir noch schnell bei Walmart vorbei. Mittlerweile ist es dunkel und der Rest des Rückweges wenig spektakulär. Wir hören uns durch verschiedene Playlists und kommen gegen 20 Uhr am Cottage an. Mike räumt das Auto aus, ich mach Abendessen und danach gibt es noch die übliche Kartenrunde. Mehr ist heute nicht mehr drin. Gute Nacht.
9. Tag Montag, 21.10.2019 Hirtle Beach
Nach einer mehr oder weniger hustenfreien und somit wieder etwas erholsameren Nacht beginnt auch die neue Woche mit strahlendem Sonnenschein. Der See zeigt sich in seiner ganzen Pracht und wie jeden Morgen können wir gar nicht anders, als diese Landschaft erstmal zu bewundern. Was ist das hier für ein wunderschönes Fleckchen Erde.
Nach der Dusche gibt es Frühstück und schönen heißen Tee. Danach wird gespült und die Küche aufgeräumt- Morgenroutine eben. Im Internet hatten wir von einem schönen Strand gelesen, der auch „nur“ anderthalb Fahrstunden von uns weg ist: Hirtle Beach. Der soll unser Ziel für heute werden und gegen 11 Uhr machen wir uns auf den Weg. Zuerst wieder Richtung Bridgewater, dann immer schön am La Have River entlang. Die Straße führt recht kurvenreich immer direkt am Flussufer entlang und am Straßenrand stehen bildschöne Häuser mit tollen Gärten und einem traumhaften Blick direkt aufs Wasser. Also sollten wir mal im Lotto gewinnen: So ein Haus könnte ich mir auch gefallen lassen. Allein dieser Anblick ist die weite Fahrt schon wert. Nach ein paarmal abbiegen und weiteren wunderschönen kleinen Ortschaften kommen wir zum Parkplatz am Hirtle Beach. Der Tee von heute Morgen macht sich bemerkbar aber die Kanadier denken ja zum Glück mit. Sehr zu meiner Freude gibt es am Parkplatz Toiletten. Weniger Freude macht allerdings der 2. Blick: Es sind Plumpsklos… Lange Rede, kurzer Sinn: Die Blase gewinnt immer! Zum Glück haben wir immer Feuchttücher im Auto liegen. Jetzt kanns aber losgehen. Wie üblich tauschen wir erstmal unsere Schuhe gegen Wanderschuhe und die dickeren Jacken werden übergezogen. Direkt vom Parkplatz aus geht es über einen kleinen Holzsteg an den Strand.
Der Hirtle Beach ist kein Sandstrand sondern besteht aus mehr oder weniger großen, runden Kieselsteinen. Man hört jedes Mal ein Klackern und Gluggern, wenn die Wellen über die Steine hinwegrauschen und diese wieder hin und her schmeißen. Ich empfinde das Laufen auf diesem Untergrund heute als extrem anstrengend, knicke ständig weg und finde keinen richtigen Halt. Mike und Maya laufen schon bald weit vor mir her und ich krieche missmutig hinterher. Am Eingang zum Strand war ein Rundweg ausgeschildert, doch allein der Hinweg dorthin sind 1,5 Kilometer auf diesem wackeligen Untergrund.
Ich laufe noch eine Weile mit den beiden mit und dann gebe ich zum ersten Mal auf. Heute setzt mir die Erkältung so zu, dass mir das Ganze viel zu anstrengend ist. Da ich den beiden anderen nicht ihre Tour verderben will, mach ich mich auf den Rückweg zum Parkplatz und Mike und Maya gehen weiter. Noch ein paarmal umgeknickt und ich bin zurück beim Auto. Ich setze mich auf den Vordersitz, schau direkt aufs Wasser und genieße die Wärme. War doch ganz schön kühl draußen. Ich beobachte das Kommen und Gehen der Leute auf dem Parkplatz und genieße ansonsten die Ruhe. Und während ich so genieße schlafe ich fast ein. Mir fallen regelrecht die Augen zu und da ich vermeiden will, dass ein netter Kanadier die Scheibe einschlägt weil er denkt, ich wäre ohnmächtig, geh ich doch besser nochmal an die frische Luft. Ich laufe noch einmal bis vorne an die Wasserkante und höre ein bisschen den Wellen und den Steinen zu, dann drehe ich um und setze mich auf eine der Bänke am kleinen Dünenrand. Einfach nur rumsitzen ohne sich zu bewegen wird allerdings schnell kalt und da kommt wieder das Auto ins Spiel… Nach gut anderthalb Stunden kommen Mike und Maya zurück- denen ist natürlich überhaupt nicht kalt, denn sie sind mit ordentlich Tempo gegangen, um mich nicht so lange warten zu lassen. Der Rundweg, so lass ich mir sagen, führt zuerst durch Wald und Moor und von oben aus hat man eine wunderschöne Aussicht auf die umliegende Landschaft und die Bucht. Außerdem haben sie eine kleine Schlange gesehen. Auch hier ist der Weg teils noch durch umgeknickte Bäume von Dorian versperrt und man muss immer mal klettern, um weiter zu kommen. Hat sich aber wohl gelohnt.
Der Rückweg geht wieder an den schönen, kleinen Ortschaften mit den traumhaften Häusern vorbei, die jetzt bei der niedrig stehenden Sonne noch mehr in ihren Farben leuchten. Die Sonne senkt sich tiefer und tiefer und es ist mal wieder fast dunkel, als wir zu Hause ankommen.
Jetzt noch zu Abend essen und dann ist wieder Zeit für Uno. Das können wir über Stunden spielen. Heute aber nicht so lange, dann sind wir müde genug fürs Bett.
10. Tag Dienstag, 22.10.2019 Kejimkujik Nationalpark
Über Nacht sind die ersten Wolken aufgezogen und die Sonne versteckt sich hinter einer Menge Grau. Es soll aber den ganzen Tag noch trocken bleiben, daher überlegen wir, nach dem Frühstück noch einmal in den Kejimkujik Nationalpark zu fahren. Ich packe wieder Proviant ein und auf geht’s Richtung Wildnis. Ohne Sonne wirken die Farben der Bäume heute deutlich weniger spektakulär. Außerdem merken wir, dass wir definitiv am Ende des Indian Summer angekommen sind: Immer mehr Bäume verlieren ihr Laub und aus dem fantastischen Rot und dem leuchtenden Gelb wird immer mehr ein einheitliches Braun. Ist auch nicht hässlich aber eben nicht mehr so atemberaubend schön. Wir hören wieder unsere Playlists hoch und runter, dann sind wir auch schon angekommen. Zuerst halten wir wieder kurz hinter dem Visitor Center an und machen uns an den ersten Wanderweg für heute, den Hemlock and Hardwoods Trail. Der Wanderweg ist immer noch abgesperrt und so lassen wir das Auto vor der Schranke stehen und machen uns auf den Weg. Zuerst geht es am Fluss entlang und später über einen hölzernen Steg durch niedrige Heidelandschaft. Mittendrin steht ein Aussichtsturm mit einem kleinen Geheimnis.
Nach diesem ersten Wanderweg fahren wir den Highway des Parks ziemlich weit durch bis zum Grafton Woods Trail. Hier stellen wir das Auto auf dem Parkplatz ab und gehen in den Wald. Birken, wohin das Auge reicht mit einem schönen gelb-orangen Blätterteppich auf dem Boden.
Der Wanderweg ist recht unspektakulär und mit 1,6 Kilometern auch nicht sehr lang. Nach einer halben Stunde stehen wir schon wieder am Auto. Irgendwie haben wir heute kaum Lust zu laufen, vielleicht war es gestern aber auch doch zu anstrengend.
Wir fahren zurück zum Merrymakedge Beach, nehmen unsere Leckereien mit und setzen uns wieder auf eine der Bänke.
Außer uns ist nur noch ein älteres Ehepaar hier, doch die packen auch schnell zusammen, so dass wir hier völlig alleine sitzen. Wir genießen eine Weile den Blick aufs Wasser, das heute schon deutlich unruhiger und welliger ist als noch vor ein paar Tagen. Das schlechte Wetter kündigt sich auch hier an. Am frühen Nachmittag packen wir zusammen und machen uns auf den Heimweg, wo wir schon gegen vier Uhr ankommen. So früh waren wir noch nie zurück. Es ist noch hell und hier ist das Wetter tatsächlich auch etwas besser. Mike und Maya haben schnell eine Lösung zum Zeit totschlagen gefunden: Sie wollen mit dem Kanu auf den See rausfahren. Gesagt, getan. Schwimmwesten an, Paddel dazu und das Kanu zu Wasser gelassen: Los geht’s. Mir ist es doch schon etwas zu windig und zu wellig da draußen, ich bleibe lieber am Haus und guck mir die Sache vom Ufer aus an. Die beiden paddeln zunächst in Richtung der kleinen Insel, die man von der Terrasse aus sehen kann, umrunden diese und kommen dann doch zurück. Der Wind und die Strömung sind ziemlich stark und so bleiben sie lieber in Ufernähe. Neben unserem Cottage gibt es in dieser Erschließung noch weitere Häuser, die von der Landseite her kaum auffallen, die man sich aber vom Wasser aus gut angucken kann. Sind wohl richtig schöne Dinger dabei. Die Paddelrunde dauert heute nicht sehr lange, dann verstauen wir das Kanu schon wieder sicher am Ufer.
Auf der Terrasse steht eine Feuerschale mit Holz und es wäre doch eine Schande, das schöne Holz einfach hier liegen zu lassen. So zündet Mike mit einsetzender Dämmerung ein Feuerchen an, eine Flasche Bier findet auch noch den Weg ans Feuer- was will man mehr.
Erst als es richtig dunkel und auch richtig kalt ist, zieht es uns rein ins Haus. Und dann auch bald ins Bett. Gute Nacht.
11. Tag Mittwoch, 23.10.2019 Regentag/ Bridgewater
Schon die ganze Nacht über hat es geschüttet und gestürmt und es soll heute auch nicht besser werden.
Der Regen peitscht ums Haus und der Wind rüttelt an den Fenstern. Kein Grund also, früh aus dem Bett zu steigen. Wir haben heute absolut nichts vor und so faulenzen wir uns durch den Vormittag. Wir bleiben lange liegen und frühstücken spät. Danach wird es bei Mike und mir nicht produktiver. Maya schreibt direkt wenn wir nach Hause kommen eine Mathe-Klausur und hat sich Sachen zum Lernen mitgenommen. Sie sitzt also den halben Tag fleißig vor ihren Unterlagen, während ich am Laptop spiele und Mike auf dem Sofa liegt. Am Nachmittag fange ich an, die ersten Sachen zusammen zu packen. Morgen geht es ja schon wieder zurück nach Deutschland. Bereits nach dem Hinflug war der Reißverschluss meiner durchsichtigen Handgepäcks-Kulturtasche gerissen also muss jetzt wohl alles in den Koffer. Da komm ich dann aber während des Fluges nicht dran. Also muss ein neues, handgepäckstaugliches Täschlein her. Da ich ja heute sowieso nur nutzlos rumhänge überlege ich, nach Bridgewater zu fahren und bei Shoppers Drugmart ein neues Täschlein zu besorgen. Die haben so ziemlich alles, da gibt es bestimmt auch eine neue Tasche für mich. Meine beiden Mitbewohner möchten auch mal raus und wollen mit, also machen wir uns alle drei ein letztes Mal auf den Weg nach Bridgewater. Es schüttet immer noch wie aus Eimern und der Weg vom Parkplatz in den Laden reicht, um richtig nass zu werden. Neben Zahnbüsten, Shampoos oder Duschgel finde ich in den endlosen Regalreihen dieses riesigen Ladens auch das, was ich suche und bin jetzt wieder stolze Besitzerin einer kleinen, durchsichtigen, zolltauglichen Kosmetiktasche mit funktionierendem Reißverschluss. Zur Sicherheit nimmt Mike sich lieber auch direkt eine neue mit, denn auch seine sieht nicht mehr so ganz Vertrauenserweckend aus. Wer weiß, ob die den Rückflug überlebt. Unsere Erledigungen sind zügig beendet und wir wieder auf dem Weg zurück ins Häuschen. Ganz schön viel Fahrerei für so wenig Einkauf. Damit es sich lohnt, holen wir schnell bei Walmart noch ein paar Leckerchen für Deutschland raus. Wieder zurück müssen wir jetzt wirklich packen wenn wir das nicht heute Nacht erledigen wollen. Morgen Vormittag müssen wir um 11 Uhr die Schlüssel abgeben. So geht der Abend mit zusammenpacken, sauber machen und Abendessen viel zu schnell vorbei und schon verschwinden wir zum letzten Mal in den bequemen Betten unseres kleinen Cottages mitten im Nichts.
12. Tag Donnerstag, 24.10.2019 Halifax/Heimflug
Die letzte Nacht war erholsam, der Husten lässt scheinbar nach. Um 11 Uhr erwarten wir das Vermieterehepaar zur Haus- und Schlüsselübergabe, also bleiben wir nicht allzu lange liegen. Duschen, Reste verfrühstücken, spülen, Siebensachen einpacken…schon stehen die Hausverwalter vor der Tür. Nach einem kurzen Blick durch die Räume und ein bisschen Smalltalk geben wir etwas widerwillig den Schlüssel ab, setzten uns ins Auto und machen uns auf den Weg Richtung Halifax. Da unser Flug erst um 21 Uhr heute Abend geht, wir also erst um 18 Uhr am Flughafen sein müssen, haben wir noch jede Menge Zeit. Wir fahren Richtung Bridgewater und von dort aus Richtung Atlantikküste. Hier gibt es so viele schöne Örtchen, da weiß man gar nicht, wo man überall halten und gucken soll. Eine längere Pause machen wir in Chester, denn hier gefällt es uns so richtig gut. Der Ort liegt in einer kleinen Bucht und empfängt uns mit blauem Himmel und dem Geruch von Salzwasser in der Luft. Kleine Häuser mit gepflegten Vorgärten, enge Straßen, auf dem Wasser dümpelnde Boote und ein kleiner Sandstrand machen die Idylle perfekt. Also hier könnte ich auch wohnen. Wir stellen den Wagen auf einem Parkplatz mit Blick aufs Wasser ab und bummeln ein bisschen durch diesen wunderschönen Ort.
Die Luft ist kalt und klar und wir genießen sie noch, bevor es nachher ins stickige Flugzeug geht. Im Kofferraum warten Möhrchen, Cookies und Getränke darauf, aufgegessen zu werden. Erst am frühen Nachmittag können wir uns hier losreißen und fahren jetzt direkt durch nach Halifax. Wir parken das Auto unten an der Waterfront und bummeln noch einmal am Wasser entlang.
Waren die Straßen vor 10 Tagen noch für Thanksgiving geschmückt, gruselt es jetzt hinter jeder Ecke für Halloween.
Bevor wir zum Flughafen fahren, steuern wir noch einmal Jack Astors an. Eine letzte Bowl, ein letzter Burger, ein letztes Mal die übermotovierten Bedienungen. Beim Zahlen fragt sie uns nach unseren Plänen für den Abend und als ich sage, dass wir nach Hause fliegen müssten, fragt sie, wo wir denn herkämen. Ach, aus Deutschland?! Da käme die Verwandtschaft ihres Freundes auch her und Deutschland sei ja klein- vielleicht kennen wir ja seine Familie? Der Nachname sagt uns aber nichts und sie ist ein bisschen enttäuscht. Tut uns leid.
Unser nächster Halt ist die Autorückgabe bei Alamo direkt am Flughafen. Das geht super schnell und unkompliziert: Einfach in die Haltespuren fahren und während wir unsere Koffer ausladen kommt bereits ein Mitarbeiter, schaut einmal kurz ums Auto (und das ist leider wirklich schmutzig geworden), liest den Kilometerstand ab, schnell eine Unterschrift auf dem Tablet und das wars. Wir sind noch nicht im Terminal, da hat Mike bereits die Bestätigung der Rückgabe auf seinem Handy.
Jetzt kommt der langweilige Teil des heutigen Tages: Warten, Koffer abgeben, warten, Security-Check, warten, Boarding. Irgendwas haben wir bei der Buchung echt falsch gemacht. Für den Hinflug am Tag die Premium Economy und für den Nachtflug nur die Holzklasse- nächstes Mal besser umgekehrt. Wir drei quetschen uns in die Sitze und obwohl wir alle drei keine Riesen sind ist es echt eng an den Beinen. Ans Zurückstellen der Rückenlehnen ist überhaupt nicht zu denken, da liegt man ja seinem rückwärtigen Nachbarn auf dem Schoss. Naja, die sechs Stunden werden wir wohl rumkriegen. Pünktlich um 21:30 Uhr verlassen wir kanadischen Boden und der Flug ist genauso ereignislos, wie ich ihn liebe. An das Gerüttel über Neufundland habe ich mich mittlerweile gewöhnt und als wir Flughöhe erreicht haben, döse ich langsam ein. Leider ist Maya wieder ziemlich schlecht dran und nach den Reisetabletten ist ihr zwar nicht mehr übel, aber sie hängt schlafend mit ihrem Kopf auf meiner Schulter. Tief schlafend. Und jede Mutter weiß, dass wenn es dem Kind damit besser geht, man sich bloß nicht mehr bewegt. So vergehen die Stunden in recht unbequemer Haltung, bis wir um 8:30 Uhr in Frankfurt landen. Unser Pilot hat ganz gut Gas gegeben und so sind wir vor der vereinbarten Ankunftszeit gelandet, doch jetzt ist kein Parkplatz für uns frei. Wir fahren ewig lange über den Frankfurter Flughafen, ich wusste gar nicht wie riesengroß der ist, und irgendwann bleiben wir stehen. Zeit zum Aussteigen. Ich bin hundemüde und kann kaum die Augen aufhalten und wir haben noch zwei Stunden Heimfahrt vor uns. Zum Glück scheint Mike etwas wacher zu sein und ich bin dankbar, dass er erstmal fährt. Wir können ja später tauschen. Noch vor der Autobahnauffahrt schlafen Maya und ich tief und fest und ich werde erst nach anderthalb Stunden wieder wach. Nächte so ganz ohne Schlaf sind nicht meins. Zum Glück bringt uns der Mann sicher bis vor die Haustür. Jetzt erstmal ab unter die Dusche, dann die erste Ladung Wäsche in die Maschine, kurz Einkaufen. Mehr ist heute nicht mehr drin und um 19 Uhr liegen wir tief schlafend in den heimischen Betten. Wieder ist ein Urlaub in Kanada vorbei, wieder war es wunderschön und wieder war es nicht das letzte Mal. Die Flüge für Juni sind bereits gebucht. We´ll be back next year, Canada.